Wo sind unsere Insekten geblieben?

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Bernhard
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Bernhard »

Liebe Alle!

Dieses interessante Thema scheint offenbar auf große Resonanz zu stoßen.
Um nochmals auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: wenn man sich das spärliche Insektenvorkommen auf einer fünf bis sechsmal im Jahr gemähten Intensivwiese mit vielleicht einer Handvoll Blütenpflanzen betrachtet und vergleichend eine ein bis maximal zweimal im Jahr gemähte Magerwiese mit mehr als 100 Blütenpflanzen sieht, auf der es richtig summt und brummt, dann bedarf das wohl keiner weiteren Erklärung.

Neben der Intensivierung in der Landwirtschaft möchte ich aber auch auf die Nutzungsaufgabe hinweisen. Viele hochwertige Flächen gehen verloren, weil sie nicht mehr gepflegt werden. Das betriftt vor allem Flächen, die aufgrund ihrer Lage oder des Untergrunds schwierig zu bewirtschaften sind, etwa Steilflächen oder Feuchtwiesen. Oftmals ist eine Bewirtschaftung nicht mehr rentabel oder das Mähgut findet keine Verwendung mehr (etwa als Einstreu). Ohne regelmäßige Pflege setzen sich aber sukzessive konkurrenzstarke Arten durch, sensible Arten werden verdrängt, die Flächen verbuschen, Artenvielfalt geht verloren.

Wir hatten vor 20 Jahren im Kollegenkreis zum wiederholten Mal eine dieser endlosen Diskussionen über Artenschwund, Insektensterben usw. Dann kam uns folgender Gedanke: "Wenn andere diese Flächen nicht mehr pflegen, warum machen wir es nicht selbst?" Kurze Zeit später wurde eine Biotopschutzgruppe gegründet und wir haben mit der Pflege höchstwertiger Flächen begonnen. Anfangs noch in reiner Handarbeit, später auch in Kooperation mit einem auf die Pflege schwierigster Flächen spezialisierten Dienstleister. Und der Erfolg gibt uns Recht: https://www.halm-salzburg.at/

Was ich damit sagen will: vom Jammern wird sich nichts ändern. Die großen Probleme müssen natürlich auf anderer Ebene gelöst werden. Jeder Einzelne kann aber durchaus einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Das fängt schon im Garten an, indem man beispielsweise heimische Blühsträucher setzt anstatt Thujenhecken, Blühstreifen anlegt, auf Pestizide verzichtet usw.


In diesem Sinne

TL, Bernhad
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Harald aus LEV
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Bernhard,

gut auf den Punkt gebracht. =D>

Gruß
Harald
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Bernhard,

die Initiative HALM kenne ich schon länger und finde diese sehr gut! Menschen bringen sich ein und damit wird Bewußtsein im persönlichen Umfeld geschaffen.

Wir sollten aber auf allen Ebenen für ein lebenswertes Umfeld was tun. Es hängt alles zusammen. Wie in diesem Faden schon geschrieben, gibt es viele "Baustellen". Aber es ist unsere Um-Welt, die Welt in der wir alle, jeder Einzelne von uns lebt!

Ich habe es satt, daß Selbstverständlichkeiten so kompliziert sind!
Ich habe es satt, daß ich mich in kaputten Wiesen und Feldern bewegen muß!
Ich habe es satt, daß die Gewässer und mein Trinkwasser vergiftet und überdüngt wird!
Ich habe es satt, daß ich viel Aufwand dafür treiben muß, vernünftige Lebensmittel zu suchen!
Ich habe es satt, daß ich mit meinen Steuergeldern Dinge finanzieren muß, die dafür sorgen, daß ich es satt habe!

Jeder Einzelne kann etwas dafür tun und sollte das auch, damit er sich persönlich wohler fühlt. Und wenn man alle Einzelnen zusammen zählt, sind das viele. Und die Vielen sind die Mehrheit der Bevölkerung!

LG Sepp
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Gammarus roeseli
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo,

mal noch ein schönes Beispiel dafür, dass „Schlechter Klimaschutz“ mehr Plage ist als Nutzen bringt für unsere Insekten und allgemein, für unsere Natur und Umwelt.
Wenn man sich mal den gigantischen Flächenverbrauch vor Augen hält der schon mal verbraucht werden muss, um beispielsweise Energiemais anzubauen (da wachsen auch keine Blume mehr) für Biogasanlagen (+ die Unmengen die es dafür an Pestiziden/ Pflanzenschutzmittel braucht) und das dann in Stromausbeute/ Stromertrag aufwiegt, kann man doch eigentlich nur noch erschrocken und entsetzt sein! Oder?

https://de.wikipedia.org/wiki/Energiemais

Zitat aus dem Link: „Die Energieausbeute von Mais ist bezogen auf das eingestrahlte Sonnenlicht wesentlich kleiner, als die Energieausbeute handelsüblicher Photovoltaikmodule. Während aus der Verstromung des Jahresertrags eines Quadratmeters Energiemais nach Zahlen des FNR bei Mais nur 1,5 – 2,25 kWh[11] gewonnen werden können, liegt der Ertrag eines durchschnittlichen Quadratmeters Freiflächenphotovoltaik mit über 70 kWh um mindestens das 31-Fache höher.“ Zitat Ende

Im Vergleich zum Anbau von Energiemais gebe es unter Freiflächenphotovoltaik viel Platz für bunte Blumen die unsere Insekten so sehr brauchen und ganz nebenbei gebe es auch noch die Grundlage für leckeres Lammfleisch von glücklichen, freilaufenden Lämmern. :D

Gruß Christian

PS: Es einfach satt haben, ich habe Klimaschutz immer dann satt, wenn er schlecht ist für unsere Natur und Umwelt!!
Ede***
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Ede*** »

[quote="Bernhard"]

Hallo Berhard,

Hut ab, das ist eine tolle Initative, die Du da vorgestellt hast!

Du hast Recht, jammern hilft nicht, ausser man kann es in politische Aktion umsetzen (siehe "Bienen-Volksbegehren" Bayern). Dann müssen aber viele gemeinsam öffentlichkeitswirksam jammern und sich nicht gegenseitig bekriegen, wie aktuell Teile der Anglerschaft und Teile des Naturschutzes.

Wie kann man so eine Initative auf Gewässer übertragen? Die Möglichkeiten zu pflegen und zu entwickeln hören ja für den Angler meist an der Uferlinie auf. Wenn es denn überhaupt Möglichkeiten zur Habitatverbesserung gibt. Wie also tätig werden, um auch den Bereich rund um die Gewässer zu schützen, auf den ja sehr viele (Insekten-)Arten angewiesen sind?
Das Problem der Nutzungsaufgabe stellt sich (leider) an den von mir befischten Gewässern nicht. Sehr viel Grünland oder sogar Ackerland. Und Gartengrundstücke. Auch Parks sind dabei. Abschnittsweise mal ein paar Kilometer, an denen es durch Naturschutzgebiete geht, wo es etwas mehr Platz bis zur nächsten Nutzung gibt. Am besten sieht es noch in den Waldbereichen aus. Die offen Abschnitte sind das Problem und die fehlenden Auenstreifen. Und natürlich Wasserkraft, Wasserentnahme, Verbau, Siedlungsentwicklung etc.
Die Behörden sind kaum in der Lage oder willens selbst die wenigen Regeln zu kontrollieren und im Zweifel wird immer für Entwicklung (Wachstum) und gegen den Flächenschutz entschieden. Also ich habe keine wirklichen Ideen, ausser dem, was wir in den Vereinen für den Fischbestand tun. Vielleicht kann man an dem ein oder anderen Gewässer mit den Nutzern reden und Vereinbarungen treffen.Wie bei den Blüstreifen an den Äckern. Wenn es denn Landwirte sind, denen das Land selbst gehört. Schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr. Meistens kostet das aber Geld, wenn ein Landwirt extensivieren soll. Wäre für mich ok., wenn denn nicht gleichzeitig eine hohe Pacht aufgerufen wird.
Die Gartenanlieger aufzuklären, das wäre sicher auch mal einen Versuch wert. Denke, viele wissen es einfach nicht besser.

Ich denke, es reicht nicht dem "Verbraucher" (was für ein hässliches Wort) die Verantwortung zukommen zu lassen oder sich auf Initativen zu stützen. Es braucht einen größeren Rahmen.
Z.B. finde ich es ziemlich unverständlich, dass der Fichereirechtsinhaber, der ja meist auch der Grundeigentümer ist, keinerlei tiefergehende Verpflichtung hat, die Habitate zu schützen oder zu verbessern. Eigentum verplichtet, aber zu was eigentlich in diesem Zusammenhang? Aktuell wird Pacht kassiert, mehr aber auch nicht. Weil es der Markt hergibt. Fehlende Habitatqualität (im Wasser und am Uferbereich) und als Folge Fischereiqualität wird dann durch den Pächter oft mit Besatz ausgeglichen. Nennt sich dann Hege.

Ok, die Pachtpreise sind sehr unterschiedlich, daher gilt der Vorwurft nicht für alle gleichermaßen. Aber wenn wie in NRW z.B. 3000 € pro km aufgerufen werden, dann sträuben mir sich schon die Nackenhaare, wenn gleichzeitig die Weide bis ins Wasser reicht, der Acker intensiv bis zum Randstreifen genutzt wird oder die Wasserentnahme bis über die erlaubten Grenzen ausgereizt wird. Und kein cm Land soll verloren gehen. Daher wird befestigt, wo es geht. Wie soll sich da selbst ein schmaler Auenstreifen entwickeln? Ausser eine möglichst hohe Pacht zu erzielen, kann ich insbesondere in NRW keine Verpflichtung erkennen und schlimmer noch, kein Bewusstsein!

Letzendlich braucht es mehr faktisches Bekenntnis zum Naturschutz, wenn abgewogen werden muss zwischen wirtschaftlichen Interessen und Habitatschutz. Das gilt gerade für die Landwirtschaft und die Wasser(-kraft)nutzung. Meinentwegen auch gegen Entschädigung. Doppelt kassieren (d.h. hohe Fischereipacht + Prämien welcher Art auch immer für Ökodienstleistungen) muss aber ausgeschlossen werden.

Gruß,

Ede
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webwood
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von webwood »

Hallo,

Freiflächenphotovoltaik ist ja nun nicht gerade eine Augenweide, doch das sind Maisfelder oder Windkraftanlagen ja nun auch nicht. (Am Rande): Zumindest in meiner Ecke gibt es einige Landwirte, welche einen Streifen ihres Maisfeldes hergeben und zumindest im Sichtbereich mit Sonnenblumen oder einem Mischung mit Sonnen- und Strohblumen bepflanzen. Das sieht dann nicht ganz so hässlich aus.

Christians Idee der Doppelnutzung ist genial. Zumindest bei mir sind die vorhandenen Freiflächenphotovoltaik-Anlagen allesamt mit einem hohen Zaun gesichert. Dort wäre wohl sicherlich (bin Laie und kein Landwirt) neben Schafen auch die Haltung von Hühnern oder Rot-/Dammwild möglich. Der Anlagenbetreiber könnte, so er an Tierhaltung selbst kein Interesse haben sollte, die Fläche zwischen den Paneelen ja auch verpachten,

Andere Idee. So wie ich in meinem Garten eine kleine, recht gut besuchte Bienenweide habe, wäre es auch gar kein so großer Act, das Gras in solchen Anlagen zu vertikutieren und Wildblumen zu sähen.
Platz für Bienenstöcke, zur zudem kommerziellen Nutzung, wahre da wohl auch genug.

Lasst uns doch bitte Christians Idee weiter diskutieren (mit mehr Expertise als meinerseits möglich) und dann machen wir Nägel mit Köpfen, Wenden uns an die Regierung oder an entsprechende Vereine. BUND oder Nabu wollen ja im Grunde das gleiche, vergessen halt, dass wir Angler auch eine anerkannte Naturschutz-Organisation sind.

TL
Thomas
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Trockenfliege
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Trockenfliege »

Da ich mir den kompletten thread jetzt mehr oder weniger genau durchgelesen habe, möchte ich ein paar Anmerkungen machen - könnte etwas durcheinander werden. :D

Dieses Rumgehacke auf den Grünen, mehr in der 1. Hälfte des threads, geht mir gegen den Strich.
Haben wir es nicht den Grünen zu verdanken, dass die Themen Umweltschutz, Klimawandel, Energieverschwendung ect. schon seit längerem Einzug in die Politik gehalten haben?
Wo wären wir heute, wenn die Grünen nicht schon so lange "gebohrt" hätten? Wären die anderen Parteien jemals auf ihre "grünen Programme" gekommen, wenn sie nicht die Konkurrenz fürchten müssten?

Natürlich ist auch das grüne Denken und Handeln diskussionswürdig und ich (als Grüner) stimme auch mit manchen Ideen, manchem Handeln nicht überein. So wundert es mich schon lange, dass zumindest hier im grünen Bawü die Solarthermie nicht gefördert wird - von Gesamtdeutschland ganz abgesehen. Ob da die eine oder andere Lobby eine Rolle spielt? Es gibt 2 solche Anlagen in meinem Bekanntenkreis, denen wenige Pannele reichen, um 6 Monate imJahr die Heizung nicht nutzen zu müssen. Amortisieren wird sich das zum heutigen Zeitpunkt in vielleicht 20-30 Jahren, je nach Entwicklung der Rohstoffpreise.
Aber Photovoltaik und Windenergie funktionieren auch nur durch ihre Subventionen, oder diese besch....e Miniwasserkraft.
Die Nutzung von Photovoltaik soll bei Neubauten verpflichtend werden - warum nicht auch die Solarthermie?

- Taubenschwänzchen sind ürsprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und sind Nutznießer der Klimaerwärmung
Genau wie so einige Vogelarten, die wir hier gerne sehen, zb. Bienenfresser und Wiedehopf. Dafür sterben andere Arten in dieser Gegend aus oder wandern nordwärts.

- das der Begriff " erneuerbare Energien" nicht stimmig sein mag, ist richtig. Aber jeder weiss, was damit gemeint ist.
Sich also bei diesem Thema darüber einen Kopf machen?
Unter Nachhaltigkeit verstehen wir heute ja auch etwas anderes, als der Begriff eigentlich aussagt.

- das Ausbringen von Gülle hat heute kaum noch was mit Düngung zu tun, sondern dient ihrer Entsorgung. Sie wird vor allem vor Regen ausgebracht, damit sie nicht so lange stinkt sondern schnell im Boden verschwindet.

- das Verschwinden der Blumen auf den Wiesen hat, wie hier schon geschrieben, viel mit der früheren und häufigeren Mahd zu tun - die Blumen haben gar keine Zeit mehr, zum ausreichenden Wachstum.

- Biosprit aus Mais ist für mich totaler Blödsinn

- die Kombination aus Photovoltaik und zusätzlicher Nutzung finde ich sehr gut. Habe ich in Form von Schafbeweidung schon gesehen. Und die sich darunter befindenden Flächen könnte man auch wahrscheinlich mit wenig Aufwand in Blühflächen verwandeln.
Diese mehrschichtige Nutzung findet zB. in Mittelamerika statt, wo in etwas lichter gehaltenen Nutzholzplantagen unter den Bäumen diverses andere angebaut werden kann. Wenn der Wald "reif" ist, wird er gefällt, bis dahin wurde die Fläche aber doppelt genutzt.

- mich würde mal das Insektenaufkommen vor 5000 Jahren interessieren. Gab es damals so viele wie vor 50 Jahren?
Wie weit waren/sind die Insekten auch Kulturfolger? Der Mensch gestaltete seine Umwelt vielfältiger, als es natürlicherweise war. Früher war Deutschland dicht bewaldet. Wieviele Blühwiesen gab es vor 5000 Jahren?

Bei uns ist, von den Flächen in den Gebirgen abgesehen, nichts mehr natürlich.
Und da die Lebenweise der Menschen sich ändert, ändert sich auch seine Umgebung und damit ihre Bewohner.
Die Zahl der Rauchschwalben nimmt ab, da sie keine Brutmöglichkeiten mehr in offenen Scheunen vorfinden.
Wo haben Rauchschwalben natürlich gebrütet? Felsenbrüter? Wieviele offene Felsen gab es hier im Rheintal, bevor der Mensch Steinbrüche "errichtete" ? Sind die Rauchschwalben vielleicht auch nur Kulturfolger?

- bei uns in der Nähe werden demnächst 15 Hektar Kiefernwald gefällt ( in 1 Hektar großen Parzellen) um auf diesen Flächen ein Landschaft zu kreieren, die vor 10.000 Jahren natürlich war, beim Übergang von der Eiszeit in die Neuzeit.
Da hier noch paar Pflanzen aus der damaligen Zeit übrig waren, möchte man diesen wieder bessere Wachstumsflächen bieten. Ist dies Naturschutz - oder nur ein Pflanzenzoo?


Deutschland stirbt aus, wird uns seit jahrzehnten vorgekaut.
Und trotzdem werden neue Häuser im Akkord gebaut? Weil wir ALLE ein schönes großes Zuhause haben wollen - ich auch. Im ehemaligen Haus meiner Frau lebten mal 11 Personen in 3 Wohneinheiten. Später wohnten auf gleicher Fläche 5 Personen. Vor einigen Jahren wurde das Haus aufgestockt - jetzt wohnen dort 4 Personen.
Auch damit hat das Verschwinden der Insekten zu tun! Wo Häuser stehen, blüht nichts mehr.
Wo wir so bequem Auto fahren können, blüht auch nichts mehr.

Natürlich hat die Landwirtschaft einen bedeutenden Anteil am Verschwinden vieler Arten, nicht nur Insekten.
Schon in einem "Fliegenfischer" - Heft aus den 70er Jahren wurde ein Rückgang der Insekten beobachtet.

Es müsste sich einiges Ändern, um vielen negativen Umweltveränderungen entgegen zu treten.
Und das geht meiner Meinung nach nur über die Politik. Der Verbraucher hat auch Einfluss, der ist aber zu gering und vor allem zu langsam.
Wenn man als kleiner Mensch, Konsument, Wähler etwas erreichen möchte, geht das am schnellsten über die Politik.
Man kann Initiativen beitreten, Petitionen unterschreiben, wählen gehen.
Und man kann bei sich selber anfangen. Aber zu welchem Opfer ist man tatsächlich bereit, freiwillig und ohne politischen Zwang?

- Ich könnte ein Zimmer untervermieten. Jemand Fremdes in meiner großen Wohnung? Nö, möchte ich nicht.

- Weniger in Urlaub fliegen? Ich möchte auch noch in der Welt rumreisen.

- Biologisch einkaufen, etwas weniger heizen, kürzer duschen, weniger autofahren - mache ich schon alles - mehr oder weniger.
Aber mal 3 Jahre nicht fliegen, oder 5? Ne, fällt mir schwer.
Mal schnell NICHT 150km mit dem Auto fahren für einen Tag fliegenfischen? Also ganz darauf verzichten möchte ich nicht.

Es gibt so viele Möglichkeiten, gute Ideen - aber bei sich selbst anfangen fällt nicht leicht.
Man klopft sich gerne selber auf die Schulter: Schau, was bin ich toll, ich habe ein kleines Auto, das nur wenig Sprit verbraucht. Aber das fällt mir auch leicht, denn mir gefallen kleine Autos, es ist also kein Verzicht für mich.
Heizung im Winter runter drehen - toll. Fällt mir aber auch leicht, da ich nicht so schnell friere.( Aber meine Frau...)
Ich fahre viel mit dem Fahrrad ans Wasser - aber ich fahre gerne Fahrrad.

Auch bei mir ginge es am Besten über politische Zwänge, denn dann ist ja auch jederman gleich und ich muss mich nicht über den Nachbar ärgern, der auf nichts verzichten möchte.


Sorry für den Roman und die etwas wirren Gedankensprünge. :)

LG
Reinhard
Zuletzt geändert von Trockenfliege am 18.05.2021, 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Ede*** »

Hallo Reinhardt,

an Deinen Gedanken finde ich gar nichts wirr und das Grünen-Bashing geht mir auch auf den Senkel, auch wenn es in Teilen sicher sachlich richtig ist. Sicher möchte aber niemand aus dem Forum, dass wir als Angler alle in den gleichen Sack gesteckt werden und wegen der offensichtlichen Verfehlungen Einzelner draufgehauen wird. Das passiert zwar, aber man muss es ja nicht gleich auch so machen. Politisch unklug ist es auch, wenn man bedenkt, dass die Grünen in vielen Bundesländern bald in für uns wichtigen Ministerien sitzen. Besser wäre es, sich die Richtigen bei den Grünen rauszusuchen und diese stark zu machen. Durch gemeinsame Projekte und das öffentliche präsentieren von Erfolgen zum Beispiel.

Und ehrlich sind die Überlegungen auch, was Opportunismus vs. Verzicht angeht. Auf manche Sachen kann man leicht verzichten, gerade wenn es Ersatz dafür gibt (Bahn statt Flugzeug), auf andere nur schwer, weil es einen echten Einschnitt bedeutet (z.B. weniger Autofahren, weil man kein Gewässer in Fahrradentfernung hat), weniger Fleisch, wenn man gerne grillt. Von den großen Umstellungen mag ich gar nicht reden.

Wir kommen wohl aber nicht umhin, zu diskutieren, was ausreichend für ein gutes Leben ist, wenn wir nicht die Lebensqualität unserer Kinder und Enkel gefährden wollen. Mit Effizienzgewinnen alleine wird es wohl nicht gehen. Schön wäre wenn doch, aber mein Fortschrittsglaube reicht dafür nicht ganz.
Suffizienz. Hören viele nicht gern, ich auch nicht, weil ich mir dann unangenehme Fragen nach meinem Lebensstil stellen muss. Muss ich wirklich so oft zum Fischen fahren? Jetzt wird es hart für mich. Ok, mein Diesel braucht nur 5,5 Liter. Vielleicht bald ein E-Auto. Trotzdem bleibt das schlechte Gewissen. Theoretisch könnte ich alle Gewässer auch mit der Bahn erreichen und eins auch mit dem Fahrrad (15km weg). Dann müsste ich aber meine Gewohnheiten ändern, mal schnell abends noch raus wäre dann nicht mehr drin.
Ich bin tatsächlich schon mehr als 10 Jahre nicht mehr geflogen. Dennoch habe ich vor, mal nach Neuseeland zu fliegen oder nach Kamtschatka. Dann will ich aber mindestens 4 Wochen bleiben können.

Tatsächlich ist die Wohnungsfrage ein gutes Beispiel, weil jeder wohnen muss, an der Tatsache an sich gibt es nichts zu verhandeln, wohl aber an dem "wie". Bislang werden viele Effiziengewinne durch den immer größeren Wohnraum pro Person aufgebraucht, gerade wenn man die energetische und sonstigen Umweltkosten des Neubaus mit einrechnet. Wie man wohnt, kann man in gewissen Grenzen privat entscheiden, so wie ich, der sich ein Haus aus 1953 gekauft und energetisch saniert hat, oder man kann es politisch beeinflussen. Über Anreize für den Kauf von Bestandsimmobilien und die Verteuerung des Bauens auf der grünen Wiese, bis hin zu Steuermodellen, die eine Art Luxussteuer für besonders viel Wohnraum pro Person. Dann geht es ans Eingemachte: wer es in Deutschland wagt, klar zu sagen, dass er für Beschränkung aus Vernunft und sozialem Frieden ist statt neoliberalem Wachstumskurs, muss mit heftigigstem Gegenwind rechnen. Egal, ob es aus volkswirtschaftlicher und ökologischer Sicht Sinn macht (Ökonomie und Ökologie sind untrennbar verbunden, wie auch schon der griechische Namensursprung Oikos= Hausgemeinschaft, klar macht).

Jetzt ist der Thread aber ziemlich weit weg von den Insekten und ziemlich weit ins Allgemeine abgedriftet. Ich muss aber nur 50m aus dem Haus gehen, um festzustellen, dass es größerer Lösungen bedarf, um die Probleme zu lösen. Geradeaus riesige Äcker ohne jede Hecke oder Brache. Rechts vom Haus ein niegelnagelneues Neubaugebiet auf einem ehemaligen Acker. Vorgärten alle (!!!) Stein- und Betonwüsten. Hinten raus Rollrasen.

Grüße,

Edwin

P.S. Phtovoltaik ist möglicherweise ein Teil der Lösung. Da gäbe es auch noch viel Potential auf den Dächern. Meine nächste Anschaffung. Die Frage ist nur, ob mit Speicher oder ohne.
orkdaling

Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von orkdaling »

Moin Reinhard,
sehe ich nicht als Roman, so viele Punkte die zu beachten wæren kønnte man auch nicht auf mehreren Seiten unterbringen.

Gruen, naja ist auch so eine Sache. Wer sind die Gruenen in Italien, mit wem regieren sie in den verschiedensten Bundeslændern, hier bei mir mit 1,7% haben sie kaum Gewicht.
Aber die freuten sich als jemand die Fuechse in Farmen frei lies. Das Jahr darauf forderten sie das weniger Rype (sowas wie Rebhuhn) geschossen wird.
Jetzt wird die Pelztierproduktion (Fuchs und Mink) abgewickelt - landesweit ohne sie.
Sie sind eigentlich (hier)nur zu bemerken wenn es um høhere Strassenbenutzungsgebuehren geht - natuerlich nur fuer Benziner und Diesel, nicht fuer Moped/Motorrad/Fahrad (brauchen die keine Tunnel?)
Auch da gibt es also europaweit gewaltige Unterschiede was gruen ist, fuer was/wen sie eintreten, auf welcher politischen Seite sie stehen.

Richtig ist das in vielen Regionen (ich schreibe absichtlich Regionen und nicht Lænder) Guelle nur noch entsorgt wird, sogar ein Geschæftsfeld ueber die Grenzen hinweg !
Guelle ist aber ein Problem welches entstand als die Strohhaltung abgeschaft wurde. (Warum - Kosten)
Richtig bzw verantwortungsvoll eingesetzt (entsprechend der Bodenanalyse und des Næhrstoffbedarfs der jeweiligen Kulturen) ist sie sehr wertvoll.
Besser als Chemischen Duenger und darum dessen energieaufwendiger Produktion vorzuziehen !
Sowohl chem. Duenger wie auch Stalldung, Guelle sogar Pflanzenabfælle verursachen Schæden wenn zB bei Starkregen die Sosse in die Bæche, das Grundwasser gelangt.
Genau darum darf sie auch nicht bei Starkregen, in Gewæssernæhe, bei vereistem Boden ausgebracht werden, so wie auch kein Misthaufen am Bach liegen darf.

Und da wæren wir bei einem weiterem Aspekt. Meist wird nur auf die Landwirtschaft geschaut und dabei auf die Auswirkungen bei den Bestæubern (also das was wir fliegen sehen) Das Insekten aber unentbehrlich fuer die Verwertung der Pflanzenreste sind, das sie unetbehrlich fuer die Humusbildung sind, das sie sogar den Boden belueften und das einsickern von Regenwasser ermøglichen - das sieht niemand, manche wollen das auch gar nicht høren.

Und so schliesst sich der Kreis wieder. Økologische Pflanzenproduktion und Tierhaltung!
Stalldung zur Humusbildung , sprich Verbesserung der Bødenqualitæt, erfordert weniger chem. Duenger.
Aber mehr Arbeitsgænge bei der Pflanzenproduktion , artgerechte Tierhaltung, das wollen viele Erzeuger und auch viele Verbraucher nicht.
Nee die wollen billig produzieren und billig konsumieren !
Das ist in deutschen Schweinemastbetrieben nicht anders als hier. Ein Lachs ohne Soja und 100.000 statt 1 Mio im Kæfig haben nun mal einen anderen Preis.

Fuer mich ist es wurst egal welchen Schlipps der Buergermeister trægt (hatte 10 Jahre einen parteilosen) solange er fuer die Stillegung der Tierfarmen ist, solange er keine neuen Zuchtanlagen im Fjord genehmigt und es erfreut mich sehr das er ueber die europæische Duengemittelverordnung hinaus bestimmte Gebiete sperrt bzw weitere Regeln zur Ausbringung von Duengemitteln erlæsst um das Grundwasser bzw die Flora/Fauna in unserer Region zu schuetzen.
Mich erfreut aber auch das er und seine Leute (versch.Partein) knallhart mit denen verhandelt haben die in Hafennæhe ein Werk errichten (nur 500m entfernt) und dafuer Ackerboden neu schaffen mussten. Fruehjahresputz, Schueler, Jæger, Fischer, die Vogelfreunde und sogar der Kindergarten haben entlang der Orkla und dem Fjord Plastik gesammelt - die Kommune hat alles abgeholt und natuerlich die Entsorgung bezahlt.

Sicher werden wir die Welt damit nicht ændern, so wie die Schweizer oder Østerreicher nicht mit ihren Initiativen, es gibt aber keinen Grund nichts zu tun !
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Richtig, sehr weit abgedriftet. Aber das ist auch gut so, weil man merkt, daß es ein interessantes Thema für Viele ist!

Biogas und Biosprit haben in Wirklichkeit tatsächlich nichts mit Bio zu tun, werden nur so genannt.

Für Sonnenkollektoren im Freiland fehlt mir auch die Expertise. Für Bio-Landwirtschaft und -Lebensmittel dagegen habe ich sie, vor allem auch beruflich.
Ist aber eigentlich ganz einfach:
Bio bedeutet in der Landwirtschaft keine Pestizide und keine künstliche Dünger, bessere Tierhaltung und der zur Verfügung stehenden Fläche angepaßter Tierbestand. Damit besser für die Umwelt und qualitativ höherwertige Produkte.

Bei verarbeiteten und verpackten Lebensmittel deutlich weniger Zusätze erlaubt und fast ausschließlich Zutaten aus Bio-Landwirtschaft.
Klar, daß man bei Lebensmitteln solche mit Zutaten aus der EU oder noch besser regionale kaufen sollte. Das fördert den weiteren Ausbau der Bio-Landwirtschaft, was wiederum uns allen, den Tieren (über und unter Wasser), den Böden, den Gewässern und dem Trinkwasser zugute kommt.
Frische Bio-Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Eier, Fleisch, Milchprodukte und Backwaren schmecken mindestens genau so gut oder besser, als die konventionellen. Da ist es kein Verzicht, diese zu kaufen.
Auch verarbeitete und verpackte Bio-Lebensmittel können sogar besser schmecken, als konventionelle Lebensmittel. Da ist aber noch Handlungsbedarf bei den Herstellern. Das würde oftmals noch deutlich besser gehen!

Man muss auch nicht wirklich auf etwas verzichten! Verzichten ist der falsche Ansatz. Ökologischere und nachhaltigere Produkte und Lebensstile sollen und können Spaß machen und die Lebensqualität steigern. In der Stadt fahre ich viel mit dem Fahrrad, da habe ich ein geiles Singlespeed, keine Parkplatzsorgen und bin deutlich schneller als mit dem Auto unterwegs bin. Habe also mehr Spaß!
Auto fahre ich auch ein kleines, das aber den gleichen Komfort hat, wie meine früheren Dienstwagen der Oberklasse. Zudem hat es bei weniger Leistung sogar eine bessere Beschleunigung. Ich habe also auch da mehr Spaß!
Mit der Bahn fahre ich sowieso schon seit Jahren wesentlich lieber, als ich fliege. Sogar zum Skifahren kann man bei uns besser mit Zug oder Bus fahren, als mit dem Auto. Und beim Apres-Ski noch stressfrei "einen heben". Auch da: Mehr Spaß!

LG Sepp
orkdaling

Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von orkdaling »

Moin Sepp,
mal eine Bemerkung zu BIO-Gas. Da muss man auch sehen aus was hergestellt.
Aus der Guelle oder sogar aus Schlachteabfall kann Gas produziert werden.
Die hier neu erøffnete Fischverarbeitung macht das, auf den Færøyern Inseln heizt man auch mit Fischabfall.
Gibt eine Firma die baut landesweit solche Anlagen fuer die Schlachtbetriebe, hab in der Kuerze keine engl. Seite gefunden.
Aber æhnliches gibt es ja europaweit https://de.wikipedia.org/wiki/Biogas

Noch eine kurze Bemerkung zur Versieglung. Nicht nur mit Stein, Asphalt, nee auch mit Tuechern und Mulch.
Die austretende Sæure vertragen nicht alle Pflanzen, da gibt es kaum Erdinsekten.
Mal ganz abgesehen vom Grund des Mulchens, man will kein Unkraut und der Boden soll nicht austrocknen.
Man kann aber auch eine einfache Hacke im (Vor)Garten benutzen. Durch die Bodenbearbeitung wird die Kapillarbildung zerstørt, der Boden trocknet nicht aus aber die Insekten ueberleben. Muss man halt ab und zu zur Hacke greifen statt einmal Tuch drauf und alle paar Jahre Rindenmulch - fast so steril wie eine Betonplatte.

Und da wo Platz ist kann man wie frueher Obstwiesen anlegen. Die haben den Vorteil das nicht alles (wie bei Monokultur) zu einer sehr begrenzten Zeit blueht.
Darunter gibts genuegend Wiesenblumen. Sicher nicht so ertragreich wie eine Plantage wo gespritzt wird weil nun mal die Schædlinge gern eine Art møgen, aber meinen Enkeln und Nachbarskindern gefællt es wenn zeitversetzt was zu holen ist. Kirschen, Æpfel,Pflaumen, Johannis-, Himbeere, nur die Stachelbeeren wollen die nicht.

Gruss Hendrik
http://www.laukeland.no/media/yendifvid ... 3d3.mp4?sd (ab 3:25 orklandsregionen)
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Harald aus LEV »

orkdaling hat geschrieben:Moin Sepp,
mal eine Bemerkung zu BIO-Gas. Da muss man auch sehen aus was hergestellt.
Aus der Guelle oder sogar aus Schlachteabfall kann Gas produziert werden.
Die hier neu erøffnete Fischverarbeitung macht das, auf den Færøyern Inseln heizt man auch mit Fischabfall.
Gruss Hendrik
Hallo Hendrick,

wäre das nicht eine gute Direktvermarktung für die Lachse aus den Fjord-Lachszuchten? :evil:
Sorry, war mein erster Gedanke.

Gruß
Harald
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo Hendrik,

ich erinnere mich an eine Sendung im TV, da wurde gesagt, dass ohne Pestizide, Massentierhaltung, Intensive Landwirtschaft, usw. die stetig steigende Weltbevölkerung nicht mehr zu ernähren sein wird!

Ich habe auch einen Link gefunden, der in diese Richtung geht ->
https://www.spiegel.de/wissenschaft/men ... 77968.html

Zitat aus dem Link:
„Geringere Erträge beim Bioanbau
Die Wissenschaftler schreiben, dass eine hundertprozentige Umstellung auf biologische Landwirtschaft unter heutigen Bedingungen langfristig nicht möglich ist. Sie gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung bis 2050 stark wachsen wird und die Landwirtschaft dann ungefähr fünfzig Prozent mehr Erträge bringen muss. Deshalb sei anzunehmen, dass schon unter konventionellen Bedingungen Anbauflächen stark ausgeweitet werden müssten.“ Zitat Ende
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Und weiter heißt es ->
Zitat aus demselben Link:
„Unter ökologischen Bedingungen wäre dieser Effekt sogar noch stärker, weil die Erträge beim Biolandbau niedriger sind. Um bis 2050 komplett auf Bio umzustellen, müssten im schlimmsten Szenario - bei großen Ernteeinbußen und ungünstigsten Bedingungen durch den Klimawandel - 81 Prozent mehr Flächen als heute landwirtschaftlich genutzt werden. Unter ökologischer Landwirtschaft verstehen die Forscher um Müller unter anderem einen Verzicht auf Nitratdünger und chemisch-synthetische Pestizide.“ Zitat Ende
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Und wenn ich mir beispielsweise nur einmal die Bevölkerungsexplosion innerhalb der Letzten 100 Jahren anschaue von beispielsweise Indien. Indien hat einen Bevölkerungssprung vom Jahr 1925 mit ca. 263 Millionen Einwohnern auf im Jahr 2017 mit 1,339 Milliarden Einwohnern zu verkraften und zu ernähren.
Oder von Afrika. Im Jahr 1950 hatte Afrika 230 Millionen Einwohner und bis zum Jahr 2017 ist die Bevölkerungszahl schon auf „etwa 1,257 Milliarden Einwohner“ angestiegen. (Extreme Bevölkerungsanstiege innerhalb der letzten 100 Jahre gibt es auch in Mexiko, Syrien usw.)
(Quelle ist Wikipedia)

Und es geht immer so weiter! (Ich bekomme durch TV mit, dass die Menschen in den Ländern mit starker Bevölkerungszunahme wenig Rücksicht nehmen können auf Natur und Umwelt, dass diese Menschen mit großen Problemen zu kämpfen haben und auch, dass die Menschen in den Ländern mit starker Bevölkerungszunahme nicht sonderlich friedfertig mit sich umgehen, was mich alles sehr traurig macht….)
Ich befürchte, dieses Szenario das 81 Prozent mehr Fläche als heute landwirtschaftlich genutzt werden müssen, um die stetig steigende Weltbevölkerung zu ernähren, wird wohl unvermeidlich sein und früher oder später zur Realität werden. Die Welt ist im Wandel und wir alle sind es, die „Das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier“ immer weiter vorantreiben und zu verantworten haben.
Soll heißen, dass ich (bzw. ehrlicherweise wir ja alle) in Wahrheit keinen wirklichen Plan haben, wie wir global betrachtet unsere Natur, unsere Umwelt, unser Klima wirklich wirkungsvoll schützen können oder dem Insektenschwund wirkungsvoll und zeitnah entgegenwirken können….
Vielleicht ist es ja an der Zeit global zu denken und sich die Problematik unserer stetig steigenden Weltbevölkerung immer mit vor Augen zu halten, wenn Natur-, Umwelt-, das Klima oder der Schutz unserer Insekten auch wirklich wirkungsvoll ankommen soll!?

Gruß Christian

PS: Wie gesagt, für deutsche Verhältnisse hat ganz Norwegen ja gerade einmal eine Hand voll mehr Einwohner als unser Berlin. Entsprechend klein sind auch eure Probleme die es zu lösen gibt!
orkdaling

Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von orkdaling »

Moin Christian.
natuerlich stimmt das, wenn du kein Duenger gibst hast du weniger Massewachstum. Genau darum bekommen die Pflanzen ja den Stickstoff dersowohl in Guelle wie auch chem. Duenger enthalten ist. Der "Allround"duneger selbst fuer Gartenbesitzer - NPK (Sickstoff,Phosphor,Kali)
Es stimmt auch das du mit Herbiziden, Pestiziden, Funkiziden die Plagen wie Blattlæusen,Spinnen, Pilzerkrankungen auch Mæusen ... bekæmpfst, denn sonst wuerde ein Teil der Ernte denen zum Opfer fallen.
Das ist aber nur die eine Seite der Medaille !
Warum wird auf ueberdurchschnittlich gutem Ackerbøden zB Mais zur Verbrennung (Verstromung) angebaut. Es gibt andere Methoden, wir schwimmen im Strom, noch nie war er so billig, Siemens baut fleissig mit an den Windrædern an der unbewohnten Kueste und verkauft nach Europa. 14 EU Lænder beziehen billigen Strom, nur ein land weigerte sich heftig weil es seinen Kohlestrom zu Geld machen wollte. Rate mal wer! Verstoss gegen den Stromdurchleitungsvertrag der EU (alle Lænder haben Strom durch zu lassen, D. begruendete das mit fehlender Netze, hahaha.)
Das ist nur ein Beispiel das man die Bevølkerung ernæhren kønnte wenn man dazu keine Nahrungsmittel/Agrarprodukte nutzen wuerde.
Ebenfalls ist es vølliger Unsinn den Lændern, den Bauern vorzuschreiben was sie anbauen sollten, was sie natuerlich machen weil das eine oder andere mehr subventioniert wird.
Fuehrt dazu das dort wo hohe Weizenertræge zu erwarten wæren dann mal schnell eine subventionierte Fruchtart angebaut wird. Erdbeeren usw.
Jeder Bauer weiss was er fuer Grund und Boden besitzt und ob er Kartoffeln, Rueben,Weizen anbauen kann oder ob sich daraus nur Weideland machen læsst oder ob er mal wieder Raps anbaut weil es dafuer gerade die meisten Gelder von der EU gibt. (BIO-Sprit E10)

So wie es Berechnungen gibt das man die Weltbevølkerung nicht ohne dem "Schutz" der Pestizide &Co ernæhren kønnte, so wie es Leute gibt die behaupten das man nur mit chem. Duenger genuegend ernten kønnte,
So gibt es aber weltweit eine Mehrheit von Wissenschaftlern die dieses Szenario - Welthunger - widerlegen.
Der derzeitige Wassermangel, die Hungersnøte egal ob in Fluechtlingslagern oder Vølkervertreibung zB in Afrika sind Kriegsfolgen , letztendlich geht es um Macht, Bodenschætze und auch um Anbaugebiete. Dazu kommt noch die Brandrodung in Amerika oder Asien fuer Palmølplantagen oder halt Soja.

Zum Øko-Anbau und unseren Insekten.
Schon in meiner Lehre wurde mir beigebracht das man durch Ackerschutzstreifen nicht nur Insekten Raum bietet sondern auch der Bodenerrossion entgegenwirkt.
Humus wird nicht vom Winde verweht, die Bøden trocknen nicht aus, und man erhøht damit die Bodenfruchtbarkeit um 10% .
Das will natuerlich niemand høren der riesige Flæchen fuer die Monokulturen braucht.
Schon damals 76-80 wurde mir beigebracht das diese Erhøhung der Bodenfruchtbarkeit um 10% ca 30% der Stickstoffgabe verringert.
Das will heute kein Lieferant von chem. Duengemitteln høren.
Nicht zuletzt, hab ja in einen Betrieb fuer Pflanzenzucht begonnen, schon damals wie heute wird an Sorten geforscht die mehr oder weniger Wasser brauchen, die auf sandigen oder humusreichen Standorten gedeihen kønnen.
Was daraus wieder gemacht wurde ist ein anderes Thema. ZB erst Brandrodung, dann dort gentechnisch verænderte Sojasorten drauf, damit die nicht unter den dortigen Verhæltnissen erkranken und damit genuegend Fischfutter draus gemacht werden kann.
Zuchtlachs enthælt also gentechnisch verændertes Soja ! Gentechnisch verænderte Kartoffenl sind aber in der EU nicht erlaubt. Das wird ueber Zuechtungen/Keuzungen erreicht. Aber Genmais zur Verstromung ist wieder zugelassen. Ist das nicht seltsam ?

Norwegen mit nun knapp ueber 5mio kann sich nicht selbst ernæhren, ist auf Importe angewiesen.
Nicht bei Milch und Kæse, auch nicht bei (Futter)Gerste. Aber hier wæchst nun mal kein Mais, kein Hopfen, keine Zueckerrube und Weizen fuehr Mehl nur in den suedlichen Regionen. Da liege ich auch immer im Streit mit einigen meiner Mitfischer ( Bauern). Selbst wenn die noch mehr Duenger drauf schmeissen wird die Anbauflæche und die Ertræge nicht ausreichen.
Schlaue Leute haben errechnet das man die dreifache Menge Duenger bræuchte und die Durschnittsertræge in der EU zu erreichen.
Geht aber nicht - sehr komplex - so wie es Næhrstoffmangel bei Vieh oder halt Pflanzen gibt, so kommt es auch zu Schæden durch Ueberdungung.
Du brauchst Salz zum ueberleben (Wasserhaushalt/Elektrolyse), aber zuviel haut dich um. Wæchst Korn zu schnell durch zuviel Stickstoff, fællt es um und verfault nach Regen. Aber dafuer gibt es die chem Industrie die dann wieder "Halmverkuerzer" auf den Markt brachte damit das nicht geschieht. Oder man zuechtet halt Sorten die weniger langes Stroh haben. Auch kannst du so ein ueberduengtes Zeug schlechtter lagern, es fault schneller, ist anfællig gegen Druckstellen ...
Dann braucht man wieder die Hilfe der Industrie, das Zeug wird gekuehlt, gespritzt unter Gas gehalten oder gar bestrahlt.

Und da braucht man nicht mal auf die Produktionsmethoden in Afrika eingehen, die fehlende Lagerhaltung, warum es kein Wasser gibt ...
Solange es Joghurt und Trockenmilch aus EU Ueberbestænden (mit Førdermitteln) gibt die nach Kenia, Ruanda ... geliefert werden und die dortigen Milchbauern mit ihrne 20 Kuehen Pleite gehen, solange dort Kinder auf den Plantagen (Monokulturen) durch Pestizide vergiftet werden, solange in den Waffenschmieden wie Kraus...... Ueberstunden gemacht werden damit die genuegend Pistølchen fuer Stammeskriege haben (eigentlich geht es ja darum zu roden oder seltene Erden zu schuerfen) , solange brauchen wir nicht darueber zu diskutieren ob wir 2050 genuegend Weizen oder Reis haben. Oder auch Kirschschen oder .. die bis dahin nicht mehr durch Insekten bestæubt werden kønnen.

Was Insekten aber leisten kann man in Gewæchshæusern sehen wo sie zur Bekæmfung von Schædlingen eingesetzt werden ,so wie es die Schlupfvespe oder der Marienkæfer im Garten machen. Ohne Chemie !
Gewæchshæuser fuer Gurken oder Tomaten brauchen Strom/Wærme und sind daher in Norge oder auf Island sinnvoll aber eben nicht in Israel damit man Blumen nach Europa einfliegen kann.
Auch hat jede weg geworfene Tomate, Apfel, ja sogar Brot (weil aus Korn )mal ein Insekt gesehen. Das was an Lebensmitteln unnuetz durch die Welt gekarrt/geflogen wird ist ebenfalls unverantwortlich. Nicht nur fuer die Insekten, - auch fuer das Klima und damit fuer unsere Enkel !

Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Wo sind unsere Insekten geblieben?

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Hendrik,

gut beschrieben und genau so ist es!

Ergänzend dazu:
Von derzeit weltweit 1% zu 100% Bio-Anbau 2050 wäre ist es noch ein weiter Weg, aber machbar. Und ohne wirkliche Einschränkungen für die Verbraucher machbar. Auch dafür es Studien, die das belegen.
Klar, daß derzeit schon vorhandene landwirtschaftliche Nutzfläche effektiver genutzt werden müßte, wie z. B. durch:
- Anbau von Pflanzen, die für die entsprechenden Böden und die jweilige Wasser-Versorgung geeignet sind.
- Bodenverbesserung durch Einsatz von Mikro-Organismen, was die Erträge oft sogar wesentlich mehr steigern kann, als Dünger- und Pestizid-Einsatz. Auch da gibt es schon umfangreiche Erfahrungen und Studien, die das belegen.

Beides Maßnahmen, die ökologisch sinnvoll sind und eine langfristig sicherere Versorgung der Bevölkerung gewährleisten, als dies mit künstlichen Düngern und Pestiziden machbar wäre. Zudem werden Böden, Gewässer und Trinkwasser nicht ausgelaugt und verunreinigt und Menschen und Tiere nicht vergiftet.

Dafür wäre natürlich auch eine Änderung der Subventionspolitik nötig. Bei der jetzigen zahlt der Bürgen mit seinen Steuern seine eigene Vergiftung und die seiner Umwelt.
Hier nochmals der Hinweis auf die Volksabstimmung in der Schweiz, wo das insbesondere in den Erklär-Videos sehr gut dargestellt wird. Wer´s noch nicht gelesen/gesehen hat:
https://lebenstattgift.ch
https://www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch

Klar, daß es auch andere Probleme gibt. Aber das ist ein Fliegenfischer-Forum, wir alle sind Fischer und auf unsere Gewässer hat die derzeitige konventionelle Landwirtschaft neben dem Gewässer-Verbau den wichtigsten direkten negativen Einfluss! Zumindest in Mittel-Europa.
Der dramatische Rückgang der Insekten ist nur ein Indikator dafür.

LG Sepp
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