Liebe Mitleser,
ich werde, so Gott will und es die Corona-Zahlen zulassen, im August mit meiner Familie nach Dänemark in den Urlaub fahren. Da an unserem Urlaubsort zuuufällig die Skjern Å in der Nähe liegt und ich dort wieder (und diesmal hoffentlich erfolgreich) einen Versuch auf Lachs starten will, hatte ich mir vor 4 Wochen in den Kopf gesetzt, dafür eine neue Rute zu bauen. Diese möchte ich Euch nun vorstellen.
Es sollte eine Zweihand in 13' 6", #9, dreiteilig werden. Natürlich hatte ich zunächst etwas Sorge, dass die Rute in dieser Länge ein unhandlicher Prügel werden könnte. Als ich letztes Jahr mit einer Carbon-Zweihand in 12'6" dort am Fluss war, hatte ich mir allerdings mehrere Male gedacht, dass ein Fuß mehr an Länge nicht schaden könnte. Also dachte ich mir: Sei es drum, wird schon schiefgehen.
Zunächst muss ich gestehen, dass ich anfangs Sorge hatte, die Rute rechtzeitig fertig zu bekommen, da ich ja für den Urlaub auch noch ein paar Tubenfliegen binden wollte. So habe ich fast täglich viel Zeit investiert und habe es geschafft, die Rute in 4 Wochen fertigzustellen. Benötigt habe ich 84 Stunden - es war schon eine mords Arbeit.
Ich hatte zwar im Vorfeld geprüft, ob ich auf meiner Hobelform eine solche Rute überhaupt bauen kann, muss aber sagen, dass ich in manchen Punkten unterschätzt hatte, was es bedeutet, in solchen Dimensionen zu bauen. Angefangen beim Spalten des Bambus, wo doch gerade bei den Spleißen für das Handteil sehr schnell Grenzen erreicht werden, wo es knapp mit dem erforderlichen Durchmesser wird. Weiter ging es beim Bindegerät, welches bei den Durchmesssern der "Knüppel" ganz schön zu kämpfen hatte. Auch das Backen im Ofen erforderte diesmal die Hilfe meiner Frau, weil die langen Bündel ziemlich unhandlich waren und das innere Ofenrohr plötzlich recht wenig Platz zur Aufnahme dieser bot. Ja, das sieht man im Vorfeld nicht alles kommen...
Zunächst hatte ich mir in Hexrod wieder ein eigenes Taper designt, da ich ja weiterhin den Anspruch an mich habe, selbst schöne und funktionierende Taper zu entwickeln. Auch dieses Mal habe ich wieder ein schnelleres Taper entworfen, welches ich nach mehrmaligem Probewerfen als sehr gelungen empfinde. Na klar, ein paar kleine Ideen für den letzten Schliff hätte ich für die nächste Zweihand wieder, aber an sich ist das Taper toll geworden. Die Rute habe ich voll gebaut, da ich mich in Annahme der hohen Belastungen schlicht nicht getraut habe, möglicherweise Schwachstellen einzubauen, die den Ansprüchen nicht standhalten könnten.
Natürlich habe ich die Steckverbindungen wieder aus Carbonhülsen gefertigt, was den nächsten unsicheren Punkt darstellte, ob denn mein laminiertes Werk auch halten sollte. Ich habe zwar die Berechnung der Belastungen an den einzelnen Steckverbindungen hinbekommen, dachte aber, dass ich mir vielleicht anhand der Vorgängerruten und der verwendeten Materialstärken die benötigte Wandung herleiten kann. Machen wir es kurz - so einfach ist das nicht und es hatte unrealistische Werte ergeben. Ich nehme an, dass dies an der nicht linear steigenden Belastungsfähigkeit von steigenden Wanddicken und Durchmessern bei laminierten Carbonrohren liegt. Ich bin auf jeden Fall irgendwann an den Punkt gekommen, wo meine Recherche zu aufwändig wurde und ich mich neben den Erfahrungswerten der Artikel anderer Rutenbauer auf das gute alte Gefühl berufen habe. Nach mehreren Testwürfen bin ich mir sicher, dass auch diesmal die Steckverbindungen halten werden.
Die Ringbindungen habe ich diesnmal schlicht gehalten, es kamen wie immer Einstegringe und leichte, moderne Leitringe zum Einsatz. Den Rollenhalter musste ich wegen des Durchmessers schon als Skeletton wählen, da wegen des Blankdurchmessers kein Inlay mehr hineingepasst hätte. Mir gefällt das allerdings sehr gut.
Ich hatte während des Bauprozesses mehrmals den Eindruck, dass die Rute schon ein ziemlicher Brecher werden würde. Nach der Fertigstellung muss ich sagen, dass sie mit montierter Rolle doch eine gewisse Leichtigkeit verspüren lässt, die mich überrascht hat. Die einzelnen Teile wiegen vom Handteil bis zur Spitze: 296, 96 und 29 Gramm. Also insgesamt 421 Gramm. Klar, leicht ist anders, aber in Action und mit Rolle ergibt sich durchaus ein geschmeidiges Gesamtbild.
So, genug der langen Worte, sollen die Bilder für sich sprechen:

- Griff.jpg (271.73 KiB) 6072 mal betrachtet

- Beschriftung_1.jpg (104.58 KiB) 6072 mal betrachtet

- Beschriftung_2.jpg (154.88 KiB) 6072 mal betrachtet

- Leitringe.jpg (250.55 KiB) 6072 mal betrachtet

- Untere_Huelse_fin.jpg (144.64 KiB) 6072 mal betrachtet

- Rutenring.jpg (86.36 KiB) 6072 mal betrachtet

- Obere_Huelse.jpg (129.7 KiB) 6072 mal betrachtet

- Spitzenring.jpg (92.58 KiB) 6072 mal betrachtet

- Totale.jpg (369.81 KiB) 6072 mal betrachtet

- Rueckseite.jpg (142.06 KiB) 6072 mal betrachtet
Ich hoffe Ihr findet gefallen an meinem jüngsten Werk. Diesmal habe ich mir tatsächlich auch die Mühe gemacht, ein kurzes Video zu der neuen Rute aufzusetzen, in dem man sie auch beim Wurf betrachten kann. Klar ist, dass ich sicherlich noch einiges an Potential habe, meine Werferei mit der Zweihand zu verbessern. Auf der anderen Seite reicht mein Können für meinen bisherigen Bedarf.
Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr gerne mal reinschauen!
https://youtu.be/VkDxknEr3mI
Viele Grüße
Martin