Alurolle gedreht/gegossen, Vor- und Nachteile?
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- Hans.
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Alurolle gedreht/gegossen, Vor- und Nachteile?
Liebe Freunde,
es gibt Rollen aus einem Block Alu gedreht oder aus Alu gegossen. Die gegossenen Rollen sind immer erheblich preisgünstiger, bei ansonster gleicher Technik. Aktuelles Beispiel: der Rollentest Nr. 506/507.
Frage an die Metallexperten unter Euch, die es wissen und nicht nur vermuten:
Gibt es gravierende Vor- und Nachteile ?
Ich danke Euch für die Antworten !
Grüße
Hans
es gibt Rollen aus einem Block Alu gedreht oder aus Alu gegossen. Die gegossenen Rollen sind immer erheblich preisgünstiger, bei ansonster gleicher Technik. Aktuelles Beispiel: der Rollentest Nr. 506/507.
Frage an die Metallexperten unter Euch, die es wissen und nicht nur vermuten:
Gibt es gravierende Vor- und Nachteile ?
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- Parachuter
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Hallo zusammen,
bei mir in der Firma wird Alu vergossen und auch bearbeitet. So denke ich, dass ich deine Frage beantworten kann.
Ich denke, dass es bei gegossenen Rollen kleine Nachteile in der Qualität geben kann. Je nach Geometrie der Rolle kann es beim Gießen (ich gehe mal von Druckguss aus) Poren und Lunker im Gefüge geben. Auf die Stabilität einer Rolle dürfte dies aber kaum eine Auswirkung haben.
Beim Bearbeiten einer gegossenen Rolle kann es vorkommen, dass ab und an eine solche Fehlstelle im Gefüge angeschnitten, sprich geöffnet wird. So kann es meines erachtens vorkommen, dass solche kleinen "Löcher" an einer Rolle zu finden sind. Dies kann man aber auch mit den entsprechenenden Pulverlacken schließen.
Die rein bearbeiteten Rollen sind insofern besser, da das gelieferte Aluminium aufgrund des Gussverfahren keine Fehlstellen aufweist.
Der Kostenunterschied beider Verfahren ist, dass bei einer bearbeiteten Rolle viel mehr Späne gemacht werden. Die Bearbeitungszeit ist länger, das eingesetzte Material (Gewicht) ist mehr und man benötigt naturlich auch mehrSchneidmittel.
Bei der legierung dürfte es bei beiden Rollen keinen Unterschied geben.
Fazit: Eine gegossenen Rolle halte ich für qualitätiv etwas schlechter, weil sie offene und/oder geschlossenen Lunker aufweisen kann, die die Funktionalität in der Praxis aber nicht beinträchtigen.
Viele Grüße
Jürgen
bei mir in der Firma wird Alu vergossen und auch bearbeitet. So denke ich, dass ich deine Frage beantworten kann.
Ich denke, dass es bei gegossenen Rollen kleine Nachteile in der Qualität geben kann. Je nach Geometrie der Rolle kann es beim Gießen (ich gehe mal von Druckguss aus) Poren und Lunker im Gefüge geben. Auf die Stabilität einer Rolle dürfte dies aber kaum eine Auswirkung haben.
Beim Bearbeiten einer gegossenen Rolle kann es vorkommen, dass ab und an eine solche Fehlstelle im Gefüge angeschnitten, sprich geöffnet wird. So kann es meines erachtens vorkommen, dass solche kleinen "Löcher" an einer Rolle zu finden sind. Dies kann man aber auch mit den entsprechenenden Pulverlacken schließen.
Die rein bearbeiteten Rollen sind insofern besser, da das gelieferte Aluminium aufgrund des Gussverfahren keine Fehlstellen aufweist.
Der Kostenunterschied beider Verfahren ist, dass bei einer bearbeiteten Rolle viel mehr Späne gemacht werden. Die Bearbeitungszeit ist länger, das eingesetzte Material (Gewicht) ist mehr und man benötigt naturlich auch mehrSchneidmittel.
Bei der legierung dürfte es bei beiden Rollen keinen Unterschied geben.
Fazit: Eine gegossenen Rolle halte ich für qualitätiv etwas schlechter, weil sie offene und/oder geschlossenen Lunker aufweisen kann, die die Funktionalität in der Praxis aber nicht beinträchtigen.
Viele Grüße
Jürgen
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Hallo zusammen
Ausserdem wird durch die Spanabhebende Bearbeitung "aus dem vollen Block" das Material zu einem gewissen Grad verdichtet, was eine größere Dichte und Härte und damit auch eine größere Stabilität zur Folge hat.
Ausserdem ist, wie bereits bemerkt, Gießen einfacher und beim Drehen entsteht mehr "Abfall"...
Ausserdem wird durch die Spanabhebende Bearbeitung "aus dem vollen Block" das Material zu einem gewissen Grad verdichtet, was eine größere Dichte und Härte und damit auch eine größere Stabilität zur Folge hat.
Ausserdem ist, wie bereits bemerkt, Gießen einfacher und beim Drehen entsteht mehr "Abfall"...
Grüße
Sebastian
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- Hans.
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Hallo Jürgen,
da habe ich ja gleich eine Expertenantwort bekommen, vielen Dank!
Ich habe mal gelesen, das Gussrollen aus Alu beim Runterfallen schlicht und einfach zerbrechen können. Ich selber kenne das aus Kindheitstagen aber nur vom Gusseisen !
Wie ist das mit gegossenem Alu ???
Grüße
Hans
da habe ich ja gleich eine Expertenantwort bekommen, vielen Dank!
Ich habe mal gelesen, das Gussrollen aus Alu beim Runterfallen schlicht und einfach zerbrechen können. Ich selber kenne das aus Kindheitstagen aber nur vom Gusseisen !
Wie ist das mit gegossenem Alu ???
Grüße
Hans
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- Heinz
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Hallo,
ich denke, dass beim Giessen von Werkteilen (je komplizierter, desto mehr) Spannungen im fertigen Werkstück auftreten, die bei der Kaltverarbeitung nicht zu erwarten sind, da da die Molekularstruktur anders ist. Derartige Spannungen können durch Tempern (Hitzebehandlung) des Werkstücks aber weitgehend abgebaut werden.
Ob Fliegenrollen aus Aluguss nachträglich einer Hitzebehandlung unterworfen werden, das weiss ich allerdings nicht. Eine Tatsache ist jedenfalls, dass gewisse alte Hardymodelle gegossen und nicht aus dem Vollengearbeitet wurden und das es meines Wissens keine Probleme gegeben hat. Natürlich spielt bei der ganzen Angelegenheit eine Rolle, wieweit Gewichtseinsparungen getrieben werden, früher war man ja nicht so grammversessen, allerdings waren auch die Ruten waren schwerer.
Grüsse
Heinz
P.S. Inzwischen gibt es ja sogar von Hardy eine Rolle deren Rahmen aus Alu und deren Spule aus Kunststoff besteht. Ich selbst halte es allerdings mit massiven Varianten. Gegen Magnesiumrollen und solche aus Titan (bereits verwirklicht) hätte ich aber nichts (sofern sie nicht extrem teuer sind).
ich denke, dass beim Giessen von Werkteilen (je komplizierter, desto mehr) Spannungen im fertigen Werkstück auftreten, die bei der Kaltverarbeitung nicht zu erwarten sind, da da die Molekularstruktur anders ist. Derartige Spannungen können durch Tempern (Hitzebehandlung) des Werkstücks aber weitgehend abgebaut werden.
Ob Fliegenrollen aus Aluguss nachträglich einer Hitzebehandlung unterworfen werden, das weiss ich allerdings nicht. Eine Tatsache ist jedenfalls, dass gewisse alte Hardymodelle gegossen und nicht aus dem Vollengearbeitet wurden und das es meines Wissens keine Probleme gegeben hat. Natürlich spielt bei der ganzen Angelegenheit eine Rolle, wieweit Gewichtseinsparungen getrieben werden, früher war man ja nicht so grammversessen, allerdings waren auch die Ruten waren schwerer.
Grüsse
Heinz
P.S. Inzwischen gibt es ja sogar von Hardy eine Rolle deren Rahmen aus Alu und deren Spule aus Kunststoff besteht. Ich selbst halte es allerdings mit massiven Varianten. Gegen Magnesiumrollen und solche aus Titan (bereits verwirklicht) hätte ich aber nichts (sofern sie nicht extrem teuer sind).
Dominus meus Deus est !
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Hallo zusammen
Es ist einmal der Druck, mit dem die Klinge ins Werkstück getrieben wird und nicht zuletzt die dabei entstehenden extrem hohen Temperaturen auf "des Messers Schneide" die das Material verdichten und härten.
Dass Gusseisen zerbricht kommt wirklich von den beim abkühlen entstehenden verschiedenen Temperaturzonen und den daraus resultierenden Spannungen im Werkstück.
Ich glaube nicht, das bewusst auf Preisersparniss getrimmte Gußmodelle danach noch getempert werden....
Es ist einmal der Druck, mit dem die Klinge ins Werkstück getrieben wird und nicht zuletzt die dabei entstehenden extrem hohen Temperaturen auf "des Messers Schneide" die das Material verdichten und härten.
Dass Gusseisen zerbricht kommt wirklich von den beim abkühlen entstehenden verschiedenen Temperaturzonen und den daraus resultierenden Spannungen im Werkstück.
Ich glaube nicht, das bewusst auf Preisersparniss getrimmte Gußmodelle danach noch getempert werden....
Grüße
Sebastian
Sebastian
Guß kann gut Druck aufnehmen. Weiterhin hat Guß den Vorteil, dass es Schwingungen aufnehmen kann. Guß ist auch nur in hohen Stückzahlen oder bei großen Teilen günstiger. Es muss immer erst eine Form hergestellt werden. Für eine Fliegenrolle ist es also eher ungeeignet als Alu.
Material, das zerspanend bearbeitet wird, wurde meistens vorher gewalzt, gezogen oder anderweitig verdichtet. Aluminium kann besser Biege-, Abscherungs- und Torsionsspannungen aufnehmen. Diese Belastungen treten viel eher bei einer Fliegenrolle auf.
Natürlich ist eine Fliegenrolle kein hoch belastetes Teil, wenn man aber bei weniger Material eine leichtere Rolle bauen kann, dann ist das ein Vorteil. Die gegossene Rolle wird bestimmt auch nicht ohne Zerspanung auskommen. Schließlich muss ja auch irgendwo ein Lagersitz hin.
Und von einem kannst du ganz bestimmt ausgehen. Fällt dir die Gussrolle runter, dann bricht sie höchst wahrscheinlich.
Material, das zerspanend bearbeitet wird, wurde meistens vorher gewalzt, gezogen oder anderweitig verdichtet. Aluminium kann besser Biege-, Abscherungs- und Torsionsspannungen aufnehmen. Diese Belastungen treten viel eher bei einer Fliegenrolle auf.
Natürlich ist eine Fliegenrolle kein hoch belastetes Teil, wenn man aber bei weniger Material eine leichtere Rolle bauen kann, dann ist das ein Vorteil. Die gegossene Rolle wird bestimmt auch nicht ohne Zerspanung auskommen. Schließlich muss ja auch irgendwo ein Lagersitz hin.
Und von einem kannst du ganz bestimmt ausgehen. Fällt dir die Gussrolle runter, dann bricht sie höchst wahrscheinlich.
Gruß Andre
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Hallo,
ich stimme zu, das Material wird meines Wissens durch den Gussprozess etwas geschwächt und wird auch spröder und kann somit leichter brechen falls sie runter fällt. Dies ist bei spanender bearbeitung nicht der Fall.
Ich denke ausserdem dass bei spanender bearbeitung die Präzision höher ist als beim Guss.
Gruss,
Tom
ich stimme zu, das Material wird meines Wissens durch den Gussprozess etwas geschwächt und wird auch spröder und kann somit leichter brechen falls sie runter fällt. Dies ist bei spanender bearbeitung nicht der Fall.
Ich denke ausserdem dass bei spanender bearbeitung die Präzision höher ist als beim Guss.
Gruss,
Tom
- Parachuter
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Hallo zusammen,
ich denke nicht, dass das Material durch den Guss geschwächt wird, bzw. bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht so ist. Ein Alu-Block muss ja auch in irgend einer Form gegossen werden.
Bzgl. den Spannungen nach dem Guss würde ich behaupten und Hoffen, dass die meisten Gussrollen nach dem Gießen warmausgelagert bzw. spannungsarm geglüht werden. Bei dem Vorgang werden Spannungen durch den Guss aufgehooben und das Gefüge homogenisiert. Gleichzeitig sort das Verfahren für eine gleich Härteverteilung über das Werkstück. Je nach Legierung ist es auch wichtig das Alu auszulagern. Bei einem hohen Siliziumgehalt, kann es vorkommen, dass bei bearbeiten die Schneiden nicht mehr schneiden und nur noch schmieren. Dieser Effekt wird beim Warmauslagern reduziert.
Ich glaube auczh nicht, dass aus einem Block gefräste Rollen eine Höhere Verdichtung aufweisen und dadurch stabiler sind. Wie meine Vorredner teilweise schon geschrieben habe, muss ja eine gegossenen Rolle auch bearbeitet werden.
Viele Grüße
Jürgen
ich denke nicht, dass das Material durch den Guss geschwächt wird, bzw. bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht so ist. Ein Alu-Block muss ja auch in irgend einer Form gegossen werden.
Bzgl. den Spannungen nach dem Guss würde ich behaupten und Hoffen, dass die meisten Gussrollen nach dem Gießen warmausgelagert bzw. spannungsarm geglüht werden. Bei dem Vorgang werden Spannungen durch den Guss aufgehooben und das Gefüge homogenisiert. Gleichzeitig sort das Verfahren für eine gleich Härteverteilung über das Werkstück. Je nach Legierung ist es auch wichtig das Alu auszulagern. Bei einem hohen Siliziumgehalt, kann es vorkommen, dass bei bearbeiten die Schneiden nicht mehr schneiden und nur noch schmieren. Dieser Effekt wird beim Warmauslagern reduziert.
Ich glaube auczh nicht, dass aus einem Block gefräste Rollen eine Höhere Verdichtung aufweisen und dadurch stabiler sind. Wie meine Vorredner teilweise schon geschrieben habe, muss ja eine gegossenen Rolle auch bearbeitet werden.
Viele Grüße
Jürgen
Hallo zusammen,
an dieser Stelle möchte ich mich auch in die Diskussion einklinken.
Jedes Verarbeitungsverfahren hat seine spezifischen Vor- und Nachteile.
Da die Rollen aktuell meiste aus Aluminium bestehen, werde ich mich nur auf dessen Verarbeitung beziehen. Das vorher erwähnte spröde Verhalten von Guss bezieht sich hauptsächlich auf Gusseisen / Stahlguss in ihren verschiedenen Ausführungen und liegt an den üblich hohen Kohlenstoffgehalt. Aluminium ist davon eher weniger betroffen.
Der Vorteil beim Gießen liegt klar im möglichen Preis des fertigen Bauteils. Sobald man jedoch ein Gußteil in eine NC-Maschine spannt und beginnt, es zu bearbeiten, ist dieser Vorteil schnell reduziert. Das Gießen von feinen Stegen ist etwas problematisch und erfordert einen sehr genauen Prozess und gewisse Kontrolle. Gerade wenn der Preis um jeden möglichen Cent gedrückt werden soll, ist dort Vorsicht angesagt. Zudem kännen beim Abkühlen Spannungen auftreten, welche das Bauteil evt. verziehen können.
Heute können mit entsprechenden Techniken und Erfahrung trotzdem recht enge Toleranzen eingehalten werden. Selbst ein M8-Gewinde lässt sich gießen.
Ich habe gerade keine gegossene Rolle zur Hand, aber ich glaube nicht, dass diese nach dem Gießen noch einmal bearbeitet werden. Das hat zwei Gründe: zum einen ist, wie schon geschrieben, der Preisvorteil schnell hinüber. Zum zweiten müssten dann größere Bereiche nachgearbeitet werden: Einen sichtbaren Übergang von einer Gussoberfläche zu einer bearbeiteten würde heute wahrscheinlich kein Käufer akzeptieren. Ausserdem kann es auch bei Aluminium zu geringen Verzug kommen, wenn die Gusshaut flächig beschädigt wird.
Gießen macht je nach Aufwand der Gußform auch schon ab erstaunlich geringen Stückzahlen sinn.
Das Drehen/Fräsen aus dem vollen Stangenmaterial braucht Maschinenlaufzeit und erzeugt Späne mit dem dauzgehörigen Werkzeugverschleiß. Das macht die Bauteile teuer. Jedoch kann man so Toleranzen minimieren und auch kleine Stückzahlen fertigen. Mit dieser Methode lassen sich sehr hochwertige Bauteile erzeugen. Relevante Verdichtungen aufgrund spanabhebender Verfahren sind mir nicht bekannt, lasse mich aber gerne belehren.
Das in einem anderen Beitrag erwähnte Gießen des Halbzeugs (Stangenmaterial) ist relativ unproblematisch, da z.B. rundes Stangenmaterial gleichmäßig abkühlen kann, es gibt dort keine Sprünge in der Wandstärke oder ähnliches.
Eine bisher noch nicht genannte Methode ist Schmieden. Shimano schreibt in seinem Katalog, dass Gehäuse und Spule bei den XT- und XTR-Rollen geschmiedet werden. Da bin ich mir über den Sinn noch immer unschlüssig. Die Bauteile werden von Shimano definitiv spanabhebend nachgearbeitet, d.h. es können nur grobe Rohlinge vorgefertigt werden. Schmieden ist bei Aluminium nicht ganz banal, da es nur ein schmales Temperaturfenster gibt, in dem es sinnvoll angewendet werden kann. Darüber wird der Effekt gleich wieder thermisch zunichte gemacht, darunter ist das Material zu spröde für größere Verformungen und bricht. Ich nehme an, dass es stimmt, dass die Teile geschmiedet werden. Das Schmieden von Aluminium verbessert die Materialeigenschaften nicht in dem Maße wie das z.B. bei Stahl der Fall ist. Momentan sehe ich deshalb nicht den großen Nutzen aus diesem Verfahren und halte es damit eher für einen Marketinggag.
Nichtsdestotrotz bin ich mit meinen beiden Shimano-Rollen (XTR-LA34 und XT-LA56) sehr zufrieden.
Ich hoffe ich habe mehr Unklarheiten beseitigt als aufgeworfen,
Martin
an dieser Stelle möchte ich mich auch in die Diskussion einklinken.
Jedes Verarbeitungsverfahren hat seine spezifischen Vor- und Nachteile.
Da die Rollen aktuell meiste aus Aluminium bestehen, werde ich mich nur auf dessen Verarbeitung beziehen. Das vorher erwähnte spröde Verhalten von Guss bezieht sich hauptsächlich auf Gusseisen / Stahlguss in ihren verschiedenen Ausführungen und liegt an den üblich hohen Kohlenstoffgehalt. Aluminium ist davon eher weniger betroffen.
Der Vorteil beim Gießen liegt klar im möglichen Preis des fertigen Bauteils. Sobald man jedoch ein Gußteil in eine NC-Maschine spannt und beginnt, es zu bearbeiten, ist dieser Vorteil schnell reduziert. Das Gießen von feinen Stegen ist etwas problematisch und erfordert einen sehr genauen Prozess und gewisse Kontrolle. Gerade wenn der Preis um jeden möglichen Cent gedrückt werden soll, ist dort Vorsicht angesagt. Zudem kännen beim Abkühlen Spannungen auftreten, welche das Bauteil evt. verziehen können.
Heute können mit entsprechenden Techniken und Erfahrung trotzdem recht enge Toleranzen eingehalten werden. Selbst ein M8-Gewinde lässt sich gießen.
Ich habe gerade keine gegossene Rolle zur Hand, aber ich glaube nicht, dass diese nach dem Gießen noch einmal bearbeitet werden. Das hat zwei Gründe: zum einen ist, wie schon geschrieben, der Preisvorteil schnell hinüber. Zum zweiten müssten dann größere Bereiche nachgearbeitet werden: Einen sichtbaren Übergang von einer Gussoberfläche zu einer bearbeiteten würde heute wahrscheinlich kein Käufer akzeptieren. Ausserdem kann es auch bei Aluminium zu geringen Verzug kommen, wenn die Gusshaut flächig beschädigt wird.
Gießen macht je nach Aufwand der Gußform auch schon ab erstaunlich geringen Stückzahlen sinn.
Das Drehen/Fräsen aus dem vollen Stangenmaterial braucht Maschinenlaufzeit und erzeugt Späne mit dem dauzgehörigen Werkzeugverschleiß. Das macht die Bauteile teuer. Jedoch kann man so Toleranzen minimieren und auch kleine Stückzahlen fertigen. Mit dieser Methode lassen sich sehr hochwertige Bauteile erzeugen. Relevante Verdichtungen aufgrund spanabhebender Verfahren sind mir nicht bekannt, lasse mich aber gerne belehren.
Das in einem anderen Beitrag erwähnte Gießen des Halbzeugs (Stangenmaterial) ist relativ unproblematisch, da z.B. rundes Stangenmaterial gleichmäßig abkühlen kann, es gibt dort keine Sprünge in der Wandstärke oder ähnliches.
Eine bisher noch nicht genannte Methode ist Schmieden. Shimano schreibt in seinem Katalog, dass Gehäuse und Spule bei den XT- und XTR-Rollen geschmiedet werden. Da bin ich mir über den Sinn noch immer unschlüssig. Die Bauteile werden von Shimano definitiv spanabhebend nachgearbeitet, d.h. es können nur grobe Rohlinge vorgefertigt werden. Schmieden ist bei Aluminium nicht ganz banal, da es nur ein schmales Temperaturfenster gibt, in dem es sinnvoll angewendet werden kann. Darüber wird der Effekt gleich wieder thermisch zunichte gemacht, darunter ist das Material zu spröde für größere Verformungen und bricht. Ich nehme an, dass es stimmt, dass die Teile geschmiedet werden. Das Schmieden von Aluminium verbessert die Materialeigenschaften nicht in dem Maße wie das z.B. bei Stahl der Fall ist. Momentan sehe ich deshalb nicht den großen Nutzen aus diesem Verfahren und halte es damit eher für einen Marketinggag.
Nichtsdestotrotz bin ich mit meinen beiden Shimano-Rollen (XTR-LA34 und XT-LA56) sehr zufrieden.
Ich hoffe ich habe mehr Unklarheiten beseitigt als aufgeworfen,
Martin
- gespliesste
- Beiträge: 1405
- Registriert: 02.01.2008, 23:49
- Wohnort: Berlin
- Hat sich bedankt: 56 Mal
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Hallo,
anbei eine Anmerkung aus der Praxis:
Die CFO Rollen von Orvis gibt es aus einem Stück gedreht und als gegossenen Version, gleicher Preis fast gleiches Aussehen, ich denke der Produktionsprozess wurde irgendwann auf gegossenen Rollen umgestellt. Ich habe vorher gar nicht gewusst das ich zwei grundsätzlich verschiedene Versionen habe, bis Orvis mich bei einer Bestellung eines Ersatzteils darauf Aufmerksam gemacht hat.
Die gegossenen Rolle (ohne Spule) wiegt 45,3g und die gedrehte 56,1g. Die gedrehte hat eine stärkere Wanddicke, dafür sieht man aussen keine Befestigung der Bremse, bei der gegossenen ist die Bremsenkontruktion mit kleinen Nieten befestigt.
Anbei noch mal der Ausszug vom Orvis Kundendienst:
[...]
Just for your information, the reels with the rivets are cast reels and the ones without them are machined from solid bar stock. The rim of the spools on the bar stock reels is slightly thicker than the rim on the cast reels.
[...]
Die Rollen sind im Schnitt seit ca. 15 Jahren (teiweise auch deutlich länger, da ich sie gebraucht gekauft habe) im Einsatz und ich habe keinerlei Beanstandungen, weder bei der einen noch der anderen Version.
LG, Olaf
anbei eine Anmerkung aus der Praxis:
Die CFO Rollen von Orvis gibt es aus einem Stück gedreht und als gegossenen Version, gleicher Preis fast gleiches Aussehen, ich denke der Produktionsprozess wurde irgendwann auf gegossenen Rollen umgestellt. Ich habe vorher gar nicht gewusst das ich zwei grundsätzlich verschiedene Versionen habe, bis Orvis mich bei einer Bestellung eines Ersatzteils darauf Aufmerksam gemacht hat.
Die gegossenen Rolle (ohne Spule) wiegt 45,3g und die gedrehte 56,1g. Die gedrehte hat eine stärkere Wanddicke, dafür sieht man aussen keine Befestigung der Bremse, bei der gegossenen ist die Bremsenkontruktion mit kleinen Nieten befestigt.
Anbei noch mal der Ausszug vom Orvis Kundendienst:
[...]
Just for your information, the reels with the rivets are cast reels and the ones without them are machined from solid bar stock. The rim of the spools on the bar stock reels is slightly thicker than the rim on the cast reels.
[...]
Die Rollen sind im Schnitt seit ca. 15 Jahren (teiweise auch deutlich länger, da ich sie gebraucht gekauft habe) im Einsatz und ich habe keinerlei Beanstandungen, weder bei der einen noch der anderen Version.
LG, Olaf
<< streamstalkin´ 24/7 >>
"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
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Hallo Jürgen,
wenn Lunker und Einschlüsse das Gewicht reduzieren, wäre diese Guss- Eigenschaft für Fliegenrollen positiv.
Für Motorsägen, Rasenmäher usw. werden seit Jahrzehnten Alu- und Magnesium -Legierungen via Druckguss verwendet. Die Maschinen sind im Forst und Landschaftsbau den härtesten Bedingungen ausgesetzt.
Warum sollte dann eine gegossene und spanabhebend bearbeitete Fliegenrolle schlechter sein, als eine aus dem vollen Material hergestellte Rolle?
Grüße
Hartmut
wenn Lunker und Einschlüsse das Gewicht reduzieren, wäre diese Guss- Eigenschaft für Fliegenrollen positiv.
Das Beispiel von Olaf deutet in diese Richtung.Die gegossenen Rolle (ohne Spule) wiegt 45,3g und die gedrehte 56,1g.
Für Motorsägen, Rasenmäher usw. werden seit Jahrzehnten Alu- und Magnesium -Legierungen via Druckguss verwendet. Die Maschinen sind im Forst und Landschaftsbau den härtesten Bedingungen ausgesetzt.
Warum sollte dann eine gegossene und spanabhebend bearbeitete Fliegenrolle schlechter sein, als eine aus dem vollen Material hergestellte Rolle?
Grüße
Hartmut
Hallo,
ich hatte mal eine Rolle aus Guss, bei der nach einem leichten Sturz einfach ein Aluminiumstueck aus der Rolle herausgebrochen ist. Das waere bei einer gedrehten Rolle nicht passiert. Zusaetzlich sind gegossene
Rollen korrosionsempfindlicher als gedrehte Rollen: An Stellen, wo die
Oberflaechenbeschichtung abgekratzt ist sehe ich mehr Korrosion als an gegossenen Rollen (speziell nach Salzwassergebrauch).
Gruss,
Bernhard
ich hatte mal eine Rolle aus Guss, bei der nach einem leichten Sturz einfach ein Aluminiumstueck aus der Rolle herausgebrochen ist. Das waere bei einer gedrehten Rolle nicht passiert. Zusaetzlich sind gegossene
Rollen korrosionsempfindlicher als gedrehte Rollen: An Stellen, wo die
Oberflaechenbeschichtung abgekratzt ist sehe ich mehr Korrosion als an gegossenen Rollen (speziell nach Salzwassergebrauch).
Gruss,
Bernhard
Zuletzt geändert von BLU am 13.06.2008, 06:27, insgesamt 1-mal geändert.