Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

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Harzer99
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von Harzer99 »

Vielleicht noch als Ergänzung "Alt-Bekanntes": Nach der Saison die Schnur reinigen, mit Schnurpflege versehen und dann unter leichtem Zug auf die Fahrradfelge aufwickeln und ab in den Keller bzw. dunklen Raum etc. Damit hat man im Frühjahr eine super Schnur ohne jegliches Kringeln perfekt für den Saisonstart. O:)
derstreeck
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von derstreeck »

Danke für den Tipp mit der Fahrradfelge. Da diese Rio Schnur nicht billig war und sie sich wirklich sehr einfach werfen lässt, habe ich auch vor, diese besser zu pflegen, also meine alt Loop.
orkdaling

Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von orkdaling »

Moin,
Felge - na das duerfte noch aus alten Zeiten stammen , heutige Materialien erfordern das nicht.
Pflege ist aber immer nøtig, Memory gibts auch in den konischen Vorfæchern - hier mal Lesestoff - https://www.scientificanglers.com/how-n ... -fly-line/
https://www.scientificanglers.com/cores-coatings/

Natuerlich kommt es hin und wieder vor das die Leinen sich erinnern kønnen, Ursachen sind die verschiedensten Seelen, die konischen Taper aus verschiedenen Materialien (von Luftblæschen ueber Glas oder Tunstenpulver) und natuerlich auch das Material des Coatings selbst (PVC oder PU) was sich in unterschiedlicher Steifheit je nach Temperatur bemerkbar macht.
I.d.R. sind die leinen fuer Wassertemperaturen von 0-21g ausgelegt, abweichend davon fuer høhere oder niedriger Temperaturen sind Salzwasserleinen fuer die Flats (Angabe der Hersteller +26) oder Kaltwasserleinen die auch bei Lufttemperatur bis -4 nicht bretthart werden aber dann keine hohen Temperatuten vertragen.

Trotzdem kommt es bei den heutigen Materialien bei længerer Lagerung zu besagter Erinnerung, das Warmwasserbad und Strecken von Hand reicht aber aus. Ich hab jeden falls keine 50 Felgen (Spass) , lagere die nicht benutzten Leinen auf deren Spulen und muss auch hin umd wieder eine WF oder DH Schusskopf "behandeln" .
Dabei ist zu erkennen das die Vollschnuere mit PVC Coating und/oder modernen Seelen (aus mehrfach verdrallten und verklebten duennen Monos bevor das Coating drueber kommt) etwas steifer und somit anfælliger sind. (auch gegen Verdrallung)
Gleiches gilt auch fuer solche RL im Vergleich zu herkømmlich geflochtenen, die kønnen sogar steifer werden als Mono RL.
Mit erwærmen und strecken behandle ich ich aber nur die "schweren" Fælle, unter normalen Umstænden wenn Wasser/Luft 10 Grad erreichen verschwindet dieses Problem nach einiger Wuerfen.
Gruss Hendrik

Ach ja Pflege, noch feuchte Schnur durch einen Schamm mit Spuelmittel ziehen entfernt den klebrigen Bluetenstaub (gerade jetzt wo die Wiesen bluehen) und natuerlich alle Rueckstænde wie Sonnencreme/milch die schnellstens runter sollte bzw gar nicht drauf gehørt!
Fliifi-Sepp
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Ich habe ähnliche Erfahrungen bei einer teuren (damals teuerste Einhand-) Rio-Schnur gemacht: Diese wurde sogar ausdrücklich mit dem praktisch nicht vorhandenem Memyry-Effekt beworben. Tatsache war, daß das die Schnur war, die am allermeisten "ringelte". Durch die Dehnungsarmut war praktisch auch kein Strecken möglich. Dazu kam noch ein anderer Mangel, so daß mir die Schnur auf das nächst günstigere Modell umgetauscht wurde. Die hat zumindest etwas Dehnung und dadurch läßt sie sich etwas strecken, was den Memory-Effekt behebt.

Ich bin nicht der Meinung, daß eine möglichst geringe Dehnung einen tatsächlichen Vorteil beim Fischen bringt. Meiner Meinung nach ist Dehnung nicht nur ein Vorteil für ein evantuelles Strecken der Schnur bei Memory. Dehnung ist meiner Meinung nach auch ein Voteil beim Anschlag. Und ich habe nicht den Eindruck, daß ich die Anschläge auf weitere Distanz mit einer dehnungsarmen Schnur wirklich besser "durchbringe".
Wie im Test beschrieben, ist auch diese Rio-Schnur übergewichtet. Bei Deiner sind es zwei Schnurklassen, bei meiner eine Schnurklasse. Ich halte es für ein Unding, wenn Ruten verkauft werden, auf denen eine falsche Schnurklasse (nämlich niedriger) angegeben wird und für die man dann "übergewichtete" Schnüre braucht, um sie aufzuladen.
Es ist natürlich vollkommen in Ordnung, Ruten und Schnüre statt nach AFFTA, nach Gewichtsangaben zu klassifizieren. Aber wenn eine Schnurklasse nach AFFTA auf Rute oder Schnur stehen, dann sollen diese bitte stimmen!

LG Sepp
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Frank Carstensen
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von Frank Carstensen »

Fliifi-Sepp hat geschrieben: 09.05.2023, 13:00 ... auch ein Voteil beim Anschlag. Und ich habe nicht den Eindruck, daß ich die Anschläge auf weitere Distanz mit einer dehnungsarmen Schnur wirklich besser "durchbringe".
Auf jeden Fall. Wenig Dehnung ist sogar wichtig, damit z.B. ein klassischer Streamerhaken in den Kieferknochen einer größeren Meerforelle eindringen kann. Die benötigte Zugkraft liegt da bei ungefähr 1,5 - 1,9 kg. Hört sich nach wenig an, ist aber auf weite Distanz wirklich viel.
Gruß Frank
TorstenHtr
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von TorstenHtr »

Bruce Richards zum Thema
https://midcurrent.com/gear/fly-line-me ... tretching/

Fliegenschnur-Gedächtnis und Dehnung

ALLE Fliegenschnüre haben ein Gedächtnis - sie "erinnern" sich an die Form, in der sie aufbewahrt werden, in der Regel auf einer Spule oder auf einer Aufbewahrungsspule. Der Grund dafür ist einfach: Die meisten Schnüre bestehen aus einem Nylonkern und einer PVC-Beschichtung, und beide Materialien neigen dazu, ihre Form beizubehalten und zu bewahren. Das Erinnerungsvermögen dieser Materialien ist jedoch auch temperaturabhängig, und je kälter die Schnur ist, desto steifer ist sie und desto hartnäckiger ist das Erinnerungsvermögen.

Als Fliegenfischer wissen wir, dass Schnüre so gerade wie möglich sein sollten, um maximale Wurfleistung zu erzielen und Verwicklungen zu minimieren. Schnüre, die für die Fischerei in kühleren Klimazonen und Gewässern entwickelt wurden, wie z. B. forellenspezifische Schnüre, werden mit weicheren Beschichtungen und Kernen hergestellt, um das Memory bei niedrigeren Temperaturen zu minimieren. Schnüre, die für den Einsatz in tropischer Hitze konzipiert sind, haben in der Regel härtere, steifere Beschichtungen und Kerne. Schnüre für kühles Wetter, die in tropischer Hitze verwendet werden, sind sehr weich, schießen schlecht und verheddern sich stark. Tropische Schnüre, die bei kühlem Wetter gefischt werden, sind ziemlich steif und lassen sich nur schwer wieder geradebiegen und müssen wiederholt gestreckt werden, wenn die Schnur auch nur für eine kurze Zeit auf der Rolle gelagert wird. Was ist also der beste Plan, um die Schnurleistung zu optimieren?

Zunächst sollten Sie die richtige Schnur für Ihre Anwendung wählen. Wenn Sie erwarten, dass Ihre Steelhead-Schnur genauso gut für Bonefish funktioniert, werden Sie enttäuscht sein. Wenn Sie Ihre Tarponschnur zum Lachsfischen verwenden, werden Sie mehr Zeit damit verbringen, mit der Schnur zu kämpfen als mit dem Fisch.

Obwohl weichere Schnüre, die für den Gebrauch in gemäßigten Klimazonen hergestellt wurden, ein gewisses Erinnerungsvermögen haben, kann dieses in vielen Fällen, sofern das Wetter nicht ungewöhnlich kalt ist, in den ersten paar Würfen aus der Schnur "gefischt" werden. Wenn Sie nicht warten wollen oder das Wetter kühler ist als normal, sollten Sie die Schnur kurz dehnen. Bei Schnüren, die für die Tropen entwickelt wurden, ist es so gut wie unmöglich, den Speicher aus der Schnur zu werfen.

Die beste Methode zum Dehnen beider Schnurtypen ist, beim ersten Wurf einen großen Fisch an den Haken zu nehmen und den Fisch die Arbeit machen zu lassen. Einfach genug, oder? Wenn Sie, wie die meisten von uns, noch nicht so weit sind, dass Sie diese Aufgabe zuverlässig bewältigen können, versuchen Sie Folgendes. Ziehen Sie 3 bis 4 Meter Schnur von Ihrer Rolle ab und spannen Sie sie zwischen Ihren Händen. Sie können ziemlich stark ziehen; selbst leichte Fliegenschnüre für Forellen haben eine Stärke von 18-20 Pfund und sind schwer zu zerreißen, und Tarponschnüre haben normalerweise eine Stärke von über 40 Pfund. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis Sie die Schnur, die Sie auswerfen wollen, gerade gezogen haben. Tropische Schnüre, die in kühlen Klimazonen gefischt werden, müssen stark gedehnt werden, funktionieren aber sehr gut, sobald sie gerade sind. Wenn Sie von einem Boot aus angeln, denken Sie daran, vor dem Angeln einen Leerwurf zu machen, da die Schnur nach dem Dehnen "verkehrt herum" auf dem Deck liegt und sich höchstwahrscheinlich verheddern wird, wenn Sie sie nicht neu ordnen.

Manche raten davon ab, Fliegenschnüre zu dehnen, weil sie glauben, dass das Dehnen die Beschichtung der Schnur beschädigen würde. Aber bedenken Sie Folgendes. Die meisten Fliegenschnüre lassen sich um 25-30 % dehnen, bevor sie reißen. Wenn sich die Schnurummantelung nicht so stark dehnen würde wie der Kern, könnte das Dehnen die Ummantelung tatsächlich beschädigen. Tatsächlich dehnen sich die heute verwendeten PVC-Beschichtungen aber noch stärker als Nylonschnüre, so dass die Dehnung keinen Schaden verursacht.

Apropos Dehnung des Kerns: Mit dem Aufkommen von gelgesponnenem Polyethylen und anderen hochtechnischen, hochfesten Fasern haben sich viele gefragt, warum diese Materialien nicht für den Kern von Fliegenschnüren verwendet werden. Der Hauptgrund ist, dass alle diese neuen Fasern eine sehr geringe Dehnung aufweisen. Und die einzige Möglichkeit, eine Schnur im Feld effektiv zu glätten, besteht darin, die Beschichtung zu dehnen. Wenn die Schnur auf einem Kern hergestellt wird, der eine Dehnung verhindert, kann das Gedächtnis nicht entfernt werden, und die Schnur behält den ganzen Tag lang ihre lästigen Windungen. Vor einigen Jahren führte eine englische Firma Schnüre mit dehnungsfreien Kevlarkernen ein, die alle unheilbare Memory-Probleme aufwiesen.

Die heutigen Fliegenschnüre sind störungsfreier als alle anderen Schnüre in der Geschichte, aber eine Sache, bei der die Hersteller keine großen Fortschritte machen konnten, ist das Gedächtnis. Die überwiegende Mehrheit der Schnüre wird immer noch aus Nylonkernen mit PVC-Beschichtung hergestellt - beides Materialien, die es schon lange gibt. Es bleibt zu hoffen, dass es eines Tages Schnüre geben wird, die gerade von der Rolle laufen und in heißem und kaltem Klima gleich gut funktionieren. Aber halten Sie nicht den Atem an.
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von TorstenHtr »

Frank Carstensen hat geschrieben: 09.05.2023, 17:36
Fliifi-Sepp hat geschrieben: 09.05.2023, 13:00 ... auch ein Voteil beim Anschlag. Und ich habe nicht den Eindruck, daß ich die Anschläge auf weitere Distanz mit einer dehnungsarmen Schnur wirklich besser "durchbringe".
Auf jeden Fall. Wenig Dehnung ist sogar wichtig, damit z.B. ein klassischer Streamerhaken in den Kieferknochen einer größeren Meerforelle eindringen kann. Die benötigte Zugkraft liegt da bei ungefähr 1,5 - 1,9 kg. Hört sich nach wenig an, ist aber auf weite Distanz wirklich viel.
Woher stammt die Zahl, Quelle?
orkdaling

Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von orkdaling »

Moin ,
hab mal geschaut was Rio sagt
https://www.facebook.com/RioProducts/vi ... 901847751/
auch hier zu lesen
https://flyfishcircle.com/library/how-t ... p-fly-line

Wichtig und bei den meisten Marken zu lesen >> Versuchen Sie nicht, die volle Fliegenschnur auf einmal zu dehnen, sie ist viel zu lang und die Begradigung wird nicht so effektiv sein<<
Gruss Hendrik
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Frank Carstensen
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von Frank Carstensen »

TorstenHtr hat geschrieben: 09.05.2023, 21:21 Woher stammt die Zahl, Quelle?
Dazu gab es vor Jahren eine Testreihe von Jens Bursell aus DK. Da wurden verschieden große Meerforellenköpfe geröntgt, Stärke und Dichte des Kieferknochenkamms gemessen, Drahtdicken von Hacken mit entsprechenden Zugkräften zwecks eindringen ermittelt, etc.... Bezug sich aber nur auf große Meerforellen. Habe das im Laufe der letzten Jahre bei entnommenen Mefos selber gegengecheckt, mit einer Waage für Zugkraftmessungen. Haut ungefähr hin.
Gruß Frank
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Re: Memory-Effekt bei nagelneuer Fliegenschnur

Beitrag von Harald aus LEV »

TorstenHtr hat geschrieben: 09.05.2023, 21:20
ALLE Fliegenschnüre haben ein Gedächtnis
Hallo Torsten,
das stimmt so nicht. Seidenschnüre kennen das Problem nicht. :wink:

Gruß
Harald
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