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Verfasst: 06.03.2007, 13:45
von Rattensack
Hi

Umgekehrt kommts leider oft genug vor, dass Gewässer, welche mit einem "guten ökologischen Zustand" gem. WRRL zu titulieren wären, wie Sau bewirtschaftet werden. D.h., TROTZder miesen Bewirtschaftung geht sich der gute Zustand aus.
Auch das umgekehrte wär möglich, man könnte theoretisch und überspitzt gesagt ein total hiniches Gewässer kurzfristig mit einem Besatz, welcher alle Arten und Altersstadien in einem optimalen Verhältnis umfasst bestücken, und sofort darauf die Aufnahme des ökologischen Zustands machen. Wär sicher billiger (z.B. für Energieversorger), als so manch aufwändige Revitalisierungen :x

Also meiner Meinung hat das von Hans vorgeschlagene Gütesiegel für die Bewirtschaftung nur recht indirekt was mit dem ökologischen Zustand zu tun. Leichter tut man sich natürlich mit einer naturnahen Bewirtschaftung in einem naturnahen Gewässer, nona. Machbar ist sie grundsätzlich auch in stark veränderten Gewässern.

Clemens

Verfasst: 06.03.2007, 18:30
von Karl
Servus Hans, solange die Verpächter solche horrenden Pachtpreise verlangen, bleibt dem Pächter gar nichts anderes übrig, als mitzuziehen. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht muß er viele Karten ausgeben, damit der Pachtzins wieder reinkommt. Würde jetzt nicht mehr besetzt werden, wäre weniger Fisch drin und es müßten logischerweise weniger Karten ausgeben werden. Geht nicht. Oder die Karten würden, da jetzt weniger, noch teurer. geht auch nicht, die Preise sind ausgereizt. Ich denke der Ansatz ist super, läßt sich aber an einem ´öffentlichen´ Wasser nicht durchsetzen. Gruß Karl

Verfasst: 06.03.2007, 18:38
von pehers
Servus!

Das ist ja auch ein Aspekt an der Sache, dass ja möglicherweise bei einer ökologischen Bewirtschaftung, Besatz gar nicht mehr notwendig ist und das auch Einsparungen bringt.

Ich wäre zum Beispiel gerne bereit, wenn entsprechend nachgewiesen ist, wofür ich bezahle, auch gleich viel für weniger Fisch zu bezahlen. Darum ist ja der Kern der Frage: Würdet IHR das unterstützen, was haltet ihr davon. Alles als Unmachbar klein zu reden, ist ja schnell erledigt.

Vielleicht bekommt eine solcherart ausgezeichnete Strecke dann auch faire Fischer, die akzeptieren, dass das Schonmaß bei 50cm eben nur selten durchbrochen wird?

Fragen über Fragen, l. G.
Hans

Verfasst: 06.03.2007, 20:54
von Karl
Servus Hans, ich will nicht gleich alles als unmachbar abstempeln, ich versuch bloß mal auch andere Aspeskte in Betracht zu ziehen. Nehmen wir mal an der Verpächter ist nciht bereit aufgrund von ökologischer Bewirtschaftung auf einen Teil seiner Pacht zu verzichten (warum ist die überhaupt so hoch in Ö und Bayern) wärst du dann bereit dir mit 1000 Anglern 50 Fische zu teilen? Ist natürlich übertrieben, aber wie soll sowas dann ablaufen? Total verangelte Forellen, zig mal gefangen, Warteliste für Angler,2 Fischer pro Tag, 50er Forellen mit 10er Vorfächer ne Stunde gedrillt? Ich wills dir ganz ehrlich sagen: wenn ich in den Urlaub fahre und 50+ € für ne TK zahle, möchte ich auch Fische fangen (nicht mitnehmen!) Wenn ich an an Wasser gehe, wo die TK 10€ kostet, erwarte ich auch nicht (so) viel. D.H. der Ansatz müßte m.M. umgekehrt über die Pacht erfolgen. Weniger Pacht bei ökologischer Bewirtschaftung mit entsprechenden Auflagen. Aber wer macht da mit? Gruß Karl

Verfasst: 06.03.2007, 22:19
von Rattensack
Hallo Karl,

wie wär's damit, auch zuhause 50 E zu verlangen, und gleichzeitig den befischungsdruck zu reduzieren - diejenigen, welche jeden tag 5 fische nachhause nehmen wollen für 10 euro sollen sich an ein forellenpuff vertschüssen. Sollte sich finanziell sicher ausgehen, und ein fischbestand wie im urlaub wär vor der haustür!

Nein, weiss schon, in den üblichen vereinsstukturen nicht durchsetztbar - und daher gehört die übliche ausgelagerte fischzucht in fließgewässern verboten.

Clemens

Verfasst: 07.03.2007, 10:52
von Maggov
Hallo Clemens,

eine Reduktion des täglichen Befischungsdrucks hat den Haken, dass man differenzieren müsste. Am Wochenende hast Du 100 Fischer am Wasser, unter der Woche 10.

Reduziere ich nun die zulässige Anzahl der TK auf 10 und erhöhe den TK-Preis geht Deine Rechnung schon wieder nicht auf.

Ich denke dass man in einem Verein schon etwas bewegen kann - nur darf man nicht erwarten, dass dies von einem Jahr aufs nächste geschieht.

Das Verbot der Forellenzucht in Fliessgewässern (also den Besatz von fangfähigen Fischen) finde ich gar nicht so uninteressant... so gräbt man den Moserern sehr schnell das Wasser ab.

Dann haben wir aber die Gütesiegel-Idee verlassen - keiner macht es dann freiwillig und manchmal wird dann einfach eine Vorschrift ignoriert. Es soll ja auch vorkommen das der (gesetzlich) vorgeschriebene Schonungszeitraum (Fischereiverbot von 2-4 Wochen nach Besatz) - gerade bei Zwischenbesatz im Sommer (wofür mache ich das eigentlich?) nicht eingehalten wird... sie verstehen knick-knack und so...

Der Charme von dem Gütesiegel wäre, dass er auch eine andere Klientel anzieht. Nichts gegen Dich Karl, aber ich denke, dass Hans recht hat und es Leute gibt die 50€ zahlen und kein Problem damit haben wenn sie Schneider bleiben (ich weiß nicht ob ich so denke!) und Du kannst auch an einer Strecke mit massiven Bestandsaufstockungen Schneider bleiben (z.B. Hochwasser oder schlicht Glück in der Liebe ;)...).

Ach ja @Hans:
Haste schon Leos Ansatz zur Zwickauer Mulde studiert - sollte Dich interessieren. Vielleicht bekommen wir bald einen derartigen Piloten.

Viele Grüsse in die Runde - ich find' das Thema cool!

Markus

Verfasst: 15.03.2011, 19:05
von Pernix
Ich persönlich finde die Kombination von Naturerlebniss und Fliegenfischen als gesamt Erlebnis am schönsten.
Von daher bin ich selbst gerne bereit mehr für eine Tageskarte zu bezahlen auch gerne mit dem Zusatz das der Bestand nicht " so üppig ^^ " ist wie anders wo.

Ich bin auch der Überzeugung das ein naturnaher Fluss zahlreiche Petri Jünger findet, es soll ja auch Leute geben die fliegen 2 Wochen nach Neuseeland oder Alaska ... :wink: ... um an jungfreulichen Gewässern zu fischen.

Würde mcih von daher interesseieren ob jemand ein Gewäser kennt und auch bereit ist das mit uns zu teilen ? :?


Grüße

Andreas

Verfasst: 17.03.2011, 21:29
von Bernhard
Hallo!
Bislang ist sehr viel über den ökologischen Zustand sowie über Besatz- und Bewirtschaftungspolitik diskutiert worden.

Eine Frage ist noch gar nicht zur Diskussion gelangt: Welche Institution sollte denn so ein Gütesiegel verleihen? Die Fischereiverbände oder ähnliche fischereiliche Einrichtungen wohl kaum, das wär die reinste Packelei. Staatliche Behörden? EU?

Man bräuchte - ähnlich wie bei den Qualitätsmanagementnormen (z. B. ISO 9000) - eine unabhängige Zertifizierungsstelle.
Es wäre auch zu überlegen, auf wieviele Jahre ein solches Gütesiegel verliehen wird, welche Auflagen damit verbunden sind, was passiert, wenn sich im Fischereirecht die Besitz- oder Pachtverhältnisse ändern usw

Der Weg von der Idee bis zur endgültigen Umsetzung wird wohl ein langer und dorniger sein...

Liebe Grüße,
Bernhard

Verfasst: 23.03.2011, 15:48
von Florian Maldoner
Hallo,

für die Fischerei an einem Gewässer an dem nur Besatzfische mit einem Schnitt um die 40 cm vorkommen würde ich persönlich rein gar nichts zahlen. Da bleibe ich lieber daheim und fische auf Rotaugen. Aber was man so in den verschiedenen Foren liest, scheinen ja sämtliche Fliegenfischer eine Schwäche für Gewässer mit einem natürlichen Forellenbestand zu haben.
Seltsamerweise habe ich an den Gewässern die noch einen rein natürlichen Bestand an Forellen beherbergen und in denen Fische über 30cm dünn gesäht sind, noch nie einen Kollegen getroffen.. :D
Ich glaube auch nicht, dass ein Gütesiegel oder was auch immer Gäste an diese Strecken locken könnte: "Kannste vergessen, da gibt's nur kleine Fische..."

Grüße

Florian

Verfasst: 23.03.2011, 16:43
von Maggov
Hi Bernhard,

derartige Ansätze sind ja schon zu erkennen - siehe WRRL der EU die zumindest auf einige Aspekte wie z.B. Durchgängigkeit eingeht.

Aus der Praxis raus denke ich das Florian recht hat - die Vorstellung wie sich ein natürliches Gewässer vom Bestand her zusammen setzt ist oft verzerrt durch die vorherrschenden Zustände und die Erwartungshaltung die sich mittlerweile ausgebildet hat lässt sich mit Gewässern die natürliche Bestände haben nicht abdecken.

@Andreas: jungfräuliche Gewässer findest Du in DE nur in der Bachfischerei und zwar dort wo kein Verein die bewirtschaftet. Ob Du rausfindest wer auf dem Recht sitzt und eine Karte kriegst ist ein anderes Thema.

In punkto Naturerlebnis kann ich Dir die Tiroler Achen empfehlen. Dort gibt es Gastkarten die Landschaft ist phantastisch und bei 25 km Gesamtstrecke findet sich immer ein Platzerl an dem man für sich alleine sein kann.

LG

Markus

Verfasst: 26.03.2011, 15:43
von Bernhard
Hallo Markus!

Ich stimme Dir zu - Ansätze sind vorhanden.

Bei einer Zertifizierung - wer auch immer das dann durchführt - müssten auf jeden Fall beide Aspekte, der ökologische Zustand des Gewässers und die Bewirtschaftung berücksichtigt werden. Wie ja Clemens bereits angemerkt hat, können auch Gewässer in gutem Zustand krottenschlecht bewirtschaftet werden.
Geht man hier allerdings ins Detail, wird die Sache schon relativ komplex und aufwendig. Wie weit will man da gehen - verpflichtende fischökologische Untersuchungen, wenn keine Daten über das Gewässer vorhanden sind? Verpflichtende genetische Untersuchungen, ob nicht Besatzmaterial gebietsfremder Herkunft eingebracht wurde? Was macht man in Gewässern, wo mehrere Fischereirechte aneinandergrenzen - wenn beispielsweise der Ober- und Unterlieger fangfähige Fische in Massen reinschütten, in der mittleren Strecke aber eine nachhaltige Bewirtschaftung durchgeführt wird? Das ist jetzt ein Extrembeispiel, könnte aber in der Praxis vorkommen.

Ich hör jetzt auf, mir Gedanken zu den Details zu machen. Es würde nie enden.

Grüße,
Bernhard

Verfasst: 18.05.2011, 18:31
von AlexWo
Maggov hat geschrieben:Hi Bernhard,

derartige Ansätze sind ja schon zu erkennen - siehe WRRL der EU die zumindest auf einige Aspekte wie z.B. Durchgängigkeit eingeht.

Aus der Praxis raus denke ich das Florian recht hat - die Vorstellung wie sich ein natürliches Gewässer vom Bestand her zusammen setzt ist oft verzerrt durch die vorherrschenden Zustände und die Erwartungshaltung die sich mittlerweile ausgebildet hat lässt sich mit Gewässern die natürliche Bestände haben nicht abdecken.

@Andreas: jungfräuliche Gewässer findest Du in DE nur in der Bachfischerei und zwar dort wo kein Verein die bewirtschaftet. Ob Du rausfindest wer auf dem Recht sitzt und eine Karte kriegst ist ein anderes Thema.

In punkto Naturerlebnis kann ich Dir die Tiroler Achen empfehlen. Dort gibt es Gastkarten die Landschaft ist phantastisch und bei 25 km Gesamtstrecke findet sich immer ein Platzerl an dem man für sich alleine sein kann.

LG

Markus
Naja, die Tiroler Ache ist doch über X Kilometer eher ein recht trostloser Kanal!

Verfasst: 18.05.2011, 18:42
von AlexWo
Ich glaube, dass so etwas in D oder A nicht möglich ist. Der Grund dafür ist der, dass sich doch nahezu alle Fischereirechte in Privatbesitz befinden oder die staatlichen Fischereirechte an Vereine verpachtet sind. Was in den Vereinen los ist brauch ich wohl niemanden erzählen.

Was noch mit reinspeilt ist doch aber auch, dass viele Gewässer zwar Salmioniden beherbergen könne, jedoch nur noch in geringem Masse eine ausreichende Vermehrung zulassen. Wenn sich was selbst vermehrt, frisst es der Kormoran.....

Es macht auch überhaupt keinen Sinn, Gewässer der unteren Äschen- oder Barben Region mit Bachforellen zu besetzen, wie das in einigen Gewässern in Oberbayern praktiziert wird (siehe Mangfall).

Wäre mal interessant zu beobachten, was passieren würde, wenn man ein Gewässer mal garnicht mehr besetzen würde! Da würden sich viele Top-Salmonidengewässer in Super Aitelreviere verwandeln........

Ehrlich gesagt, der Zug ist fast überall abgefahren! Die noch vorhandenen Gewässer mit Wildfischbestand gehören in staatliche Obhut! Gendatenbanken müssten angelegt bzw. erweitert werden. Es müsste eine Fischhaltung der verbliebenen Stämme erfolgen.

Verfasst: 18.05.2011, 19:57
von Frank.
AlexWo hat geschrieben:Wäre mal interessant zu beobachten, was passieren würde, wenn man ein Gewässer mal garnicht mehr besetzen würde! Da würden sich viele Top-Salmonidengewässer in Super Aitelreviere verwandeln........
Genau das haben wir hier bei uns über eine ganze Reihe von Jahren so praktiziert.
Interessanterweise waren Döbel (Aitel) und auch Barben wie Nasen nur noch sehr selten anzutreffen, dafür hatte sich der Hecht einigermaßen massiv ausgebreitet.
Aber nun ist unser wunderbarer Forellenstamm mittlerweile so gut wie vollständig aufgefressen worden. Allerdings nicht von den Hechten ...
Die Äschen haben sich bis heute ohne Besatz erhalten, allerdings in wenigen Exemplaren - siehe oben.

Bis der Kormoran nach Niedersachsen kam, hat besagter Fluss gut 15 Jahre lang einen prächtigen, nie durch Besatz ergänzten Bachforellenbestand gehabt (wobei der Befischungsdruck zugegebenermaßen gering war), bei beständig rückläufiger "Döbel-Quote".

Dein Frank

Verfasst: 18.05.2011, 21:06
von greypanther
Genau das, lieber Frank, habe ich auch vor vielen Jahren zusammen mit den Pächtern eines Mittelgebirgsbaches praktiziert.
Nach einem Initialbesatz mit Forellen und später dann mit Äschen wurden ca. zwanzig Jahre keinerlei Besatzmaßnahmen mehr getätigt. Genau, wie Du es beschreibst, hat der Döbel in diesem Bach stark abgenommen und - nicht zuletzt wegen des geringen Befischungsdrucks - sich ein exzellenter, selbst erhaltender Bachforellen- und Äschenbestand etabliert - bis vor drei Jahren die Schwarze Pest all das ausradiert hat.

edit: aus diesem selbigen Grunde halte ich jede Bemühung um eine gesunde und selbst erhaltende Population von Salmoniden in unseren Gewässern mittlerweile nur noch für eine Rettungsaktion des Kormorans, leider!