wie ich bereits im Thread zum Erfahrungsbericht des Baus meiner Hobelform angekündigt habe, möchte ich ein paar Bilder und Kommentare zu meiner ersten, fertiggestellten Fliegenrute aus Bambus einstellen.
Ich hatte die Rute als Zweiteilige mit Carbonhülsen geplant, da ich dies bereits bei anderen Gespließtenbauern gesehen hatte und mir das sehr gefiel. Als Taper habe ich über Hexrod ein 209er von Garrison etwas abgeändert, sodass eine Rute in 8'4" #5 herauskommen sollte, was nach meinem Gefühl auch ganz gut gelungen ist.
Es liegt in meiner Art, auch offen mit Misserfolgen umzugehen. Davon gab es im Enstehungsprozess dieser Rute mehrere, auch wenn ich noch so gut vorbereitet und unterstützt in den Bau gegangen bin. Ich habe die Rute final so gestaltet, dass ich die begangenen Fehler akzeptiert und übernommen habe, um mich auch im Nachgang an diese zu erinnern und denke, dass das für mich genau der richtige Weg ist. Der Stecken hat Charakter und ist MEINE erste Gespließte, deren Enstehung ich niemals vergessen werde.
Auch wenn ich vorher schon wusste, dass man gerade als Anfänger mit etwa 60 Stunden für den Bau einer Gespließten rechnen muss, so hatte es mich doch manchmal etwas überrascht, wie lange man für gewisse Arbeitsschritte so braucht. Mit Spalten, Spleiße richten, Knoten pressen hatte soweit alles ganz gut funktioniert.
Das Vorhobeln war schon etwas aufwändig, weil ich die Spleiße viieel zu dick belassen hatte. Schon jetzt beim Anlauf für Rute Zwei habe ich aus einem Rohrstück die doppelte Anzahl an Spleißen erhalten, mit deutlich weniger Ausschuss.
Eine kleine Herausforderung war zwischendrin, die erworbenen Ziehklingen wirklich anständig scharf zu bekommen. Das sind solche Sachen, die man vorher z.B. nicht auf dem Schirm hat. Schärfen des Hobeleisens ist ein ähnliches Thema...
So wurden also die vorgehobelten Spleiße in der ebenfalls neu gebauten Rutenbindemaschine zu Paketen geschnürt und bei meinem Freund AlexX!! gebacken, da ich es noch nicht geschafft hatte, mir einen Ofen zu bauen. Anschließend auf Endmaß hobeln, mit den nun schön arbeitenden Ziehklingen abgezogen, hohl geschliffen, zum Kleben ausgerichtet und eingeschlonzt. Soweit lief es noch, bis ich schließlich das Spitzenteil durch den Rutenbinder lassen wollte. Im Eifer des Gefechts (obwohl ich Rindviech bezüglich der Tropfzeiten wirklich noch alle Zeit der Welt gehabt hätte) hatte ich den Antriebsfaden nicht über beide Auflagen, sondern vom Gewicht kommend zuerst mit einer Wicklung über den Blank und anschließend über die zweite Auflage geführt. Somit hing beim Wickeln das Gewicht direkt am Blank, was im Spitzenbereich dazu führte, dass ich mir dieses durchbrach.
Oh, was hatte ich mich geärgert. Anfängliche Versuche, das Teil 1:10 anzuschleifen und zu verkleben schlugen fehl. Nun war die Überlegung, die Hälfte des Spitzenteils neu zu bauen und ebenso über eine Carbonhülse zu verbinden. Dem stand allerdings im Weg, dass ich meinen Freund nicht schon wieder um einen Röstvorgang im Ofen bemühen wollte, weshalb ich mich entschloss, ein von der Länge im Backofen röstbares Spitzenteil nachzubauen, um an diesem einen Test zu fahren, wie eine so dünne Carbonhülse zur Verbindung denn funktionieren könnte. Das sollte also Makel 1 sein, den ich ganz bewusst so übernommen habe. Ich habe auch nicht vor, ohne Not ein weiteres Spitzenteil für diese Rute zu bauen, sondern diese unkonventionelle Spitze so zu belassen, wie sie eben entstanden ist.
Makel 2 sind ein paar Leimfugen, die meiner Meinung nach aufgrund der Zähigkeit des Epoxys entstanden sind. Ich hatte zum Verkleben G-flex verwendet, welcher wirklich seeehr zäh zu verarbeiten ist. Mittlerweile habe ich Versuche, das Epoxy mit Aceton zu verdünnen gestartet und bin mit dem Ergebnis zufriedener.
Das Thema Carbonhülsen war das zweite, welches für etwas Aufregung sorgte. Die ersten Versuche sahen nicht sonderlich einheitlich aus. Erschwerend kommt hinzu, dass man das Laminat ja auf dem Blank aushärten lassen muss, was also bedeutet, dass man erst nach 24 Stunden sehen kann, ob es denn was geworden ist. Versuche, die angehärteten Teile abzuziehen und im Ofen bei höheren Temperaturen auszuhärten, schlugen auch fehl. Die Dinger brauchen das Formgebende des Blanks beim Aushärten. Auch ein schön einheitliches Schleifen der Hülsen hatte zu Ausschuss geführt, da die Wandstärke mit 0,7 und 0,4mm nicht sonmderlich dick war... Was also zu Makel 3 wurde, da die Carbonhülsen nicht ganz so hübsch und einheitlich geworden sind, wie ich es mir gewünscht hätte. Die große, mittlere Hülse ist mit 1,15g, die kleine im Spitzenbereich mit 0,65g herausgekommen. Beide flutschen sauber und halten auch gut, zumindest bisher.
Das Lackieren des Blanks mit Gorilla Glue funktionierte ganz gut, wobei ich mir wirklich schwer dabei getan hatte, sparsam genug ans Werk zu gehen. So hatten sich doch manch raue Stellen mit Bläschen ergeben, sodass ich den Blank recht lange nass schleifen und nochmals lackieren musste, um eine einigermaßen glatte Oberfläche zu erhalten. Makel 4 - der Lack könnte dünner sein.
So, das soll es jetzt aber mit der Selbstkritik gewesen sein. Auch wenn das Ringe binden nicht zu meinen liebsten Aufgaben zählt, so war ich mit den Wicklungen sehr zufrieden. Auch die Griffherstellung aus Korkringen lief sauber, den gekauften Rollenhalter anzukleben ist jetzt nicht die höchste Kunst.

Als ich schließlich ans Wasser gefahren bin, um die Rute das erste Mal zu werfen, habe ich wirklich besondere Momente erlebt. Das Gefühl, die trotz vieler Höhen und Tiefen fertiggestellte, erste Bambusrute zu werfen, war einfach grandios. Trotz der genannten Makel bleibe ich fest der Überzeugung, dass diese Rute genau so bleiben muss, wie sie entstanden ist.
Meine zwei Söhne nennen mich mittlerweile spaßhaft "Batman", weil der auch so viel Zeit im Keller verbringt. Das sollte ich nicht übertreiben, aber Rute Nummer zwei wartet doch, gebaut zu werden...


Ich hänge Euch noch ein paar Bilder an.
Ich würde mich natürlich über die ein oder andere Rückmeldung von Euch sehr freuen!
Viele Grüße
Martin