Äschen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Spiegelkarpfen
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Re: Äschen

Beitrag von Spiegelkarpfen »

Hallo Leute!
Wenn ich den Artikel den Torsten reingestellt hat richtig lese, werden dort drei Große Hauptfaktoren benannt:
-Gewässerverschmutzung (wird denke ich ganz gut was dagegen gemacht)
-Gewässerverbauung (leider noch nicht in der Bevölkerung als großer Mangel wahrgenommen)
-Kormoran/Otter/Mink &Co.

Ich denke um die Äschenbestände(auch die der Forellen) zu erhöhen bedarf es einer Reduzierung aller drei Probleme. Als schwierigstes zu behebendes Problem sehe ich die Gewässerverbauung, da hierfür noch keinerlei Bewusstsein vorhanden ist. Beispiel: "Wen intressieren die Fische wenn durch die Begradigung der Hochwasserschutz erhöht wird?" Dem Bürger in solch einem Fall eine vielleicht unangenehmere Alternative zu vermitteln wird schwer.

Wenn ich das so richtig zusammengefasst habe ist dort alles enthalten was Hendrik,RC,Sepp und die Anderen schon vorgebracht haben.
Ich stelle fest: Wir sind uns also einig. :D Die Frustration hier im Faden rührt eventuell daher das unsere Möglichkeiten als Angler daran etwas zu Ändern sehr gering sind. Ob am Wasser oder hier im Forum...wir können diese Entwicklung erstmal nicht beheben. Das eigentliche Spielfeld hierfür ist die regionale politische Bühne bzw. die Verwaltung. Eine "scharfe" Umweltbehörde auf Landkreisebene und eine Kommunalpolitik die dahinter steht, garantieren natürliche Biotope. Das Problem: Damit nimmt man kein Geld ein, sondern verliert welches. Solange die Kommunen(zumindest bei mir in Ostdeutschland) ihre Rechnungen nicht bezahlen können, sind sie auf Firmenansiedlungen angewiesen. Dazu musst du den Firmen etwas bieten das sie anderswo nicht bekommen. Ich glaube kaum das in Ba-Wü oder Bayern heute noch jemand eine Baugenehmigung ohne besondere Schutzvorrichtungen für eine riesige Biogasanlage direkt neben einem naturbelassenen Salmonidengewässer erteilt. Gewerbe vor Umweltschutz. Währenddessen werden im selben LK übrigens Firmenansiedlungen wegen Feldhamstern abgeblasen. Ein schönes Beispiel dafür das man anscheinend sensibler ist für Dinge die man sehen kann :wink:
Das ursprüngliche, eigentliche Problem ist seit Jahrzehnten bekannt: Es gibt in Deutschland kein starkes Interesse an Gewässern und deren Bewohnern. Ausser uns Anglern und ein paar Naturschützern(viele aus dem Sektor interessieren sich nicht für Gewässer) ist da keine Lobby vorhanden. Mal angenommen:
In 20 Jahren sind die Salmonidengewässer leer, selbst Teiche und Seen haben nur noch geringe Fischpopulationen. Die ersten die es merken würden wären die Ornithologen wenn die Wasservögel abwandern. Die fänden das zwar doof, aber hey, die leben ja noch. Die anderen Prädatoren würde keiner vermissen. Die breite Bevölkerung würde das nur als Randnotiz in den Medien wahrnehmen, die weitläufige Meinung wäre: "Ach, das wird schon wieder."
Das es nicht längst dazu gekommen ist, ist der Verdienst eines jeden Anglers der sich für seine Gewässer einsetzt! Wir haben das verhindert!
Von den kleinen Bächen Bayerns bis zum Rügener Bodden. Dafür können wir uns echt mal auf die Schulter klopfen. =D>
Ich erinnere nochmal an das Kräfteverhältnis zwischen Angler/Umweltschutz und Wirtschaft/Bevölkerung. Dafür das wir so wenige sind, haben wir viel erreicht. Ich setze tatsächlich große Hoffnungen in die hohe Zahl an neuen Fischereischeinen. Auch wenn viele der neuen Sportsfreunde bisher dahingehend noch nicht sensibilisiert sind, so kommen sie doch ans Wasser. Sie sehen den Müll, die Fischsterben, die Arbeit die dahintersteckt. Sie erfahren wie die Gewässer verkrauten, wie sie verlanden und was das bedeutet. Sie tragen das in ihre Familien und verankern das Bewusstsein vielleicht in der Gesellschaft. So das wir irgendwann vielleicht die Bevölkerung auf unseren Seite ziehen. :daumen

Sorry das es jetzt doch so ein langer Text wurde, das Thema ist mir halt wichtig. Das kriegen wir nur gemeinsam hin! :mrgreen:
LG & TL Enrico
"Dieses Fliegenangeln macht doch hier keinen Sinn. Hier gibt´s keine Forellen!"
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Völlig richtig, jeder kann persönlich etwas dazu beitragen, dass es besser wird. Mit seinem direktem Einsatz und mit seinem Wirken in seinem Umfeld.

Ein schönes Sprichwart sagt: "Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist."

Jetzt stellt Euch mal vor, wie lästig es ist, wenn viele Mücken im Raum sind. Wenn wir unsere Kräfte bündel und gemeinsam noch stärken sein würden!

LG Sepp
stillwater
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Re: Äschen

Beitrag von stillwater »

Ich klink mich jetzt auch mal ein…

also ich hatte das ganz, ganz große Glück mit dem Fliegenfischen zu beginnen, wie es noch einen wirklich bemerkenswert großen Äschenbestand in NRW gab. Insbesondere die Flüsse Lenne, Ruhr und auch die Eifel-Rur sowie mein etwas späteres Vereinsgewässer Wupper haben seinerzeit (Ende der 80er bis Mitte der 90er Jahre) meinen Einstieg sehr erleichtert so dass ich sämtliche anderen bisher von mir praktizierten Angelarten nicht mehr viel Beachtung& Bedeutung entgegen brachte.
Man kann ja heutzutage jüngeren bzw. Neueinsteigern gar nicht mehr vermitteln, wie viele Äschen ohne wirklich großen Können zu fangen waren, allen voran die Gewässerabschnitte der Lenne von Altena nach Werdohl und das seinerzeit für 10 DM den Tagesschein. Auch kann ich mich gut erinnern das man in einem Abschnitt der Ruhr 8!!! Äschen pro Tag entnehmen durfte (was ich aber niemals praktiziert habe, max. 2 -3) und dies war sogar vom Gewässereigner ausdrücklich gewünscht. Der Fang einer (Bach)Forelle in diesen Gewässer war bemerkenswert sehr unterproportional, man freute sich wenn man mal eine gefangen hat und heute ist es eher genau umgekehrt…

Das änderte sich aber schnell als ein gewisser, mir bis dahin nicht so bewusster schwarzer Vogel sich an den Äschen gütlich tat, ergo schrumpften die Äschen bis auf klägliche Restbestände und die Politik schaute tatenlos zu. Es war auch die Zeit, wo grün erstmals die Umweltpolitik bestimmte…

Und wenn hier von Querverbauungen, Landwirtschaft usw. geschrieben wird, fakt ist, das z.B. an der Wupper viele Wehre abgeschafft, umgebaut bzw. „geschliffen“ wurden. Auch ist der Bio-Anteil in der Landwirtschaft größer geworden.
Das einzige Argument was noch für mich relevant wäre, ist die Zunahme des Straßenverkehrs und damit die Einbringung von z.B. Reifenprofilabrieb, insbesondere nach starken Regenfällen in engen Flusstäler mit direkter Straßenlage an den Gewässer.

Fazit für mich ist und bleibt der Kormoran und nichts anderes an erster Stelle! Am schlimmsten sind die großen Durchzügler-Schwärme aus den Norden die ab Ende Oktober (wenn dann wegen der Forellenschonzeit auch keiner mehr der Angler am Wasser anzutreffen ist) unsere Gewässer regelrecht leerräumen und das wiederholt sich leider mittlerweile jedes Jahr!

Aber man kann das Rad der „Äschen“-Geschichte nicht mehr zurückdrehen, es bleibt wie es ist und einen positiven Ausblick habe ich persönlich nicht mehr. Sicherlich wird es kurzfristig auch mal vielleicht einen „besseren“ Jahrgang geben, aber nur partiell – irgendwo treten dann diese schwarzen Vögel massiv wieder auf und das macht mich wütend und zutiefst traurig….

nachdenkliche Grüße

Uli
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi Uli,
stillwater hat geschrieben: 31.08.2023, 11:42 Man kann ja heutzutage jüngeren bzw. Neueinsteigern gar nicht mehr vermitteln, wie viele Äschen ohne wirklich großen Können zu fangen waren, allen voran die Gewässerabschnitte der Lenne von Altena nach Werdohl und das seinerzeit für 10 DM den Tagesschein. Auch kann ich mich gut erinnern das man in einem Abschnitt der Ruhr 8!!! Äschen pro Tag entnehmen durfte (was ich aber niemals praktiziert habe, max. 2 -3) und dies war sogar vom Gewässereigner ausdrücklich gewünscht. Der Fang einer (Bach)Forelle in diesen Gewässer war bemerkenswert sehr unterproportional, man freute sich wenn man mal eine gefangen hat und heute ist es eher genau umgekehrt…
Ich habe das noch knapp mitbekommen, ich war ~2000 in Sachsen angeln und es gab noch sehr gute Äschenbestände. Auf 10 Äschen hat man vielleicht mal eine Forelle gefangen. Einige Jahre später ist der Bestand zusammengebrochen.

Michael hat einen guten Artikel von Prof. Dr. W. Steffens hier hinterlegt:

Kormorane vernichten die Äschenbestände auch in Sachsen
https://www.fliegenfischer-forum.de/presse69.html
In Tabelle 1 sind einige vergleichbare Daten verschiedener Reviere aus beiden Jahren (2001 und 2010) zusammenge­stellt. Bei dieser Gegenüberstellung kann davon ausgegangen werden, dass sich die Habitate in den Gewässern nicht nachtei­lig für die Äschen veränderten, das heißt keine anderen Faktoren (zum Beispiel Ab­wässer oder andere Beeinträchtigungen der Wasser- oder Biotopqualität) einen nennenswerten Einfluss ausübten, und dass auch die Beanglungsintensität durch­aus vergleichbar war. Abgesehen von zwei Fällen (Preßnitz C 02-03 und Weiße Elster C 09-04), wo bereits nicht mehr vom Vor­handensein einer lebensfähigen Äschenpo­pulation gesprochen werden kann, ist in allen anderen Revieren ein enormer Rück­gang der Äschenbestände eingetreten. Damit wird erneut deutlich, dass gegen­wärtig speziell diese Fischart in vielen Ge­wässern dem Kormoranfraß schutzlos preisgegeben ist.
ft07110_tabelle1.jpg
ft07110_tabelle1.jpg (139.23 KiB) 664 mal betrachtet
* Quelle: obiger Artikel

Viele Grüße,
Torsten
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trutta1
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Re: Äschen

Beitrag von trutta1 »

Hallo Torsten,
an vielen dieser Flüsse wurden erst in den 90-ern vernünftige Kläranlagen gebaut.
Viele der kommunalen Abwässer flossen bis dahin ungeklärt in die Bäche und Flüsse.
Schon kurze Zeit später, hatten wir ein sehr gutes, gesundes Aufkommen von Bachforellen und Äschen.
In einigen Harzbächen gab es in dieser Zeit ganz hervorragende Äschenbestände!
Die Bode Z.B., vor der Wende unterhalb von Thale ein toter Fluss, erholte sich so rasant, dass es dort bereits Mitte der 90- er wieder reichlich Forellen und Äschen gab.
Das alles trotz Wasserhindernisse wie Mühlen und Wehre.
Die Tabellen zeigen ganz klar und deutlich, wer für den Rückgang der Bestände verantwortlich war und ist.
Und wenn ich mal zusammenreche, wie viele Flüsse davon betroffen waren und sind, kann ich das nicht nur als regionales Problem sehen!

TL, Frank
Der Äschenflüsterer ( Leider hören nur noch wenige zu!)
FlyandHunt
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Re: Äschen

Beitrag von FlyandHunt »

Hier auch noch ein Auszug aus einer Zeitung in Österreich!!! Über die Ahr und den Bestandseinbruch, nachdem der Kormoran einfiel.
Interessant zuerkennen, dass die Groppe keine Einbußen hatte. Darauf ist egtl. zurückzuführen, dass es nicht mit Wasserqualität zutun hat!

https://www.zobodat.at/pdf/Oesterreichs ... 8-0210.pdf

wer noch sämtliche andere Artikel anschauen will: https://www.zobodat.at/publikation_series.php?id=1943
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
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