Royal Coachman hat geschrieben:Hallo Freunde!
Mal ernst!
Das Gerät hängt nicht nur vom Geldbeutel ab, sondern auch von der Einstellung.
In der Phase "ich will alle Fische fangen die im Gewässer vorkommen" spielt die Qualität des Geräts eine untergeordnete Rolle.
In Phase 2 "ich will den größten im Gewässer vorkommenden Fisch fangen" wird es schon schwieriger, da Qualität und Stärke des Geräts angepasst werden müssen.
In Phase 3 "mich interessiert nur der am schwierigsten zu fangende Fisch" ist eine genaue Abstimmung des gesamten Geräts erforderlich, es müssen also Rute, Rolle, Schnur, Vorfach, Vorfachspitzen oder auch Schussköpfe usw genau zusammenpassen, da sonst der Erfolg auf reinem Glück beruht. Hier ist es schon sehr schwierig mit durchgehend günstigem Gerät aus zu kommen.
Im Laufe der Jahre entschleunigt sich auch die Fischerei und man legt mehr Wert auf Qualität, insbesonders wenn man einmal durch schlechtes Material einen tollen Fisch verloren hat.
Der Wiederverkaufwert von Ruten und Rollen ist ein anderes, aber nicht minder interessantes Kapitel.
Hier kommt die pflegliche Behandlung in Spiel, am Wasser und auch zu Hause in der Aufbewahrung besonders in der Überwinterung.
tight lines
RC
PS: nicht alle Fliegenfischer erreichen die dritte Stufe!
Lieber RC,
leider muss ich deinem Stufenplan deutlich widersprechen, denn gerade Phase 3 kommt das optimale/teure Gerät allenfalls in extremen Situationen zum Tragen.
Dass das Gerät gerade bei größeren Fischen gut abgestimmt sein sollte- Vorfachstärke - Rutendämpfung - Rollenbremse: Das bekommt man auch für wenig Geld hin, hier ist mehr die Erfahrung ausschlaggebend als der Geldbeutel.
Und mit Phase 3 habe ich einige Erfahrung.
Und in den allerwenigsten Situationen musste ich wirklich alles aus dem Gerät herausholen.
Beispiel Yellowstone River: Die meisten ( amerikanischen) Angler lassen es dort gemütlicher angehen und fischen eher in Ufernähe und stehen auch nicht bis zur Brustwarze im Wasser. Das hat früher dazu geführt, dass die Cutthrouts weit draußen im Fluss steigfreudiger waren als in Ufernähe.
Hier war es von Vorteil, wenn man etwas weiter rauswaten konnte und die Trockene auch über deutlich 20m anbieten konnte.
Hier war die Schwierigkeit das weite Werfen und das hängt bei wenig Wind vor allem vom werferischen Können und von der Schnur ab - Stichwort lange Keule.
Da es windstill war, war auch die Rute egal. Erst bei mehr/viel Wind oder nötiger hoher Schnurführung macht sich für mich eine schnellere Rute beim Weitwerfen spürbar positiv bemerkbar.
Auf dem Rückweg zum Ufer kam ich an einer Gruppe von 6! Fliegenfischern vorbei, die alle auf eine regelmäßig steigende Cutthroat fischten, Entfernung wenige Meter!
Der Fisch liess sich von den vielen Adams ect. nicht beirren und stieg fleißig weiter.
Als meine Frage, ob ich auch mal einen Wurf probieren könnte, bejaht wurde, machte ich einen Wurf - und der Fisch biß sofort.
Warum? Es lag einzig an der Fliegengröße. Die 14 Adams ect. kannten die Fische dort zur Genüge und stiegen häufig nur auf sehr kleine Fliegen - wie mein 18er Aufsteiger.
In der Situation war das Gerät völlig egal - auf 5m kann jeder mit mit welchem Gerät auch immer eine Fliege servieren.
An viel befischten Gewässern mit C&R macht die Fliege häufig das meiste aus! Dazu hätte ich viele Beispiele.
Die einzigen Situationen, in denen ich nicht nur ein optimal aufeinander abgestimmtes Gerät haben möchte, sondern ein zum Weitwerfen optimiertes Gerät haben möchte, ist der möglichst weite Wurf bei viel Wind.
Hier brauche ich neben der optimalen Schnur auch noch die optimale Rute. Das habe ich zB. in Patagonien erlebt, wo ich einmal mit einer nicht so schnellen Winston Boron II MX (die damals Schnellste von Winston, aber deutlich langsamer als die SX) und einer deutlich schnelleren anderen Rute gefischt habe. Mit der Winston war es deutlich mehr Arbeit, um eine größere Weite zu erreichen, die ich mit der schnellen Rute leichter mit weniger Aufwand übertreffen konnte ( mit der gelichen Schnur).
Aber die großen Fische müssen ja zum Glück nicht immer auf große Distanz bei ungünstigem Wind angeworfen werden.
Für den größten Fisch im kleinen Bach ist erstmal die Erfahrung sehr wichtig, das Wissen um die richtige Fliege zur richtigen Zeit am richtigen Platz.
Der gute Werfer bekommt das dann mit der richtigen Schnur/Fliege wahrscheinlich hin - der Preis der Rolle oder Rute ist da völlig egal.
In dem Fall ist, was das Gerät angeht, die Abstimmung - Schnur - Vorfach - Fliege am wichtigsten + persönliches Wurfvermögen.
Um es zusammen zu fassen: Um erfolgreich zu sein, sollte man an seinem Wurfvermögen feilen - nicht nur Weitwurf, auch Trickwürfe, möglichst viele verschiedenen Schnüre kennenlernen, und Erfahrung sammeln, d.h. auch mal was ausprobieren, was einem noch keiner erzählt hat. In den meisten Situationen ist eine teure Rute oder Rolle völlig unnötig ( auch wenns mit ihr mehr Spaß macht).
Fliegenempfehlungen zB. : Ich nutze gerne Empfehlungen habe aber immer auch meine an anderen Gewässern erfolgreichen Fliegen dabei - und fange regelmäßig mit denen genauso gut oder besser! Das ist doch bei vielen Angelarten so - da kommt ein Anfänger, macht alles "verkehrt" und fängt die dicken Fische.
Billig versus teuer:
Ruten: Früher ( 25-30 J. her) konnte ich mit einer teueren Rute 2-3m weiter werfen. Heute bekommt man auch für wenig Geld Wurfmaschinen.( Ruten die auch bei viel Wind optimal weit werfen, also sehr schnell sind, und gleichzeitig im Drill schön nachgeben - die sind mir in keiner Preislage bekannt.)
Rollen: Für die allermeisten Situationen reicht güntiges völlig aus. Möchte man aber, wie ich, LA mit möglichst geringem Gewicht kombinieren, wirds teuerer, da gibt es noch nichts günstiges auf dem Markt. Aber es müssen auch keine 500,- sein. Zuverlässig muss eine Rolle natürlich sein, aber das bekommt man auch für wenig Geld.
Wer viel "backingintensive" Fischerei mit höherem Bremsdruck betreibt, sollte natürlich mehr Augenmerk auf seine Rolle richten.
Schnüre: Hier komme ich fürs optimale Weitwerfen nicht an teuren Schnüren vorbei: SA Infinity u.ä. Profile haben ihren Preis. Ok, die Bario GT kostet deutlich weniger.
Aber für die sonstige Fischerei, auch auf große oder schwierige Fische reicht mir jede DT aus.
Wurfvermögen, Erfahrung und dann gut abgestimmtes( nicht teures) Gerät - das wäre für mich die Reinfolge, um auch auf große oder schwierige Fische erfolgreich zu sein.
LG
Reinhard