Äschen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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TorstenHtr
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Zum Thema Insektensterben ganz interessant:

Zehn Prozent weniger Landinsekten
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020- ... nterschied
Die Population von an Land lebenden Insekten geht stark zurück, die von Süßwasserinsekten steigt hingegen. Das zeigt eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Science (van Klink et al., 2020) erschienen ist.
Entsprechende Studie hier:
Meta-analysis reveals declines in terrestrial but increases in freshwater insect abundances
https://www.science.org/doi/10.1126/science.aax9931

Passend dazu folgende Projektarbeit:
Insektensterben in Fließgewässern?
https://www.hlnug.de/fileadmin/dokument ... ericht.pdf
Von den im Anfang des 20. Jahrhunderts über 100 nachgewiesenen Insektenarten blieben 1971 nur 5 Arten übrig (Schöll et al. 2015). Dies ist, wie bereits beschrieben, auf die verstärkt durchgeführten Abwasserreinigungsmaßnahmen zurückzuführen (vgl. Banning & Helsper 2010: S. 26). Die
daraus verbesserten Sauerstoffverhältnisse haben zu einem Wachstum der Artenvielfalt und einem Anstieg der Insektenzahl geführt. Es kann also festgehalten werden, dass sich die Situation der Insekten im Bereich der Fließgewässer seit Ende der 70er Jahre deutlich verbessert
hat und dementsprechend die Hypothese, dass das Insektensterben in Fließgewässern rückläufig ist bzw. ein Insektensterben dort in der Vergangenheit stattgefunden hat
Fliifi-Sepp
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Wie auch schon von mir beschrieben, gibt es mannigaltige Gründe für den Rückgang der Fischbestände.

Die Antworten auf die Umfrage an die Fischereivereine in Thüringen kann ich nicht wirklich beurteilen. Aber jedenfalls halte ich folgende Auswertung für sehr fraglich:
Daß nur für 15,7% Kraftwerke und 25,3 der Gewässerausbau entscheidende Faktoren für den Rückgang der Äschen sein sollen?

Daß die Nährstoffeinträge aus Kläranlagen weniger geworden sind, erscheint mir plausibel. Daß die Nährstoffeinträge insgesamt weniger geworden wären, dagegen definitiv nicht!
Gerade in der Landwirtschaft kann das so nicht stimmen! Das Gülleaufkommen ist definitiv gestiegen und der Maisanbau hat dramatisch zugenommen. Gerade bei Starkregen wird dann unglaublich viel organisches Material in die Gewässer eingebracht und das ist durch Gewässeranalysten in dem Moment praktisch gar nicht erfassbar.

LG Sepp
TorstenHtr
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi Sepp,
Daß die Nährstoffeinträge insgesamt weniger geworden wären, dagegen definitiv nicht!
Gerade in der Landwirtschaft kann das so nicht stimmen! Das Gülleaufkommen ist definitiv gestiegen und der Maisanbau hat dramatisch zugenommen.
Wie geschrieben kannst du deine Argumente durch entsprechende Quellen stützen, damit ich das nachvollziehen kann? Soweit ich das gelesen habe, wird Nährstoffbelastung sensorisch erfasst und dann in der Statistik abgebildet. die meisten Gewässer in meiner Umgebung sind klarer geworden, ein Rückgang erscheint mir schon plausibel zu sein - vielleicht gibt es regionale Unterschiede (?) Du meinst wahrscheinlich Havarien z.B. von Biogasanlagen, das ist für mich vorstellbar, hier müsste man herausfinden, ob die Häufigkeit zugenommen hat.

Danke,
Torsten

Ergänzung:
Hier sind die Einträge von Dünger durch die Landwirtschaft nachvollziehbar:

Statistischer Monatsbericht Ausgabe Mai 2022 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (MBT-0111260-0000 Nährstoffbilanz insgesamt von 1990 bis 2020 - in kg N/ha; xlsx-Datei)
https://www.bmel-statistik.de/fileadmin ... -0000.xlsx

Graphische Darstellung vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
Stickstoff_Gesamtbilanz_klein (1).jpg
Stickstoff_Gesamtbilanz_klein (1).jpg (39.41 KiB) 720 mal betrachtet
(Quelle: https://www.praxis-agrar.de/pflanze/ack ... rtschaft-1)
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Re: Äschen

Beitrag von trutta1 »

An einem Bach im Südharz /Nordthüringen gab es bis zur Jahrtausendwende einen hervorragenden Äschenbestand.
Vor dem massiven Kormoraneinfall war das ein recht intakter Bach mit allen Fischarten der Forellenregion.
Das trotz Staustufen in recht geringen Abständen, die selbst bei Hochwasser nicht zu überwinden waren.
Kommunale Abwässer wurden teilweise ungeklärt eingeleitet und Graureiher und Fischotter waren auch präsent.
Und dennoch gab es Forellen und Äschen in allen Altersklassen!
Nahrung gabs reichlich, über und unter Wasser.
Vor allem gabs da noch reichlich Wasser!
Vielleicht ist dies das zur Zeit größte Problem, da sich ja gleichzeitig die Wassertemperatur erhöht.
Einschwemmungen, egal welcher Natur, werden nicht ausreichend abgepuffert, da einfach zu wenig Wasser in den Bächen ist.
Dadurch sterben nicht nur Fische, sondern auch viele Nährtiere.
Die Messungen in den Bächen werden nur in einigen Fällen beständig weitergegeben und ausgewertet.
Stationär eingebrachte Sonden kenne ich nur vom Bodesysthem im Harz, welches für die Trinkwasserversorgung für den Ballungsraum
Halle/Leipzig verwendet wird. Das gibt es aber sicher in jedem Bundesland.
Auch die Niederungsbäche in Sachsen Anhalt befinden sich zumeist in Trinkwasserschutzgebieten, nur werden dort nicht beständig
Wasserproben entnommen.
Somit sind die Daten vom Bundesumweltamt, die Torsten eingestellt hat, nicht für die Gesamtheit unserer Bäche zu sehen.
Dennoch interessant solche Statistiken zu sehen!

TL, Frank
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

Einschwemmungen kann ich mir vorstellen; die Frage ist aber - ob es sich im Vergleich zu den 90er Jahren so stark verschlechtert hat, das es ein signifikanter Faktor für die Äschenpopulation ist. Zumindestens wenn ich nach den Statistiken des Umweltbundesamts gehe, ist die Nährstoffbelastung der Gewässer tendenziell eher rückläufig. Daher würde ich das als Faktor weiter hinten einsortieren.

Also weiter suchen:
einige Aussagen zum Kormoran konnte ich nicht so recht einordnen und verwundern mich; siehe dazu die Statistik aus dem Kormoranbericht MV 2022
Brutpaare_Deutschland_Kormoranbericht_2022.png
Brutpaare_Deutschland_Kormoranbericht_2022.png (74.94 KiB) 707 mal betrachtet
Eine Entspannung der Situation kann ich daraus nicht wirklich erkennen.

Viele Grüße,
Torsten

* Bildquelle:
Kormoranbericht Mecklenburg­ Vorpommern 2022
https://www.lung.mv-regierung.de/dateie ... v_2022.pdf
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Moin,
bitte keine Æpfel mit Birnen vergleichen. Eine Statistik die eine "Gesamtbilanz auf die landwirtschaftliche Nutzflæche" darstellt zeigt nie und nimmer den tatsæchlichen Eintrag in ein Gewæsser, nie und nimmer den potenzierten Eintrag nach Regen oder Schmelzwasser.
Was interessiert die Æsche wieviel Tonnen Guelle auf den daneben liegenden 100ha Schlag verspritzt wird, die dreht den Bauch nach oben wenn nur 10% mit einmal in den Bach gelangen.
Um mal ein anderes Beispiel zu bringen, jeder hat sicher schon die grossen runden plastikumwickelten Baller gesehen.
Da kann Heu drin sein oder aber Grassilage. Dabei wird (wie frueher in Silos) zur Konservierung schon beim rollen der Baller Silierstoff zugegeben und es entwickelt sich darun Gærfutter. So wie frueher halt in Gras, Klee, Mais, Ruebenblatt siliert wurde und dabei entsteht Silierwasser was aufgefangen wurde in speziellen Becken. Nun liegen diese Baller oft am Rande der Produktionsflæche und das aussikerde Silierwasser gelangt bei einem Regenguss in den Bach in einer Konzentration das die fische sofort bæuchlings in diesen bereich schwimmen. Jeder hat vielleicht schon gesehen das solche Lagerplætze ueber Jahre tot sind, da wæchst nicht ein Ackerunkraut.
Sowas taucht in keiner Statistik auf und noch viel schlimmer, weil die Bauern (je nach Reglung im jeweiligem Land) einen "Schutzstreifen" entlang der Bæche/Fluesse einhalten muessen (wo nicht produziert und gespritzt wird) nutzt man eben diese Randstreifen oft als Lagerplatz.
Ein weiterer Punkt, die Grossflæchenwirtschaft mit Monokulturen sorgt ja dazu das dort wo frueher mehrere verschiedene Fruchtfolgen , mehrere verschiedene Kulturen angebaut wurden, heute eine einzige angebaut wird. Damit wird auf einer viel grøsseren Flæche zu einer Zeit geduengt, gespritzt. Verschiedene Kulturen hætten ja unterschiedlichen Nahrungsbedarf, unterschiedliche møgliche Krankheiten und den zu folge wæren die Duenger und Spritzmittelgaben zeitlich verzøgert.
Wenn also ein Kleefeld abgeerntet ist, die Baller mit Siliersalz gerollt sind, blueht weit und breit nichts fuer die Insekten aber es ist Zeit und Platz fuer fuer die Guelleausfahrt.
Es nutzt also keine Statistik aus der hervor geht das der Betrieb XY 7000ha hat und nur auf 200ha Klee anbaut - aber eben neben dem Æschenbach.
Das wære noch nicht mal das grøsste Problem, noch schlimmer sind Spritzmittel auf Sonderkulturen die zB den Spinnenbefall bei Hopfen oder die gegen Krankheiten bei Gemueseproduktion verhindern sollen.
In keiner Statistik steht wo das konzentriert erfolgt - nur die Fischlein und Anphibien bekommen es konzentriert serviert!
Gruss Hendrik

https://www.solan.at/de/produkte/rohsto ... grain.html
Senkt den ph-Wert auf 4 , ph-Wert unter 5 tøtet die Fischeier !
Zuletzt geändert von orkdaling am 09.08.2023, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
Fliifi-Sepp
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Ja, Torsten, Hendrik hat das schon sehr gut beschrieben. Ich hätte das selber besser nicht können!

Wenn überhaupt gemessen wird (was regelmäßig nur in wenigen Gewässern der Fall ist), dann ergeben diese Messungen nur bei einigermaßen normalen Wetterverhältnissen hinreichend genaue Werte. Bei Starkgregen sind nahezu alle Messungen extrem ungenau und erfassen nicht den tatsächlich weit höheren Eintrag in die Gewässer.

Dazu kommt noch das Problem mit Mais. Das Erdreich unter den Maispflanzen wird bei Starkregen sehr leicht ausgespült und gelangt dann als Schlamm in die Gewässer und verschlammt dann die Laichplätze.
Aber auch andere Monokulturen erzeugen ähnliche Probleme. Sandstürme ("Erdreich-Stürme" wären vielleicht korrekter?) in Ostdeutschland sind nur ein Beispiel. Wenn da statt Wind Regen fällt, geht die "Fracht" dann direkt in die Gewässer.

Die unglaublichen Schlamm-Ablagerungen in den Staubereichen der Kraftwerke, Seen und Meeren, die in den letzten Jahren noch extrem zugenommen haben, zeigen das sehr klar. Ganz bei mir in der Nähe sind einige Stauseen, bei denen man kaum glauben kann, welche enormen Schlammengen selbst in kleineren Einzugsgebieten von konventionell landwirtschaftlich genutzten Flächen entstehen können. Die solltest Du mal sehen, wenn in den Stauseen mal Niedrigwasser ist!
Aber Schlamm ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind Pestizide und Medikamenten-Rückstände, die ebenfalls alle in den Gewässern landen!

LG Sepp
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Sepp,

Es ging zunächst um Nitrat, dementsprechend die Nährstoffbelastung von Gewässern die erste Grafik zeigt die Gesamteinträge / Jahr, dahinter steckt ein komplexes Berechnungsmodell vom Karlsruher Institut für Technologie. Natürlich wird gemessen (es gibt ein Messstellennetz), wenn du das nachlesen möchtest, ein entsprechender Bericht ist hier zu finden:

Umweltbundesamt
05/2017
Effizienz von Maßnahmenzur Reduktion von Stoffeinträgen Endbericht
https://www.umweltbundesamt.de/sites/de ... e_komp.pdf

Die von dir beschriebenen Einzelereignisse hätten meiner Meinung nach keine signifikante Auswirkung auf das Gesamtergebnis.

Um solche Ereignisse zu beschreiben brauchst du andere Statistiken. Und bspw. Silosickersaft betrifft, darf das natürlich von den Landwirten nicht in Oberflächengewässern oder Grundwasser gelangen. Siehe folgendes interessante Dokument;

Bayerisches Landesamt für Umwelt
Silagesickersaft und Gewässerschutz
Anfall und Verwertung von Silagesickersaft aus Futtermitteln und Biomasse für Biogasanlagen
https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/pub ... mation.pdf
Silos müssen in eigener Verantwortlichkeit des Landwirts so angelegt und betrieben werden, dass schädliche Bodenveränderungen, nachteilige Veränderungen der Grundwasserbeschaffenheit sowie Verunreinigungen oberirdischer Gewässer ausgeschlossen sind. Steht der Landwirt als Verursacher einer schädlichen Boden- oder Gewässerverunreinigung fest, kann dies ordnungsrechtliche oder sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Strafrechtliche Hinweise (Strafgesetzbuch - StGB)
Wer unbefugt den Boden in bedeutendem Umfang verunreinigt oder sonst nachteilig verändert, oder ein Gewässer (oberirdische Gewässer, Grundwasser) verunreinigt oder dessen Eigenschaften nachteilig verändert, kann mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren, in besonders
schweren Fällen bis zu 10 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden (§§ 324, 324a, 330 StGB). Das gilt auch für den Bereich der Landwirtschaft.
Einen Trend könnte man evtl. hier ableiten,

Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen
https://www.umweltbundesamt.de/daten/um ... en-stoffen

so richtig klar ansteigend im Vergleich zu den 90ern scheint das auch nicht zu sein. Vielleicht finde ich weitere Informationen dazu.

--

Ablagerungen von Feinsedimenten ist ein neues Thema, das würde ich auch als relevant einschätzen - was bedeutet aber "extrem zugenommen" im Beobachtungszeitraum?

Viele Grüße,
Torsten
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Re: Äschen

Beitrag von trutta1 »

Hallo Torsten,

das Umwelt Bundesamt hat für verschiedenste Umweltdelikte mehrere Diagramme erstellt.
Unter Umweltdelikte 2019 kann man sich informieren!
Unter anderem auch die Gewässerverunreinigungen, die bis 2017 fallend und ab 2019 leicht ansteigend sind.
Leider kann ich das Diagramm nicht kopieren. Wen es interessiert, Abbildung 20 Seite 45.
Auf Seite 46 werden in Tabelle 7 die Delikte nach Bundesland aufgeschlüsselt.

Die Dunkelziffer wird ganz sicher nicht geringer sein!

TL, Frank
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Frank,

danke, gerade gefunden, hier findest du noch eine aktuellere Version
https://www.umweltbundesamt.de/sites/de ... e_2021.pdf

- dort auf S. 47
Die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle von Gewässerverunreinigung ist von 3.001 im Jahr 2010
um 18 % auf 2.463 im Jahr 2020 gesunken. Im Jahr 2017 lag mit 2.303 Fällen die geringste Anzahl
vor, seitdem steigen die bekannt gewordenen Fälle wieder an. Die aufgeklärten Fälle und die
Tatverdächtigen sind um 28 % bzw. 27 % im Jahr 2020 gegenüber 2010 zurückgegangen. Die
Aufklärungsquote ist von 51,6 % auf 45 % zurückgegangen.
-> tendenziell eher leicht abnehmend.

Leider hab ich keinen Vergleich zu den 90ern gefunden.

Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Moin,
ich weiss nicht was das soll, das Amt gibt Statistiken heraus die sich auf Bund , Land , Durchschnitte beziehen aber das Problem sieht man doch vor Ort. Was nuetzt eine amtliche Statistik wenn der Dreck zu bestimmten Zeiten konzentriert in die Gewæsser gelangt, das wird ja dabei nicht beruecksichtigt.
Zweitens geht es nicht nur um Guelle und die Nitratbelastung verursacht durch die Landwirtschaft, saurer Regen wird von Abgasen verursacht (SO2, NOX)und diese kommen sogar mit dem Jetstream von Deutschland bis nach Suednorwegen, genau darum muessen wir die Gewæsser kalken sonst wuerde keine Forelle,Æsche ueberleben.
Drittens wird ein Problen wenig beachtet und das sind die Phosphate . Ich meine nicht das was ueber die Fluesse bis in die Ostsee gelangt sondern die Duenemittelgaben die durch die Pflanzen nicht aufgenommen werden.
So etwas lernt jeder Landwirt oder Gærtner im 1. Lehrjahr:
>>Was ist Phosphatdünger?
Phosphor (P) bildet zusammen mit Stickstoff (N) und Kalium (K) die drei Hauptnährstoffe, die für das Wachstum von Pflanzen lebensnotwendig sind und die deshalb die wichtigsten Bestandteile in jedem Voll- und NPK-Dünger sind. Manchmal kann es zu einem Phosphormangel kommen, der die Blüten- und Fruchtbildung sowie das gesunde Wachstum von Zier- und Nutzpflanzen erheblich beeinträchtigt. In diesem Fall kann ein spezieller Phosphordünger Abhilfe schaffen.
>>Wann und warum sollte man Phosphatdünger verwenden?
Phosphatdünger sind für Pflanzen notwendig, wenn ein Phosphormangel vorliegt, der Wachstum und Blütenbildung beeinträchtigt. Sie enthalten Phosphor in unterschiedlich hohen Anteilen und sollten nur nach einer Bodenanalyse angewendet werden. Vorsicht: Phosphatdünger können Schwermetalle wie Cadmium und Chrom enthalten.
Ist der Boden zu sauer (pH-Wert unter 5,5), so ist er zunächst durch eine Kalkung in den optimalen Bereich zwischen 6 und 6,5 zu bringen. Bei einem Ergebnis von mehr als 7 wählen Sie besser einen wasserlöslichen Phosphatdünger.
Doch Vorsicht: Eine Phosphatdüngung wirkt sich nicht nur auf die Pflanzen, sondern auch unmittelbar auf den Boden sowie auf das Grundwasser aus. Ein zu hoher Anteil an Phosphat in Gewässern lässt sich an übermäßigem Algenwachstum erkennen, zudem sterben Wasserpflanzen und wasserlebende Lebewesen wie Fische, Schnecken, Muscheln und Krebse aufgrund des Sauerstoffmangels ab. Dieser Effekt lässt sich oft in Gewässern beobachten, die sich in stark landwirtschaftlich bearbeiteten Regionen befinden. Deshalb ist eine Phosphatdüngung nur dann durchzuführen, wenn es wirklich unumgänglich ist.
>>Phosphatdünger sind zwar vor allem in der industriellen Landwirtschaft unverzichtbar, um höchstmögliche Erträge zu erzielen. Allerdings sind diese Dünger auch hochproblematisch, da sie stark mit giftigen Schwermetallen, vor allem Uran und Cadmium, verunreinigt sind. Durch die Anwendung eines solchen Düngemittels geraten diese Giftstoffe unweigerlich über Pflanzen und Tiere in unsere Nahrung. Derzeit gibt es in Deutschland noch keinen gesetzlichen Höchstgehalt an Uran, lediglich eine Empfehlung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Hier beträgt der Höchstwert 50 Milligramm Uran je Kilogramm Phosphatdünger.
>>Phosphatdünger erfordert einen sachgemäßen Umgang, um eventuelle Überdosierungen und somit eine unnötige Belastung mit Schwermetallen zu vermeiden. Dabei kommt es nicht nur auf die korrekte, bedarfsgerechte Dosierung, sondern auch auf Zeitpunkt sowie Art und Weise der Ausbringung an.

Wie sieht es in der Praxis aus - sowohl Landwirtschaft und auch der kleine Privatgærtner kauft Vollduenger NPK (Stickstoff, Phosphor,Kalium) und haut das Zeug ohne Bodenanalyse auf den Acker/Garten. das kontrolliert niemand, jeder kann im Gartencenter kaufen was er will.

Diese Auszuege stammen uebrigens aus dem "Gartenjournal" und ich hab es mal verlikt weil "Jeder " seinen Beitrag leisten kann damit das Zeug nicht in die Bæche gelangt. https://www.facebook.com/gartenjournal/
Gruss Hendrik

Auch interessant :
27.03.2023 /Umwelt Bundesamt

An mehr als der Hälfte aller Messstellen an deutschen Flüssen werden zu hohe Phosphor-Konzentrationen gemessen und die ⁠Gewässergüte⁠ muss herabgestuft werden.
Die Gewässer Deutschlands sind mehrheitlich in keinem guten Zustand (siehe Indikatoren zum ökologischen Zustand der Flüsse, Seen und Meere). Die Überdüngung der Gewässer (⁠Eutrophierung⁠) mit Phosphor ist eines der größten Probleme, weil es ein übermäßiges Wachstum von Algen und Wasserpflanzen auslöst. Sterben diese ab, werden sie von Mikroorganismen zersetzt. Dabei wird viel Sauerstoff verbraucht. Sauerstoffdefizite im Gewässer wirken sich auf Fische und andere aquatische Organismen negativ aus; in Extremsituationen kann es zu Fischsterben führen. Um die Überdüngung zu vermeiden, muss vor allem die Belastung durch Phosphor verringert werden.

Kommentar ueberfluessig!
TorstenHtr
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

relevant wären Belastungsparameter, die sich gegenüber Anfang der 90er Jahre - als es noch gute Äschenbestände gab - deutlich verschärft haben. Es ist richtig, dass Umweltparameter der Flüsse überwiegend nicht die Zielsetzungen bspw. der WRRL erreicht haben, jedoch kann ich auch keine deutliche Verschlechterung, sondern tendenziell eher eine Verbesserung erkennen.

Hier ein etwas älterer Text, der auf mögliche Ursachen eingeht:

Kormoran und Fischbestand
Kritische Analyse und Forderungen des Landesfischereiverbandes Bayern e.V.

https://www.argefa.org/fileadmin/user_u ... chuere.pdf
Für rückläufige Fangergebnisse kann es neben dem Kormoran auch andere Ursachen geben.
Daher haben im Artenhilfsprogramm Äsche Fachleute in 25 Einzelgutachten, mit großem finanziellen Aufwand (über 1 Mio. DM), einen
Komplex von möglichen weiteren Ursachen abgeklärt. Folgende Hypothesen wurden dabei überprüft:

Nicht bestätigt:

Die Reproduktion der Äschen ist gestört

In den ausgewählten Äschenpopulationen war die Befruchtungsrate der Äscheneier unter kontrollierten Bedingungen hoch. Darüber hinaus war an allen untersuchten Gewässern die Laichplatzqualität ausreichend, es gab genügend Äschenbrut (Isar, Sempt, Eittinger Bach, Dorfen, Iller, Loisach, Ramsach, Schwarzer Regen, Fränkische Saale, Wiesent, Ammer, Uffinger Ach).

Die fischereiliche Bewirtschaftungspraxis führte zum Rückgang

Der Rückgang der Äsche fand unabhängig von der Entnahme durch die Fischerei statt. Bestände potentieller Nahrungskonkurrenten gingen zeitgleich zurück. Das schließt eine Konkurenz mit besetzten Forellen aus. Es wurde auch kein nennenswerter Fraßdruck durch Raubfische
festgestellt: In 800 Forellenmägen waren keine Äschen nachzuweisen, andere Raubfische hatten nur geringe Dichten. Genetische Analysen
erbrachten, dass Inzuchterscheinungen höchst unwahrscheinlich sind.

Die Äschenbestände leiden an chemischen Einträgen

Die landwirtschaftliche Nutzung und die Siedlungsentwicklung, Hauptquellen der Einträge, haben sich im Zeitraum des Äschenrückganges nicht stark geändert. Hohe Befruchtungsraten sowie der gute Gesundheitszustand der untersuchten Äschen sprechen gegen eine besondere
Beeinträchtigung durch chemische Substanzen. Auch ein hoher Korpulenzfaktor der Äschen deutet nicht auf eine Belastung der Gewässer.

Strukturelle Veränderungen der Gewässer führten zum Rückgang

Im Rückgangszeitraum gab es keinen erheblichen
Verlust an Laichhabitaten. Die Durchwanderbarkeit der Flüsse hat sich im Zeitraum ebenso nicht geändert, neue Querbauwerke wurden nicht
gebaut. Der Rückgang fand in Kanälen zeitgleich mit dem in naturnahen Strecken statt. Die strukturelle Ausstattung der Gewässer war für den Rückgang der Äschen seit Mitte der 80er Jahre unwahrscheinlich.

Alle diese untersuchten Hypothesen müssen aufgrund der Ergebnisse des AHP Äsche verworfen werden, so dass der schon vorher nachgewiesene Einfluss des Kormorans als entscheidender Einflussfaktor übrig bleibt. In einem experimentellen Ansatz wurde die Rolle des Gänsesägers
in der Erholung von eingebrochenen Beständen überprüft:

Bestätigt:

Gänsesäger behindern eine Bestandserholung geringer Fischbestände

In einer Gewässerstrecke, an der im Winterhalbjahr Gänsesäger täglich vergrämt wurden, hat sich der Äschenbestand innerhalb von zwei
Jahren deutlich erholt. In den Referenzstrecken ohne Vergrämung fand keine Erholung statt. Der Arbeitskreis im Äschenhilfsprogramm schloss
daraus, dass der Fraßdruck des Gänsesägers die Erholung von Äschenbeständen verhindern kann. Nur die letzte Hypothese konnte bestätigt werden. Die Erfahrungen zeigen, dass die Bestände in Nordbayern in einigen Flüssen relativ gut und stabil sind – wie im Schwarzen Regen. Hier gab
es bis heute keine massiven Kormoraneinflüge.
Viele Grüße,
Torsten
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Moin ,
Torsten, das ist ja alles richtig. Man braucht Analysen, Statisiken, und man muss sich ja auch gegenueber der EU verantworten die nun mal seit Jahren nachweist das es um deutsche Bøden und Gewæsser nicht so gut bestellt ist.
Ich hab nur mal 3 Beispiele gebracht die man mit der Landwirtschaft verknuepfen kann, Nitrat- und Phosphateintrag durch organische und chem. Duenger und die Praxis der Lagerung von Gærfutterballer. Kønnte man mit Spitzmitteln fortfahren , also Pestizide und Herbizide die ja auch den Insekten, Amphibien, Vøgeln stark zusetzen. Das Ergebnis sieht ja jeder an der Winschutzscheibe - die bleiben sauber.

Und da wæren wir bei anderen Themen. Nur 30% des Gueterverkehrs laufen ueber die Bahn. Auch wenn man heute mit Dieselzusatz fæhrt (was es in den 90igenr nicht gab) so sind die Ausstossmengen fuer die Natur nicht zu verkraften, siehe Waldschæden und das bekommen die Fische ja auch ab.
Dazu kommt der Reifenabrieb, die Gummiweichmacher, bereits in Organismen nachgewiesen.
Hier mal ein Beispiel dazu - also aus einer Gegend wo kein Traktor fæhrt.
https://www.bing.com/ck/a?!&&p=7e979411 ... xoWA&ntb=1
>>6PPD genannte Substanz N-(1,3-Dimethylbutyl)-N′-phenyl-p-phenylendiamin (6PPD) wird dem Gummi von Autoreifen beigemischt<<

Andere Ursachen wæren natuerlich die schwarzen Vøgel , aber die gibt es hier so gut wie nicht und trotzdem gehen mancherorts die Bestænde zurueck, dagegen redet man anderswo von Æschenpest! Und das auch noch wo geographisch sowie klimatisch kein Ackerbau betrieben werden kann.

Man muss das also alles im Zusammenhang sehen: Agrarindustrie, Verkehr, Belastungen aus Industrie und Haushalt ( vom Entfettungsmittel /reinigungsmittel bis Sonnenmilch) und natuerlich auch die Bodenversieglung die zu Hochwassern fuehren welche die Fluesse verschlammen.
Und da sind halt Æschen oder Forellen anfælliger als ein Karpfenfisch, der braucht keinen kiesigen Grund und kann auch 23grad Wasser ab.
Natuerlich kann regional gesehen der eine oder andere Faktor die Hauptursache sein.
Da wo der Schwarze Vogel uebermæssig vorkommt (auch an dænischen Auen oder schwedischem Schærengarten) kann man es diesem zuschreiben.
Hier hab ich mal einen Bauern angesprochen das er bald keine Einnahme durch Angelkarten mehr hat wenn er seine Silageballer dicht am Bach lagert, wenn mit jedem Regen das Sickerwasser in hoher Konzentration einlæuft, die Smolts tøtet, deren Nahrungsgrundlage zerstørt.
Dem Fischer ist es egal bei wem er kauft, dann halt 1km oberhalb , das hat er verstanden.
Wære mal ein Hinweis zur Øffentlichkeitsarbeit der Vereine und Verbænde.

Was ich mit meinen Beispielen sagen will, es gibt viele Ursachen und teilweise sind wir (Verbraucher) selber schuld.
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Laut den Seiten des Umwelbundesamtes ist die Grundlage der Messungen das "⁠LAWA⁠-Meßstellennetz" mit derzeit bundesweit rund 250 Messstellen. So wie ich das verstanden habe, sind das die Meßstellen, die permanent messen?
Alle anderen Messungen erfolgen nicht permanent, sondern "überblicksweise" wie das genannt wird?
Wenn jemand genauer weiß, wie viele permanente Meßstellen es gibt, und was und wie die genau messen, dann bitte um konkrete Daten und bitte nicht auf PDF hinweisen, auf denen man 250 Seiten durchlesen muss!

Die Wahrscheinlichkeit, daß gerade bei Starkregen-Ereignisse gemessen wird, oder wenn gerade ein Bauer punktuell so viel Gülle ausbringt, dass der Fischbestand in dem Gewässer unterhalb kollabiert, ist meiner Meinung nach gering.

In vielen Fällen wird nicht und wenn doch mal, meist zeitlich deutlich versetzt gemessen, wenn konkrete Hinweise auf Gülle- oder andere schädliche Einleitungen gemacht werden.

LG Sepp
TorstenHtr
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

hier eine Übersicht,
https://www.umweltbundesamt.de/themen/w ... sgewassern

Das LAWA Messstellennetz ist nur ein Teil, es bestehen weitere Messstellen bezgl. der WRRL. Am besten du fragst dazu die zuständigen Stellen, wenn du detailliertere Informationen haben möchtest. Ich würde vermuten Einzelereignisse zu registrieren ist nicht die Aufgabe. Wie beschrieben scheint es aber auch keine signifikante Erhöhung (- im Beobachtungszeitraum für das Thema relevante) in den Statistiken zu Umwelt-Straftaten und Unfällen zu geben (siehe weiter oben).

--

Zu den Pestiziden

Pflanzenschutzmittel in der Umwelt
https://www.umweltbundesamt.de/daten/ch ... hutzmittel
Umsatz_Pflanzenschutzmittel.png
Umsatz_Pflanzenschutzmittel.png (54 KiB) 317 mal betrachtet
Sicherlich ein Problem - aber scheint zu stagnieren.

Viele Grüße,
Torsten
Antworten