Geschichten mit Zuschauern beim Fliegenfischen

[Siegfried.]

Hallo Olaf,
dank meines Altersvorsprungs haben wir derlei Wochenenden an den diversen Talsperren des Sauerlandes schon Ende der 70er Jahre wieder aufgegeben und sind seriös geworden . Leider sind seit dem die Gelegenheiten solchen Sch... zu machen schon deswegen fast völlig weg, weil die Kühe von den Weiden verschwunden und in die Ställe gesperrt worden sind, wo sie statt Gras Maissilage fressen. Denen geht es jetzt bestimmt viel besser als mit den gefährlichen Elektrozäunen und den anderen Gefahren da draußen .

Die Alternative für Michel könnte noch sein, dass er am Egoshooter sitzt oder in einer "Reality" show von irgendwelchen "Natur"völkern wieder für die "zivilisierte" Welt zurecht gebogen wird während seine Schwester im Kleinen Schwarzen BWL studiert und nebenbei modelt.

Mutta hol mich vonne Zeche, ich kann dat Schwatte nich mehr sehn

Siegfried

P.S. Hab beschlossen nicht zur Jagd & Hund zu gehen, weil einfach zu wenig für uns dabei ist. Bin heute morgen noch am Gelände vorbei gefahren und war eher bestärkt in der Meinung. Nur Jäger zu sehen. Aber wenn du da bist, ich wohne nur 4 km weg davon ...

[DerSancho]

Hallo zusammen!

Ich will beim Fischen ja eigentlich schon gern meine Ruhe, aber die meisten Zuschauer sind doch ganz nett, ich hatte da schon einige freundliche Begegnungen. Wenn man allerdings mühsam die letzten Meter zur besten Stelle durch den Matsch krabbelt, gaaanz vorsichtig und auf Knien die Fliege mit zittrigen Fingern anbindet, nur damit prompt einer hinterher durchs Unterholz bricht, sich direkt neben einen stellt und sich neugierig weit übers Ufer lehnt... na ja...

Aber so was kann auch durchaus amüsant sein, wie der Junge mit Taucherbrille, der am See zielstrebig auf mich zuschwamm, direkt am Ende meiner Fliegenschnur untertauchte, um mir danach voller Überzeugung zu verkünden, dass ich hier aber an der falschen Stelle angeln würde, da hätte es gar keine Fische.

Spannend sind auch immer mal wieder die Viehweiden, wenn man auf einmal von einer ganzen Herde Schafe umringt ist und das Mäh-Konzert losgeht, kann man sich schon irdgendwie hilflos vorkommen

Viele Grüße,

Ingo

[Achim Stahl]

Moin,


manchmal liebe ich es, mich in fliegenfischereiliche Grenzbereiche zu begeben. Streetfishing auf Meeräschen an einem Sonntag Nachmittag im Stadtgebiet von Kiel bei bestem Sommerwetter ist so ein Thema. Interessante Gespräche sind garantiert. Definitiv nichts für introvertierte Eigenbrödler!

Einer meiner Streetfishingausfüge war besonders reich an Kommentaren und ausergewöhnlichen Gesprächen:

Kaum war ich aus meinem Auto ausgestiegen und hatte meine Rute montiert, kam auch schon ein Spaziergänger zielstrebig auf mich zu marschiert. "Kommen Sie schnell mit! Hier vorne am Sportboothafen ist alles voller dicker Zander!" Ich bedankte mich freundlich für seinen Hinweis und klärte ihn darüber auf, dass es keine Zander in der Kieler Förde gibt, und es sich um Meeräschen handelte.

Die waren dann tatsächlich am Sportboothafen zu sehen. Ein mitteilsamer Segler erzählte mir, dass es tatsächlich Angler geben soll, die diese Fische fangen und wieder schwimmen lassen, statt sie zu essen. Ich bin dann lieber weitergegangen.

Etwas später traf ich auf einen großen Trupp Meeräschen, die im flachen Wasser Futter suchten und sogar mit den Rückenflossen herausschauten. "Hier sind doch keine Fische!" klärte mich ein Passant auf und ging kopfschüttelnd weiter als ich ihm den Schwarm zeigen wollte.

Ich befischte den Schwarm und wurde kurz darauf von einem anderen Passanten angesprochen: "Das ist ja unglaublich, das hätte ich ja nie gedacht, dass die so nah unter Land kommen!" "Ja," sagte ich, "die schwimmen meistens im ganz flachen Wasser." "Wie jetzt, so große Dorsche???" Ich klärte ihn dann auch auf, dass es sich bei den Fischen um Meeräschen handelte, und er schaute mir weiterhin interessiert zu. Nach etwa fünf Minuten meinte er: "Na, die verarschen dich aber nach Strich und Faden!" " Da hast du recht!" bestätigte ich ihn, und sah genau in diesem Augenblick, wie ein gut vier Kilo schwerer Fisch ausscherte und meine Fliege nahm. Anhieb, ein heftiger Schwall im Wasser, und der Drill begann. Ich musste dazu etwas hinter dem Fisch her ins freie Wasser waten. An der Uferpromenade fanden sich inzwischen die Schaulustigen ein. "Schööjner Fisch, schöööjne Forelle!" hörte ich einen Zuschauer kommentieren. Mein neuer, frisch aufgeklärter Bekannter korrigierte ihn dann auch sofort: "Das iss doch keine Forelle, Mann! Das iss ne Meeräsche!" erklärte er ihm, sichtlich entsetzt über dessen Unkenntniss.

Als mir nach einem harten Drill die große Meeräsche ganz versehentlich aus den Händen flutschte und unverletzt wegschwamm, ging etwas wie Erleichterung durch die Zuschauer. Ich packte dann auch zusammen und ging amüsiert und zufrieden nach Hause.

[Siegfried.]

Hallo Achim,
sehr schön und sehr mutig. Ich würd mich das glaube ich nur bei sehr schlechtem Wetter trauen.

Glück auf an die Küste

Siegfried

[Kurt Zumbrunn]

Sonntag wars, ein nebliger Novembertag und ich konnte meine Holde davon überzeugen, dass ein "Spaziergang" entlang der Aare in Interlaken doch genau das Richtige sei. Dass sich meine Fliegenrute im Auto befand war reiner Zufall....
Als Bergler bin ich Zuschauer eigentlich weniger gewohnt und entlang der Aeschenstrecke in Interlaken für der Hundespazierweg.
Meine Frau sass geduldig am Ufer und wärmte sich in den Sonnenstrahlen, währenddem ich eine steigende Aesche ausmachen konnte.
Der Wurf gelang, der Fisch der stieg und bald schon hing ich an einer wunderschönen Aesche.
Meine Frau wollte ein Foto machen und deshalb watete ich drillend zu ihrem Platz am Ufer.
Nach dem Foto zog die knapp 50 cm lange Aesche majestätisch wieder in ihre Rinne zurück und glücklich und zufrieden beendete ich meine Fischerei.
Von mir unbemerkt hatte sich eine richtige Menschenmenge angesammelt, welche mich offenbar beobachtet hatte. Die Spaziergänger gingen weiter ihres Weges und wir folgten ihnen. Dabei konnte ich folgendes Gespräch belauschen:

Ehefrau zu ihrem Gatten:
Der hat den Fisch ja wieder schwimmen lassen. War der nicht gross genug?

Er:
Doch doch, der war gross genug.

Sie:
Wieso hat der denn diesen Fisch wieder schwimmen lassen? Sind die nicht gut zum essen?

Er:
Weiss ich auch nicht, aber essen kann man die schon.

Sie:
Wieso fischt denn der überhaupt, wenn er Fische, welche man essen kann, nicht mitnimmt? Das ist doch sinnlos!!

Er:
Weiss ich auch nicht.

Wir waren etwas schneller unterwegs und kamen auf gleiche Höhe der Spaziergänger. Ich konnte es mir nicht verkneifen und fragte die Frau:
Wieso sind sie hier am spazieren - sie müssen ja nirgends hin - das ist doch sinnlos!!

[webwood]

Mal andersrum.

Mit meinem Kanu habe ich schon etliche Flüsse befahren ( Ja Ja - Jehova und so - geb ich ja zu)
Ein paar meiner Kumpels sind echte Kajak-Freaks. Zwei davon sind sogar Sportlehrer. Ich wollte auch mal Kajak fahren und mit den Profis an meiner Seite hielt ich das Ganze für vertretbar. Mit meinem Kanu bin ich auch schon des öfteren durch raues Wasser gepaddelt. In der Praxis stellte sich dann heraus, das so ein Kajak eigentlich konstruiert wurde um mit dem Kopf nach unten durch die Wellen zu rauschen. Ich kam zumindest nicht damit zu recht. Umkehren geht ja nun nicht und in der Ammerschlucht, kannst du auch nicht einfach so ans Ufer, eben weil es eine Schlucht ist. Mehr schlecht als recht musste ich eben da durch. An einem Pool waren ein paar Fliegenfischer und ich bin genau unter deren Gerten mal wieder umgekippt und habe prustend und vor allem platschend versucht mit der Eskimorolle wieder mit dem Kopf über Wasser zu kommen. Danach brauchte ich eine Pause und bin am Ende des Pools am Ufer ausgestiegen und zu den Fliegenfischern gegeangen. Wenn Blicke töten könnten.... Doch als ich mich bei ihnen entschuldigte, dass ich genau in ihrem Pool so rumgeplatscht habe. Das Mienenspiel war bemerkenswert, der potentielle Todfeind zeigt Verständniss und entschuldigt sich auch noch !!???. Ich konnte es mir dann auch noch verkneifen zu erzählen, dass ich auch Fliegenfischer sei.

Tl

Thomas

[tea stick]

das ist doch sinnlos!!

Sehr schöne Geschichte, lieber Kurt,
und so voller Lebensweisheit.
Manchmal habe ich auch den Verdacht, daß die geplante Sinnlosigkeit die Würze des Lebens ausmacht.
Na, dann geh' ich mal wieder hobeln!
Empfehlung an die Frau Gemahlin.

LG

vom Freimut

[tea stick]

Ich konnte es mir dann auch noch verkneifen zu erzählen, dass ich auch Fliegenfischer sei.

Lieber Thomas,
wie sehr hätte es mich gefreut, wenn ein paar Fliegenfischer hier von einem plötzlich aufgetauchten U-Boot als Zuschauer berichtet hätten!
Na, das war jetzt wohl wieder nix!

LG und schönes Wochenende

vom Freimut

[salat]

Leute ..

Gegen vielleicht 6 Uhr stehe ich in der Freiberger Mulde kurz hinter der Brücke zwischen Weißenborn und Lichtenberg, werfe und werfe… Im Glauben allein zu sein , andere Salmo-Fischer waren nicht zu sehen, deklamiere ich laut und vernehmlich und immer wieder meine für den nächsten Tag angedachte Rede:
„Verehrte Trauergäste, dass wir uns heute hier zu diesem Anlass zusammenfinden, erfüllt uns alle mit Schmerz…“ Nach einer Weile blickte ich zufällig zurück auf die Brücke und registrierte eine kleine Wandergruppe, deren Gesichtsausdrücke auch jetzt noch schwer zu beschreiben sind!!

so schöön ...!

Aber gerade vor ein paar Tagen hatte auch ich wieder so eine Begegnung mit der dritten Art. Ich bin fröhlich am fischen und gedanklich in meine Sache vertieft, da schleicht sich ein älterer Herr von hinten an und wie aus dem nix brüllt er mich fast an (war wohl schwerhörig)
"Naaaa, ist deine Rolle kaputt?"
Total erschrocken wende ich mich ihm zu. "Guten Tag, nein wieso denn?"
Älterer Herr, "Na du ziehst ja die dicke Leine da mit der Hand ein."
Ich sage, "Ja, das gehört in dem Fall zur Köderführung das ist eine Flugangel, dass ist Fliegenfischen was ich mache."
Älterer Herr, "Aha! Ich empfehle dir den Angelschein zu machen da lernst du in Gerätekunde wie man eine Angel richtig aufbaut und montiert. Du hast die Rolle viiiiel zu weit unten angebaut, und mit solch einer Leine kann man gar keine Fische fangen!"

Ich sage, "Danke für den lieben Rat. Es gibt heute leider viel zu wenige nette aufmerksame Mitmenschen" "Und ich hätte hier beinahe so weiter gefischt, ich Trottel" "Wenn sie mich das nächste mal sehen kann ich es bestimmt schon besser."

Älterer Herr, "Ja ja, manchmal kann man auch von uns alten noch was lernen." Ich sag,"Ja stimmt, nochmals danke." .... und er geht glücklich einem Jungen Mann geholfen zu haben.

vielen herzlichen dank für diese filmreifen geschichten!
ich war +

liebe grüsse
cedi

[Neubrandenburger]

Da steh ich am Wasser, es dämmert ... ich warte noch ein wenig dann kommt der schwarze Streamer ran ... ich weis der Einschlag wird hart

Da taucht am anderen Ufer ein alter Mann auf, "Petri" ruft er ... ich sage leise "Danke" er meint "Was willst denn fangen?" "Ich fische auf große Döbel" sage ich.

"Ich auf Aal" brüllt er mich an die Stille war nun weg und die wirklich großen Döbel wohl auch ... "Hast denn schon welche gefangen?" frage ich "Ja na klar, jeden Abend,Jung" sagt er

"Ach die Schleimer fang ma alleine" sage ich ihm ... er antwortet "Na vor dem Schleim brauchst keine Angst haben, ich schmeiß die hier immer gleich lebend in den Eimer, da ist ein Kilo Salz drin da laufen die sich tot und morgen ist der Schleim gleich ab" ... ich schlucke kurz, und merke der quält die echt tot! Bei dem Gedanken werde ich wütent und sage, "Ich könnte dir dafür einen "One Punch-One K.O." geben wenn du auf mein Ufer kommst"

Er sagt trocken ... "Nee nee lass ma, von den ganzen modernen Ködern halte ich nix"

Ich guck ihn doof an sage aber nix. Hat der mich verstanden? ........... ich bin sprachlos, packe ein und gehe.


So etwas habe ich noch nicht erlebt, und er konnte froh sein nicht auf meinem Ufer gestanden zu sein.

[mihe]

Hallo Ben,

ich kann Deine Wut gut verstehen, ... aber was ich nicht verstehe ... wieso hast Du Ihn nicht zur Verantwortung gezogen (ein Anruf beim zuständigen Fischereirechtinhaber oder aber gleich bei unseren helfenden Freunden hätte genügt), ... wäre eigentlich Deine Pflicht gewesen ... auch wenn`s nervig ist, sich den Angeltag mit solch Mist versauen zu müssen. Aber gerade bei solch gravierenden Fällen von Tierquälerei dürfte es kein Halten mehr geben.

Grüße

Mihe

[Neubrandenburger]

Hallo Mihe,

Recht hast ja. Aber ich war baff ... soweit konnte ich da gar nicht mehr denken.

[MuddlerMinow]

Kürzlich sind mir an der Lenne und der hessischen Sinn wieder Steine um die Ohren geflogen.

Die Wathose erlaubt leider keine realistischen Verfolgungen. Ich denke eine schöne Stahlzwille ist eine der nächsten Anschaffungen..

Ihr seht also, auch ich habe hauptsächlich liebenswerte Begegnungen am Wasser..

[webwood]

Hallo

vergangenen Sonntag war absolutes Kaiserwetter und die Ammer hatte ausnamsweise mal kein Hochwasser. So bin ich natürlich losgezogen. Dummerweise war ich nicht der Einzige, der auf diese Idee kam. An jeder, wirklich jeder auch nur halbwegs tiefen Stelle waren Kids und haben rumgeplantscht. Mittags bei brütender Hitze und Sonnenschein zu fischen war ja von meiner Seite aus schon nicht gerade der optimal gewählte Zeitpunkt aber ich hatte eben Zeit und Lust.
Was machst du da? Sind da Fische drin?
Wegen dieser Fragen kam ich mit etlichen dieser Rüben so ins Gespräch. Das war ganz unterhaltsam. Ich konnte erklären was dieses Federdingens am Ende meiner Schnur soll, warum ich damit rumwedele, was so alles im Wasser lebt, ein paar Steine haben wir auch noch umgedreht und untersucht was da so alles rumkrabbelt. Gefangen habe ich natürlich gar nichts, aber es war ein super schöner Tag für mich.
TL
Thomas

[Seeadler]

Hallo,

mein kleiner Beitrag:

war mitten im Fluß gestanden, war eine dieser schönen Wurfphasen in denen plötzlich alles ganz leicht wird, jeder Wurf sitzt, der Rhythmus stimmt, und man in der Situation ganz aufgeht. Sehe schon die ganze Zeit eine Frau mit Hund dicht am Ufer entlang auf mich zu kommen, sie redet mit dem Hund, hund ganz vertieft, schnüffelt hier schnüffelt dort, stehn beide irgendwann parallel zu mir, ca 3 meter entfernt - als ich gerade die Schnur lautlos wieder aufhebe und zu nem neuen wurf ansetze - und beide erschrecken zu Tode.
Hund springt zurück, Frau schreit auf, beide haben sie mich die ganze Zeit über nicht gesehen und starren mich jetzt an wie eine Erscheinung. Hab mich davon nicht ausm Rhythmus bringen lassen und seelenruhig weiter gefischt. Wenn nur die Fische auch immer so blind wären...

Viele Grüße,
Seeadler