Fliegenfischen ohne Haken, aber mit Fisch!

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Hogy
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Fliegenfischen ohne Haken, aber mit Fisch!

Beitrag von Hogy »

Den Begriff "Fliegenfischen" darf man allerdings hier nicht so eng sehen...

Hier in Louisiana gibts lebende Dinosaurier: Gar Fish!
Die existieren seit ueber 100 Milionen Jahren in unveraenderter Form. Diese Fische haben gegenueber anderen Fischarten einen entscheidenden Ueberlebesvorteil: sie koennen ueber ihre Schwimmblase Sauerstoff aus der Luft aufnehmen.

Im Fruehjahr ueberschwemmt der Mississippi hier riesige Sumpfgebiete, ganze Waelder stehen unter Wasser. Wenn dann der Flusspegel sinkt, fliesst das Wasser ab und tausende Tuempel und Wassergraeben bleiben zurueck. Ueber den Sommer trocknen die dann zum groessten Teil aus und nur die Garfische ueberleben (und Bowfin, die koennen auch Luft atmen).

Gar werden recht gross, Longnose Gar werden so gross wie kapitale Hechte, Alligator Gar werden weit ueber zwei Meter lang und ueber 100 kilo schwer.

Longnose Gar haben dutzende nadelspitzer Zaehne und eignen sich damit fuer das Fischen ohne Haken. Als "Fliege" benutzt man etwa 10-15cm feinfaseriger Nylonschnur, die man aufkloeppelt und auskaemmt. Etwas rotes "flashabou" dazu und fertig ist die Fliege. Der Gar attackiert diesen Koeder wie einen Koederfisch. Gar haben die Angewohnheit einen Fisch zu schnappen und dann durch kraeftiges Schuetteln zu toeten. Dieses Kopfschuetteln fuehrt dazu, dass der Gar sich mit seinen Zaehnen hoffnungslos in den Nylonfasern verheddert. Und dann gehts los.

Diese Fische haben enorme Kraft und Ausdauer, springen aus dem Wasser wie Tarpon und legen einiges an Luftakrobatik an den Tag.

Man braucht mindestens eine 8wt Rute, weil die Nylonfliege in nassem Zustand sehr schwer ist.

Hat man den Fisch gelandet, steckt man ihm einen Stock zwischen die Kiefer und entfernt die Nylonfasern. Am besten funktioniert das, ohne Witz, mit einer Zahnbuerste.

Gar sind nicht besonders zimperlich, haben kleine Knochenplatten als Schuppen und einen dicken, zaehen Schleimfilm. Sie stecken die Prozedur leicht weg und ueberstehen im Notfall Stunden an Land.

So, nun da die feinen Trockenfliegenaesthetiker sich wahrscheinlich mit Grausen abgewendet haben (bitte nicht uebelnehmen sein, ist natuerlich nur im Scherz gemeint), kann ich zugeben, dass Gar meine Lieblingsfische im Suesswasser sind .

Hier ein paar Bilder vom heutigen Abend. Auf dem Heimweg von der Arbeit liegen einige garhaltige Tuempel die ich immer besuche, wenn's nicht gerade blitzt und donnert. Kurz fuer eine Stunde die Fliegenangel mit Nylon"fliege" geschwungen, und so sieht das Ergebnis aus:

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maggus
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Beitrag von maggus »

Hi Hogy,

zuerst dacht ich beim Lesen deines Artikels an einen Aprilscherz....

Respekt diese Gar´s schauen echt stark aus.... Wie eine Mischung aus Hecht und Aligator! :-)

Deine Methode mit "Nylon-Streamer" ist dann wohl die Schonmethode schlechthin! Da ist die Diskussion Widerhaken oder nicht ja lächerlich dagegen.... Aber Gar kein Haken als Erfolgsmodell ist schon witzig.... Ich habe mal von einer Aalangelmethode gehört bei der man dicke Schnüre mit Tauwürmern garniert und die Aale "nur" rauszieht oder beim "Fischen" auf Krebse... Aber Fliegenfischen ohne Haken.... Das ist cool! :-) Ok, ein Bekannter hatte mal auf eine Nymphe eine 10 cm Bachforelle gehakt und wollte sie loswerden.... Schneller war aber eine 50 Bachforelle die sich nicht hakte sondern nur an der Miniforelle verbissen war..... Er hätte diese Kombo fast keschern können.... :-) Sachen gibts....

Gruss Markus
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goeddoek
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Beitrag von goeddoek »

Klasse Bericht :!:

So in Etwa fange ich Hornhechte, die im Englischen übrigens auch garfish genannt werden :wink:
Gruß,

Georg
Holger.Schöttel
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Beitrag von Holger.Schöttel »

Hallo Georg,

könntest Du das etwas erläutern, interressiert mich sehr.

Petri, Holger
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goeddoek
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Beitrag von goeddoek »

Moin Holger :!:

Das ist keine große Sache. Für Spinfischer werden ja die "Silkekrogen" angeboten, die nichts anderes sind, als Schlaufen aus feiner Seide, die anstatt des Hakens hintergeschaltet werden und in die sich die Hornies verbeissen.

Das Prinzip haben wir vor dreißig Jahren schon fürs Aalbudden ( Pöddern) genutzt.


So - genug Blabla :wink:


Ich nehm 'nen billigen Haken, kneif den Hakenbogen ab und binde 'ne Schlaufe aus "fusseliger" roter Wolle ein. Am besten Kunsstoff, der sich nicht so vollsaugt und die Fliege unnötig schwer macht. Noch ein bisschen Glitter und vorne 'ne rote Hechel eingebunden - fertig :D

Die Hornhechte bleiben mit ihren feinen Zähnen in der Wolle hängen und lassen sich so auch schonend wieder freilassen, wenn sie z.B. zu lütt sind.

Schonender gehts fast nicht :wink:
Gruß,

Georg
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Achim Stahl
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Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

@Hogy: Deine Berichte aus Louisiana machen mich immer geieriger. =P~

Redfish, Garfish, Bass ... ich glaube, dein Sumpfland wäre echt mal eine Reise wert! :roll:


@Holger: Für Hornhechte kann man auch einfach so eine Schlaufe Silkekogen ans Vorfach knoten. Aber wirklich schonend finde ich diese Methode für Hornhechte nicht. Die verheddern sich teilweise dermaßen in der Wolle, dass sie fast nicht mehr zu lösen sind.


Viele Grüße!

Achim
Früher war mehr Lametta!
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goeddoek
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Beitrag von goeddoek »

Achim Stahl hat geschrieben:

@Holger: Für Hornhechte kann man auch einfach so eine Schlaufe Silkekogen ans Vorfach knoten. Aber wirklich schonend finde ich diese Methode für Hornhechte nicht. Die verheddern sich teilweise dermaßen in der Wolle, dass sie fast nicht mehr zu lösen sind.


Viele Grüße!

Achim


Richtig, Achim :!:

Deshalb schwör ich ja auf die - zudem günstigere Methode - mit der Wolle :wink:
Gruß,

Georg
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Hogy
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Beitrag von Hogy »

maggus hat geschrieben:Hi Hogy,


Respekt diese Gar´s schauen echt stark aus.... Wie eine Mischung aus Hecht und Aligator! :-)
Hallo Maggus, so sieht ein ausgewachsener Gar aus (nicht mein Photo):

Bild

Da funktioniert der Trick mit der Nylonschnur dann nicht mehr. :shock:
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hi Hogy,


ääääääääääääääääääääääääääääääh...... was ist denn das für ein Dinosaurier? :-) Ist der mit Photoshop aufgeblasen? :-)

Irre! Muss man da nicht aufpassen dass man nach einem "erfolgreichen" Drill vielleicht sein Bein verliert?

Gruss Markus
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Theoretiker
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Beitrag von Theoretiker »

Schöner Bericht, schöner Fisch!
Schade, dass diese Arten hauptsächlich so befischt werden:
http://video.google.com/videoplay?docid ... 8465120190
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Hogy
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Beitrag von Hogy »

Theoretiker hat geschrieben:Schöner Bericht, schöner Fisch!
Schade, dass diese Arten hauptsächlich so befischt werden:
http://video.google.com/videoplay?docid ... 8465120190
Ja, das ist leider ein grosses Problem. Der Grund dafuer ist, dass Gar nicht offiziell als "game fish" anerkannt sind und damit keinerlei Regulierung unterliegen.

Dies aendert sich im Moment ein bisschen, es gibt nun einige enstzunehmende Bewegungen, die durch organisierte Unterschriftenaktionen versuchen, Gesetzesaenderungen herbeizufuehren.

Man muss allerdings auch unterscheiden, "normale" Longnose Gar sind ueberaus haeufig und in keiner Weise gefaehrdet. Anders sieht es bei den wirklich grossen Alligator Gar aus, diese Fische werden unglaublich alt und brauchen lange um diese Groessen zu erreichen. Ein 8 Fuss grosser Fisch ist an die hundert Jahre alt. In Texas wurde in den letzten Jahren ein besonders grosser Gar gefangen, bei dem sich im Ruecken eine Flintsteinpfeilspitze aus Indianerzeiten fand.

Das Bogenfischen ist nun zu einem grossen Geschaeft geworden und hat dem Alligator Gar Bestand massiv zugesetzt. Wenn da nicht bald etwas passiert, wirds eng.
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