Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

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Michael.
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Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Michael. »

Hallo,

ich möchte Euch heute auf diesen sehr interessanten Artikel hinweisen, der aktuelle Probleme aufzeigt.

Wie sieht es diesbezüglich an Euren Gewässern aus? Und gibt es schon konstruktive Ansatzmöglichkeiten und Projekte, welche die verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen? Berichtet mal...

Zum Artikel:

http://www.fliegenfischer-forum.de/biberproblem.html

Gruß
Michael
chrmuck
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von chrmuck »

Hallo Michael,

bei uns am Gewässer (Eifelrur, Nideggen/Düren) gibt´s wieder einige Biber, selbst an relativ "exponierten" Stellen (Stadtpark Düren). Besondere Projekte (Schutzmaßnahmen o. ä.) gibt es m. W. nach nicht (der Typ ist doch eh´ geschützt) und ein friedliches Miteinander ist gegeben. Er baut halt so vor sich hin und manchmal erstaunt mich sein Ehrgeiz! ;)

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DSC04437.jpg (223.84 KiB) 1741 mal betrachtet

Viele Grüße, Christian
orkdaling

Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von orkdaling »

moin,
Micha du bringst es doch auf den Punkt im Beitrag. Fluch und Segen, je aus der Sicht des Betrachters.
Die einen freuen sich darueber das er wieder da ist, die anderen verfluchen ihn wegen der Schæden. Nicht nur abgesoffene Weiden, duchhøhlte Dæmme, nee auch regelmæssige Ueberflutungen nach Tauwetter bis in die Orte. Dadurch sogar weg gespuelte Strassen und mit tragischenn Unfællen als Folge.
Der eine will den Biber schuetzen, der andere aber die Flussperlmuschel ,nur das geht halt nicht wenn die Fliessgeschwindikkeit so verlangsamt ist das sich Schlamm ablagert.
Ich rede aber nicht ueber Gebiete wo er heimisch war, zB Sued Schweden oder gar Norwegen bis zur Nord/Sued Wasserscheide.
Wir haben Biber bis hier hoch (Trøndelag) und in Gebiete bis fast an die Baumgrenze - also wo er noch nie heimisch war.
Das geschah erst nachdem er total geschuetzt war bzw neu angesiedelt wurde.
Inzwischen sind die Bestænde so gewachsen das die Schæden ueberwiegen und der Biber bejagt wird - ganzjæhrig - aber nach einer festgeleghten Quote.
So wie das auch bei Hirsch, Elch, Luchs, Kormoran der Fall ist.
Diejenigen die gegen notwendige regulierende Eingriffe sind, den Biber unter Totalschutz stellen, die sollten dann aber auch dort hin ziehen wo er nachweislich nicht vorkommen kann. Und die sollen auch fuer Schæden aufkommen die dritten entstehen.
Gruss Hendrik
Maggov
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Maggov »

Hallo Michael,

hängt sicher von den Strecken ab und als Teichwirt in der Oberpfalz würde ich es auch anders sehen. An den Strecken wo ich und ein Biber unterwegs sind hatte ich nicht den Eindruck dass die Biber es bereits geschafft hätten komplett auf zu stauen - und ehrlich gesagt denke ich wird das an diesen Strecken auch nicht passieren. Was die Baumbestände am Wasser betrifft habe ich auch (noch) nicht den Eindruck dass das bald knapp wird. Somit im Moment ein nettes Miteinander. Ich freue mich ebenfalls die Spuren zu sehen weil ich Biber irgendwo auch lustig finde und dass jemand sich um Strukturen im Wasser ohne Bürokratie kümmert ;)

Soll nicht heißen dass die Probleme bei Dir an der Ilm oder bei den Teichwirten nicht ernst wären oder einer Lösung bedürfen.

LG
Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
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Harald aus LEV
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Michael,

an einem unserer kleineren Flüsse (ca. 6-9 m breit) hat sich vor ein paar Jahren ein Biberpaar niedergelassen. Wie es dorthin gekommen ist, ist Spekulation.
Im ersten Jahr war es relativ ruhig. Im Jahr darauf hatte es Junge und ich hatte das Gefühl, dass die alten den Jungen zeigten, wie man an das leckere Grün der Bäume kommt, indem man sie fällt.
Überall an den Ufern sah man die berühmten "Eieruhren" und gefällte Bäume. Auf einer kleinen Insel, auf der zuvor 6 Bäume standen, überlebte einer - angeknabbert.
Seltsamerweise haben sie bei uns keinen Damm gebaut.
Im darauffolgenden Winter gab es durch sehr lange und starke Regenfälle eine sehr starke Überschwemmung. Die gesamt eingedeichte Flussaue, die absichtlich als Rückstaugebiet angelegt ist, stand bis über die Sohle der Deiche unter Wasser. Als das Hochwasser abgeflossen war, sah man keine Biber mehr. Ich nehme an, dass ihre Burg vollgelaufen ist und sie sich einen anderen Platz gesucht haben.

Unser Fluss mündet etwa 1 km weiter in einen größeren. Einige Zeit später fand ich an dem größeren Fluss wenige Kilometer stromauf die bekannten "Eieruhren". Aber auch hier wurden keine Deiche gebaut. Vor ein paar Wochen erhielt ich eine Meldung, wonach etwa 10 km stromauf Biber gesichtet wurden. Ob das dieselbe Familie ist, kann ich nicht sagen.

Momentan ist die Anglerschaft in dem Stadium der Beobachtung. Es wurden bei uns (noch) keine signifikanten Änderungen an den Flüssen und am Fließverhalten festgestellt. Dammbau wurde noch nicht beobachtet. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Flüsse größer sind und stärkere Strömungen aufweisen, als die in den Beiträgen genannten. Da die Flüsse in den Mittelgebirgslagen entspringen steigen sie bei Regen sehr schnell und stark an und entwickeln hohe Fließgeschwindigkeiten, Dabei erzeugen sie einen starken Wasserdruck. Der größere ist unter normalen Umständen gut bewatbar, bei erhöhten Wasserstand ist waten schon schon kritisch und bei Hochwasser lebensgefährlich.
Vielleicht beugt das dem Bau von Biberdämmen vor.

Beim oben beschriebenen Hochwasser am kleineren Fluss hatte ich ein seltsames Erlebnis.
Auf einem Kontrollgang sah ich plötzlich in der Mitte der sich gebildeten Wasserfläche starke Aktivitäten und Wirbel direkt unter der Wasseroberfläche. Ich konnte mir nicht nicht erklären, woher diese stammten. Wenn es Fische waren musste es sich um sehr große handeln. Es konnten eigentlich nur große Hechte oder Waller sein bei dem Spektakel, das da unter Wasseroberfläche stattfand.
Ich beobachtete das Szenario mit dem Fernglas eine ganze Weile und plötzlich brodelte die Wasseroberfläche sehr stark durch Luftblasen. Kurz darauf tauchten 2 Taucher in voller Montur und mit Sauerstoffflaschen auf dem Rücken auf - etwa im Bereich des Bachbettes. Ich rief hinüber und fragte, was sie dort machen, aber als sie mich wahrnahmen tauchten sie sofort wortlos ab und verschwanden. Ob sie wegen der Biber dort waren und wer sie waren bzw. warum sie dort tauchten bleibt ihr Geheimnis.

Gruß
Harald
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Köcherfliegenlasse »

Bei uns in Mittelsachsen gibt es mittlerweile auch reichlich Bieber, und zwar teilweise bis in 3m breite Forellenbäche. Oberhalb eines Bieberdamms habe ich einmal eine wunderschöne Bachforelle auf Trockenfliege gefangen.

An einem anderen Gewässer in einem relativ strukturarmen Bereich eines etwa 10m breiten Baches mit reichlich Ufergehölz sorgte in den vergangene Jahren ein Bieberdamm für die regelmäßige Überflutung der Restaue, wobei sich gleichzeitig neue Nebengerinne bildeten. Beim letzten Frühjahrshochwasser wurde der Damm dann scheinbar weggespült, die strukturverbesserung des Gewässer aber ist geblieben.

In weniger dicht besiedelten Gebieten mit ausreichend Uferbewuchs betrachte ich den Bieber daher eher als hilfreich denn als Schädling

Viele Grüße
Lasse

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orkdaling

Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von orkdaling »

moin nochmal,
in Mittelsachsen gibt es reichlich - wie definierst du reichlich?

Norwegen
Bis 1918 war die norwegische Biberpopulation auf etwa 7.000 Individuen angewachsen. Seit 2015 ist die norwegische Biberpopulation jedoch auf mehr als 70.000 Individuen angewachsen...
Deutschland
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es an der Elbe noch etwa 200 Biber. Nach einem Jagdverbot im Jahr 1910 nahm die Population zu, und in den 1930er Jahren wurden Biber auch anderswo im Land ausgesetzt. Der Zweite Weltkrieg hat die Population drastisch reduziert, aber nach dem Krieg hat sie sich erholt. Ab 1966 wurden an mehreren Orten Biber freigelassen, die deutsche Population beträgt heute 13.000-15.000 Individuen. Dazu gehören auch Rhône-Tiere, die natürlicherweise aus Frankreich eingewandert sind...
Frankreich
Die rund 30 überlebenden Biber entlang der Rhône wurden 1909 geschützt, und 1929 wurde ein Reservat zum besseren Schutz der Population eingerichtet. Seit 1959 wurden an mehreren Orten im ganzen Land Biber ausgesetzt und die Population beträgt heute etwa 5.000 Tiere.

https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ischer_Biber
Man beachte 6.2. Heutige Konflikte Pkt.1
Es vergeht kein Jahr wo (hier) Wege absacken und es zu Unfællen kommt mit teils tragischen Folgen.
Nur auf der 5km Strecke zwischen Orkanger und Ortsteil Fannrem wo 3 unserer (Lachs)Strecken liegen und 3 Bæche muenden die in fruehern Zeiten die Kinderstube von lachs und Meerforelle waren, sich ein Auenwald mit zahlreichen klaren und steinigen Rinnsalen befanden, dort gibt es nur noch Sumpf und Schilf.
Super fuer Muecken, Libellen aber das Aufkommen an Lachs und Mefosmolts wurde mehrfach nicht mehr erreicht.
Kurz und knapp, auf 5km gibt es dank Biber nun ca 12 ha ( also 12 Fussballfelder) verschlammten Auenwald wo sich Wassergefluegel wohl fuehlt aber Smolts und Muscheln (bedrohte Art) fast nicht mehr zu finden sind.
Einer dieser Bæche, der Follobach der direkt in meiner Zone muendet war letzten Winter so aufgestaut das es bei Schmelzwasser zu Kurzschluss in Verteilerstationen kam.
Wenn grosse wirtschaftliche Schæden auftreten, sogar Menschen in Gefahr geraten, da hørt der Totalschutz auf und die Regulierung der Bestænde muss erfolgen.

Gruss Hendrik
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AlexX!!
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von AlexX!! »

hallo zusammen,

bei uns im Neckar-Odenwald-Kreis haben sich in den Bächen auch zahlreiche Biber ausgebreitet,
wir vermuten das sie aus Neckar und Jagst "aufgestiegen" sind, teilweise vermutet man auch
Aussatz, da in einigen Bereichen die Ausbreitung nicht von unten (den Unterläufen), sondern
von oben herab erfolgte, was schwer zu erklären ist.

Wie dem auch sei, in jedem Teilstück leben Biber, und bei uns gibt es bis auf einzelne Ausnahmen
wo mal einem Anreiner ein paar Apfelbäume, oder die Tuja Hecke umgelegt wurde wenig konflikte.
Unsere bewirtschafteten Bäche sind 3-5m breit und recht natürlich, die Biber stauen dort nicht wirklich
aktiv, eher passiv, das sich der "Nahrungsverschnitt" an einer Rausche sammelt und diese dann etwas
erhöht. Diese Gebilde waren bisher nie von langer Dauer, ein kräftiges Hochwasser und sie waren
Geschichte.
In den kleinen, Fischereilich uninteressanten Zuläufen wird schon mal mehr angestaut, da dürfen
sich die Biber austoben und werden wohl überwiegend in Ruhe gelassen.

Alles in allem finde ich die Biber immer ein Gewinn für die Fließgewässer, man darf es nich zu
kurzfristig sehen, es mag erschreckend erscheinen, wenn ein Bach aufgestaut wir und sich Seen bilden,
aber auch das können wundervolle Lebensräume ergeben (klar andere wie frei fließende Bäche) aber
meiner Meinung nach gehört der Biber zum Lebensraum Bach, lassen wir sie mal 20-30 Jahre gewähren,
die Bäche werden viel weiter mäandern, sie werden neue Läufe erobern, nur ein Bach der sich ständig
verändert, der lebt. Ein Bach bei dem sich nichts ändert, sie Sohle "steht" der ist tot.
(Gedächtnis-Zitat aus einem Buch zur Renaturierung von Fließ Gewässern)

Grüße
Alex
Zuletzt geändert von AlexX!! am 17.06.2021, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Es macht die Angler doof, und süchtig ... sie wollen immer mehr" (by Steini/GWForum)
Master of Windknots
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Master of Windknots »

orkdaling hat geschrieben:in Mittelsachsen gibt es reichlich - wie definierst du reichlich?
https://www.landkreis-mittelsachsen.de/ ... r-aus.html
Bye de Alexander
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Harald aus LEV
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
wie Alex geschrieben hat, kann es zu Wasserstau nicht nur durch Dammbau, sondern auch passiv durch gefällte Bäume kommen.
In dem von mir beschriebenen kleineren Fluss ist es an besagter Insel dazu gekommen, dass ein stattlicher Baum in einem etwa 60 Grad-Winkel stromab im Fluss gelandet ist. Durch das Astwerk hat sich Totholz und andere Dinge dort verfangen. Das führt zu einem moderaten Dauerstau. Allerdings kann das Wasser im unteren Segment gut abfließen. Dadurch ergibt sich eine interessante Situation. Der stromauf liegende Bereich ist etwas gestaut und deutlich tiefer als vorher, hat aber einen guten Durchfluss. Im Grunde ist der umgestürzte Baum eine Bereicherung für das Gewässer.
Ich bin wie Alex der Meinung, erst einmal zu beobachten wie sich die Situation längerfristig auswirkt.

Gruß
Harald
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Harald!

Selbe Situation, dann kommt das Wasserwirtschaftsamt oder auch die Gemeinde und sagt "Hochwasserschutz" und der Baum muß raus!

tight lines
RC

PS: meines Wissens baut der europäische Biber normalerwweise keine großen Dämme, aber wir haben in Europa (Quelle BR ) nur 30-40% europäische Biber und jedes Jahr werden ca 12-1300 amtlich erschossen.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Harald aus LEV
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von Harald aus LEV »

Royal Coachman hat geschrieben:Hallo Harald!

Selbe Situation, dann kommt das Wasserwirtschaftsamt oder auch die Gemeinde und sagt "Hochwasserschutz" und der Baum muß raus!

tight lines
RC

PS: meines Wissens baut der europäische Biber normalerwweise keine großen Dämme, aber wir haben in Europa (Quelle BR ) nur 30-40% europäische Biber und jedes Jahr werden ca 12-1300 amtlich erschossen.
Hallo Gebhard,
so ist das leider oft mit dem Hochwasserschutz.
Wir haben insofern Glück, dass der Baum in einem Gebiet liegt, dass ohnehin alle paar Jahre überflutet wird. Deshalb wurden in großem Abstand beiderseits des Flusses Deiche gezogen und dazwischen bildet sich bei Extremhochwasser eine Seenlandschaft. Deshalb hat den Baum bislang niemand angetastet.

Bei uns war es, so viel ich weiß, ein kanadischer Biber.

Gruß
Harald
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von orkdaling »

Moin,
wie oben im Link zu lesen ist die Verbreitung/dichte doch sehr unterschiedlich (Frankreich 7000 - Norge 70.000 in 2015) und das hat ja dann wohl auch unterschiedlich grosse Auswirkungen auf die Umwelt und natuerlich auch Schadensumfang.
Auch anderswo machen sich Forscher Gedanken um die Stærke der Populationen - Beispiel /Zitat aus der Zeitschrift Forschung No.

"Die Biber bauen Dämme und Biberhütten in Flüssen und Seen. In einem Fluss kann der Damm groß und fest genug sein, um sowohl den Fluss in neue Bahnen zu leiten als auch kleine Täler mit Wasser zu füllen, sodass neue, kleine Seen entstehen.
Laut einer Pressemitteilung zu den neuen Erkenntnissen des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, könnten diese künstlichen Seen mehrere Hektar groß sein. Ein Hektar ist hundertmal hundert Meter.
Forscher haben ausgewählte Gebiete in Alaska mit Satellitenbildern untersucht und dabei besonderes Augenmerk auf die Wassermassen in den Gebieten gelegt. Diese sind interessant, weil das Wasser wärmer ist als die umgebende Erde – und da größere Flächen mit Wasser bedeckt sind, taut auch mehr Permafrost auf. "

Ich hatte die Auswirkungen auf die Smolts und Teichmuscheln beschrieben die in unserer Region stark gefæhrdet sind.
Dazu muss man erwæhnen das dieses Gebiet, die drei Bæche die hier bei mir vor der Tuer in die Orkla muenden, eines der grøssten Vorkommen von eben diese gefæhrdeten Teichmuscheln waren.
Die Smolts, die diese Bæche als Rueckzugsgebiet bei Hochwasser nutzten, aber auch eine Futtergrundlage darstellen , kønnen aber wie ihre Eltern nun mal keine Wassertemperaturen ueber 20grad ueberleben. Bereits bei 18 grad wird es kritisch, zu warm, zu wenig Sauerstoff
Und genau das ist das Problem, die aufgestauten Wassermassen in den Flussauen erwærmen sich ueber diese Temperaturgrenze, Smolts und Fluessperlmuschen kønnen nicht ueberleben.
Im Gegensatz zu den Bibern, die sich fleissig weiter ungehindert ausbreiten, sind aber der Atlantische Lachs und die Flussperlmuschel bedroht !
Bleibt also nur die Regulierung nach festgelegten Quoten.
Und dann kann es auch weiterhin solche Bilder geben (Sor-Trøndelag Avisa) was genau dort aufgenommen wurde wo frueher ein solcher Bach muendete der die Lebensgrundlage der anderen geschuetzten Arten war.
beverhytte.jpg
beverhytte.jpg (145.03 KiB) 1532 mal betrachtet
Und wenn man sich Bilder anschaut, Songli Naturreservat - unsere Kinderstube der Bachforellen, da ist nix mehr mit Bachforelle!
Tjønn H.jpg (articledisplay).jpg
Tjønn H.jpg (articledisplay).jpg (121.59 KiB) 1532 mal betrachtet
Hab da eben mal nachgelesen was NINA (Norw. Inst. fuer Naturforschung) zur heutigen Situation schreibt, 2015 waren es noch 70.000 Biber, 2020 bereits 80.000 !

Man muss also die Verhæltnismæssigkeit sehen. Eine Momentaufnahme, also ein umgefallener Baum am Forellenfluesschen, hilft da wenig.
Sicher habt ihr in weiten Teilen(noch) nicht dieses Problem, aber das war es auch nicht mit den ersten Kormoranen.
Oder warum werden Hirsch,Reh, Wildschwein bejagt, sicher nicht weil wir sie als Nahrung brauchen.
Genau darum werden Kormoran, Robbe und Biber bejagt (N,S,Fi) ,weil sie sich nach Totalschutz und fehlender Feinde ungehindert vermehrten und regional die Schæden fuer Natur, Umwelt und sogar den Menschen ueberwiegen (kønnen).
Gruss Hendrik
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The Sharpshooter
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Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von The Sharpshooter »

Servus,

zunächst mal sollte eigentlich klar sein, dass der Biber lange vor uns bereits die Bäche und Flüsse besiedelt hat – es ist kein „eingeschleppter“ Neozoe, sondern Ureinwohner. Und hatte über Jahrhunderte auch unsere Kulturlandschaft mitgeprägt – dass dies neuerdings scheinbar „nicht mehr geht“ - hat andere Ursachen.

Die meisten Schäden am Gewässer richten Hochwasserschutz, Begradigung, Trockenlegung von Flächer etc etc an – die sind auch verantwortlich für das Verschwinden von Arten. An einem wichtigen Ende der Kette ist bei uns dann das Wasserwirtschaftsamt, das Fließgewässer immer noch als Vorfluter behandelt und einen kurzsichtigen Hochwasserschutz im Blick hat. Die meisten Bäume werden bei uns nach wie vor im Auftrag dieses Amtes gefällt – und da bleibt selbstverständlich auch nix liegen. Im Wasser schon gar nicht …

Dass Biberbauten ggfls auch mal schädlich für den Schutz von anderen Lebewesen sind – zB Forellenlaichbäche – ist sicher richtig – könnte aber durch vernünftiges Management gut geregelt werden. Bei uns in Stadt und Landkreis gibt es seit vielen Jahren ein funktionierendes Bibermangement und da wird eben dann zB so etwas installiert:

Bild

Petri!
Christian

PS selbstverständlich könnte man in vielen Regionen den Biber wieder zum jagdbaren Wild erklären - das will aber die Jägerschaft nicht (Stichwort: Schadensregulierung!)
"Die Völker wurden seiner Herr, jedoch, dass keiner mir zu früh da triumphiert: der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch" BB
orkdaling

Re: Biberschutz heute – notwendig oder übertrieben?

Beitrag von orkdaling »

Moin Christian,
da will ich dir nicht widersprechen. Nun kommt das Aber !
Der Biber und besonders nach dem Aussetzen des nicht! Europæischen Flussbibers besiedelt nun Regionen in denen es nachweislich noch nie Biber gab.
Und das ist das Problem!
In eingestelltem Link weiter oben sieht man auch welche Unterarten sich daraus entwickeltt haben.
Es ist also ein Unterschied ob sich ein Elbbiber oder ein ausgesetzter Canadier verbreitet und vor allem wo.
Hier in unserer Region ,West und Nord Norge, gab es im Gegenteil zu den Lachs, Saibling - und Meerforellenstæmmen noch nie Biber.
So wie es hier auch nie Hechte gab, die ebebfalls als nichtheimische Art gelten.
Nichtheimisch bezieht sich dabei nicht auf Landesgrenzen. Biber gab es, wie du richtig schreibst schon vor uns, aber halt in Sued Schweden/ Norge unterhalb der Wasserscheide (sowohl Nord-Sued und Ost-West)
Einfacher gesagt, die Fluesse die vom Norwegischem Bergruecken (fuer Biber normal nicht zu ueberwinden) zum Atlantik hin fliessen hatten seit Jahrtausenden Lachs- aber keine Biberbestænde.
Nicht nur darum geht es. Auch wird aus einem nahrungsarmen Bergbach pløtzlich ein Sumpfgebiet, mit anderem Ph-wert der fuer viele Pflanzen und Insekten nicht mehr geeignet ist.
Man muesste also die Frage anders formulieren , allgemeingueltig geht in diesem Fall nicht.
Gruss Hendrik

Ps. keine Ahnung wie es in CH oder F oder A aussieht, da werden sicher auch (Berg)Regionen betroffen sein wo es noch nie Biber gab.
Antworten