Äschen im Drill

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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chrissie1971
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von chrissie1971 »

Hallo Royal Coachman,

ich wüsste jetzt nicht, dass ich dir irgendetwas unterstellt hätte, zumindest war das nicht meine Absicht! Aber zu meiner Aussage bezüglich deines PS stehe auch nach einer Nacht (die ja beim Reflektieren meist hilft) noch...
Möchte das Ganze aber auch nicht vertiefen, weil ich sicher bin, dass wir beide - und auch alle anderen, die hier geschrieben haben - das Gleiche wollen: Eine Antwort auf die Frage, wie ich eine Äsche möglichst erfolgreich drille, ohne dem Fisch dabei zu schaden!

Und dabei finde ich die unterschiedlichen Ansätze schon spannend und auch durchaus wert, weiter darüber zu diskutieren!
Ich und auch ein paar andere sind ja eher der Meinung, dass es sinnvoll ist, dass sich eine Äsche die ersten 20 - 30 Sekunden des Drills ohne großen Gegendruck erstmal austoben soll und dann erst der eigentliche Drill beginnt. Der dann natürlich auch zügig zu Ende geführt werden soll.
Wie schon geschrieben, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein harter Drill von Anfang an hier sogar mehr schadet als nützt...
Wie sehen das die anderen?

Zur Ausfallquote bei zurückgesetzten Äschen:
Es wäre natürlich naiv zu glauben, dass bei mir (oder anderen) alle zurückgesetzten Äschen überleben. Und vermutlich ist eine "Ausfallquote" (häßliches Wort!) von 5 - 10 % nicht unrealistisch. Allerdings kommt es hier natürlich auch sehr auf die Begleitumstände an!
Wie warm ist das Gewässer? Wie sauerstoffreich? Mit oder ohne Widerhaken? Trockenfliege, Nymphe oder anderer Köder? Wo hängt der Haken? Fasse ich die Äsche beim Hakenlösen an oder bekomme ich den Haken heraus, ohne den Fisch zu berühren?

Einige der Faktoren können wir ja zumindest positiv beeinflussen, indem wir generell ohne Widerhaken fischen oder ab einer gewissen Wassertemperatur auf die Äschenfischerei ganz verzichten (was ich tue). Wo der Haken im Maul hängt und wie schnell ich den herausbekomme kann ich leider nicht komplett beeinflussen.

Unter dem Strich glaube ich aber, dass meine "Ausfallquote" eher unter den genannten Zahlen liegt. Da mein Hausgewässer im Herbst sehr klar ist, kann ich die meisten Äschen sehen und bei einer höheren Zahl an Äschen die verenden, würde ich häufiger Mal eine am Grund liegen oder abtreiben sehen. Auch wenn das erst nach ein oder zwei Stunden passiert.
Aber das ist zum Glück die absolute Ausnahme.

Grüße
Christian
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Harald aus LEV
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
also ich glaube festgestellt zu haben, dass Äschen im Drill eher Schaden nehmen bzw. nicht so robust sind wie z.B. Bafo, Rebo oder Döbel. Natürlich sind das individuelle Beobachtungen in der freien Natur. Aber alle in demselben Fluss - also vergleichbar.
An eine fundierte Studie reichen die Erlebnisse natürlich nicht heran.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich Äschen aufgrund des "weichen" Mauls geneigt bin sanfter zu drillen, als die anderen Genannten.

Gruß
Harald
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chrissie1971
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von chrissie1971 »

Hallo Harald,

ich glaube daran bestehen wenig Zweifel, dass Äschen empfindlicher sind als die meisten anderen Fischarten. Ich würde sogar so weit gehen, dass die Äsche die empfindlichste Fischart in unseren Breiten ist!
Lange beim Hakenlösen herumdoktern geht hier ziemlich oft schlecht für den Fisch aus...

Gruß
Christian
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Hawk
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Hawk »

Auf der anderen Seite, ich habe in bekannten Norwegischen und Schwedischen Äschengewässern schon viele Fische mit eingerissenem Maul gefangen.
Kann aber ehrlichgesagt nicht sagen ob dieses leider sehr verbreitete Verletzungsbild beim Drill oder beim unsanften Hakenlösen entsteht...
Gruß
Sven
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Harald aus LEV
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Harald aus LEV »

chrissie1971 hat geschrieben: 06.02.2023, 15:53
Zur Ausfallquote bei zurückgesetzten Äschen:
Es wäre natürlich naiv zu glauben, dass bei mir (oder anderen) alle zurückgesetzten Äschen überleben. Und vermutlich ist eine "Ausfallquote" (häßliches Wort!) von 5 - 10 % nicht unrealistisch. Allerdings kommt es hier natürlich auch sehr auf die Begleitumstände an!
Wie warm ist das Gewässer? Wie sauerstoffreich? Mit oder ohne Widerhaken? Trockenfliege, Nymphe oder anderer Köder? Wo hängt der Haken? Fasse ich die Äsche beim Hakenlösen an oder bekomme ich den Haken heraus, ohne den Fisch zu berühren?

Einige der Faktoren können wir ja zumindest positiv beeinflussen, indem wir generell ohne Widerhaken fischen oder ab einer gewissen Wassertemperatur auf die Äschenfischerei ganz verzichten (was ich tue). Wo der Haken im Maul hängt und wie schnell ich den herausbekomme kann ich leider nicht komplett beeinflussen.

Grüße
Christian
Hallo Christian, auch wenn Du mich nicht angeschrieben hast,
absolut d'accord mit Deinen oben zitierten Ausführungen.
Problematisch wird die Sache mit der Äschenfischerei in Flüssen, in denen die Äsche ganzjährig geschützt ist.
Hier gezielt auf sie zu Fischen ist ein absolutes NoGo. Wenn dann als Beifang doch eine beißt, sollte man versuchen, sie schnellstmöglich zu releasen bzw. in den beiden von Dir erstgenannten Fällen (warm und geringer Sauerstoffgehalt) sollte man sich überlegen, an welchen Stellen des Gewässers man fischt, damit die Möglichkeit eine als Beifang zu erwischen, möglichst gering ist.

Gruß
Harald
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Kurt Mack
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo Sven!

Das mit den spangenlosen Äschenmäuler in Nor ist mir auch schon aufgefallen. Lange haben meine Freund und ich gerätzelt, wie das passieren kann. Mein Freund Ralf hatte dann die Lösung gefunden: Wenn das Vorfach bei Drill von unten unter die Spange gelangt, schneidet das Vorfach die dünne Haut zum Maul ein. Anscheinend wächst diese nicht mehr an und die Spange stirbt ab. Was ich bei einer anderen Äsche mit einer absterbenden Spange feststellen konnte. Warum dies hier zu Lande nicht passiert, wissen wir nicht.
Wenn wir mal Äschen entnehmen, dann bevorzugt die verunstalteten "Lächler".

Tschüss, Kurt
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Kurt Mack
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Kurt Mack »

Ich habe keine Bilder von den Verletzungen.

Deshalb mal geklaut:

Bild

Bild
Royal Coachman
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde!

Das mit den spangenlosen Äschen tritt in jedem stärker befischten Äschengewässer auf.

Besonders wenn mit Widerhaken gefischt wird, ein solcher Haken ist aus einer Spange nur schwer lösbar, da man ja nur eine Hand frei hat. Wenn der Haken in der Spange gefasst hat, reisst die auch einfach ab.

Christian: ich habe leider zu oft das "Auskosten" eines Drills erlebt, das habe ich mit meinem PS gemeint und nicht nur bei Äschen, sondern auch bei BF und RB, da wird ein 35iger Fischl weiß gedrillt, abgehakt und fürs Foto dekorativ so in die Kamera gehalten, dass es wie eine 44 iger aussieht. Solche Fotos zeichnen sich durch "große Hände" aus.

TL
RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
orkdaling

Re: Äschen im Drill

Beitrag von orkdaling »

Genau so ist es - stark befische Gewæsser - logisch leidet auch der Fischbestand.
Und das ist keine Eigenheit von kleinen Bæchen, wie die Bilder zeigen.
Selbst die grøsseren Fluesse mit den dortigen internationalen Fischcamps haben deshalb Schonzeiten, Mindestrøssen - und oder Grøssenfenster.
Also auch die wohl bekanntesten wie Glomma oder Trysil und den dortigen Camps um Koppang, Rena, Kvennan ... nur wenige Kilometer oberhalb oder an Bergseen mit kleinsten Bacheinlæufen, wo man nicht bis an den Camping/Fluss fahren kann, gibt es Strecken wo man weder Fenster noch Schonzeiten hat. Da fængt man Æschen und Saiblinge die noch nie einen Haken gesehen haben.
Da gehen aber auch keine Leute fischen die nur C&R im Kopf haben , nee die drillen den Fisch um ihn sicher zu landen , jedenfalls nicht um Fische mit zerflederten Mæulern frei zu lassen. Unabhængig vom Hakentyp kommt es vor das die Schnur in Maulspalte oder Kiemenbogen verwickelt und einschneidet. Manchmal verwæchst es aber oft entstehen dort die Verpilzungen, warum also releasen.

Bleibt also - so kurz wie møglich, so lang wie nøtig und wenn die Temperaturen nicht stimmen muss man C&R beenden.
Uebrigens - seit diesem Jahr sogar an der Mørrum/Kronolaxfiske ins Regelwerk aufgenommen.
>Um Schäden und Stress für die Fische zu minimieren, passen wir daher unser Reglement ab einschließlich der Saison 2023 an, indem wir einige unserer bisherigen Empfehlungen in Reglemente überführen. Und es ist teilweise so, dass nur Haken ohne Widerhaken verwendet werden dürfen und Fische zum Zurücksetzen nicht aus dem Wasser gehoben werden dürfen.<

Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Harald aus LEV »

orkdaling hat geschrieben: 06.02.2023, 19:27 Bleibt also - so kurz wie møglich, so lang wie nøtig und wenn die Temperaturen nicht stimmen muss man C&R beenden.
Uebrigens - seit diesem Jahr sogar an der Mørrum/Kronolaxfiske ins Regelwerk aufgenommen.
>Um Schäden und Stress für die Fische zu minimieren, passen wir daher unser Reglement ab einschließlich der Saison 2023 an, indem wir einige unserer bisherigen Empfehlungen in Reglemente überführen. Und es ist teilweise so, dass nur Haken ohne Widerhaken verwendet werden dürfen und Fische zum Zurücksetzen nicht aus dem Wasser gehoben werden dürfen.<

Gruss Hendrik
Hallo Hendrik,
das sind sehr (!) sinnvolle Regelungen finde ich. :daumen

Gruß
Harald
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von luedeolli »

Sehr richtig! Ich möchte ergänzen…
chrissie1971 hat geschrieben: 06.02.2023, 15:53!
Wie warm ist das Gewässer? Wie sauerstoffreich? Mit oder ohne Widerhaken? Trockenfliege, Nymphe oder anderer Köder? Wo hängt der Haken? Fasse ich die Äsche beim Hakenlösen an oder bekomme ich den Haken heraus, ohne den Fisch zu berühren?
-Belasse den Fisch im Wasser oder schleife ihn über das Ufer?
-Halte ich den Kescher tief genug damit er atmen kann?
-Halte ich das Tier beim Rücksetzen nach hartem Drill so lang in die Strömung bis es von alleine anfängt weg zu schwimmen?
-Nutze ich ein Schonnetz?

Die Tiere sind im Gegensatz zu unserer klassischen Beute doch verflixt sensibel. Nichts desto trotz greifen wir ein und müssen uns deren Bedürfnissen anpassen.
Beste Wünsche,
Olli
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von FlyandHunt »

Den meist gemachten "Fehler" der vielleicht nicht so viel Auswirkung hat, aber dennoch nicht schön ist, ist nach dem Keschern, den Fisch aus dem Wasser heben.
Vorallem wenn der Kescher nicht sehr groß ist, wird der Fisch übermäßig gebogen.
Die ganzen Forellenkescher haben dazu noch ein kleines Netz.
Das heißt man muss immer in die Knie gehen oder gebeugt sein und auch bleiben, damit der Fisch dauerhaft im Wasser bleibt.

Dann hat man alle Zeit, dem Fisch Ruhe zu geben. Rute beiseite legen und Haken / Vorfach aus dem Kescher zu entwirren.

Grüße
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
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trutta1
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von trutta1 »

Liebe Äschenfreunde,

seit vielen Jahren begleiten mich immer recht große Kescher auf meinen Angeltouren.
Manchmal musste ich mich schon rechtfertigen, weil mir gesagt wurde, dass in diesem Bach seit 80 Jahren keine Lachse mehr aufsteigen.
Das man dadurch die Drillzeit extrem verkürzen könnte, ist bei vielen noch nicht angekommen!
Deshalb finde ich zumindest an C&R Gewässern eine Kescherpflicht für mehr als angemessen!
Sind alle anderen Voraussetzungen optimal umgesetzt worden, haben die Äschen auch gute Überlebenschancen.
Dazu gehört ein optimal abgestimmtes Gerät, denn nur damit wird die Grundlage für einen schongerechten Drill gelegt!
Die so kurz wie möglich gehaltene Drillzeit, genau wie Schonhaken sowie ein ausreichend dimensionierter Kescher mit Schonnetz, gehören ebenfalls dazu.
Wichtig ist auch der Hinweis für ein unterstütztes Zurücksetzen.
Sind alle diese wichtigen Voraussetzungen beachtet worden, sehe ich kein Problem darin, die Äsche für einen kurzen Fototermin dem nassen Element zu entnehmen.
Wer einmal beim Abstreifen von Salmoniden dabei war, oder selbst Hand angelegt hat, weiß das unsere Salmoniden bei weitem nicht so empfindlich sind, wie viele annehmen!
Bei sommerlichen Temperaturen, bzw. Wassertemperaturen oberhalb 18°C sieht dies wiederum ganz anders aus!
Da sollte man, zumindest C&R einstellen!
ich befische dann unsere Salmoniden nicht mehr!

TL, Frank
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von Köcherfliegenlasse »

Hallo Frank,

hat deim Kescher einfach nur ein großes Netz oder auch einen längeren Stiehl? Gerne auch als Link (ohne das als Kaufempfehlung zu sehen, einfach nur als Info für mich). Ich fische des öfteren auch ohne Wathose vom Ufer aus, da bin ich mit meinem normalen Unterhandkescher doch schon einige Male in blöden Situationen geraten wo ein größeres Netz definitiv hilfreich gewesen wäre

VG Lasse
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Re: Äschen im Drill

Beitrag von trutta1 »

Hallo Lasse,

hast eine PN!
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