Anmerkung der Redaktion: Link zum Testbericht HDC Varioverse der Rolle: https://www.fliegenfischer-forum.de/hdcvario.htmlMeine Fliegenrolle
Ich gehe ja doch immer mit der gleichen Rute und der gleichen Rolle zum Fischen und plötzlich bekam ich dazu den Einfall, einiges an meiner umfangreichen Fliegenfischerausrüstung abzugeben und meine Gedanken dazu niederzuschreiben.
Ein Essay über eine kleine, mir liebgewonnene Besonderheit!
War dies jetzt nur dem fortgeschrittenen Alter geschuldet oder woran lag die Erkenntnis, dass diese eine Rute, die ich irgendwann mal unbedingt haben wollte oder jene Rolle, die das Nonplusultra sein sollte, zu meinem Equipment gehören musste? Der Bestand an Ruten und Rollen wuchs so über Jahre. In Erinnerung habe ich noch aus den 60/70er Jahren, wie in Büchern eines namhaften Fliegenfischers für kurze schnelle Rute das Bewusstsein geschärft wurde, um 20 Jahre später genau die plötzlich lobend größere Länge der Fliegenrute des gleichen Schriftstellers seine begeisterten Leser fand. Sicherlich findet der eine oder andere Angler die gleichen Begebenheiten wieder bei Sich, wenn er seine Ansammlung an Ausrüstung überblickt.
Analog zu meinem 2. Hobby, der Jagd, wo über Jahre hinweg noch eine weitere Büchse mit anderem Kaliber, eine weitere Flinte mit anderer Schäftung, oder kombinierte Waffe mit diverser Möglichkeit für den Ansitz zusätzlich sein musste und so den Waffenschrank über Jahre füllte, wo ich aber trotzdem immer wieder auf diese eine Rute und Rolle zum Fischen oder zu oft auf nur diese eine Lieblingswaffe zur Jagd gehend zurückgriff.
Wenn ich daran zurückdenke, hatte ich doch das ganze umfangreiche Bindematerial schon ein paar Jahre zuvor einem neuen Fliegenfischer, der sich wie ich ehemals ganz begeistert unserer speziellen Art zu fischen verschrieben, hat für wenig Ablöse überlassen. Es findet seither in Schweden große Anerkennung, wovon ich über das Jahr des Öfteren begeisterte Rückmeldung erfahre, worüber man sich auch freut.
Alles an Ausrüstung war plötzlich zu umfangreich bei zu wenig Zeit, die einem blieb, um alles wie lange Zeit praktiziert auszufüllen. Fliegenfischen, Fliegenbinden, zur Jagd zu gehen - war einfach zu viel neben der täglichen beruflichen Arbeit.
Als es plötzlich die Möglichkeit gab, ein eigenes Jagdrevier zu pachten, was nochmals sehr viel Zeit in Anspruch nahm, als sich nur jemandem anzuschließen, der einem die Möglichkeit zum Mitjagen gab, dies wäre bei einer Möglichkeit ein eigenes Fliegenwasser zu pachten nicht anders verlaufen, fehlte mir einfach die Zeit mit dem Binden der eigenen Fliegen. Was lag also nahe bei einigen Hundert Muster im Fundus dieses Kapitel als erstes aufzugeben.
Da ich in der Forellenregion zu Hause bin und die Schonzeiten für das Fischen sich bei uns in der Regel über 6 Monate von 1. Oktober bis 31. März hinziehen, war es aber auch in etwa eine jahreszeitliche Ergänzung der beiden Hobbys.
Nun weiß ich natürlich nicht wie es anderen Fliegenfischern geht, da sich sicherlich die wenigsten gleichzeitig diesen beiden Hobbys widmen. Darum geht es mir bei dieser Darlegung auch nicht sondern um der sich immer gleichen, wiederkehrenden Mitnahme der Ausrüstung ans Gewässer bei umfangreicher Auswahl der selbigen.
Hat da nicht jeder Fliegenfischer völlig unbedacht auch seine Lieblingsrute und liebgewonnene Rolle?
Da wurde vor einiger Zeit (10 Jahre) in diesem Fliegenfischer Forum eine Fliegenrolle vorgestellt, von der ich nach dem Lesen in irgendeiner Weise besonders begeistert war. War ich doch Jahre zuvor nur mit zum Teil geliehenem Equipment zum Lachsfischen in Alaska und hatte so nie für möglich gehaltene Drills auf Königs- u. Hundslachse erlebt.
Jedoch nicht der Teil, der das Aussehen in besagtem Artikel beschrieb, hat mich dabei fasziniert, sondern der Hinweis, was man mit dieser und nur dieser einen Rolle für Möglichkeiten hat. Die Erinnerungen an die falsche Fliegenrollen-Ausrüstung in Alaska hatte ich unmittelbar wieder vor Augen. Ich strippe die ausgeworfene Leine zu mir her und etwa in 10 m Entfernung nimmt Ihnen ein mehrere Kilo schwerer Lachs den Köder und dann ab geht die Post.
Bis der Fisch die bereits von der Wurfweite eingeholte Schnur im Wasser durch die Finger hemmend verbraucht hat und auf die Rolle mit Ihrer Bremse den größeren Widerstand mit der eingestellten Stärke trifft, haben Sie durch die Reibung der zwar nassen Schnur die ersten zunächst unmerklich leichten Verbrennungen an den Fingern. Die nächste Strafe folgt sogleich, wenn Sie mit der üblich beschriebenen Handlung versuchen den Rollenrand bei der hohen Abzugsdrehzahl zusätzlich mit dem Handballen zu bremsen. Nur wer es mit einem kampfstarken Lachs erlebt hat, wird nach ein paar Drills und das können und sollten nach den Vorstellungen des Fliegenfischers bei einer 14-tägigen Reise sicherlich einige sein, bei sich schmerzende Finger bemerken. In wenigen Sekunden wird nämlich so die Restschnur und oft das halbe Backing durch die zigfach rasenden Umdrehungen verbraucht sein. Manchmal denke ich, die die sowas beschreiben hatten noch nie einen richtigen Lachs an der Rute. Dieser frisch aufgestiegene Fisch zeigt eine unbändige Kraft im Drill. Die gespeicherte Energie die den Fisch für seine viele Kilometer Reise gegen die Strömung und anderer Hindernisse ins Laichgebiet bringen soll gibt ihm eine Wildheit und Geschwindigkeit die ungleich höher ist als jener Fische die ihre Energie durch tägliche Nahrungsaufnahme ergänzen. Dies alles sollte mit eigener und besserer Ausrüstung bei einem nächsten Lachsabenteuer nicht mehr vorkommen. Von nun an gab es für mich nur noch solche Rollen für solche Fische in Anti Reverse Ausführung. Und schon wieder hatte sich durch die Erkenntnis die Ausrüstung damals vergrößert.
Dann kam der schon angesprochene für mich begeisternde Bericht im Fliegenfischer Forum über eine HDC Varioverse Rolle, die ich mir daraufhin in 2 verschiedenen Größen zulegte. Es war für mich das plötzliche Nonplusultra, was ich da hatte. Diese sind nun die einzigen Rollen, die ich immer wieder mit ans Wasser nehme, die die mir in allen Situationen voller Begeisterung bis heute sehr gute Erfolge ermöglichten.
Natürlich bräuchte ich zum leichten Äschen- oder Forellenfischen am heimischen Gewässer keine Anti Reverse Rolle, doch schaden tut dies natürlich auch in dieser kleinsten 7-9 Ausführung keineswegs. Das Vorfach, dessen Länge und Stärke, die richtige Präsentation und natürlich die richtige Fliege sehe ich als Garantie, um Erfolg am Wasser zu haben. Da die Besonderheit dieser Rolle jedoch durch Anti Revers nicht nur beim Stehenbleiben der Kurbel, beim Abziehen der Schnur durch den Fisch unter zuvor eingestellter Bremse wirkt, sondern ich beim erneuten Werfen durch das Abziehen der Schnur von der Rolle nur durch die Kurbelstellung diese quasi außer Kraft setzen kann, das ist für mich das besonders faszinierende daran. Kurz erklärt: die Bremskraft kann über den Kurbelgriff reguliert werden. Ein dazu nach dem Drill neuerliches umständliches wieder lösen, für die zuvor dem ausgewählten Vorfach entsprechend eingestellten Bremswirkung, für den nächsten Wurf wo die Schnur von der Rolle gezogen wird entfällt und das ist eben die große ja ausgefeilte Funktion der Rolle in die ich mich regelrecht verliebt habe. Der Konstrukteur dieser Rolle hat wohl meine bei der Lachsfischerei erlebten Momente selbst erlebt, um dass er sowas durchdachtes entwickeln konnte.
Kurioserweise hat sich, wie ich auf einer Jagd und Fischereimesse erfahren habe, dieses System anscheinend bei uns jedoch nur für Liebhaber durchgesetzt, was zur Einstellung der Produktion wegen zu geringer Stückzahl führte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es nicht irgendeine Fliegenrolle, sondern wirklich was Besonderes war. Für den Verkaufserfolg einer Fliegenrolle ist sicherlich auch die preisliche Ansiedlung wichtig wobei sich dieser noch im unteren Segment der Anti Reverse Rollen bewegt hat und aus meiner Sicht nicht Ursache dazu war.
In Erinnerung habe ich dazu noch eine besondere Begebenheit erlebt.
Bei einem Treffen unserer Fliegenfischerrunde hatte ich damals voller Stolz die neue Rolle zur Begutachtung mitgebracht. Ich legte die Rolle zunächst auf den Tisch und wollte diese erklären, als schon danach gegriffen und die Schnur abgezogen und fieberhaft versucht wurde, die Bremskraft zu verstellen, um diese zu testen. Mein energischer Hinweis dazu, dass ich die Rolle zunächst doch erklären möchte, fand keine Resonanz, wurde sie doch gleich in der Runde weitergegeben und die gleiche Fummelei an der Rolle mit auf und zudrehen der Bremse ging weiter. Wo soll es für einen erfahrenen Fliegenfischer an einer Fliegenrolle überhaupt was zu erklären geben?
Für die Beteiligten war es aber nun schon irgendwie zu spät, sich nach dem rumreichen nochmals meine Ausführung zum Bedienen der Rolle mit seinen besonderen Vorzügen anzuhören. Vielleicht sind manchen Fliegenfischern, die für mich abstrakten Bezeichnungen, aus vollem Aluminiumblock gedreht, Spule läuft auf der Achse rund (wie sollte es anders sein?), diverser Materialbeschichtungen usw. wichtiger je interessanter diese beschrieben sind. Es erinnert mich manchmal an Situationen wo ich erklären sollte, wie das eine oder andere an Möglichkeit und Erneuerung bei neuerlichen Smartphons positiv ergänzt und genutzt werden kann. Teilweise von Erfolg gekrönt teilweise ohne Erfolg. Man muss sich da halt auch mit beschäftigen, wenn man noch mehr Freude damit haben möchte was dort auch das A und O bedeutet.
Analog zur Rolle, diese eignet sich in Unkenntnis der Möglichkeit eben nicht einfach zu montieren und ans Wasser zu gehen um zu Fischen, sondern man muss sich damit zunächst auseinanderzusetzen, um die Funktion zu verinnerlichen und zu begreifen. Ich hatte bei meinen ersten Erlebnissen beim Lachsangeln solch eine Rolle wie beschrieben noch nicht annähernd gekannt. Hatte danach einige weitere Anti Reverse Rollen namhafter Hersteller im Besitz die ich nach und nach wieder verkaufte, nachdem ich die Vorstellung im Fliegenfischer Forum gelesen hatte und mir diese eine HDC-Rolle in 2 verschiedenen Größen (7-9 und 11-13) anschaffte. In der Beschreibung stand damals es ist auch ein Meilenstein bei der Weiterentwicklung der Direct Drive Rollen was dann, ohne Übertreibung, total zutreffend war.
Obwohl ich natürlich noch im Besitz einiger normalen Fliegenrollen bin, greife ich seither beim Einpacken der Gerätschaft zum heimischen Gewässer wie für Auslands Destinationen intuitiv zur aus meiner Sicht absolut zu Ende entwickelten HDC-Konstruktion, die ich einfach am Gewässer dabeihaben möchte, weil nur diese eine für mich zur liebgewonnenen Beziehung wurde.
Oswald Blank
Im März 2022
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