Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Wie der Name schon sagt: Vor der Haustür fischt es sich fast immer am besten. In Deutschland gibt es eine Vielzahl großartiger "Fliegenwasser". Habt Ihr Fragen oder wollt Ihr eine Empfehlung aussprechen?

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Maggov
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Maggov »

Sorry Thomas, aber für mich ist das ganz klar Hank Patterson:

https://www.youtube.com/channel/UC-bT8M ... OY1sPI6sYQ

Im Ernst:
Ich sehe das auch so dass man Guiding und Wurflehrer voneinander trennen sollte. Der Eine ist ortskundig und gewässerspezifisch (und zwar auch Saisonbezogen was das Nord-Süd-Modell aus meiner Sicht auch zum Blödsinn verkommen lässt) und der andere kann überall, auch auf einem Sportplatz Wurfkenntnisse vermitteln.

Schön ist es natürlich wenn ein Guide Tipps zum Werfen geben kann - dazu braucht es aber keinen Istrukturenschein sondern das entsprechende Talent zu beobachten und zu vermitteln und es muss nicht zwingend der Lehre einer Wurfschule folgen sondern auch dem konkreten Zweck dienen. Wenn ein Guide empfiehlt einen superschwere Nymphe am Bobber zu fischen weil es einfach anders verdammt schwierig ist und dann einen Tipp gibt wie man beim Werfen nicht die Rute bricht macht das für mich Sinn aber keinen Instruktor aus ihm.

Das Problem eines fehlenden Standards weiß ich auch nur über Recherche und Referenzen zu kompensieren. Jungen, angehenden Guides würde ich deshalb empfehlen sich mit "etablierten" Guides kurz zu schliessen, diesen die Chance zu geben sich ein ander kennen zu lernen und zu empfehlen.

Persönlich habe ich bei Guides immer dann schlechte Erfahrungen gemacht wenn diese von der Unterkunft gestellt wurden wo ich genächtigt habe. Das war meist recht enttäuschend was persönliches Engagement und "Guidingqualität" betrifft. Wenn ich mir Guides selbst gesucht und gebucht habe war das so gut wie immer sehr wertvoll für mich.

Gerade im Ausland waren meine wichtigsten Punkte/Services der Zugang zum Wasser, Logistik (z.B. am Ende einer Strecke wieder aufpicken und Rücktransport zum Auto, Bootsführung oder -organisation, etc.), Sprache (mein Spanisch ist gut, Mein Französisch mittel und mein Italienisch rudimentär, aber Guiding habe ich lieber in englisch oder deutsch), manchmal die Verpflegung am Wasser, Organisation von Lizenzen und das Wissen was derzeit vor Ort gut geht.

Manche haben mich davor gefragt wie gut ich werfen kann, einer wollte das vor dem Fischen sehen - für mich ein berechtigter und wichtiger Punkt für ein erfolgsversprechendes Guiding aber nicht aus dem Grund einen Wurfkurs gleich mit zu verkaufen sondern um ein zu schätzen wo der Gast die besten Chancen hat.

LG
Markus
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Matte
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Matte »

Hallo, es sind grundsätzlich zwei verschiedene Angelegenheiten wie viele hier meinen, da stimme ich zu. Nehmen wir ein Extrembeispiel eines Guidings in Sibirien. Zugegeben ist diese Kultur hier nicht hoch entwickelt, aber der Wildnisführer (Guide) ist unabdingbar. Ausrüstung, Ortskenntnis in der Taiga, befahren von wilden Flüssen u.s.w. Gehören sicher nicht zu den Aufgaben eines Wurflehrers sind aber hier existenziell wichtig oder sagen wir Überlebenswichtig. Ohne Guide geht absolut nichts! Natürlich sollte ein Guide Ff können, zumindest halbwegs aber ein Wurflehrer braucht kein Survival Trainer zu sein.
Nur wenn du mit der Rute da warst warst du wirklich da !
chrmuck
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von chrmuck »

Hallo Zusammen,

zuerst wollte ich mich des Themas enthalten, aber da ich doch so´n paar Erfahrungen damit habe, hier mal meine selbst gewonnenen Eindrücke:

Wenn ein Guide auf Als, der von sich sagt, dort schon seit vielen Jahren mit der Fliegenrute zu fischen, seine kleine Gruppe nur mithilfe des Angelführers in Buchform an die entsprechenden Sträne lotsen kann, sich auf dem Weg noch verfährt, um dann festzustellen, dass vor Ort Wind und Welle nicht passen, ist das für mich (erraten!) schlechtes Guiding!

Und wenn die Gruppe - anderer Insel, anderer Guide, auch andere Gruppe - an einen zugegeben nach Wind und Welle gut ausgewählten Strand kommt, um diesen stumpf und ohne weitere Hinweise außer "... da hinten an der Spitze ist gut!" durch fischen zu müssen, finde ich das auch nicht so Klasse - das bekomme ich auch ohne Guide so hin! Teilnehmerwünsche, z. B. mal vor dem Frühstück raus zum Fischen zu gehen oder mal in die Dämmerung zu fischen, wurden nicht aufgegriffen und mussten in Eigenregie durchgeführt werden - mittelmässiges Giuding!

Und dann gab´s noch ein Hechtseminar mit einem hier im Kölner Raum nicht unbekannten Händler, Guide und Wurflehrer, unterstützt durch einen ortskundigen Niederländer, bei dem am ersten Abend eine Einführung mit Handout, Gerätekunde und Fliegenbinden angeboten wurde, die Gewässer sehr gut ausgewählt waren und bis auf das mieseste Novemberwetter ever und eine eher durchschnittliche Unterkunft alles in Richtung Fischen und Guiding gepasst hat und Fragen und Anregungen au der Gruppe aufgegriffen und berücksichtigt wurden. Was will man mehr? Nichts! ist nämlich gutes Guiding!

Darüber hinaus finde ich auch, dass Guiding nicht mit Wurfkurs verwechselt werden sollte. Wenn der Guide sich allerdings dazu berufen fühlt, sollte er auch etwas mehr als rudimentäre Basics in Methodik, Didaktik und Praxis draufhaben. Auch das habe ich schon anders erlebt...

Das Auftreten mancher "Guides" in den sozialen Netzwerken und -medien finde ich - wurde hier auch schon an anderer Stelle diskutiert - oftmals schwierig und kritikwürdig. Trifft nicht auf Alle zu, aber auf´n paar. Aber solange es deren Geschäft belebt... so what? Ich muss ja nicht dahin...

Herzlichen Gruß in die Runde, Christian
Maggov
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Maggov »

Hallo,

es ist viel geschrieben worden was ich nur wiederholen würde. Ich sehe es auch so dass man Wurflehrer und Guides mit Ortskenntnis voneinander unterscheiden sollte und dass beide Ihre Daseins-Berechtigung haben.

Ob Preise angemessen sind oder nicht regelt aus meiner Sicht der Markt. Wenn Wurfinstruktoren nicht die Preise erzielen die sie wollen dann haben die ne nette Homepage aber eben kein Geschäft. In DE ist das Problem in der Tat dass zum einen die Dienstleistung an sich nicht so hoch im Kurs steht da selten Guiding mit Booten oder ähnlichem gefagt sind und dass die Gewässerrechte in DE vielen Guides einen Strick drehen. Ein gemeinnütziger Verein der einen Guidingservice betreibt oder auf deren Gewässer Guidings erlaubt bekommt schnell diverse dumme Fragen, angefangen bei den Mitgliedern die nicht wollen dass "ihre" Fische weggefangen werden oder zu viele Gäste am Wochenende die Strecke verstopfen bis zu der Frage vom Fiskus ob die Gemeinnützigkeit gegeben ist wenn da ein kommerzielles Gewerbe drauf liegt.

Was die Preise betrifft hätte ich gehofft dass Guides hier im Forum auch mal klar stellen dass man selbst mit 350 EUR pro Guidingtag wahrscheinlich noch einen Nebenjob braucht oder ein gutes Erbe. Die Salmonidensaison begrenzt sich im Normalfall auf 6-9 Monate, in der Zeit musst Du Deinen Jahresumsatz erwirtschaften. Wohl dem der an allen diesen verbleibenden Tagen auch Gäste hat, ich fürchte allerdings die Realität sieht da ganz anders aus. Die echten Cash-Cows sind Gruppen-guidings und - kurse, die werden aber dem Eingangsposter auch nicht richtig schmecken denn dass ist ja deutlich weniger individuelle Betreuung.

Was die Preise der Guides in Mittelamerika betrifft: Der (Trug-)Schluss liegt nahe das in Ländern wo ein Koch 80 USD im Monat verdient der Tagessatz mit 250-350 USD komplett daneben ist. Ich kann nicht für Cuba sprechen aber hatte dieses "Erlebnis" auf Los Roques. Dort war nix gebucht und ich habe mit den Guides vor Ort verhandelt. Sobald ein Boot ins Spiel kam sind die Preise sprunghaft gestiegen. In dem Fall war es so dass der Guide das Boot anmieten musste. Die Käptains der Boote hatten die Option an dem Tag Bootstaxi zu machen und eine grössere Gruppe zu den Inseln hin und zurück zu fahren oder einen Guide und Gast zu beschippern. Im Endeffekt eine einfache Rechnung - der nimmt pro Bootstaxigast 5 USD am Tag für das Shuttle, hat weniger Spritkosten als beim Guiding selbst wenn er mehrere Touren an einem Tag fährt, kann zwischendrin ne PAuse machen, usw. und deshalb war das Boot für mich alleine schon 150 USD / Tag. Der Guide hat mich nach - zugegeben zähen und Bierlastigen - Verhandlungen 50EUR am gekostet und war jeden Cent wert. Ich habe ihm nach einer Woche Guiding (davon 3 Tage am Boot und 5 Tage Flatfischen indem wir einfach mit dem Bootstaxi zu Inseln gegurkt sind) noch ein fürstliches Trinkgeld gegeben und meine Polbrille geschenkt weil er seine nicht mehr hatte. Von ihm habe ich in diesen Tagen wirklich viel gelernt - nicht zwingend beim Werfen aber was Spotten, Location und Taktik betrifft. Das waren auch meine Hauptziele für das Guiding.

Wer sagt denn dass in Cuba das Geld komplett beim Guide ankommt? Da sind die Organisatoren, Abgaben an den Park und wahrscheinlich auch ein weinig Bestechungsaufwand nötig um ein Guiding an zu bieten. Das muss nicht immer der gierige Guide sein...

In DE sehe ich das Potential für nebenberufliche Wurflehrer und Guides, einen Hauptberuf daraus zu machen würde aus meiner Sicht einen grossen finanziellen Verzicht bedeuten. In AT ist mir ein Guide bekannt der vor Jahren mal erwähnte dass er der einizige hauptberufliche Guide in AT sei. Er hatte und hat aber meines Wissens nach auch immer einen Nebenjob gehabt und wahrscheinlich auch gebraucht.

In den USA und vielleicht auch Destinations wie New Zealand gibt es einen weltweiten und sehr starken nationalen Angeltourismus, die Saison ist i.d.R. auch etwas länger und so haben die Guides die Möglichkeit deutlich mehr Tage am Wasser umsetzen zu können als in DACH

Ich finde gute Guides erkennt man an den Fragen im Vorfeld, sie hinterfragen Erwartungen und managen diese auch im Vorgespräch, richtig gute Guides mit Ortskenntnis erkundigen sich auch wie gut man zu Fuß ist (wenn nötig), ob es gesundheitliche Einschränkungen gibt und regeln Fragen vor Ort wie Lizenzen oder andere Dinge. Guides die einfach nur einen Preis benennen und Treffpunkt und Uhrzeit teilen ansonsten aber nix sind ein wenig Lotterie. Können top sein oder eben Flop. Je mehr Austausch mit dem Guide im Vorfeld desto geringer sind die Enttäuschungen so meine Erfahrung. Und da wo ich Guides genommen habe habe ich das bis dato nicht bereut. Ich habe aber auch einige Male keinen Guide genommen weil es eben nicht klar war ob das was rauskommt das Geld wert ist.

An einigen Flecken dieser Welt wird man um Guides nicht umhinkommen (z.B. wenn man ein Boot braucht) - wer aber Kosten und Mühen nicht scheut diese Locations zu besuchen ist sich m.M. nach im KLaren was zu erwarten ist. Im Ausland ist es auf alle Fälle wichtig zu verstehen ob und inwieweit das Trinkgeld die Haupteinnahme der Guides ist oder die Fee die ich zahle. Das ist zum Teil schon echt gravierend und wenn sich jemand den Hintern für ein gutes Guiding aufreißt gibt es wahrscheinlich nichts Enttäuschenderes als die uns zu eigene Denke "Warum Trinkgeld, habe doch schon einen Haufen für das Guiding bezahlt".

Ich sehe das auch so wie Gebhard - Guides sind immer ortskundig, klar können gute Filegenfischer auch an fremden Strecken gut fangen, aber die genaue Ortskenntnis kann an schwierigen Tagen ausschlaggebend sein ob es ein mauer oder ganz besonderer Tag wird. Das kann man sich auch mit der Zeit erarbeiten - nur sollte das nicht zu Kosten der Kunden gehen. Als Wurflehrer kann man überall seine Dienste anbieten, dann sollte aber auch das Werfen im Vordergrund stehen und nicht das konkrete Wasser.

Lg
Markus
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Harald aus LEV
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
ich denke, die Unterschiede zwischen Wurflehrer und Guide sind in den Posts hier gut herausgearbeitet worden. Natürlich gibt es Überschneidungen. Aber zum Fischfang ist es essentiell wichtig, das Gewässer zu kennen. Man kann noch so gut werfen können, man wird nichts fangen, wenn man an den falschen Stellen und mit evtl. falscher Technik fischt.
Das habe ich vor kurzem wieder erleben dürfen. Ich wurde zum Fischen eingeladen und kannte weder Gewässer, noch Region und hatte somit null Gewässerkenntnisse. Auf mich allein gestellt, hätte ich wahrscheinlich viel Zeit verbraucht, bis ich an die guten Stellen gekommen wäre, wenn überhaupt.
Auch wenn ich mir ein Gewässer gerne selbst "erarbeite", war ich dankbar für die profunden Gewässerkenntnisse meines Gastgebers. Wir gingen direkt an die interessanten Stellen und ich erlebte eine hervorragende Fischerei. Dass mein Gastgeber ebenfalls ein sehr guter Werfer ist, machte das Ganze zu einem runden Erlebnis. Wir hatten eine wunderbare Zeit am Wasser und auch auf der menschlichen Ebene passte es sehr gut.
Deshalb hier noch einmal meinen ganz herzlichen Dank (sollte er das hier lesen).

Gruß
Harald
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fjorden
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von fjorden »

Hallo,
ich habe mal mit Rolf Renell zusammen vor Jahren ein Hecht - und Zanderseminar angeboten und ein Vater und Sohn Guiding übernommen.
Was möchte ich als Guide den Kund*innen bieten:
- als erstes auf die Wünsche des*der Kund*in eingehen
- den Tag erfolgreich und zufrieden gestalten
- im besten Fall mit einem Fischkontakt oder Fang krönen
- Tricks und Kniffe beibringen, Gerätekunde, Gewässer lesen, die zu fangende Fischart näher bringen und eventuell am Abend noch fängige Fliegen binden oder das Spleissen von Schnüren zeigen, etc.
- am Gewässer coachen - d.h. für mich ich fische in der Regel nicht oder nur mäßig
- das Guiding ist für mich dann gelungen, wenn der*die Kund*in zufrieden ist und "erfüllt" nach Hause fährt.
- wenn ich die Angelart, Fischart oder das Gewässer näher bringen konnte, dass auch nach dem Guiding das weiter betrieben wird ist das Schönste

Ich finde die Anforderungen an ein "gutes" Guiding sehr anspruchsvoll und habe meinen Respekt vor Allen, die das professionell betreiben. Für mich wäre es nichts, bzw. hätte ich die Befürchtung auf Dauer die Lust am Hobby zu verlieren.
Gruß
Fjorden
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Harald aus LEV
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Fjorden,
dass was Du beschreibst sind überwiegend die Punkte, die ich in meinen Individualkursen vermittele.
Das fällt jedoch für mich nicht unter den Begriff "Guiding", sondern ich bezeichne es als eine Form des Kurses.
Wenn jemand bei mir ein Guiding anfragt, weise ich explizit auf diesen Unterschied hin, damit er eine faire Chance hat zu überlegen, ob er das möchte oder nicht.
Guiding ist für mich, dass der Teilnehmer auf alle Fälle Fischkontakt haben möchte. Ein Guiding in dieser Form kann ich nicht anbieten, da die Gewässern nicht das Potenzial dazu haben.
Aus demselben Grund empfinde ich es auch als seltsam, wenn jemand ein Guiding an der Küste anbietet, der vielleicht 2-3 mal im Jahr dort fischt. Das sollte man denjenigen überlassen, die in den Regionen wohnen, dort ständig fischen können und somit auch die aktuellen Gegebenheiten kennen. Was bringt es dem Teilnehmer, wenn der Guide vor Ort plötzlich bemerkt, dass ein Teil des bekannten Riffs nach der Sturmflut der letzten Woche geschliffen und weggebrochen ist. Hier stimme ich Achim uneingeschränkt zu.
Genau so verhält es sich natürlich ebenfalls an den Gewässern im Binnenland.
Es gab eine Zeit, da habe ich daran gedacht geführte Angelreisen anzubieten. Dann hätte ich dort aber nicht selbst geguidet, sondern hätte mit bekannten Locals zusammengearbeitet. Das Wissen, das diese Leute haben, kann ich mir nicht bei ein paar Besuchen erwerben.
Ich habe das dann jedoch aus familiären Gründen wieder verworfen.

Gruß
Harald
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von superfredi »

Ist ein Guide eigentlich noch ein Guide wenn er seine "Leistung" (Wissen, Tipps, Angelstellen usw.) für umsonst weitergibt? (ohne Bezahlung)
Oder ist das dan nur ein guter Kumpel?
Bei uns hier in Sachsen Anhalt ist vor ein Paar Jahren das bezahlte (kommerzielle) Angelguiding verboten worden.
https://lav-sachsen-anhalt.de/index.php ... dingverbot
Es gibt immer noch Guides, aber wie das bei denen Abläuft weiß ich leider nicht...

Ps. Ich find es gut, wenn so wie bei Achim vorher gefragt wird, ob auch Tipps und Hinweise zu der zB. Wurftechnik gegeben werden sollen. Ich würde gern fachkundige Hilfe annehmen. :daumen
Petri Heil
Fred
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von trutta1 »

Hallo Fred,

ist so nicht ganz richtig! Jeder kann sich weiterhin als Guide anbieten, nur die Verbandsgewässer dafür nicht nutzen.
Ich kann also als Guide in S/A meinen Service in Privatgewässern anbieten, soweit dies der Inhaber der Gewässer genehmigt. So weit, so gut, denn den Pächter dieser Gewässer wird der Guide bezahlen müssen!
Auch in anderen Bundesländern wie z.B. Brandenburg darf ich dies, obwohl es sich auch dort um Verbandsgewässer handelt und die Guides keine steuerlichen Abgaben an den Verband entrichten müssen. Eine Mitgliedschaft im Verband reicht aus.
Ich habe dieses Thema schon öfter im Verband S/A angesprochen und vor allem den Zustand an der Bode bemängelt.
Auch heute findet dort noch Guiding statt! Nicht offiziell, aber wer dort öfter fischt bemerkt schnell, dass immer wieder Gruppen ortsfremder Fliegenfischer von einem Guide eingewiesen werden.
Es ist also untersagt, wird aber dennoch geduldet.
Warum ist ja eigentlich auch klar, da die Einnahmen für Tageskarten, die der Jahreskarteninhaber bei weitem übertreffen.
Und somit verdient auch der Verband mit und es wird sich, trotz Verbots, nichts ändern!

TL, Frank
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Harald aus LEV
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Harald aus LEV »

superfredi hat geschrieben: 10.06.2022, 19:21 Ist ein Guide eigentlich noch ein Guide wenn er seine "Leistung" (Wissen, Tipps, Angelstellen usw.) für umsonst weitergibt? (ohne Bezahlung)
Oder ist das dan nur ein guter Kumpel?

Petri Heil
Fred
Hallo Fred,
in meinen Augen ist es das Beste was Dir passieren kann, wenn Dich ein Freund/Bekannter an die Hand nimmt, der sich am/im Gewässer auskennt.

Gruß
Harald
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Ein Guide ist für mich auch jemand, der alle Facetten des jeweiligen Gewässers kennt, am besten ein Local.
Er muss auf die Wünsche des Kunden eingehen und Tipps für Fliegen und Taktik geben.
Bestenfalls kann er auch bei der Verbesserung der Wurf-Technik helfen, muss das aber nicht.

Wenn man zeitlich eingeschränkt ist, kann ein Guide jedenfalls den entscheidenden Unterschied zwischen erfolglos und erfolgreich an einem Gewässer sein.
Auch wenn man genug Zeit vor Ort verbringen kann und sich selber in Gewässer "einarbeiten" will, kann anfangs ein Guide sehr hilfreich sein, die Zufahrten/Zugänge zum Gewässer und die Erfolg versprechenden Fliegen und Taktiken kennen zu lernen.
Lieber vielleicht mal einen Tag kürzer bleiben und das gesparte Geld für Übernachtung/Essen/Trinken/Linzenz in einen Guide investieren.
Ich fische seit langen Jahrzehnten regelmäßig auch an Gewässern, die zwar als "top" zu bewerten sind, aber die auch viel befischt werden. Und ich habe schon oft Fliegenfischer getroffen, die total frustriert bezüglich ihrer Erfolge am Gewässer waren. Die Investition für zumindest einen Tag in einen guten Guide hätte ihnen das wahrscheinlich erspart.

Vor guten Guides habe ich größten Respekt! Die Erwartungs-Haltung der Kunden ist hoch und ihr Job ist alles andere als einfach.

Ich selber wäre dafür denkbar ungeeignet. Habe das zwar schon einige male "ehrenamtlich" für Foto- und Filmaufnahmen für richtig gute Werfer und Fischer gemacht, aber das reicht mir. Gehe lieber fischen und überlasse das den Profis!

LG Sepp
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von Barsch25 »

Nachdem ich jetzt alle Statements hier gelesen habe und selbst einen zweitägigen Wurfkurs hinter mir habe, stelle ich den Erfahrenen hier im Forum einmal die Frage:

"Woran erkennt ein totaler Anfänger wie ich - der sich erst hier registriert bevor er loslegt - ob ein Übungsleiter (nicht Guide) oder sein angebotener Wurfkurs gut ist ?"

" Was darf bzw. sollte so ein Wurfkurs kosten ?"

"Reicht ein eintägiger Wurfkurs oder sind zwei Tage besser ?"

"Sind sechs oder acht Stunden am Tag in Ordnung oder lässt da die Aufmerksamkeit nach ?"

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass diese Fragen auch andere Anfänger haben.

Interessant wäre es hier im Forum auch, eine bundesweite Adressen-, Kontaktliste von Übungsleitern zu veröffentlichen. Auch dieses könnte vielen Anfängern helfen, zur Erlernung dieser doch wunderschönen Art zu Fischen.

Grüße aus Hamburg

Jörg

P.s.: mein Kurs hat 150€ pro Tag gekostet, Leihgerät, Getränke und Mittagessen inklusive. Wir haben pro Tag von 11 bis 17 Uhr am Gewässer mit Pausenunterbrechungen gearbeitet. In Hamburg habe ich in zwei Monaten noch einen eintägigen Wurfkurs für 75€, mal sehen, ob man an einem Tag den Stoff lernt.
Petri Heil aus Hamburg, Jörg :D
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von MahiMahi »

Hallo Jörg,
Barsch25 hat geschrieben: 10.07.2022, 07:47 1) Woran erkennt ein totaler Anfänger wie ich - der sich erst hier registriert bevor er loslegt - ob ein Übungsleiter (nicht Guide) oder sein angebotener Wurfkurs gut ist ?"

2) " Was darf bzw. sollte so ein Wurfkurs kosten ?"

3) "Reicht ein eintägiger Wurfkurs oder sind zwei Tage besser ?"

4) "Sind sechs oder acht Stunden am Tag in Ordnung oder lässt da die Aufmerksamkeit nach ?"
So zu den Punkten 1-4.
1.) Hier im Forum fragen da gibt es genügend Leute die gute Wurflehrer Kennen. Im Zweifelsfall einen EFFA.Instructor kontaktieren, die tragen den Titel nicht umsonnst.

2.) Also deine 150,00 Euro sind wenn es was getaugt hat i. O. Allerdings sind 6 Stunden nicht viel so gesehen.
Meine Frau hat bei einem EFFA-Instructor das Werfen gelernt also Kurs individuell und ich wurde auch eingeladen mitzumachen.
Kostete auch nicht mehr. Es waren 8 Stunden. Ist schon viel Stoff der in die Birne muß.

3.) Das kommt auf dich an wie lernfähig du bist und dann dranbleiben.

4.) Wurde in Frage 2 eigentlich beantwortet.

So das sind meine Erfahrungen.

Grüßle
Harry
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von webwood »

Meine bescheidene Meinung zum Thema.

Ich fische seit vielen Jahren an der Ammer auf etwa 23 KM Strecke. Ich kenne immer noch nicht alle Facetten des Gewässers. Bin auch immer wieder mal Schneider. Mittlerweile gibt es keine Gastkarten mehr, doch als ich noch Freunde einladen durfte, war es bisweilen auch an den besten Stellen mühsam einen Fisch zu fangen. Solche Tage gibt es halt. Wäre ich deshalb ein schlechter Guide? Solche Tage an denen einfach nichts geht kommen nun mal vor.
Anderer Punkt; Wenn ich 6-8 Stunden fische (und ich kann kraftsparend werfen) bin ich platt. Daher 6-8 Stunden Wurfschulung am Stück machen doch für einen Anfänger keinen Sinn mehr. Da ist doch Konzentration und Kondition längst im Keller. Klar dankt ein professioneller Wurflehrer da anders, doch eher wohl aus nachvollziehbaren kommerziellen Gründen. Daher ist ein Kumpel als Wurflehrer eher die bessere Wahl und es gibt auch Bücher. z.B. Mel Krieger " Die Quintessenz des Fliegenwerfens" Das Buch hat mir autodidaktisch extrem geholfen.
Viele Wege führen nach Rom.

TL
Thomas
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Re: Guiding in Deutschland kritisch betrachtet

Beitrag von MahiMahi »

Hallo Thomas,
webwood hat geschrieben: 10.07.2022, 21:47 Daher ist ein Kumpel als Wurflehrer eher die bessere Wahl
Ja ich habe das Werfen an unsere Söhne herangebracht aber bei meiner Frau klappte das nicht. Gut zu werfen heißt lange noch nicht es auch gut vermitteln zu können. Mein Gedanke war na ein Wurflehrer dem gelingt es vielleicht besser und so war es dann auch es hat funktioniert.
Wegen der kommerziellen Ansichten, na ja ich war beim Wurfkurs meiner Frau auch eingeladen statt nur rumzustehen und es hat keinen Cent mehr gekostet und das bei einem EFFA-Instructor.
Guiding: Da haben wir wohl die gleichen Erfahrungen. Auch ich lade gelegentlich jemanden zum gemeinsamen fischen ein.
Meine Hausstrecke ist zwar nur vier KM lang und ich kenne sie in und auswendig doch es kommt vor, dass der Gast das Nachsehen hat. So kann gehen.

Grüßle
Harry
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