Fliegenruten Tuning

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Trockenfliege
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Fliegenruten Tuning

Beitrag von Trockenfliege »

Ich verlinke hier meinen Beitrag aus dem RBF, da dieses Tuning gerade bei Fliegenruten bzw. -blanks sehr sinnvoll sein kann.
Fragen zu dem Thema können natürlich hier gestellt werden.

http://rutenbauforum.de/rodbuilding/thr ... 9ac8250144

LG
Reinhard
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AlexX!!
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Re: Fliegenruten Tuning

Beitrag von AlexX!! »

Hi Reinhard,

interessantes Thema, der Effekt ist obligatorisch, da die Steckverbindung immer eine "steife" Stelle bedeutet

bei Bambusruten kann man diesen Effekt schön mit etwas "Tapermagic" kaschieren.
Wenn du die Rute in der Länge kürzt veränderst du imo viel mehr an der Aktion, als
nur die steife Stelle mit ewas "Anlauf" zu unterstützen.

DIese Stelle ist aber bei allen Ruten, speziell bei Bambusruten "gefährdet" da sich dort die
Spannungspitzen bilden.
Bedenken würde ich aber, das du durch "support" am unteren Übergang die Problemstelle
nicht einfach nach oben schiebst :)

das ist der Grund warum die die Ruten mit Spliced Joint (Bambus) am geilsten finde hier
liegt die Spannung wirklich nahezu durchgängig vor

besten Gruß
Alex
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Trockenfliege
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Re: Fliegenruten Tuning

Beitrag von Trockenfliege »

Alex, es geht hier ausschliesslich um Ruten/blanks mit einer 0ver/under Verbindung. Bei verzapften Ruten bekommst du zwar zwischendrin eine etwas steifere Stelle, aber der Effekt bei denen ist ein anderer als bei den o/u Verbindungen.

Diese haben physikalisch bedingt diese härtere Stelle oberhalb der Verbindung, weil die äußeren Durchmesser und die Wandstärken einfach nicht passen (können). Gerade im Spitzenbereich, bei geringem AD ist der Sprung vom oberen Teil zum unteren Teil relevanter da prozentual sehr deutlich ausfallend.

Dieser deutlich geringere AD am unteren Teil wird kaum durch eine höhere Wandstärke aus zu gleichen sein, da dafür die Mandrell bogenförmig geschliffen werden müsste. Das es sowas gibt ist mir bisher nicht bekannt.

Dadurch hat man beim unteren Teil im Bereich der Verbindung zu wenig Material und Durchmesser.

Deshalb biegt sich das untere Teil unterhalb der Verbindung deutlich mehr als oberhalb. Die Rückstellkraft ist für die Masse darüber einfach nicht gut genug.
Dieser Effekt kann von extrem deutlich bis kaum sichtbar/spürbar sein.

Das extremste Beispiel ist die Greys GS 2. Da schlabberte das Spitzenteil wirklich völlig losgelöst vom Rest der Rute herum und beim Werfen war diese Eigendynamik kaum zu händeln - vom irgendeinem Wurfgenuss ganz abgesehen.

Bei der 5 teiligen American tackle habe ich den Umbau auch erst nach dem Aufbau und eingen Jahren (seltenen) Gebrauchs gemacht.
Auch bei dieser war irgendein unrunder Effekt zu spüren, den ich anfänglich ( noch wenig Erfahrung in dem Bereich) sogar eher auf die untere Hälfte der Rute geschoben habe.
Aber die Greys hat mit dann die Augen geöffnet.

Also nochmal: Diese Schwäche der o/u ist nicht mit einer möglichen Versteifung durch einen Zapfen zu vergleichen.
Durch diese OP "verschiebe" ich keine Problemstelle sondern eleminiere sie.
Grundsätzlich sind alle o/u blanks vom Design her schwieriger zu tapern als ursprünglich einteilige blanks, die verzapft werden.
Das ist doch klar: Eigentlich möchte man doch eine Rute, die sich gleichmässig verstärkend biegt, bzw. die Art der Biegekurve nur durch das taper bestimmt wird.
Bei o/u blanks wird das taper aber immer zusätzlich durch diesen Sprung des AD beeinflusst bzw. beeinträchtigt.
Wenn ich ein Rohr bauen möchte, dass sich nach unten langsam stärker werdend entwickelt, dann lässt man doch den AD und eventuell auch die Wandstärke langsam ansteigen. Dann ist doch eine plötzlicher AD-Reduzierung, wie man sie durch die o/u Verbindung erhält, kontraproduktiv.
Meiner Meinung nach werden heutzutage die o/u blanks vor allem wg. ihrer einfacheren Herstellung produziert. Der Ausschuss bei 4 seperat hergestellten kurzen blankstücken dürfte geringer sein als der bei langen 1-Teilern.
Zapfen lassen sich problemlos mit Biegung produzieren. Ich habe schon einige Glasblanks mit Hohlglaszapfen verzapft, deren Biegekurve durchgeht.
Und das ist auch bei Kohlefaser möglich mit dem entsprechenden Material.

LG
REinhard
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Re: Fliegenruten Tuning

Beitrag von fliegenfeger »

Hallo Reinhard

siehst du diesen "Schwachpunkt" auch statisch beim Biegen oder ist das nur dynamisch beim Werfen festzustellen?
Wie sieht das bei Ruten mit Solitip Spitzen aus, wo ja noch ein krasserer Übergang stattfindet?

Ich muss mich mal im RBF anmelden. Danke für das Thema.

Gruß
Armin
Trockenfliege
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Re: Fliegenruten Tuning

Beitrag von Trockenfliege »

Ja, dies sieht man mehr oder weniger deutlich. Wenn man es nicht sieht, existiert es auch nicht. Da gibt es natürlich alle Übergänge.
Es gibt auch übergänge, die man ein wenig sehen kann, sich aber nicht deutlich bemerkbar machen, das war zB. bei der American tackle so.
Wenn man mal ein Linieal dranhält, kann das helfen.

Ich habe 2 Sageruten mit ausgerägter Spitzenaktion: Eine RPL+ 9´#4 und eine SP+ 9´#5. (Beide sind tatsächlich eine deutliche Klasse drüber)
Bei der SP+ ist der Anschluß der weichen Spitze zum Rest der Rute gut gelöst, bei der RPl+ schlecht.
Das könnte auch an der Teilung liegen: Die SP+ ist 3-teilig u. d. RPL+ 4-teilig. Und bei letzterer liegt der Übergang von der Spitze zum Rest genau um die Verbindungsstelle - ich sage mal dumm gelaufen bzw. schlecht designed.

Die Solitip geht da in eine andere Richtung, denn die ist ja im Zweifelsfall extrem Spitzenaktions mäßig, hat aber einen straffen Übergang zum Rest der Rute.
Da habe ich ein anderes Extrem, dass sich aber anders bemerkbar machen kann:
Eine Spitze mit extremer Spitzenaktion wird bei stärker werdender Belastung einfach von der Schnur mitgenommen und hat erst dann wieder einen spürbaren Input, wenn der Schnurdruck nachlässt. Solange diese Spitze trotzdem einen guten Anschluss an den unteren Rutenbereich hat, ist das kein Problem.

Das Problem habe ich, wenn das Spitzenteil eben keine gute "Verbindung" zum Rest der Rute hat - siehe Extremfall Schwingspitzrute.

LG
Reinhard
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