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Verfasst: 10.08.2010, 15:19
von derflow
"Stell deine Fischerei komplett auf Tenkara um, dann bist Du der wahre Minimalist :lol: :lol: :lol:"

....klingt wie ein Aufruf zum konvertieren in eine andere Religion :D

Bitte nicht böse sein.....nur Spaß !

Verfasst: 10.08.2010, 15:29
von Erge
Hallo Florian,
Schöne Fische !
Danke
....naja....beim Stippen (mit einer unberingten Rute) wird in gewisser Weise auch geworfen :D und ohne Rolle gefischt. Ungeachtet dessen, was man an das Ende der Schnur knotet ...insofern erdreiste ich mir die Unterstellung, daß Tenkara sehr viel mit Stippen gemeinsam hat :lol:
Beim Stippen wird mit Hilfe eines oder mehrer kleiner Bleischrote o.ä. geworfen, auch wenn sie oft sehr leicht sind. Beim Tenkarafischen erfolgt der Wurf nur mit Hilfe der Leine. Da besteht schon ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Würfen.
Wenn ich das normale Fliegenfischen mit konventionellem Angeln mit Rute und Rolle vergleiche ist Tenkara das passende Pendant zum Stippen mit der Kopfrute 8) .....so, ich glaube, ich habe Dich jetzt genug geärgert....
Komm nach Bad Berka und schau dir das Gerät mal live an, vielleicht kann ich dich doch noch vom Gegenteil überzeugen :lol: :lol: :lol:

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 10.08.2010, 15:32
von Erge
....klingt wie ein Aufruf zum konvertieren in eine andere Religion :D

Bitte nicht böse sein.....nur Spaß !
Da ist was Wahres dran. Ich kenne einige, die ihre Fischerei komplett oder fast komplett umgestellt haben, mich eingeschlossen.
Man muss ja die frohe Botschaft der puristischen einfachen Fliegenfischerei in die Welt hinaus tragen.

Verfasst: 10.08.2010, 16:12
von derflow
...wenn Du einen Weg gefunden hast mit Tenkara erfolgreich auf Hecht, Zander, Meerforelle, Lachs und Karpfen (das wird sicherlich die einfachste Lektion) zu fischen werde ich bei Dir in Lehre gehen - vorher nicht :D



-> zum Tenkara-Karpfenfischen lassen sich doch bestimmt prima die Stipper-Gummis für Kopfruten verwenden :lol: ,oder?

Verfasst: 10.08.2010, 16:30
von Erge
Hallo Florian,
...wenn Du einen Weg gefunden hast mit Tenkara erfolgreich auf Hecht, Zander, Meerforelle, Lachs und Karpfen (das wird sicherlich die einfachste Lektion) zu fischen werde ich bei Dir in Lehre gehen - vorher nicht :D
OK, jetzt hast Du mich erwischt. :lol: Das sind wirklich nicht die Zielfische zum Tenkarafischen, das ja auch nicht den Anspruch der allein selig machenden Methode erhebt. Es ist schon deutlich klar, das wir uns hier in einer kleinen Nische der Fliegenfischerei bewegen, die aber durchaus ihre Berechtigung hat.
-> zum Tenkara-Karpfenfischen lassen sich doch bestimmt prima die Stipper-Gummis für Kopfruten verwenden :lol: ,oder?
Das passt überhaupt nicht zusammen. Man sollte nicht krampfhaft sein unpassendes Gerät, was hier auf die Tenkararuten in Zusammenhang mit der Karpfenfischerei/Stipper-Gummis zutifft, an die Wunsch-Fische anpassen. Das ist auch nicht im Sinne der Tenkara-Fischerei. Da bist mit einer kräftigen konventionellen Rollenrute sicherlich besser bedient.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 10.08.2010, 16:41
von Maggov
Hi Ronald,

wenn ich es nach BB schaffe werden wir zwei sicherlich lange zu reden haben.

Die Fischerei erinnert mich an die Bachfischerei meiner Jugendzeit - auch wenn Du das nicht unter Tenkara verstehen würdest / willst - und deshalb finde ich es ja so spannend.

Ich bin weder ein Weitwurf-genie noch habe ich deshalb die Werferei erwähnt - mir gefällt es die Schnurkontrolle mit dem Wurf zu verbinden. Heute fische ich gerne zugewachsene Bäche und schnelles Wasser. Beides perfekt für Tenkara wirste jetzt sagen - und ich denke Du hast recht. Mit ner kurzen Gespliessten und ein paar Trickwürfe komme ich vielleicht nicht so effizient zum Ziel wie Du - aber es macht mir persönlich sehr viel Spaß!

Ich bin mir nicht sicher aber habe ich richtig gelesen dass Du grundsätzlich max. ein 0,14-er Vorfach fischst (im Sinne von das ist Dein stärkstes Vorfach) oder habe ich das genau flasch rum verstanden. Falls nicht würde mich interessieren warum Du so fein fischen musst (v.a. wenn Du keine Schnur nachgeben kannst).

Zum Materialwahn: Was wäre denn der Unterschied zwischen einer Tenkararute und einer tendenziell parabolischen Fliegenrute mit am Spitzenring angeknoteter Schnur?

LG

Markus

Verfasst: 10.08.2010, 17:08
von Erge
Hallo Markus,

ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns in BB treffen.
Mit ner kurzen Gespliessten und ein paar Trickwürfe komme ich vielleicht nicht so effizient zum Ziel wie Du - aber es macht mir persönlich sehr viel Spaß!
Jedem Tierchen sein Pläsierchen! :lol: :lol: :lol:
Ich bin mir nicht sicher aber habe ich richtig gelesen dass Du grundsätzlich max. ein 0,14-er Vorfach fischst (im Sinne von das ist Dein stärkstes Vorfach) oder habe ich das genau flasch rum verstanden. Falls nicht würde mich interessieren warum Du so fein fischen musst (v.a. wenn Du keine Schnur nachgeben kannst).
Da hast Du richtig gelesen, das ich maximal 14er Tippet verwende. Ich dreh die Frage mal um: Warum sollte ich stärkeres Material verwenden, wenn ich bisher noch keinen Fisch trotz meiner rabiaten Drillmethoden durch Vorfachbruch verloren habe. Durch normalen Zug über die Federung der Rute bekomme ich ein 14er Stroft fast nicht zerissen, bei stärkerem Material geht eher die Rute zu Bruch. Werte das aber bitte nicht so, als das ich unverantwortlich fein fische. Ich würde z.B. nicht gezielt Forellen deutlich Ü40 anfischen, wenn man durch Zufall eine am Haken hat, ist das eine andere Geschichte.
Zum Materialwahn: Was wäre denn der Unterschied zwischen einer Tenkararute und einer tendenziell parabolischen Fliegenrute mit am Spitzenring angeknoteter Schnur?
Das Rutengewicht wird sicherlich der deutlichste Unterschied sein. Die Tenkara-Ruten wiegen bei einer Länge von 360-390cm alle unter 100g. Die hochpreisigen Modelle liegen weit darunter. Mit einer schwereren Rute hört der Spaß schnell auf. Hierzu eine kleine Geschichte aus meiner Anfangszeit als Tenkarafischer: Da an eine echte Tenkararute nicht heranzukommen war habe ich mir eine Stippe umgebaut, die mit knapp 140 g bei 4m Länge von der Papierform auch nicht besonders schwer ist. Die Schmerzen in den Handgelenken nach einiger Zeit der Fischerei haben mich fast zum Aufgeben bewogen. Die richtigen Tenkararuten waren dann eine echte Offenbahrung.
Das geringe Transportmaß ist sicherlich ein weiterer netter Gesichtspunkt. Und dann noch das Thema Hängerlösen. Bei einer Steckrute werden sich schnell ein paar Teile in den Fluten verabschieden, wenn Du versuchst mit abgesenkter Rute mit Zug den Hänger zu lösen. Bei den teleskopischen Tenkararuten besteht diese Gefahr nicht.
Beim Werfen der leichten Tenkaraleinen kommt an einer konventionellen Rute sicherlich auch keine echte Freude auf, entspannt Fischen ist anders.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 10.08.2010, 17:36
von Maggov
Hi Ronald,

vielen Dank für die Ausführungen - die Freude wäre ganz meinerseits ;)

Zu Deiner Gegenfrage wäre meine Antwort auch eine Frage: Was spricht dagegen höher zu gehen so lange die Fische noch beissen? So musst Du Dich bei einer 40-er nicht zurückhalten oder bist im (Un-)Glücksfall gewappnet.

An der grundsätzlichen Aussage der Tragkraft eines 14-er Vorfachs in Kombination mit einer sehr gut federnden Rute ist gar nichst aus zu setzen! Die Ruten müssen allerdings wirklich ausgezeichnete Federeigentschaften haben um das ab zu puffern.

Hier mag die kurze Distanz durchaus eine Rolle spielen - ich habe schon Fische im Anhieb mit einem 16-er Vorfach verloren weil diese zum Zeitpunkt des Anhiebs abdrehten. Das fühlt sich wie ein normaler Rückwurf an nur dass die Fliege fehlt. Gerade beim Anhieb auf längere Distanz (mit langem Vorfach) kann das passieren. Wahrscheinlich bei Deiner Technik nicht...

LG

Markus

Verfasst: 10.08.2010, 22:20
von Erge
Hallo Markus,
Zu Deiner Gegenfrage wäre meine Antwort auch eine Frage: Was spricht dagegen höher zu gehen so lange die Fische noch beissen? So musst Du Dich bei einer 40-er nicht zurückhalten oder bist im (Un-)Glücksfall gewappnet.
Für den (Un-)Glücksfall das ein wirklich starker Fisch am Haken hängt ist auch aus Sicht des Fisches ein stärkeres Vorfachmaterial nicht von Vorteil. Bei einem stärkeren Vorfachmaterial ist nicht mehr das Tippet die Sollbruchstelle, falls ich den Fisch nicht halten kann, sondern die Rute. Damit ist dem Fisch sicherlich nicht geholfen, wenn er mit Schnur und Rutenresten vondannen zieht. Stärkeres Material ist wirklich nicht von nöten. Vor dem Fischen sollte man sich jedoch ein paar Gedanken machen, ob die zu befischende Stelle auch für eine Landung an der Tenkararute geeignet ist. Stellen an denen man dem Fisch eventuell nicht im Drill folgen kann oder die starke Hindernisse aufweisen, in die ein Fisch flüchten kann scheiden für mich z.B. als potentielle Stellen aus. Man sollte sich auch ein paar Gedanken machen, ob man die Rute im Drill auch in alle Richtungen bewegen kann, um den Fisch schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen. Unter überhängenden Bäumen ist das mit den längeren Ruten nicht so einfach. An vielen Stellen kann man zwar den Fisch noch anwerfen, beim Drill ist dann aber schnell Schluß. Also vor dem Fischen Augen auf und kurz ein paar Möglichkeiten in Gedanken durchspielen.
Hier mag die kurze Distanz durchaus eine Rolle spielen - ich habe schon Fische im Anhieb mit einem 16-er Vorfach verloren weil diese zum Zeitpunkt des Anhiebs abdrehten. Das fühlt sich wie ein normaler Rückwurf an nur dass die Fliege fehlt. Gerade beim Anhieb auf längere Distanz (mit langem Vorfach) kann das passieren. Wahrscheinlich bei Deiner Technik nicht...
Das ist aber von der Technik unabhängig und liegt eher an der Rutenaktion. Die sehr oft sehr soften Tenkararuten sind im Vergleich zu den modernen straffen Ruten hier sicherlich im Vorteil. Mit einer gefühlvollen Gespliessten oder einer allgemein fischigen Rute sollte dir das aber auch nicht passieren, das passt eher zu der Fraktion höher, schneller, weiter.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 11.08.2010, 09:25
von Maggov
Hi Ronald,

ich fische ne vollparabolische Gespliesste in Klasse 3 und eine Fiberglasrute in Klasse 4 die die meisten als "definitiv zu weich" wieder in die Ecke stellen würden. Selbst bei einer stark pufferenden Rute kann es dieses Moment geben - hatte es jüngst mit meiner Gespliessten wieder. Wahrscheinlich auch ein schwacher Knoten aber selbst bei 50% der Tragkraft eines 0,16-er Vorfaches sollte man vor dem Abriß einen Widerstand spüren. Aber jetzt lenke ich zu sehr von Deinem Thema ab.

Die Ausführungen zu der Rute finde ich sehr spannend - anscheined brechen die Dinger recht leicht?

Die Ausführungen zum Standort sprechen für Dein waidgerechtes Denken und Handeln - das sollte man nicht nur beim Tenkarafischen machen!

LG

Markus

Verfasst: 11.08.2010, 09:47
von Erge
Hallo Markus,
Die Ausführungen zu der Rute finde ich sehr spannend - anscheined brechen die Dinger recht leicht?
Ich habe noch von keinem Rutenbruch etwas mitbekommen. Auch aus amerikanischen Quellen ist mir nichts bekannt. Schäden passieren meist nicht beim Fischen, sondern eher beim Transport oder Zusammenschieben etc.
Ein paar meiner Ruten habe ich schon mehrfach so stark belastet das sich der Korkgriff mitgebogen hat, das spricht doch eher für eine hohe Belastbarkeit.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 11.08.2010, 12:50
von Maggov
Erge hat geschrieben:Bei einem stärkeren Vorfachmaterial ist nicht mehr das Tippet die Sollbruchstelle, falls ich den Fisch nicht halten kann, sondern die Rute. Damit ist dem Fisch sicherlich nicht geholfen, wenn er mit Schnur und Rutenresten vondannen zieht.
Hi Ronald,

meine Annahme zur Rute bezog sich auf Dein Statement oben.

LG

Markus

Verfasst: 11.08.2010, 16:45
von Erge
Hallo,

ich möchte noch auf die Tenkara-Seite von Chris Stewart aufmerksam machen, der einiges rund um das Thema Material, Fliegen und Technik zusammen getragen hat.

http://www.tenkarabum.com/index.html

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 11.08.2010, 20:35
von greypanther
Hi Ronald,

mir war die Tenkara-Fischerei bisher fast ausschließlich nur dem Namen nach bekannt. Aber, wenn ich das alles so lese, dann erlaube mir, dass ich noch einen anderen Aspekt anspreche.

Beim betrachten der Tenkara-Methode drängt sich mir einfach die Parallele zu einer alten englischen Angelart auf, die beschreibend als „long rod, short cast“ bezeichnet wird. Wie beim Tenkara werden auch hier lange, schwippige (Fliegen)Ruten (12 – 13 ft) und leichte (Fliegen)Schnüre sowie feine Vorfächer verwendet. Die Fischereientfernung beträgt 2- 3 Rutenlängen und es wird eine ähnliche Wurftechnik wie beim Tenkara benutzt.
Als Fliegen finden vor allem Spider-Muster (North Country Flies) Verwendung. Fliegen, die in ihrer Machart ähnlich einfach aufgebaut sind wie die Tenkara-Fliegen.

Soviel zu den Gemeinsamkeiten. Nun zu den offensichtlichen Verschiedenheiten: bei der englischen Methode befindet sich eine (Fliegen)Rolle an der Rute (nicht unbedingt ein Nachteil, da diese den enormen Hebel der langen Rute gut ausbalanciert). Tenkara benutzt Trockenfliegen, die Spiders werden „damp“, d.h. kurz unter der Wasseroberfläche geführt. Der Tenkara-Fischer hat eine Fliege am Vorfachende, der traditionelle englische Angler fischt immer ein Team aus mindestens drei Fliegen.

Dennoch, so wie es sich mir jetzt erscheint, stellen Tenkara und „long rod, short cast“ Versuche dar, eine Lösung für das gleiche Problem, nämlich kontrolliertes (und damit erfolgreiches) Fischen mit künstlichen Fliegen, von verschiedenen Startpunkten aus zu lösen. In der Evolution nennt man so etwas Konvergenz.

Verfasst: 12.08.2010, 11:22
von Maggov
Hi Ronald,

weil gerade drüber gestolpert und nicht auf die Schnelle bei Dir im Thread gesehen:

http://backpackflyfishing.com/

Lg

Markus