Bachforelle mit Kopfverletzung. Woher?

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
Wolfgang Maier
Beiträge: 50
Registriert: 11.10.2006, 12:13
Wohnort: 71120
Danksagung erhalten: 7 Mal

Bachforelle mit Kopfverletzung. Woher?

Beitrag von Wolfgang Maier »

Hallo zusammen,

ich fing letztes Frühjahr Anfang April einen Bachforellenmilchner von ca. 50cm in einem kleinen Fluß im nördlichen Schwarzwald, der erhebliche Kopfverletzungen aufwies, die wie Hautabschürfungen aussahen. Am restlichen Körper waren keinerlei Auffälligkeiten.

Bild

Bild

Kann es sein, dass sich der Fisch dermaßen heftige Verletzungen bei den Laichrangeleien zugezogen hat? Ich kenne die Revierkämpfe von Malawi-Buntbarschen aus meiner Zeit als Aquarianer, bei denen sich die Männchen ineinander verbeißen und schon mal recht heftige Blessuren an Maul und Kopf davontragen können. Gibt es vergleichbare Verhaltensmuster bei Bachforellen?

Oder stammt diese Verletzung eher von einem Kormoran? Wobei ich persönlich nicht finde, dass diese Verletzung wie ein typischer Kormoranbiss aussieht.

Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.

Viele Grüße
Wolfgang
Benutzeravatar
Kurt Mack
Beiträge: 299
Registriert: 22.03.2007, 09:18
Hat sich bedankt: 41 Mal
Danksagung erhalten: 90 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Für mich sieht das aus das der Fisch durch ein Loch wollte, dass zu klein für ihn war. Gerade auf dem zweiten Bild sieht man hinter dem Auge und am Nacken, wo der Kopf deutlich dicker wird, die dadurch verursachten Hautwunden.
Ob auf der Flucht vor Kormoranen oder bei der Laichwanderung, solche Verletzung kommen halt mal vor.

Tschüß, Kurt
Benutzeravatar
caddis92
Beiträge: 34
Registriert: 06.01.2010, 00:43
Wohnort: Hessen

Beitrag von caddis92 »

Halllo Wolfgang,
sieht für mich so aus, als wäre ein Schaufelrad einer Turbine einmal über Kopf und Nacken hinweggezogen.


Grüße
Jonas
…you don´t need five hundred dollars´ worth of rod and reel and a designer vest to catch some fish. (John Gierach)
Benutzeravatar
Andreas F.
Beiträge: 90
Registriert: 27.08.2009, 19:29
Wohnort: Mittelhessen
Kontaktdaten:

Beitrag von Andreas F. »

Hallo,

diese Verletzung deckt sich mit keinem Turbinenschaden den ich jemals gesehen habe.
Neben der Tatsache, dass solch eine Bachforelle wohl kaum durch eine Rechenanlage durchkommen sollte, würde die direkte Verletzung einer Turbine deutlich anders aussehen und ich bezweifele, dass der Fisch sowas überleben würde.
Und auch ein Quetschschaden durch einen Rechnen kann man ausschließen, da wäre die Forelle A, am ganzen Körper verletzt, und B, entstehen dort keine solch "verissenen" Wunden.

Die Loch Theorie halte ich persönlich auch nicht für sehr wahrscheinlich.
Ein so großer Fisch wird wohl kaum solange versuchen in ein kleines Loch zu schwimmen, bis sein Kopf halbseitig wund gescheuert ist.


Nun, die Verletzung sieht für mich auf der einen Seite deutlich schlimmer aus.
Hast du dir die rechte Seite, speziell dieses kleine "Loch" neben dem Auge mal genauer angeschaut?
Auch wenn es anhand der Bilder schwer zu sagen ist, könnte diese Verletzung durchaus von einem Kormoran stammen.
Die Schnabelform würde das Aussehen der Verletzung erklären.
Mit Sicherheit wird es dir aber wahrscheinlich keiner sagen können.

MfG
Andreas
<< streamstalkin´ 24/7 >>
Benutzeravatar
Wolfgang Maier
Beiträge: 50
Registriert: 11.10.2006, 12:13
Wohnort: 71120
Danksagung erhalten: 7 Mal

Beitrag von Wolfgang Maier »

Vielen Dank für Eure Beiträge. Jetzt weiss ich natürlich auch nicht, an welche Variante ich glauben soll. :? Was mich irritiert, ist dass die Hautablösungen so großflächig sind und auch Ober- und Unterlippe betroffen sind.

Da meine erste Vermutung bisher von niemandem kommentiert wurde und ich selbst leider noch nie das Ablaichen von Bachforellen bzw. das Vorgeplänkel hierzu beobachten konnte, würde mich interessieren, ob es bei Bachforellen überhaupt ähnliche Rangeleien zwischen den Milchnern gibt wie z. B. bei Lachsen oder den von mir beschriebenen Malawi-Cichliden.

Gruß
Wolfgang
Benutzeravatar
caddis92
Beiträge: 34
Registriert: 06.01.2010, 00:43
Wohnort: Hessen

Beitrag von caddis92 »

Hallo Wolfgang,
..., ob es bei Bachforellen überhaupt ähnliche Rangeleien zwischen den Milchnern gibt wie z. B. bei Lachsen oder den von mir beschriebenen Malawi-Cichliden.
Ja, diese Rangeleien gib es auch bei den Bachforellen.

Mit der Turbine, das war jetzt das erste was mir einfiel. Letztlich gibt es da viele Möglichkeiten, die sich plausibel begründen ließen.
Ohne die näheren Umstände zu kennen, kann man glaube ich nichts Genaueres sagen. Hattest du den Fisch am Streamer (Größe?) ?


Grüße
Jonas
…you don´t need five hundred dollars´ worth of rod and reel and a designer vest to catch some fish. (John Gierach)
Chrissi
Beiträge: 12
Registriert: 23.03.2007, 17:06

Beitrag von Chrissi »

Hallo Wolfgang,
ich hatte eine ähnliche Verletzung durch die Vorfachschnur, kann es sein das sich der Fisch das Vorfach um den Kopf gewickelt hat? Bei mir stand der Fisch in der Strömung und es kam leider zu einer ähnlich schweren Verletzung.
Gruß

Chrissi
Benutzeravatar
Wolfgang Maier
Beiträge: 50
Registriert: 11.10.2006, 12:13
Wohnort: 71120
Danksagung erhalten: 7 Mal

Beitrag von Wolfgang Maier »

Hallo Jonas, hallo Chrissi,

Die Bachforelle fing ich auf einen Koppenstreamer #4. Die Abschürfungen direkt an Ober- und Unterkiefer könnten natürlich auch teilweise vom Haken stammen. Oder vielleicht vom Steine umdrehen auf der Suche nach Mühlkoppen, Sprock und Wasserschnecken? Im zeitigen Frühjahr ist das an meinem Hausgewässer so ziemlich das einzige, was sie im Magen haben.

Aber wie Ihr schon angemerkt habt, kann man das letztlich wohl nicht mit Sicherheit sagen.
ich hatte eine ähnliche Verletzung durch die Vorfachschnur, kann es sein das sich der Fisch das Vorfach um den Kopf gewickelt hat?
Das kann ich ausschließen, da ich den Fisch einige Tage zuvor schon beobachtet hatte und mir die hellen Flecken auffielen.

Gruß
Wolfgang
Mindelpeter

Beitrag von Mindelpeter »

Servus Miteinander,

Wolfgang hat folgendes geschrieben:
Oder vielleicht vom Steine umdrehen auf der Suche nach Mühlkoppen, Sprock und Wasserschnecken?
Ich meine du hast hier bereits deine Antwort gefunden.
Ich hab das immer wieder mal beobachten können, wie Forellen beim Jagen von Koppen und Schmerlen sich fast eingraben..

Sie verhalten sich auf der Flucht vor Kormoranen übrigens ganz ähnlich.. Deine Forelle könnte sich auch auf der Suche nach einem Versteck so verletzt haben.. :(

Grüße, Peter.
Benutzeravatar
Cuchulainn
Beiträge: 371
Registriert: 04.02.2009, 21:14
Wohnort: An der Isar

Beitrag von Cuchulainn »

Hi Leudde,
Goddard beschreibt doch, wie Forellen im Kies nach Bachflohkrebsen graben. Wenn ich mich richtig erinnere, gings da aber um die einseitige Abnutzung des Unterkiefers. Und sah auch ganz anders aus. Ich hab zuerst auch an Turbine gedacht, aber ich glaubs eingentlich nicht.
Viele Grüße
Martin
Gründungsmitglied der Gesellschaft zum Schutz der Nassfliege n.e.V.
Philzlaus
Beiträge: 997
Registriert: 27.08.2009, 17:00
Hat sich bedankt: 6 Mal
Danksagung erhalten: 72 Mal

Beitrag von Philzlaus »

Was haltet ihr von der eigentlich sehr nahe liegenden Theorie das die Forelle vom Menschen misshandelt wurde. Braucht nur einer beim totschlagen schlecht gezielt haben mit einem scharfen Gegenstand und der Fisch rutschte aus den Dingern + war nicht tot. Die restlichen Narben können ja eventuell natürlich sein bzw von einem Drill?
gruss
Philipp
derflow
Beiträge: 793
Registriert: 11.09.2008, 09:08
Hat sich bedankt: 20 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Beitrag von derflow »

schliess mich Philzlaus an - hat was von "hochgehoben, aus den Fingern geglitten und Schotter geknutscht anschliessend doch noch fliehenkönnen"
Was mich ja ein wenig wundert ist, daß die ganzeGeschichte noch nicht verpilzt ist - muß also zum Zeitpunkt des Fanges relativ frisch gewesen sein.


....oder die Forelle ist einem dieser Experten zum Opfer gefallen, die Ihre Fische vor dem Releasen knutschen müssen (sind übrigens diejenigen die bei Fangbildern auch gerne auf Rutengriffe beissen - warum eigentlich?) - leider hatte der gute Mann ziemlichen Mundgeruch :D :D :D
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank. »

Lieber SEK,

ich fürchte, die SpuSi wird diesen Fall nicht letztgültig klären können.
Die Indizien lassen allenfalls Spekulationen zu; kein Staatsanwalt wird sich der Sache annehmen wollen.

Die Brook Trout in diesem Video
http://www.youtube.com/watch?v=H7tc8f1bIBQ
weist beinahe identische Verletzungen auf.

Müssen wir nun von einem international tätigen Serientäter ausgehen?

Antworten demnächst sonntags, 20.15 Uhr, ARD: Tatort "Der Tote im Laichbett".

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Benutzeravatar
Mario Mende / Sachsen
Beiträge: 781
Registriert: 10.10.2006, 14:21
Wohnort: Leipziger Land
Hat sich bedankt: 2 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Mario Mende / Sachsen »

Könnte es sich um einen Besatzfisch handeln?
Fische aus Aquakulturen sehen teilweise so aus, wenn die versuchen durch Netze zu "schlüpfen, oder sich an den Netzen bewegen.

Allzu alt scheint die Verletzung jedoch nicht zu sein.
Ansonsten würde ich auch auf Verletzungen durch Nahrungssuche oder Einstandskämpfe tippen.

Wie gesagt, es sind reine Vermutungen.
Kormoran würde ich aber ausschließen, da die Verletzung zu großflächig ist. Sieht eher aus, als wollte die durch etwas durch, was sich dann als zu klein erwiesen hat.

Mario
Fischrettungssanitäter i.R. :D
Vergräme den Kormoran, nicht den Fisch!

Mario
Benutzeravatar
Wolfgang Maier
Beiträge: 50
Registriert: 11.10.2006, 12:13
Wohnort: 71120
Danksagung erhalten: 7 Mal

Beitrag von Wolfgang Maier »

Könnte es sich um einen Besatzfisch handeln?
Auch das ist sehr unwahrscheinlich, da das Gewässer schon seit vielen Jahren ausschließlich mit BF-Sömmerlingen besetzt wird, die in den vereinseigenen Fischteichen aufgezogen werden.

Nein, nein, am plausibelsten erscheint mir die von Philipp in’s Spiel gebrachte und von Frank weiter ausgeführte Variante des fischmißhandelnden Serientäters. Ich werde meine Nachforschungen deshalb in diese Richtung intensivieren.

Um eine Massenhysterie in der (fliegen)fischenden Bevölkerung zu vermeiden, und um den Ermittlungserfolg bei den weiteren Untersuchungen nicht zu gefährden, möchte ich allerdings ab sofort bis zur vollständigen Aufklärung des Falls und Festnahme des Täters keine weiteren Einzelheiten zu Tathergang oder Opfer in diesem Forum veröffentlichen. Ich bitte um Euer Verständnis.

:wink:

Viele Grüße
Wolfgang
Antworten