Hallo Thomas
webwood hat geschrieben:
Lieber Werner,
was das abknipsen von Fischen angeht, finde ich persönlich das auch reichlich überflüssig, doch was meinst du mit "unser" Ethikverständnis?
Ich finde, da sollte jeder doch "sein" Ethikverständnis haben. Z.B Fische oder Alligatoren von aussen zu reißen, liegt ausserhalb "meines" ethischen Toleranzbereiches und da ist es mir herzlich egal, welche Nationalität dieser Fischer hat. Ich bin dagegen!
Mit unser Ehtikverständnis meine ich die hier mit dem Furor der Empörung vorgetragene "mitteleuropäische" "Norm", wie man mit Fischen und anderen Tieren umzugehen habe.
Selbstverständlich sollte jeder sein eigenes Ethikverständnis haben- da sind wir vollkommen einer Meinung- aber dann gilt das bitte auch für George Anderson.
Ich fange keine Alligatoren, reiße auch keine von außen, habe durchaus meine ethischen Standards- aber hätte ein ungutes Gefühl dabei, wenn ich dazu neigen würde, sie für den Rest der Menschheit verbindlich machen zu wollen.
Stelle Dir vor, ich wäre ein Nichtangler- und jetzt bitte machst Du mir nachvollziehbar und überzeugend klar, warum es
nicht verwerflich ist, eine 70er Regenbogenforelle zu fangen, sie auszudrillen, sich mit ihr ablichten zu lassen und sie dann wieder zurückzusetzen- und warum es
sehr verwerflich ist, das Gleiche mit einem 1,20 langen Alligator zu tun.
Glaubst Du ( oder irgendjemand anderes), dass außer Kopfschütteln da irgendetwas zu erwarten wäre?
Vielleicht würde der Nichtangler den Spieß umdrehen- Deine/unsere "Moral" einer genaueren Untersuchung unterziehen, vermuten, dass der Alligator vier Beine habe, auf dem Land umherlaufe, mache ihn für den Angler "sakrosankt"- schließlich sei er näher an Bambi dran als ein Fisch, was wiederum vieles über das ethische Verständnis von Anglern sagen würde. Möglicherweise würde der Nichtangler noch zu dem Schluss kommen, dass es weitaus "männlicher" sei einen Alligator, der sich wehren kann, mit der Angel zu fangen, als eine hochgefütterte Regenbogenforelle und dass das Haken einer Echse im Rückenpanzer doch weniger schmerzhaft sein müsse, als das Haken der besagten Forelle im Maul.
Ich denke, "unser" ( nicht unbedingt der meine) Furor der Empörung ist ein wenig schlecht überlegt, weil er möglicherweise einen pharisäerhaften Anstrich erzeugt.
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand sagt:
Ich mache das nicht, was da von Anderson zu sehen ist und
ich finde das unmoralisch.
Aber bevor man
seine Maßstäbe in die Welt wirft, Firmen Boykott androht usw. fände ich es sinnvoll, erst einmal nachzudenken und die Sache von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten.
Es täte unserer Reputation durchaus gut, wenn neben der schnell hochkochenden Empörung und der Inszenierung des Guten ein wenig Nachdenklichkeit zum Vorschein käme.
Gruß
Werner