Lieber Hans,
so wie du dich in dieses schöne Forum eingebracht hast, mache ich gerne weiter, Selbst wenn es nur für dich sein sollte!
Auflösung:
Bild 1: Sage One 590 (Im Forum getestet) und Sage Z-Axis 390, beide mit 75g belastet

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Bild 2: Sage One und Z-Axis beide mit 110g belastet.

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Und jetzt ein Bild der Sage One belastet mit 110g und Z-Axis mit 75g

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Ich sehe jetzt zwei Ruten mit einer sehr ähnlichen Aktion, wenn sie denn mit einem ihrer Leistungsfähigkeit entsprechenden Gewicht belastet werden. Der Eindruck, eine der Ruten wäre durchgehender in der Aktion liegt also an der relativ höheren Belastung der schwächeren Rute.
Wie groß ist jetzt dieser Unterschied in der Leistungsfähigkeit?

- Sage Z-Axis 390 vs One 590.jpg (21.36 KiB) 264 mal betrachtet
In dieser Tabelle sind dazu zwei Werte wichtig. Der 3,75° Wert und die ERN. Beide Messmethoden verwenden andere Indikatorwerte. Die ERN schaut mehr auf die Kraft des Rückgrats und belastet die Rute so, dass sie um 1/3 ihrer Länge ausgelenkt wird. Der 3,75° Wert ist ein statistischer Wert, der sich von der 15° Rutenbiegung eines durchschnittlichen Wurfes ableitet. Beide beziehen die Messergebnisse dann auf eine Schnurklasse.(Ist komplexer als in der kurzen Erklärung.)
Nach diesen Werten ist die Z-Axis eine leicht überdurchschnittliche #3 (3,75° Wert) oder eine schwache #4 (ERN)
Die Sage One ist nach den Werten eine schwache #6 (3,75° Wert) oder eine starke #6 (ERN)
Dass die Messmethoden etwas unterschiedliche Ergebnisse erzeugen zeigt, dass man sie auch kritisch sehen kann. Beide zeigen aber einen Unterschied von etwa 2,5 Schnurklassen in der Leistungsfähigkeit. Die Z-Axis ist halbwegs korrekt beschriftet, die One ist eine Klasse stärker. Aber da ist für die One ja keine Neuigkeit. Die Messmethoden liefern also etwas versetzt aber ähnliche Werte.
Was hat das jetzt mit dem Gefühl, der #5 Redington Classic Trout und den anderen Ruten im Test zu tun? Wir betrachten dafür zunächst die Sage R8 Core (ERN ??, dem Chart weiter oben nach könnte 5,7 hinkommen, weniger würde ich bei einem Flaggschiff von Sage auch nicht erwarten) und die Winston Air 2 (ERN 4,5). Also gut eine Rutenklasse Unterschied. Ich würde davon ausgehen, dass sich die Biegekurven annähern, wenn man die Sage mit etwas mehr Gewicht belastet. Die Rutenaktion wird vermutlich auch hier ähnlicher, bei einer der ERN entsprechender Belastung!
Was sagen die Tester? Wir lesen jetzt mit der starken Vermutung, dass wir eine glatte #4 mit einer kräftigen #5 vergleichen. Auf einem Parcours von 9-15m Wurfweite, vermutlich beide mit einer Rio Gold #5, die von beiden Herstellern empfohlen wurde
"Die Winston Air 2 5-Weight ist eine leichte, reaktionsschnelle Rute, die ein sanftes, einfaches Wurferlebnis in vielen verschiedenen Situationen beim Forellenangeln bietet. Die Rute zeigte hervorragende Leistungen und belegte in allen Disziplinen den zweiten Platz sowie in der Gesamtleistung den ersten Platz. Besonders gut funktioniert sie von 9 bis 15 Metern, mit einer komfortablen Verjüngung, exzellenter Präzision und einem nachgiebigen Gefühl, das Anglern ein entspanntes Werfen ermöglicht. Obwohl sie im Nahbereich etwas schwingt und bei längeren Rollwürfen etwas mehr Kraft erfordert, bietet die Rute ein solides Feedback, sanfte Übergänge und zuverlässige Leistung für Trockenfliegen, Nymphen und sogar leichte Streamer. (Einschub. Ich erwarte von einer #5 Rute, dass sie leichte Streamer problemlos wirft!) Die Winston Air 2 ist eine vielseitige, gut ausbalancierte Rute, die ihrem Ruf als leistungsfähiges und angenehmes Allround-Arbeitstier gerecht wird."
"Die Sage R8 Core 5-Weight ist eine schnelle, kraftvolle Rute, die in vielen Forellenangelsituationen eine starke Leistung bietet, insbesondere beim Werfen mit mehr Schnur oder schwereren Montagen. Die Rute belegte den fünften Platz im Streamer-Kurs und den zehnten Platz im Trockenfliegen-Kurs und erreichte in der Gesamtleistung den sechsten Platz. Sie bietet gleichmäßige Kraft und einfache Präzision auf kurze und lange Distanzen, obwohl einige Werfer eine übermäßige Steifheit im Griff- und Mittelteil bemerkten, was zu verringertem Feedback und einem ungleichmäßigen Timing führte. Während sie beim Werfen von Hoppern, Steinfliegen und Trockenfliegen hervorragend funktioniert, kann sie sich auf kürzere Distanzen oder beim Rollwerfen klobig anfühlen und kann von der Kombination mit einer schwereren Schnur profitieren. Ideal für Angler, die eine schnelle Rute mit hoher Schnurgeschwindigkeit und Allround-Fähigkeiten bevorzugen, auch wenn sie nicht besonders intuitiv oder taktil in der Hand liegt."
Aber warum ist jetzt die #4 Rute die Bessere in einem #5 Test? Na ja, weil es um einen Test geht, der nur bis zu einer Wurfweite von 15m geht. Hier wird die leistungsstärkere und damit steifere Rute weniger gut von der Schnur aufgeladen. Bei der #4 erzeugt die Schnur eine tiefere Ladung und zu jedem Zeitpunkt mehr Rückmeldung. Könnte man gut auch mit mehr "Gefühl" beschreiben.
So, und als nächstes kommen wir zu der Redington Classic Trout. Dafür schaut man sich am besten die Deflection Boards des Tests nochmal an. Oder meine gedrehte Ansicht auf einem Raster. Da habe ich ja immer mindestens eine Rute, deren ERN bekannt ist als Vergleich dabei. Ich würde sagen sie erscheint mir noch ein wenig niedriger in der Klasse als die Air 2, da sie bei (hoffentlich) gleicher Belastung tiefer auszulenken scheint. (Hier fehlt mir in den Charts jeglicher Bezugspunkt. Deshalb mein Raster.) Ich habe die Z-Axis 390 natürlich ausgewählt, weil ich glaube, dass man sie in ihrer Leistungsfähigkeit miteinander vergleichen kann. Die Redington wird noch etwas durchgängiger sein und evtl. auch noch etwas niedriger in der Leistungsfähigkeit. Kräftiger denke ich eher nicht!
Zur Rio Gold komme ich später. Meine Rio Gold #5 wurde auch hier getestet. Ich glaube grundsätzlich hat sich da nichts großartig verändert beim Taper.
Und ich werde die Z-Axis 390 und die One 590, mit einer #5 Rio Gold werfen und mal ganz stark auf mein Gefühl dazu achten. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass sich beide damit werfen lassen. Und das sich die Z-Axis besser machen wird und bis 15m nicht überfordert ist. Darauf warum ich das glaube, gehe ich vielleicht auch noch ein. Und ich versuche meinen subjektiven Eindruck objektiv rüberzubringen. Ich verspreche auch, dass ich nicht versuche mich selbst zu belügen, wenn das Ergebnis anders ausfällt als ich erwarte. Bin da aber entspannt.
Gruß
Carsten