Meine Erfahrung mit der Einforderung einer Entschädigung bei Flugverspätung

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chrissie1971
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Meine Erfahrung mit der Einforderung einer Entschädigung bei Flugverspätung

Beitrag von chrissie1971 »

Hallo zusammen,

ich war ja heuer im Februar eine Woche am Lago Strobel in Argentinien und wer meinen Bericht gelesen hat, hat mitbekommen, dass unsere Rückreise nicht ganz planmäßig ablief.
Unser Flug von Buenos Aires nach Madrid hatte sich um etwa zweieinhalb Stunden verzögert, sodass wir in der Folge unseren Anschlussflug nach München verpassten und ich im Ergebnis ziemlich genau 12 Stunden verspätet in München ankam. Bei meinem Kumpel hat es noch länger gedauert, aber das ist eine eigene Geschichte!

Einige Wochen nach meiner Rückkehr habe ich mich deshalb darüber informiert, ob und in welcher Höhe uns dafür eine Entschädigung zusteht. Laut einer europäischen Richtlinie steht einem dann eine Entschädigung zu, wenn die Flugverspätung bei mindestens drei Stunden liegt. Dabei zählt bei zusammen gebuchten Flügen nicht nur die Verspätung des ersten Fluges, die in unserem Fall "nur" zweieinhalb Stunden betragen hätte, sondern die Gesamtverspätung bis zur Ankunft am Zielflughafen (bei mir eben ca. 12 Stunden).
Weitere Voraussetzung ist, dass der Sitz der Fluglinie in Europa liegt und mindestens der Start- oder Zielort in Europa liegt. Die Höhe der Entschädigung hängt dann aber nicht von der Gesamtverspätung ab, sondern von der Entfernung des Reiseziels. In unserem Fall standen uns nach der Richtlinie jeweils EUR 600 Entschädigung zu!

Ich habe dann als erstes mit Hilfe eines Musters aus dem Internet einen Brief an unsere Fluggesellschaft Air Europa verfasst und meine Forderung angemeldet. Nachdem ich hierauf etwa zwei Monate lang keinerlei Reaktion erhalten habe, habe ich per E-Mail reklamiert. Auf mein E-Mail kam dann einige Tage später eine Antwort per E-Mail, in der man die Verspätung "sehr bedauert" aber "leider" keine Entschädigung bezahlen kann, da es sich um "außergewöhnliche Umstände" gehandelt habe. Bei "außergewöhnlichen Umständen", wie Schlechtwetterereignissen oder anderen Naturereignissen, Terror, Bombendrohungen, Krieg etc. sind die Fluggesellschaften nicht zu Entschädigungszahlungen verpflichtet. In unserem Fall war aber schönstes Sommerwetter und auch von sonstigen Ereignissen haben wir nichts mitbekommen, vielmehr sind immer wieder Mechaniker mit gelben Westen unter dem Flugzeug zu sehen gewesen.
Auf meine Frage, was denn die "außergewöhnlichen Umstände" gewesen sein sollen kam als nächste Ausrede, dass man auf Grund eines argentinischen Dekrets nicht zur Zahlung verpflichtet sei.
Auch nach meiner erneuten Antwort kam prompt die nächste E-Mail, dass mir keinerlei Entschädigung zustehen würde, man mich aber gerne bald wieder an Bord eines Flugzeuges von Air Europa begrüßen würde...

Ich habe mich daraufhin an die Schlichtungsstelle des Luftfahrtbundesamtes gewandt und dort den ganzen Vorfall geschildert. Ich musste daraufhin nochmal ein siebenseitiges Formular ausfüllen, bis der Schlichtungsprozess ins Laufen kam.
Anfang der Woche habe ich nun das Ergebnis der Schlichtung bekommen:
Air Europa erkennt meinen Anspruch in voller Höhe an und hat die EUR 600 bereits überwiesen!

Fazit:
In meinen Augen ziemlich unprofessionelles und dazu dämliches Verhalten von Air Europa!
Wenn man mir auf meine erste Anforderung etwas in einer Größenordnung zwischen EUR 400 und 500 angeboten hätte, wäre ich vermutlich darauf eingegangen. So haben sie nun mehr bezahlt und mich als Kunden für die Zukunft auf jeden Fall verprellt. Dazu vermutlich noch ein paar andere potentielle Kunden...
Aber vermutlich lässt sich ein Großteil der Kunden mit Entschädigungsansprüchen doch abwimmeln, sodass man zumindest glaubt, dass sich dieses Verhalten rechnet.

Ich hoffe meine Erfahrungen helfen dem ein oder anderen!

Gruß
Christian
flatfischer
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Re: Meine Erfahrung mit der Einforderung einer Entschädigung bei Flugverspätung

Beitrag von flatfischer »

Hallo, es gibt auch positive Erfahrungen:

Vor fünf Jahren hatte ich in Island aufgrund technischer Probleme bei Iceland Air zwar keine Verpätung dafür aber einen Flugausfall von Reykjavík nach Frankfurt der die Rückreise um einen Tag verzögerte. In Reykjavík wurden ich und zwei Mitreisende von Iceland Air in einem Tophotel untergebracht und nach Geltendmachung der Regressansprüche hatten wir ohne jede Probleme innerhalb von vier Wochen jeder die uns zustehenden 300 Euro auf dem Konto.

Gruß Helge
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Hawk
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Re: Meine Erfahrung mit der Einforderung einer Entschädigung bei Flugverspätung

Beitrag von Hawk »

Hab das ganze auch schon mit 2 Fluglinien durch. Und ähnliche Erfahrung gemacht wie Christian.
Freiwillig wird da erstmal garnichts gezahlt.

Geholfen hat die sehr regelmäßig und über verschiedene Kanäle zu nerven bei einem mal habe ich ebenfalls die Schlichtungsstelle eingeschaltet.
Gruß
Sven
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Hans.
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Re: Meine Erfahrung mit der Einforderung einer Entschädigung bei Flugverspätung

Beitrag von Hans. »

Hartnäckig bleiben lohnt sich! Passt zwar nicht ganz hier her, aber vor 20 Jahren habe ich für meine Tochter um eine Entschädigung für verlorengegangenes Fluggepäck gestritten. Die Fluggesellschaft weiß ich nicht mehr. Aber abwimmeln, abwimmeln, abwimmeln, das war die Taktik. Als ich hartnäckig blieb war auf einmal eine andere Abteilung zuständig und alles ging von vorne los. Na gut, ich habe weitergemacht und dann tatsächlich eine Entschädigung erhalten.

Gruß
Hans
Man muss nicht alles mitmachen...
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