Hallo Klaus,
das ist eine sehr interessante Sichtweise. Ich dachte bisher, dass es Irrsinn wäre, was hierzulande mit den Hechten passiert, dass sie nämlich abgeknüppelt werden (müssen), wenn sie das Schonmaß überschritten haben. Was unter anderem dazu führt, dass die Hecht-Bestände in den zudem meist überfischten Gewässern bei uns immer mehr zurückgehen und Hechtfischen zuweilen sehr frustrierend sein kann. Ganz anders erlebe ich die Situation in Irland. Die Hechtbestände sind ausgezeichnet und man kann sehr gute Fänge machen, auch Massenfänge sind möglich. Insbesondere an "Jacks", also kleineren Hechten bis 70 cm, kann ich keinen Mangel erkennen. Ich habe es persönlich auch noch nie erlebt, dass ein Angler einen Hecht getötet hätte, die Iren essen sie in der Regel nicht, die Urlauber essen wohl auch nicht jeden Tag jeder einen Hecht. Vielleicht noch einmal ein Wort zum "Bestandsschutz", mir hat das mal ein Mitglied des Irish Fishery Boards so erklärt: Mit den relativ strengen Regeln (meines Wissens zumindest für Hechte die strengsten der Welt) hatten die Iren ursprünglich nicht das Wohl der Hechte im Auge, es ging ihnen mehr um das Gedeihen der Forellen. Noch in den Neunziger Jahren war es erlaubt und auch gang und gäbe, dass Westeuropäer (vor allem Deutsche und Franzosen) mit Kühlwagen nach Irland reisten, um die Hechte tonnenweise abzuschlachten. Die Iren sahen dem Treiben jahrelang tatenlos zu, teils aus Desinteresse an den Hechten ("Would your really eat them????"

), teils auch aus der Überzeugung, dass nur ein toter Hecht ein guter Hecht ist, weil er keine Forellen mehr fressen kann. Dies führte - zusammen mit dem sogenannten "Culling", dem massenhaften Fangen und Töten der Hechte durch das Irish Fishery Board in den großen Seen - zu einem Rückgang der Hechte und - oh Wunder! - zu einer Bestandsexplosion der Weißfische. Die vermehrte Anzahl an Weißfischen wiederum beeinflusste das Aufkommen der begehrten Forellen negativ, durch Nahrungskonkurrenz und Eintrübung der Gewässer. Nachdem dieser Zusammenhang auch vom Irish Fishery Board erkannt wurde, kamen die strengen Regeln für Hechte. Mehr Hechte - weniger Weißfische - mehr Forellen! Warum dann allerdings das IFB in den letzten Jahren in Seen wie dem Lough Corrib wieder mit dem heftig umstrittenen "Culling" begonnen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis (mein Informand ist inzwischen pensioniert).
Abgesehen davon tut Irland meines Erachtens relativ viel für den Bestandsschutz der Hechte, warum auch immer. Und das spürt man als Angler sofort. Nur ein Beispiel: In einem Angelladen in Mullingar sah ich vor einigen Jahren ein aktuelles Foto, auf dem ein Angler stolz einen kapitalen Hecht ins Bild streckt. Mir wurde gesagt, dass dieser Hecht am Anfang des Lough Iron gefangen wurde, dort, wo er vom River Inny abzweigt. Wir also mit den Bellybooten hin, erster Wurf, ein Riesenplatsch und der (ca.) 1,25 lange Hecht hatte sich meine Fliege geschnappt. Eine Story, die in Deutschland kaum möglich wäre, da a) ein so großer Hecht entnommen wird und b) wohl niemand verraten hätte, wo genau der Hecht gefangen worden wäre.
Also, ich freue mich jedenfalls auf meine nächste Irlandtour und darüber, dass die Iren so streng sind!
Wolfgang aus Ismaning