Bestand- und Besatzmaßnahmen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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orkdaling

Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von orkdaling »

Moin nochmal,
nun ja , restriktiver oder nicht, auch da in BC gibt es von Fluss zu Fluss andere Regeln, sogar davor im Meer und auch zwischen den verschiedenen Lachsarten.
Und wie du siehst, auch hier, dem Fluss bzw Bestand angepasst (siehe Beispiel Mefo).
Gut finde ich die Reglung an der dæn. Skjern Å, da gibt es eine A und B Quote, fuer Fische bis 75 und Fische darueber.
Und fuer die næchsten drei Jahre ist die Meerforelle nun auch im Fluss geschont!
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Markus,

bezüglich der in Bayern vorkommenden Bachforellen ist zu sagen, daß die Besatzmaßnahmen mit nicht heimischen "altlantischen" Bachforellen oft weit zurück liegen. Aber leider haben diese "fremden" Forellen die heimischen meist stark durchmischt und genetisch oft sogar die Oberhand gewonnen. In den 60er/70er-Jahren hatten die Gewässer vor meiner Haustüre noch einen rückblickend sehr natürlichen Bestand. Dieser wurde dann in Folge kräftig verfälscht. Jetzt haben die Bachforellen da leider nicht mehr viel mit denen zu tun, die ursprünglich dort vorkamen.
Also auch wenn die Mutterfische für einen Besatz aus diesem Gewässer kommen, sind sie genetisch verfälscht.

Bei einer umfangreichen Suche nach genetisch reinen "Urforellen" wurde man bei einem größeren Gewässer-System in meiner Nähe selbst in den obersten Regionen der Gebirgsbäche nicht fündig. Dieses Problem stellt sich leider im gesamten Alpenraum. Es gibt leider nur noch ganz, ganz wenige Gewässer mit Beständen von genetisch reinen Bachforellen.

Die echten "Urforellen" sind den Gewässer-Bedigungen bei uns wesentlich besser angepaßt, reproduzieren sich erfolgreicher und haben weniger Ausfälle bei Hochwassern und ähnlichen Wetter-Extremen.
Aber laß´ vielleicht mal einige Bachforellen bei Euch genetisch untersuchen. Vielleicht habt Ihr tatsächlich noch einen sehr natürlichen Bestand. Dann unbedingt diesen fördern und schonend damit umgehen!

Grüße, Sepp
orkdaling

Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von orkdaling »

Moin Sepp,
da triffst du den Nagel auf den Kopf.
Wir kønnen hier ein Lied davon singen, die abgehauenen Fische aus Zuchtanlagen verfælschen die Bestænde.
Das geschieht ja auch bei gekauften Besatz man weiss ja nicht woher das Zeug stammt.
Man entnimmt hier zB vor Behandlungsmassnahmen Fische (Lachs, Mefo, Bafo) und idie landen dann in der Gen-Bank.
Gesichert wie die Goldreserven, hahaha.
Nach erfolgreicher Behandlung kann der Stamm damit wieder aufgebaut werden.
Hier mal was aktuelles, teils auf engl. https://brage.nina.no/nina-xmlui/handle/11250/2720874
Wer viel Zeit hat, hier was zu einem der bekanntesten Grenzfluesse (N/Fi), den geht es gar nicht gut.
https://brage.nina.no/nina-xmlui/bitstr ... sAllowed=y
Gruss Hendrik
MarkusZ
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,
Fliifi-Sepp hat geschrieben: Die echten "Urforellen" sind den Gewässer-Bedigungen bei uns wesentlich besser angepaßt, reproduzieren sich erfolgreicher und haben weniger Ausfälle bei Hochwassern und ähnlichen Wetter-Extremen.
Das entspricht ja den Lehren Darwins, dass sich diejenigen Individuen durchsetzen, die sich an die Lebensverhältnisse am besten anpassen. Zumindest wenn da nicht von außen dazwischen gepfuscht wird.
Fliifi-Sepp hat geschrieben:Aber laß´ vielleicht mal einige Bachforellen bei Euch genetisch untersuchen.
Das wird schwer, da ich ja schon seit Jahren nicht mehr im Vereinsgewässer fische und mich aus der Vereinsarbeit auch längst zurückgezogen habe.

Früher habe ich jedes Jahr im Januar die Eier für die Brutboxen bei unserem lokalen Züchter abgeholt, der am Oberlauf unseres Gewässers einen Familienbetrieb in dritter Generation betreibt. Der hat mir versichert, dass die Laichfische aus dem besagten Gewässer stammen und auch regelmäßig ausgetauscht werden. Die Fische sehen top aus, so wie ich mir ne fränkische Forelle vorstelle. Aber ich kenne die halt von klein auf nicht anders. Wie rein die Genetik ist, weiß ich nicht.

Besatz mit ReBo oder Bachsaibling ist dort verboten. Diese Fische dürften unabhängig von Maß und Zeit auch nicht zurückgesetzt werden.

Brutboxen haben evtl. ne höhere Verlustquote , aber ich glaube, dass sich dieser "Besatz" besser an das Habitat anpasst, als Setzlinge. Beweisen kann ich das aber nicht.

Die Wirtschaftlichkeit ist bei P&T natürlich höher, da hier fast ausschließlich Angler die Fische fangen. Ist aber nicht so mein Ding, egal ob im Teich oder Fließgewässer.
orkdaling hat geschrieben:in BC gibt es von Fluss zu Fluss andere Regeln
Das stimmt, aber eben nicht was die Anzahl der Lachsentnahme angeht und die Regel "ein Einzelhaken ohne Widerhaken" gilt auch für alle Fließgewässer.

Die Lachsentnahme in B.C. ist pro Person und Jahr. Da sind vor dem Gesetz alle gleich und es hängt nicht vom Geldbeutel ab, wieviel Lachs man pro Saison entnehmen kann. Mehrere Lizenzen oder zusätzliche Quoten erwerben ist verboten. Nur die First Nations dürfen weitgehend frei für den Eigenbedarf fangen, wenn es die Aufstiegssituation zulässt. Wenn selbst die reglementiert werden, steht m.E. der Kollaps der Bestände kurz bevor.
orkdaling

Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von orkdaling »

Moin ,
ja der Geldbeutel,da kønnte man mit bøser Zunge behaupten das da auch mehr kaputt gemacht wird.
Natuerlich muss man die Bedingungen von Land zu Land, Kommune... auch betrachten.
Aber wie man am Beispiel Tana sieht oder Lærdal wo einst unser Kønig noch fischte oder was mit dem Vosso(grosslachs)stamm passierte, ist Geld nicht alles. Bzw hat die begrenzte Kartenausgabe an zahlungskraftige Kunden nicht geholfen.
Tana haben sich Norweger und Finnen und Samen jahrelang gestritten wer wieviel Kartenanteile bekommt.
Hat man in Norge nichts mehr bekommen, na dann halt schnell auf die andere Seite und das Problem war geløst.
Dort wo die zahlungskræftigen Kunden fleissig releast haben aber halt die wirklichen Ursachen nicht oder zumindest zu wenig abgestellt wurden, da hætte auch 100% releasen nichts gebracht.
Damit unabhængig vom Geldbeutel Jeder fischen kann, (Jedermannsrecht) gibt es ja die Strecken der Ortsvereine, Besitzt die Kommune und wird von uns nur verwaltet (Karten) und halt betreut (Pflege). Solch eine Tageskarte kostet zwischen 200 und 300 Nkr (also je nach Kurs ca 25€), meine Saison zB 2000 Nkr., das duerfte sich dann auch der Pensionist oder Urlauber leisten. Die Kinder/Jugendlicheen fischen gratis.
Quoten sind natuerlich fuer alle gleich. Natuerlich sind wir in der gluecklichen Lage an verschiedenen Fluessen zu fischen, aber das ist ja in DK, S, aber auch auf dem Balkan nicht anders. Warum auch nicht wenn es die Situation hergibt, der Fluss bewirtschaftet wird und die Bestænde kontrolliert werden.
Bewirtschaften heisst ja nicht nur Karten verkaufen und hin und wieder Muell zu sammeln.
Natuerlich war auch hier "frueher alles viel besser", vor den Ænderungen durch Klima und Schadstoffe.
Da gingen die Schueler mit `nen Wassereimer und Stippe los und holten das Abendbrot fuer die Familie (Eimer voll Mefos) bevor Vater abends nach der Arbeit los ging und nach den Lachsen schaute. Ja auch da gab es schon Bauern die ihre Strecken nur an "Engelskmann" mit Geld vermieteten.
Insgesamt, trotz Bedrohung mit Lachslaus, Gyrotactylus, Versæuerung... geht es den einheimischen Stæmmen aber im Vergleich mit anderen Nationen noch recht gut. Es gibt einzelne stark bedrohte Stæmme, es gibt eine Vielzahl gefæhrdeter , aber es wurde auch viel erreicht.
Von den einst 50 Fluessen ,die mit dem aus der schwedischen Fischzucht eingeschleppten und tødlichem Parasiten Gyrotactylus infiziert waren, sind noch 8 in Behandlung. Darauf darf man sich natuerlich nicht ausruhen, deshalb ja auch die Desinfektionspflicht bei Gewæsserwechsel.
Man muss aber auch sagen das einzelne Private/Kommunen ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, das keine verlæsslichen Zahlen vorliegen und das deshalb auch im Zeitraum von 2012-25 ca 500 der 1361 Fluesse/bæche mit anadromen Arten nicht oder nur mit grossen Einschrænkungen befischt werden duerfen. Und das finde ich ganz gut so!
Ich finde es aber auch gut das ich Fluesschen befischen kann wo ich fast alleine rum wedle, mich nicht an den Pools der Grosswildjæger anstellen muss, das ich den einen oder anderen Fisch auf den Grill werfen kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Wie in dem Beitrag von Lasse im Video des Deuschen Angelfischerverbandes von Prof. Dr. Robert Arlinghaus dargestellt, kann eine gut koordinierte Entnahme z. B. über Entnahmefenster (Zwischen-Schonmaße) sogar zu steigenden Bestandsdichten bei Fisch-Populationen führen. Ich rate dringend allen Fischern, sich dieses Video anzuschauen!

Es ist also ganz legitim, wenn von den Fischern auch Fische für den Verzehr entnommen werden, so lange das in dem Maße geschieht, wie es die Bestände zulassen. Es heißt ja auch "bewirtschaften" und das bedeutet, daß die Fischbestände in dem Maße für die Nahrungs-Beschaffung genutzt werden, wie sie es zulassen. Besatz sollte jedenfalls vermieden werden, wenn es eine ausreichende Eigen-Reproduktion von autochthonen Fischen es zuläßt.
Bevorzugt sollte auf eine Lebensraum-Verbesserung gesetzt werden (Renaturierungs-Maßnahmen, Einbringen von Laichbetten und Struktur wie Steine und Totholz, Anschluß von Nebengewässern, etc.) .

Alle diese Maßnahmen tragen dazu bei, daß die Fischbestände resistenter gegen Witterungs-Einflüsse und dem Fraßdruck von Predatoren werden.

Auch verbessert es unsere Position gegenüber anderen Naturschützern, deren Prioritäten oft zu einseitig auf den Fisch-Prädatoren liegen.
Als Fischer ist es schon schwierig, sich als Naturschützer präsentieren zu wollen, wenn man die Gewässer so nutzt, daß sie eigentlich einem Fischer-Puff ähneln.

Lebensraumverbesserungen sind fast immer möglich, werden aber meist viel zu wenig von den Bewirtschaftern genutzt oder nur halbherzig umgesetzt.

Grüße, Sepp
MarkusZ
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,
Fliifi-Sepp hat geschrieben: koordinierte Entnahme z. B. über Entnahmefenster (Zwischen-Schonmaße)
Bräuchte man in Bayern natürlich die Zustimmung der zuständigen Fachberatung und da sind m.W. nicht alle so progressiv wie z.B. die Behörden in HH.

Kann aber durchaus sein, dass es im Westerwald da weniger streng zugeht.
Fliifi-Sepp hat geschrieben:Lebensraumverbesserungen sind fast immer möglich, werden aber meist viel zu wenig von den Bewirtschaftern genutzt oder nur halbherzig umgesetzt.
Sollte man ggf. natürlich vorher mit den zuständigen Behörden absprechen. Aber im Grundsatz hast Du auch hier recht.

Man kann den Lebensraum Gewässer oft noch verbessern, was dann meist auch den Fischbeständen zu Gute kommt.

Und bei lediglich drei Leuten, die ähnlich ticken, lässt sich so manches Vorhaben wahrscheinlich besser verwirklichen, auch wenn die Effekte vielleicht erst mit Verzögerung sichtbar werden. In größeren Vereinen ist die Geduld der Mitgliedermehrheit da oft begrenzter.
orkdaling

Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von orkdaling »

Moin,
da ich eben ueber einen Beitrag von Norske Lakseelver stolpere, da geht es uebrigens um den in den 70er Jahren mit schwed. Smolts eingeschleppten Gyrotactylus (fuer Lachse tødl. Parasit, Mutationen heute auch bei Saibling und Mefo, da aber nicht tødlich)
Seit 1970 wurden insgesamt 51 Fluesse infiziert, 8 davon zZ in Behandlung, 39 sind frisch gemeldet, also erfolgreich behandelt.
Rauma - ein gern besuchter Fluss und bekannt bei deutschen Touristen (Fischen und Raften) wurde bereits 1980 infiziert und 2019 frisch gemeldet, der Stamm befindet sich zZ im Aufbau. Das sind dann mal ueber 40 Jahre Kampf verbunden mit hohen Kosten.
Insgesamt soll die Behandlung der Fluesse, die Sicherung der Gen-Materials in den Gen-Banken fuer einen Neuaufbau, bisher ca 400mio Euro verschlungen haben. Und einige Fluesse stehen ja noch aus, wie zB Drammenselva an der Suedkueste. Da wird es echt schwierig, das ist ja nun mal kein Fluesschen sonder auch grosse Seen.
Und alles fing mal mit Smolts an, die man aus Schweden kaufte ,um die durch Versæuerung gefæhrteten Bestænde an der Sued-und Westkueste zu stuetzen.
Das sehe ich, neben der Gen-Verunreinigung, als eine weitere Gefahr. Natuerlich nicht den Gyro, sondern die vielen anderen Krankheiten die man sich einschleppen kann.
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Markus,

ja, das mit der Geduld von Vereinsmitgliedern ist so eine Sache. Aber man könnte auch Lebensraum-Verbesserungen durchführen, ohne auch gleich die Bewirtschaftung der Fischbestände (Besatz-Praxis) zu ändern. Das würde dem Gewässer immer gut tun und meist ist es dann auch optisch attraktiver für die Fischer.

Eines der Gewässer, das ich regelmäßig befische, ist durch einen Stausee getrennt. Oberhalb ist der Fluss noch weitgehend unreguliert, unterhalb praktisch kanalartig begradigt. Unten gibt es nur wenige Strukturen, die eingebracht wurden und fast nur an den strukturierten Bereichen dort sind Fische zu fangen.

Im letzten Jahr wurde mehrmals der Stausee abgelassen und viele Besatzfische wurden in den unteren Bereich gespült. Die viel zu wenigen Standplätze konnten einen Großteil der Fische nicht halten und diese wanderten offensichtlich immer weiter den Fluß abwärts. Nach einiger Zeit ergab sich auch in der unteren Strecke wieder ein Fischbestand, wie er vor den ungeplanten massiven Besatzmaßnahmen durch das mehrmalige Ablassen des Sees vorhanden war.
Die Strecken der Vereine in den nachfolgenden Strecken profitierten auch nur kurz von der "durchziehenden Karawane" und hatten deshalb auch nur kurzfristig höhere Fangergebnisse.

Wenn also Strukturen im Wasser fehlten, halten sich auch die Fische nicht lange.

Grüße, Sepp
Fliifi-Sepp
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hier noch ein Video, das zeigt, daß selbst kleine und kostengünstige Maßnahmen Erfolge bringen: https://www.youtube.com/watch?v=mEJDAY50XoU

Grüße, Sepp
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