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Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 20.02.2012, 22:11
von Matze
Gammarus roeseli hat geschrieben: Hallo Mathias,
genau dies ist außerhalb des Alpen-und Voralpenraum ein immerweiter zunehmendes Problem. Einer (!) der Hauptgründe ist das die Sohle in vielen Salmonidengewässern in den letzten Jahrzehnten Kolmatiert ist. Viele der Kieslaichplätze sind so verloren gegangen. Der Kies ist oft regelrecht verbacken durch und mit Feinsediment. Es gibt neben der Bachforelle weitere Zeigerarten die auf eine Kolmation der Gewässersohle hindeuten.


Zitat:
Wenn die „Umlagerungs-Dynamik“ des Lebensraums blockiert wird, etwa durch Randsteine am Ufer, verödet der Fluss, wird irgendwann zum beliebigen Wasserlauf.“

LG
Christian
Hallo Christian,

das klingt ja interessant. Den Begriff Kolmation kannte ich bisher noch gar nicht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das zutrifft. Mir ist ein anderer Bach bekannt, die Aar, die ist sehr sauber und teilweise sehr schnell fließend mit Gumpen und viel Steinen/Bäumen/Büschen. Dort gibt es regen BaFo-Nachwuchs.

In der Lahn gibt es viele Schwebstoffe, allerdings ist die Lahn im Vergleich zu früher wohl sehr sauber geworden. Angeblich gab es früher ein hohes Äschenaufkommen und der Fluß war nicht so sauber. Naja, jetzt geht wohl einiges durcheinander in der Argumentation. So ganz versteh ich das noch nicht, für mich waren Fraßvögel, Laich- und Bruträuber und Überfischung immer die Hauptgründe, warum die Bestände an Äschen und Forellen zurückgingen. Aber dass die Laichplätze nicht mehr geeignet sind, ist für mich ein neuer Aspekt.

Sind dir dazu wissenschaftliche Arbeiten bekannt?

Liebe Grüße

Mathias

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 00:53
von Siegfried.
Hallo Mathias, habe mit erlaubt indeinem Text herumzuschreiben
Matze hat geschrieben:. Naja, jetzt geht wohl einiges durcheinander in der Argumentation. Ja. So ganz versteh ich das noch nicht, für mich waren Fraßvögel, [/u] zu >> 95 %Laich- und Bruträuber und Überfischung immer die Hauptgründe, warum die Bestände an Äschen und Forellen zurückgingen. Aber dass die Laichplätze nicht mehr geeignet sind, ist für mich ein neuer Aspekt. ist nicht neu aber falsch

Sind dir dazu wissenschaftliche Arbeiten bekannt? Ja.

Liebe Grüße

Mathias


Light lines Siegfried

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 02:09
von Gammarus roeseli
Hallo Siegfried, :D

Ja, ja die Vögel, ist auch alles völlig korrekt!!! :daumen
Brauchen wir auch nicht diskutieren, aber eben nicht nur die Vögel!!!! :!: :!: :!: Und nebenbei, bei uns an einigen Fließgewässern weniger die Kormorane, sondern die Gänsesäger =D> =D> =D> und auch nicht der Fischotter, =D> =D> =D> sondern der Mink. =D> =D> =D> Mink! :daumen =D> =D> =D> Ein Dankeschön, =D> =D> =D> an diese selbsternannten (!) Möchtegern- Tierschützer!!! :daumen =D> =D> =D>

LG
Christian

PS:
Neubrandenburger hat geschrieben:
Siegfried. hat geschrieben:Hallo Christian,
Quatsch wird nicht davon besser, das man ihn zitieren kann.
Könntest du das etwas genauer formulieren Siegfried? Was meinst du denn konkret?
Das würde uns sicher ALLE interessieren, lieber Siegfried!

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 02:37
von Gammarus roeseli
Und noch mal PS:
Maggov hat geschrieben: Ob der Thread hier eine Themenverfehlung ist oder Du das Thema C&R zu sehr im Vordergrund siehst ist ebenfalls eine Diskussion wert, die jedoch dann das offtopic sicherstellt.
C&R ist etwas völlig anders!

Danke! Lieber Siegfried, ich weiß jetzt endlich, wie ich argumentieren muss, warum ich eine "Wilde Bachforelle" die das Schonmaß überschritten hat nicht abschlage und warum ich jede gesetzte Mastschwein- Bachforelle abschlage. Wegen der Hege (!) um die Letzten autochthonen Bachforellenbestände zu schützen und zu erhalten!!! (Die Wilden sind bei uns eher lang und schmal, die Gesetzten haben dagegen mächtig was an Fleisch auf den Gräten.)

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 11:28
von Siegfried.
Hallo Christian,
nur kurz zum Stichling (ich darf eigentlich gar nicht ins Forum diese Woche :( ). Dass er heute nahezu überall vorkommt ist ausschließlich menschlichem Einwirken zuzuschreiben (z.B. ganzer Donauraum), ihn aber dann einfach zur Grundart der Forellenregion zu erklären ist, wie ich so kurz sagte, schlichter Quatsch. Ebenso wie die Dhünn als Paradebeispiel zu heranzuziehen, nur mal in google schauen, dann stellt man fest, dass die Große Dhünn Talsperre nicht nur so heißt, sondern die größte Trinkwassertalsperre in D ist und folgklich das gesamte Gewässer prägt. Wenn es also ein Gewässer gibt, das nicht typisch ist .....Kleines Beispiel gefällig? Wieso ist der Stichling ausgerechnet in der Barbenregion der Dhünn nicht da? Und wieso fällt das den Autoren nicht selbst auf?
Zur rechnerischen Leitbildentwicklung nur das, dass dabei u.a. das mathematische Problem auftritt immer möglichst mehr als eine Art haben zu müssen und dass unser gesamter Artenbestand mit nur rund 40 bis max 50 Arten in D allein schon für Statistik mistig klein ist, dass in den Grunddatenbestand Vor- und Nach-Kormoranzeit unkritisch gemischt eingegangen sind .....kann ich gar nicht alles erläutern. Die Folge davon ist aber u.a. das Äschengewässer ohne Barben schlechter bewertet werden als mit :shock:

Braided lines

Siegfried

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 12:49
von Gammarus roeseli
Hallo Mathias,

einfach mal Googeln ….. :wink:

http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/p ... FF_NEU.pdf

Unter den Fachleuten ist diese Problem mit der Kolmation und die Auswirkungen in den Fließgewässer schon lange, lange bekannt. :-$

Ich bin auch nur ein Laie auf diesem Gebiet und kein Biologe!!! Aber das ganze Nass, ist nun halt mal eines meiner Hobby's…. :mrgreen: Und ich möchte doch immer sooo gern Wissen, warum alles so ist wie es ist. :D

Sehr hilfreich sind Karten. :smt115

Es gibt Karten über Fließgewässerlandschaften. Die verraten uns etwas über die Tatformen, das Gestein, die Sohle im Fluss und auch was für Sediment das Fließgewässer transportiert.

Es gibt Karten, die erzählen uns sehr viel darüber wie stark ein Fließgewässer verändert- verbaut ist. Also etwas über die Strukturklassen.

Es gibt Karten, die erzählen uns sehr viel über Saprobie. Also darüber wie stark unsere Fließgewässer organisch Belastet- Verschmutzt sind.

Es gibt Karten, die erzählen uns sehr viel über Trophie. Also wie stark die pflanzliche Produktion und die Produktion von Plankton ist. Außerdem erzählt uns die Gewässergütekarte Trophie etwas über Wassertrübung in Form der Schwebealgenproduktion, auch über Sauserstoffkonzentration- Sauerstoffschwankungen und Nährstoffbelastung.

Gewässergüte Trophie II- III eutroph- polytroph, bedeutet in aller Regel schon eine deutliche Verschlechterung im Kieslückensystem. Schlecht für Bachforelle & Co. Aber für Zybriden wie Aitel ist das ganze kein wirkliches Problem.

In der heutigen Zeit, muss man nicht einmal ein bestimmtes Fließgewässer sooooo gut kennen und dennoch kann man sich einen groben aber eigentlich doch schon sehr, sehr genauen Überblick verschaffen, wie ein Gewässer aussieht und wie es mit der Reproduktion der Kieslaichenden Fische wie Bachforelle bestellt ist.

Das die Kieslaichplätze sich trotz verbesserter Wasserqualität durch Kolmation in den letzten Jahrzehnten verschlechtert haben müssen, (!) zeigen uns auch Zeigerarten wie z.B. Großmuschel an.

In den durch grundgebirgs-geprägten Regionen, Granit- Gneis, Schiefer, ... leben Großmuschel wie die Flussperlmuschel.

Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
Bild

Die Flussperlmuschel ist vor dem Aussterben bedroht, trotz verbesserter Wasserqualität!!! :roll: Es gibt bei der F. schon seit Jahrzehnten keine ausreichende, d.h. bestandserhaltende Reproduktion. Aber!!! Die Vermehrung klappt, bei den sehr alten Muscheln. (Das haben versuche, Künstliche Vermehrungen gezeigt.)

Als derzeit größte Bedrohung für die Flussp. wird der Eintrag von Feinsediment aus dem Gewässerumland genant.
Noch mehr als die Bachforelle bzw. über einen längeren Zeitraum, brauchen die Jungmuscheln ein intaktes Kieslückensystem.

Noch so eine Zeigerart.
Die Bachmuschel oder auch Kleine Flussmuschel, kam noch in den 1950ern in den meisten Bach- und Flussläufen bayernweit :!: vor. Untersuchungen in der Bestandsentwicklung zeigen, dass die Art mehr als 90% :shock: :shock: :shock: ihrer ursprünglichen Verbreitung in Bayern verloren hat.
Obwohl einer der wichtigsten Wirtsfische der Aitel (Döbel) ist!!! :shock: :shock: :shock:
Genau wie bei der Flussp. sind die jungen Bachmuscheln abhängig von einem intakten Kieslückensystem also einer nicht kolmatierten Flusssohle.


(Oben im Foto ist eine Malermuschel und darunter ist eine Bachmuschel. (Unio crassus)
Bild


Zuviel Nitrat im Wasser aus der Landwirtschaft und verstopfte Sohlsubstrate sorgt für das ausbleiben von Bachforellenbrut, und Jungmuscheln der F. und Bachmuschel.

In einigen Salmonidengewässer in denen die Fließgewässersohlen kolmatiert sind, zeigt sich ein erhöhtes Bachforellenbrut- Jungfischaufkommen, seit dem WV- Boxen mit Bachforelleneiern im Augenpunktstadium ausgebracht werden. :D :D :D



Mann sollte sich halt immer das Gesamtpaket anschauen, bevor gleich voreilige Schlüsse gezogen werden.

LG
Christian

PS:
Siegfried. hat geschrieben: ... ... ...nur Die Folge davon ist aber u.a. das Äschengewässer ohne Barben schlechter bewertet werden als mit :shock: Siegfried
@ Siegfried
Könnte die Begründung nicht auch sein, weil die Barben auch Nasen nicht mehr in die Äschenregion zum Laichen wandern können?! Wegen der vielen, vielen, vielen Staustufen. :roll: Bei uns ist das nämlich so!!! :shock: :shock: :shock:

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 21.02.2012, 23:33
von Neubrandenburger
Sorry Christian,

wenn ich eine Muschel hake, schmeiß ich sie wieder rein. Versprochen.

Es geht am Thema vorbei.
Dennoch schätze ich die Mühe deiner Dokumentationen.

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 00:07
von Gammarus roeseli
Hallo Ben,

sorry (!) Du hast natürlich Recht.

LG
Christian

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 00:30
von Neubrandenburger
Ja,

wenn wir nämlich abschweifen würden. Dann würde ich mal die "Klo Lektüre" meiner Freundin zitieren ...

"Der Anti-Aging-Wirkstoff "Bio-Séve Moléculaire" mit Lilienknollen, Reispeptiden oder Litschi-Polyphenolen soll bis in die retikuläre Dermis (dort sind vor allem Kollagen und elastische Fasern) wirken. Der Effekt: Intensive Faltenglättung, Verdichtung, Straffheit, Ausstrahlung und Feuchtigkeitsversorgung.



... mach ich aber nicht.


:daumen

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 11:19
von Gammarus roeseli
Hi Ben,

ABER, um die Zusammenhänge (!!!) überhaupt zu verstehen, muss man halt einfach manchmal (!) etwas "abschweifen". :wink:

Ich wollte zeigen, dass sich in vielen unserer Salmonidengewässer die Bedingungen und oft auch Reproduktionsbedingungen verschlechtert oder zumindest streckenweise verschlechtert haben. (Viel weniger Raubforellen und Äschen, die die Weißfischbrut und Jungfische auf natürliche Weise dezimieren können…. )

Außerdem wollte ich mal zeigen, dass sich durch Nährstoffbelastungen aus der Umlandnutzung (Gewässergüte Trophie) die Bedingungen für die krautlaichenden Fischarten in vielen Salmonidengewässern deutlich verbessert haben. Daher kommt ja auch das eigentliche Problem warum wir so viele, teilweise einfach zu viele Cypriniden und Hechte in den Salmonidengewässer haben, diese sich halten und ausbreiten können….

Bei uns in der Oberpfalz wurden viele kleine Bäche aufgestaut und so Weiheranlagen für die Teichwirtschaft geschaffen.
Wenn diese Karpfenteiche abgelassen werden, kommt es auch sehr oft vor, :roll: dass ein gewisser Teil an meist kleinen Fischen aus den Teichen beim ablassen in die Forellenbäche und kleinen Flüsse (untere Forellen- Äschenregion) entkommen.
Wir hatten und haben so (beinahe regelmäßig) neben Cypriniden auch Hecht, Zander, Waller, … in den Salmonidengewässern.
Das sind für die Forellen- Äschenregion fremde, untypischen Fischarte, die sich aber aufgrund der Staustufen und dank der Nährstoffbelastung aus der Umlandnutzung halten und zum Teil sogar vermehren können.

Und schon ergeben Vorschritten wie z.B. "Hecht und Aal MÜSSEN ohne Rücksicht auf Schonzeit und Schonmaß entnommen werden." einen Sinn. :D
Neubrandenburger hat geschrieben: Was bedeutet dies? Ich muss den Fisch doch dann töten oder? ..., ..., ..., ... , eventuell sogar Hecht, ... dem Gewässer entnehmen, also ja eigentlich ihrem Lebensnotwendigem Element ....... das bedeutet unweigerlich ihren Tod!
Und aus die Maus!!! :D :shock: :shock: :shock:

LG
Christian

PS: Gewässergüte Trophie in der Oberpfalz
http://www.regierung.oberpfalz.bayern.d ... rophie.pdf

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 11:51
von Matze
Hi Siegfried, Ben und Christian,

vielen Dank für Eure spannenden Beiträge. Ich lese das mit Interesse, kann aber selber leider nichts Fachliches dazu beitragen, weil mir das Hintergrundwissen fehlt. Zudem bin ich grad etwas zeitknapp, um selbst zu recherchieren und nachzulesen.

Was mich umtreibt ist die Tatsache, dass ich z.B. als Kind/Jugendlicher in meiner Heimatstadt im Frühjahr in unserem Bach (Mindel) Äschenzüge gesehen habe, die jeder Beschreibung spotten. Tausende von Äschen, mitten in der Stadt, Größen sicherlich bis 5 Pfund. Das Wasser war so voll, man hätte drüberlaufen können über die Äschen. Die Gewässerbelastung und Schwebstoffeintrag war damals so Ende der 70er, Anfang der 80er sicherlich auch nicht unwesentlich. Aber das Gewässer wurde quasi nicht befischt und es gab keine Fraßvögel. Das war aus meiner Sicht der Stand der Dinge damals. Dann kam das Gewässer in Vereinshände und in 2 Jahren war alles leergefischt.

Mittlerweile wohne ich ja an der Lahn. Kollegen erzählten mir ungefähr dasselbe, dass es früher viele viele Äschen gab. In den 4 Jahren hier habe ich noch keine einzige gesehen oder gefangen.

So long,

viele Grüße

Mathias

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 12:29
von Ralf Montreal
Moin,

ich schweife auch mal ab und empfehle zum Thema Reproduktion / Kolmation
das Buch "Lebendige Bäche und Flüsse" von Ludwig Tent.
Sehr verständlich und anschaulich geschrieben, viel Praxisbezug, Beispielbilder und Grafiken.
Den Ansatz, Laichbedingungen zu verbessern als jedes Jahr Besatz ohne Ende rein zu schmeissen finde ich eh gut.

An der Tolminka in Slowenien gab es vor vielen Jahren einen massiven Bergrutsch.
Der Fluss war dadurch über Jahre leicht eingetrübt, das eingetragene Sediment hat sich über viele Kilometer verteilt.
Schon nach kurzer Zeit war zu beobachten, dass sich Barben und Döbel massiv über die Strecke verteilten
und die Salmoniden fast vollständig verdrängen konnten.
Durch die Spülfunktion der Frühjahrshochwasser hat sich die Situation inzw. wieder verändert, die Salmoniden kehren langsam zurück.

Gruß, Ralf

Re: Sinnlose Bestimmung?

Verfasst: 22.02.2012, 17:18
von Matze
Moin,

eben eine interessante Masterarbeit gefunden:

http://www.fischereiberatung.ch/fischer ... _fierz.pdf

Da werde ich mal reinschauen.

Danke für die Stichwörter!

beste Grüße

Mathias