Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Hier treffen sich die wahren Handwerker unserer Zunft. Gibt es eine schönere Fischerei, als mit einer Selbstgebauten - ob nun Gespließte, Kohlefaserrute oder Eigenbaurolle? Geizt nicht mit Euren Ratschlägen.

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Harald aus LEV
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Harald aus LEV »

Wurmbunt hat geschrieben: 06.06.2022, 13:13 Eine neue Feder schien die beste Lösung zu sein
Hallo Wurmbunt,
wohl dem, der's kann und weiß wie es geht. :daumen

Gruß
Harald
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Wurmbunt
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo allerseits - die Feder war ja noch gar nicht fertig!
Wie schon gesagt, ist die Feder nach dem Härten hart wie Glas und genau so brüchig...
Deshalb ist es notwendig die Härte wieder etwas zu reduzieren und gleichzeitig die Zähigkeit des Materials zu erhöhen. Diesen Prozess nennt man "Anlassen". Metallurgisch passiert innerhalb der Materialstruktur bei der Wärmebehandlung sehr viel und die Eigenschaften ändern sich dramatisch - ein und der selbe Stahl kann glashart, zähhart, federhart und wieder weich werden nur abhängig von der zugeführten Wärme und der Einwirkdauer derselben.
superfredi hat geschrieben: 04.06.2022, 17:28 Dann alles noch mal in flüssiges Blei tauchen....
Das entspannt das Ganze etwas.
Ja, welche Anlassfarbe da die richtige ist - das musst Du Dir austesten. :?:
Na denn - weiter mit dem Bericht ! :daumen
Für alle, die mit der Materie bisher nicht in Kontakt gekommen sind:
Da die genaue Zeit und Temperatur beim Anlassen so wichtig sind, wurden und werden teilweise immer noch, niedrig schmelzende Salzbäder oder auch Metallbäder (z.B. Bleilegierungen) zum Anlassen benützt.
Technisch gesehen bietet das natürlich eine Reihe von Vorteilen. Die Temperatur kann exakt bestimmt werden und natürlich auch die Einwirkzeit, darüber hinaus kommt kein Sauerstoff an das Bauteil und damit verzundert es nicht der Kohlenstoff (bei niedrig legierten Stählen das Element, das die Härte am stärksten beeinflusst) kann nicht entweichen...
Für den Hausgebrauch ist so etwas aber eher unpraktisch! :wink:
Trotzdem muss die Feder natürlich angelassen werden.
Da sich die benötigten Temperaturen (für einfache Federstähle) im Bereich zwischen 150-300° Celsius bewegen, eignet sich der heimische Backofen ganz hervorragend!
Das ist ein Grund, warum die beste Zeit zum Härten Nachts ist.
Vor dem Abschrecken kann bei Dunkelheit die Glühfarbe besser erkannt werden und der Ehepartner schläft vielleicht schon und verzichtet dadurch auf eine fruchtlose Diskussion über die angemessene Nutzung der Backröhre... 8)
Eine weitere Möglichkeit anzulassen besteht durch die Wärmezufuhr mit einer Heißluftpistole, Heizplatte oder offener Flamme. Hierbei macht man sich den Umstand zu nutze, daß sich bei bestimmten Temperaturen bestimmte Oxydschichten auf der blanken Metalloberfläche bilden. Anhand der Farben der Oxydschicht kann die Temperatur bestimmt werden (Anlassfarben).
So ein kleines Teil wie eine Feder ist aber ruck zuck überhitzt und verliert zuviel an Härte, außerdem ist es besser den Stahl über einen längeren Zeitraum mit niedrigeren Temperaturen anzulassen, als kurz bei hohen Temperaturen. Bei gleicher Endhärte ist das langsam Angelassene Bauteil normalerweise zäher! Dafür sind die schillernden Anlassfarben ein Hingucker - deshalb habe ich mir für meine Feder eine Kombination aus beidem ausgesucht. 1 Stunde bei 180° Celsius und nochmal 240° für 1/2 Sunde im Backofen wegen der Materialeigenschaften (die entstehende Oxydschicht wurde anschließend abpoliert) und anschließend ein vorsichtiges, buntes Anlassen mit der Flamme.
Nach dem Anlassen im Backofen
Nach dem Anlassen im Backofen
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Braun golden nach dem Anlassen im Backofen - technisch jetzt eigentlich schon fertig.
Nach der anschließenden Politur:
Die erste Oxydschicht ist wegpoliert
Die erste Oxydschicht ist wegpoliert
16545102983630.jpg (32.16 KiB) 2307 mal betrachtet
Und das anschließende Färben mit der offenen Flamme.
16545103269331.jpg
16545103269331.jpg (74.08 KiB) 2307 mal betrachtet
Hierbei muss sehr vorsichtig vorgegangen werden - wird die Feder zu heiß, ist die gesamte vorangegangene Wärmebehandlung zerstört - in dem Fall müsste man wieder mit dem Abschrecken beginnen...
Wenn jemand Lust bekommen hat, sich mal eine Feder selbst zu machen, und es einfach mal probieren möchte, würde ich vom letzten Schritt abraten!
Die Anlassfarben erscheinen erst nach ein paar Sekunden, und in dieser Zeit darf keine weitere Wärme zugeführt werden. Es braucht hier ein bisschen Übung und Erfahrung und die Gefahr die bisherige Arbeit zu ruinieren ist zu groß. Allerdings kann mit dieser Technik ein definierter Bereich der Feder noch etwas weicher gemacht werden...
Ich hatte, nach der ersten Funktionsprüfung, das Gefühl, dass sich der dünnere Federschenkel noch zu steif anfühlt - deshalb habe ich diesen Bereich noch einmal mit der Flamme behandelt und, für ein paar Sekunden, stärker erwärmt (sichtbar am helleren Blau 320-340° Celsius).
Die fertige Feder mit Anlassfarben
Die fertige Feder mit Anlassfarben
16545104332300.jpg (57.51 KiB) 2307 mal betrachtet
Der abgewinkelte Bereich liegt am Klicker - Dreieck an und muss nicht selbst federn. Deshalb wurde dieser Bereich bei der Flammenbehandlung ausgespart.
Liebe Grüße,
Andi
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Wurmbunt
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo - letzter Teil zur Feder!
Was ich bisher ausgelassen habe - normaler Federstahl ist nicht Rostfrei!
Das ist aber bei allen, wirklich alten, Rollenfedern so. Rostfreie, oder lieber rostträge Stähle existieren erst seit ca. 100 Jahren. Die berühmte "Versuchsschmelze 2 Austenit" (V2A) von der Firma Krupp gilt als erstes technisch einsetzbares, rostfreies Material. Das Patent dazu wurde 1918 erteilt. Das war aber weder ein Feder- noch ein Werkzeugstahl und auch nicht härtbar... Es duerte noch lange, bis rostträge Stähle verfügbar waren, die ähnlich eingesetzt werden konnten wie die rostenden Varianten.
Das ist aber im Süßwasser nicht wirklich ein Problem, was ja auch die vielen, noch funktionierenden, alten Rollen zeigen. Nach dem Fischen trocken lagern und ab und zu ein Tropfen Öl, fertig.
Ein Problem kann Rost aber werden, wenn Salzwasser in's Spiel kommt, oder wenn die Rolle nicht gereinigt und gepflegt wird...
Eine Oberflächenbehandlung (verchromen, verzinken, brünieren oder auch die Oxydschicht vom Anlassen etc.) verzögert die Korrosion, macht das Material aber nicht rostfrei.
Für Salzwasser oder neu gebaute Rollen würde ich eher Federn aus Berylliumbronze empfehlen... Das ist aber ein anderes Thema!
Nachbau einer Kosmic Rolle mit Federpaket aus Berylliumbronze
Nachbau einer Kosmic Rolle mit Federpaket aus Berylliumbronze
16545269279600.jpg (81.52 KiB) 2296 mal betrachtet
Für die alte "Marvel" passt aber eine, traditionelle, Stahlfeder am besten.
So sieht der Umbau von Rechtshand- auf Linkshandbetrieb mit Hilfe der neuen Feder aus:
Neue Feder eingebaut
Neue Feder eingebaut
16545149307460.jpg (69.24 KiB) 2296 mal betrachtet
Als Umlenkpunkt/Lager dient der Originalpin der Ersatzfeder, die originalen Federn und der Ersatzklicker entfallen. Der Vorspannmechanismus arbeitet genau wie mit der ursprünglichen Feder. Rückbau ist jederzeit möglich!
So ein Projekt beendet - ich hoffe es hat euch gefallen!
Liebe Grüße,
Andi
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superfredi
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von superfredi »

Schöne Arbeit - da hast Du Dir aber Mühe gegeben! :daumen
Ja, das mit dem Anlassen ist immer so eine Sache.
Gut das Du die Feder nach dem Test nochmals gewärmt hast - lieber etwas zu weich (kann man nochmals härten) als zu Hart und irgendwann abgebrochen...... :p
Petri Heil
Fred
:smt039
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo!
Klasse, sehr professionell, Gratulation!

tight lines
RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Harald aus LEV
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
dem schließe ich mich an. Von diesen Vorgängen und Begründungen warum dies und jenes und etwas anders nicht, habe ich zum ersten Mal erfahren.
Danke fürs mitnehmen.

Gruß
Harald
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Wurmbunt
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo allerseits,
schön, daß der Beitrag über die Feder auf Interesse gestoßen ist!
Eigentlich habe ich gehofft, daß sich hier jemand "einklinkt" und über sein/ihr Projekt berichtet...
An den Kommentaren, war abzulesen, dass ich nicht der Einzige bin, der sich mit Basteleien an alten Rollen befasst.
Hier noch einmal der Aufruf:
Das soll nicht "mein" Faden sein, sondern Tipps/Tricks und bewährte Verfahren sammeln, die Ihr bereit seid, weiterzugeben!
Auch "customising"/Umbau - würde ich gerne hier sehen.
...
Also gut - bis sich ein anderer Protagonist meldet, mache ich einfach weiter.
Bleiben wir einfach bei der "Marvel" von Allcocks.
Was zum Umbau von Rechtshand- auf Linkshandbetrieb noch fehlt, ist das Versetzen der Leinenführung.
Leider ist am gegenüberliegenden Gehäusesteg kein Originalgewinde vorhanden, so daß ich, entgegen meines inneren Sammlers, agieren muß. Die Originalsubstanz wird also verändert!
Unangenehm - aber Linkshandbetrieb ist mir, in diesem Fall, wichtiger.
Der original "Lineguard" ist, bei der Marvel, mit einer kleinen Schraube fixiert.
Original Lineguard, die Schraube mit "englischem" Gewinde, und eine gebänderte, dunkle Achatscheibe
Original Lineguard, die Schraube mit "englischem" Gewinde, und eine gebänderte, dunkle Achatscheibe
16548905287610.jpg (115.77 KiB) 2058 mal betrachtet
Ideal wäre es nun, einfach ein passendes Gewinde in die gegenüber liegende Rahmenbrücke zu schneiden, und den Schnurführungsbügel umzusetzen. Tja - wer wirklich passende Gewindebohrer (Englisch Withwort Fine) zur Hand hat, ist jetzt fein raus... :?
Habe ich nicht - und mag ich mir auch nicht kaufen - um, einmal, alle 10 Jahre, einen Lineguard zu versetzen...
Das heißt, für das Projekt: die Originalschraube wandert zusammen mit dem überzähligen Klicker und den Federn in die Ersatzteilkiste...
Da nun die richtige Schraube nicht mehr passt, fühlte ich mich auch nicht mehr gezwungen, den originalen Leinenbügel zu verwenden.
Zur Produktionszeit und dem allgemeinen Handling, passt eigentlich ein Lineguard mit Achatring ganz hervorragend, und so ein Ding, wollte ich immer schon machen.
Also habe ich in der Materialkiste gekramt und Neusilberblech, Neusilber Rundmaterial und eine, hübsch dunkle, Achatscheibe gefunden...
Neusilber Rundmaterial und -Blech
Neusilber Rundmaterial und -Blech
16548906567730.jpg (77.86 KiB) 2058 mal betrachtet
Das sind die Ausgangsmaterialien für die neue Schnurführung.
Liebe Grüße,
Andi
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Wurmbunt
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
über die Bearbeitung von Achat (zumindest so, wie es für mich praktikabel ist) habe ich ja schon im Forum berichtet:posting.php?mode=quote&p=2788813
Der Ring für die Schnurführung, ist im Endeffekt das gleiche wie ein Achatleitring in groß. Deshalb möchte ich lieber noch ein paar Worte zum Rahmen verlieren.
Prinzipiell lässt sich Neusilber hervorragend sowohl hart- als auch weich löten.
Bei mehreren Lötstellen nebeneinander, vor allem wenn es nicht möglich ist, alle gleichzeitig zu fixieren, besteht immer die Gefahr, daß sich die fertige (bereits gelötete) Stelle wieder löst. Das kann wirklich ärgerlich werden! :(
Deshalb hier ein paar Tricks.
Es gibt Lote, die bei unterschiedlichen Temperaturen schmelzen - von Hartloten (ca. 650°) über hochschmelzende Weichlote, bis zu sehr niedrigschmelzenden Loten (190°), die ich besonders gerne in der Nähe des Achates verwende um Thermorisse im Stein zu vermeiden. Prinzipiell ist eine hart gelötete Verbindung (hohe Temperatur) meistens deutlich fester, als eine weichgelötete.
Deshalb mache ich die ersten Strukturverbindungen (Ringfüße, oder hier Rahmen) immer mit Hartlot auf Silberbasis. Beim späteren Weichlöten, bei deutlich niedrigerer Temperatur, löst sich dann auch nichts mehr...
Hier hatte ich jetzt aber das Problem, daß zwei Verbindungsstellen direkt nebeneinander lagen - das Befestigungsblech und die beiden Neusilberstangen, die als "Ringträger" herhalten.
Natürlich könnte die eine Seite hart- und die andere Seite weich gelötet werden, da an dieser Stelle aber die höchste Kraft wirkt, wollte ich Silberlot an beiden Stellen.
Zum Glück gibt es "Hitzestoppaste" - nachdem der erste Träger angelötet ist, wird die Verbindung mit der Paste bestrichen und der andere Träger kann verlötet werden, ohne daß sich die vorherige Lötstelle löst.
Hitzestoppaste
Hitzestoppaste
16548907900670.jpg (89.15 KiB) 1901 mal betrachtet
Die Paste kühlt den fraglichen Bereich und trocknet dabei aus - anschließend lässt sie sich einfach abbürsten.
Kühlpaste nach dem Löten
Kühlpaste nach dem Löten
16552394286260.jpg (83.53 KiB) 1901 mal betrachtet
Ich will hier keine Werbung machen, aber das Zeug ist wirklich praktisch!
Ein weiteres wirklich praktisches Ding, über das ich leider erst viel zu spät gestolpert bin, ist Niedrigtemperatur - Lotpaste...
Das ist im Endeffekt ein Pulver aus einer Zinn/Wismutlegierung (also "Bleifrei"), das mit einem Flussmittel gemischt ist. Der angegebene Schmelzpunkt ist 190° Celsius und eine gute Lötverbindung kann mit einer Heißluftpistole hergestellt werden!
Lotpaste
Lotpaste
16548910715660.jpg (86.28 KiB) 1901 mal betrachtet
Eigentlich ist die Paste zum Löten von Aluminium - funktioniert aber auch bei Neusilber sehr gut.
Der Grund, warum ich so begeistert bin, ist, daß die Verbindungsstelle vorsichtig, gleichmäßig und ohne Gefahr für den (fragilen) Achatring, mit der Heißluftpistole erwärmt werden kann und sich eine Lötverbindung bildet. Im Steinring mit Fassung steckt, zu diesem Zeitpunkt, schon sehr viel Zeit und ein Hitzeriss beim Einlöten (bei Leitringen gilt das selbe), macht all die vorangegangene Arbeit zu nichte.
Nach der ganzen "Löterei" ist die Leinenführung natürlich noch ziemlich hässlich. :wink:
Flussmittelrückstände, Oxydschichten und überflüssiges Lot müssen entfernt, und anschließend noch alles poliert werden.
Der obere Teil ist schon Bearbeitet - am Ring ist noch Arbeit nötig
Der obere Teil ist schon Bearbeitet - am Ring ist noch Arbeit nötig
16552420208290.jpg (103.15 KiB) 1901 mal betrachtet
Und hier das fertige Ergebnis an der Marvel:
Marvel mit Achatlineguard
Marvel mit Achatlineguard
16548913398890.jpg (73.36 KiB) 1901 mal betrachtet
Da viele, vor allem hochpreisige, Rollen - Oldtimer Achatleinenführungen hatten, und diese oft gebrochen sind, hoffe ich, daß ich hier einige Anregungen für Restorationsprojekte liefern konnte.
Liebe Grüße,
Andi
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von superfredi »

Sieht echt Klasse aus ! :daumen :smt038 :daumen
Solch niedrig Tem. Lot kenne ich noch gar nicht....Und ich hab schon viel gelötet !
Ist denn die verbindung hinterher richtig "hart" ? Also nicht irgendwie leicht gummiartig/biegsam und weich sozusagen.

Das Neusilber hat eine schöne Patina bekommen! Achat sieht auch immer klasse aus !
Nur die Schraube müsste wenigstens eine Schlitzschraube sein - ist der alte-Rolle-Optik geschuldet.... :D
Jetzt noch schön vor einem dunkelem Hintergrund ausleuchten und präsentieren .....
Petri Heil
Fred
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Wurmbunt
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo nochmal!
superfredi hat geschrieben: 15.06.2022, 09:01 Sieht echt Klasse aus ! :daumen :smt038 :daumen
Solch niedrig Tem. Lot kenne ich noch gar nicht....Und ich hab schon viel gelötet !
Ist denn die verbindung hinterher richtig "hart" ? Also nicht irgendwie leicht gummiartig/biegsam und weich sozusagen.
...
Nur die Schraube müsste wenigstens eine Schlitzschraube sein - ist der alte-Rolle-Optik geschuldet.... :D
.....
Petri Heil
Fred
Also das Lot selbst habe ich auch ganz neu und wünschte, ich hätte es vorher schon gekannt...
Dann hätte ich mir diese Misere erspart:
Lötversuch mit herkömmlichem Aluminium "Kratzlot"
Lötversuch mit herkömmlichem Aluminium "Kratzlot"
16553132356440.jpg (121.89 KiB) 1824 mal betrachtet
Normalerweise gibt es Aluminium - Lot, bei dem mit einem spitzen Gegenstand, in der flüssigen Schmelze gekratzt wird, um die hartnäckige Oxydschicht (des Alus) aufzubrechen und dadurch, eine haltbare Lötverbindung zu ermöglichen.
Im Bild oben habe ich das bei einem Riss in der Kurbelpatte einer alten Hardy "Perfect" versucht...
Der Riß schloss sich zwar nicht richtig, dafür ist die Kurbel aber geschmolzen... :(
Ähh ja - nicht so toll geworden
Ähh ja - nicht so toll geworden
16553133693900.jpg (121.4 KiB) 1824 mal betrachtet
Der Riß ist im oberen Bereich noch gut zu sehen.
Aufgrund dieses Fehlschlages habe ich nach Lot für Aluminium, mit möglichst niedrigem Schmelzpunkt gesucht und bin über die Lotpaste gestolpert, die ich bei der Schnurführung erstmals benützt habe...
Um endlich auf die Frage zu Antworten - nein nichts bleibt weich - bei Raumtemperatur ist das Lot hart.
Im Vorfeld habe ich zwei Neusilberstangen zusammen gelötet und wieder gebrochen - die Verbindung bricht mit relativ feinkörnigem Gefüge und reagiert eher etwas spröde.
Die Befestigungsschraube ist natürlich ein Stilbruch - eine gebläute Innensechskantschraube aus Titan ist natürlich weder ästhetisch (zumindest hier) noch zeitgenössisch - sie lag ehrlich gesagt, in Reichweite herum... Muß ich bei Gelegenheit noch ersetzen!

P.S.
Die Hardy Perfect wird wohl das nächste Projekt...
Liebe Grüße,
Andi
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo - die Befestigungsschraube hat mir keine Ruhe gelassen!
Deshalb noch ein Nachtrag!
Habe gerade eine Neusilberschraube gebastelt und dachte, das gehört vielleicht auch hier her!
Da ich sowieso ein neues Gewinde, auf der Gegenseite des Rahmens schneiden musste, habe ich mich von den englischen Gewindenormen verabschiedet und einfach ein, metrisches, M2,5 angebracht. Somit war es kein Problem, ein "Schräubchen" zu drehen.
Wenn man sich schon die Arbeit macht, eine Schraube anzufertigen, sollte sie auch ganz genau passen - bei Schlitzschrauben finde ich es gut, wenn der Schlitz entweder waagrecht oder senkrecht steht! Die Jäger bzw. Büchsenmacher unter uns, wissen das sicher zu schätzen... ist es doch dort ein "No Go", wenn die Schlitze der Schloßschrauben Kreuz und Quer auf dem Systemkasten stehen...
Deshalb hier der Tipp - die Schraube wird ohne Schlitz fertig gestellt, alles montiert und dann so fest verschraubt, wie es eben ohne Schlitz/Schraubendreher geht (ich benutze einen Abschnitt von einem alten Fahrradschlauch um die Schraube anzuziehen).
Anschließend wird die Senkrechte (oder eben die Waagrechte) auf dem Schraubenkopf markiert. Die Verbindung wird demontiert und der Schlitz ca.15° versetzt zur Markierung angebracht - das stellt sicher, daß der Schlitz entsprechend positioniert ist, wenn alles richtig fest angezogen wird.
Lineguard mit passender Schraube
Lineguard mit passender Schraube
16553212201780.jpg (49.19 KiB) 1811 mal betrachtet
Es macht durchaus Sinn, so ein kleines Schräubchen mit Schraubensicherung zu behandeln, um ein unbeabsichtigtes Lösen zu verhindern. Heutzutage ist natürlich Locktide und seine Derivate das Mittel der Wahl - gab es aber damals noch nicht - da ich jetzt eine zeitgemäße Schraube habe, wird sie auch zeitgenössisch gesichert! 8)
Zwei Mittel, die mir bekannt sind, wurden schon vor 1900 (und natürlich auch danach) eingesetzt - Schellack und Threadsealant der Firma Sheaffer (ein Schreibgerätehersteller ). Beide sind Wasserfest und mit geringer Hitze (70°Celsius) wieder lösbar.
Hier habe ich einfach einen Tropfen Schellack auf das Gewinde gegeben.
Liebe Grüße,
Andi
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Re: Fliegenrollen - Restoration/Reparatur/Umbau

Beitrag von superfredi »

Klasse gemacht und super beschrieben! :daumen :daumen
Auf jeden Fall bei solch einer Schraube eine Muttersicherungspaste oä. aufbringen - wenn schon nur eine Schraube - dann muss die auch halten!
Und auch noch selber angefertigt - top! :D
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