Liebes FliegenFischerForum!
Im SALZWASSER sind ANGELHAKEN echte Verbrauchsartikel.
Ich angle oft an den Küsten der Nord- und Ostsee und dabei oft erst dann als Fliegenfischer, wenn die Familie satt ist.
Die Haken ständig scharf zu halten war mich schon immer die wichtigste Voraussetzung um etwas auf den Tisch zu bekommen.
Ich angel seit gut 35 Jahren und bin mit ständig verrosteten Angelrollen und den damals üblichen brünierten und gebläuten Haken groß geworden.
Es waren immer die billigsten, aber auch die am besten zu schärfenden Haken.
Mit der Rostfreiheit der Rollen und Rutenringe kamen auch vermehrt vergoldete und vernickelte Haken in der Meeresfischerei auf.
Und während die Berufsfischerei bei blauen, verzinkten und verzinnten Haken blieb, begann für uns Angler das silbere und goldene Zeitalter- die Epoche der unsagbar stumpfen Haken.
Alle Hakenspitzen mußten bis zum Stahl durchgeschliffen werden um halbwegs scharfes Geschirr zu bekommen.
Gold, Nickel und die Kupferunterlage blätterten dabei ab.
Wir hatten dann blitzblanke Schenkel und zuerst schwarze, aber schon innerhalb weniger Minuten rostige Spitzen.
Kein Wunder, waren es doch erstklassige galvanische Elemente die sich selbst zerstörten.
Nicht nur das, es bissen weder Scholle noch Aal! Ich bin schnell wieder auf das alte Geschirr umgestiegen.
Vor ca. 25 Jahren habe ich dann etwas über die phantastisch empfindlichen elektrischen Sinnesorgane der Haie gelesen.
Ungefähr 10.000-mal empfindlicher als alle damaligen Messinstrumente!
Auch Rochen und Plattfische zählten zu den sensiblen Fischen.
Ich hatte mich sofort wieder an die Schollenhaken erinnert und um diesem Phänomen weiter auf die Spur zu kommen verschiedene Haken der gleichen Form und Größe in brüniert, vernickelt, vergoldet und in Edelstahl besorgt.
Diese habe ich über mehrere Jahre zusammen mit anderen Angelkollegen beim Brandungsangeln am Bodenblei, bei Posenmontagen und am Paternoster getestet.
Eins meine ich behaupten zu können: ein angeschliffener Gold- oder Nickelhaken und der Fang einer Scholle schließen sich fast von selbst aus.
(Das gilt nicht, wenn der Haken unversehrt ist!)
Ob es nun am Strom liegt, oder am Geschmack des sich auflösenden und für Fische hochgiftigen Eisens, oder an beidem, vermag ich nicht zu sagen.
Interessant ist jedoch, dass ich mindestens doppelt so viele Schollen auf Edelstahlhaken fange, wie auf brünierte und blaue, obwohl diese nicht so scharf sind.
Als mögliche Erklärung kommt mir das Phänomen der "Edelstahlseife" in den Sinn, bei dem allein das Reiben der Hände an der Edelstahlspüle den Geruch von Knoblauch und Fisch verschwinden lässt.
Beim Heringsangeln, über das ich das größte Datenmaterial habe sieht meine Materialeinschätzung ähnlich aus. Goldhaken sind Nickelhaken und zaponierten Stahlhaken deutlich unterlegen. Ich glaube nicht, das dieses allein an der Farbe liegt, da selbst noch schwarze Stahlhaken besser fangen.
Für einen Fliegenfischer in Deutschland ist es leider schwer vergleichende Experimente zu machen.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass man beim Schleppfischen mit dem Scherbrett zu wiederholbaren Ergebnissen kommen könnte.
Ich glaube Forellen, Lachse und auch noch andere Arten sind für diese elektrischen Felder empfänglich.
So leitet sich die legendäre Fängigkeit des originalen! SALAR-Blinkers bestimmt aus dem dreischichtigen Metallaufbau ab und wer schon mal den Unterschied zwischen einem verchromten und einem versilberten Blinker an einem ruhigen Tag bei einer Meerforelle oder einem Hornhecht beobachten konnte, wird mir sicher zustimmen.
Die Wirkung wird immer dann besonders deutlich wenn langsam und bei stehendem Wasser gefischt wird.
So habe ich bei Heringen beobachtet, wie der Anteil der "Nasenhaker" bei vernickelten Haken und ruhigem Wasser zunimmt- Goldhaken fangen dann überhaupt nichts mehr.
Dazu muß gesagt werden, das ich auch mit einer modifizierten 13m-Stipprute und Bodenendblei auf Heringe gehe.
Dabei gehen jedoch hauptsächlich kleine und mittlere, Fett- nichtlaichbereite Heringe an den Haken, so dass ich dieses nicht verallgemeinern will.
Für mich wäre interessant ob Ihr ähnliche Beobachtungen gemacht habt. Anziehung und Abschreckung liegen bestimmt nah beieinander. Wie verhält es sich im Süßwasser?
Interessant wäre auch der Gebrauch anderer Metalle wie Blei, Messing, Wolfram, Kupfer, Zinn und ob ihr Eure Haken so belasst wie sie sind, anschleift, zaponiert oder sonst wie behandelt.
Ich glaube dieses wäre ein Gebiet, um weiter zu forschen.
Und vielleicht ändern sich mit der Zeit ja auch die Materiallisten, je nachdem ob es eine naturgetreue Imitation oder eine Reizfliege werden soll.
Auf regen Erfahrungsaustausch hofft
Dorus
Die galvanische Frage
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- Dirk Janßen
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Re: Die galvanische Frage
Moin Dorus,
die Resonanz ist bis jetzt ja gewaltig
.
Ich kann Deiner Argumentation als Kind der Küste folgen, wir haben unsere Aale und Schollen früher auch am besten mit den verzinkten Haken gefangen.
Bei dem "hochgiftigen" Eisen möchte ich Dir widersprechen, Eisen ist meines Wissens nicht besonders giftig, Kupfer dagegen in jeder Form.
Es wäre daher insbesondere für uns Fliegenfischer zu prüfen, ob Kupfer (z.B. als Rippungsdraht) nachteilige Wirkungen hat, oder ob die Kupferionen aufgrund der Bewegung der Fliege im Wasser zu vernachlässigen sind.
Die kupferstrotzende Pheasant Tail ist ja nun eine anerkannt erfolgreiche Nymphe. Vielleicht ist so eine kleine "galvanische Fliege" ja auch ein Anreiz. Jedes Lebewesen hat ein elektrisches Feld um sich herum.
Fragen über Fragen
TL
Dirk
die Resonanz ist bis jetzt ja gewaltig
Ich kann Deiner Argumentation als Kind der Küste folgen, wir haben unsere Aale und Schollen früher auch am besten mit den verzinkten Haken gefangen.
Bei dem "hochgiftigen" Eisen möchte ich Dir widersprechen, Eisen ist meines Wissens nicht besonders giftig, Kupfer dagegen in jeder Form.
Es wäre daher insbesondere für uns Fliegenfischer zu prüfen, ob Kupfer (z.B. als Rippungsdraht) nachteilige Wirkungen hat, oder ob die Kupferionen aufgrund der Bewegung der Fliege im Wasser zu vernachlässigen sind.
Die kupferstrotzende Pheasant Tail ist ja nun eine anerkannt erfolgreiche Nymphe. Vielleicht ist so eine kleine "galvanische Fliege" ja auch ein Anreiz. Jedes Lebewesen hat ein elektrisches Feld um sich herum.
Fragen über Fragen
TL
Dirk
Fliegenfischen ist der Weg und das Ziel.
-
Dorus
Moin Dirk, liebes Forum
Du hast natürlich recht, Kupfer ist viel giftiger ungefähr hundert mal, aber Eisen kommt in der Natur häufiger vor.
Aber es ist von mir auch etwas missverständlich geschrieben.
Wird Grundwasser als Trinkwasser genutzt, muß es erst enteisent werden, dieses geschieht durch Belüften.
Der Luftsauerstoff oxidiert das gelöste Eisen zu Rost. Würde man dieses nicht tun, könnten wir unseren Tee und Kaffee geschmacklich vergessen, die Wäsche bekäme Rostflecken.
Das Eisen macht aber in vielen Laichbetten der Flüsse Probleme. Tritt sauerstoffarmes, eisenhaltiges Grundquellwasser aus, dann sind in den tieferen Schicht so viele Eisenionen vorhanden, daß sich hier kein Fisch oder Laich halten kann.
Das Eisen oxidiert mit der Zeit, legt sich aber dann als braune Schicht auf die Kiemen.
Ich kann mir vorstellen das der Geruch/Geschmack von Eisen die Fische abschreckt,- es ist ein natürliches Phänomen; aber an diesen Stellen wäre ein Laichen umsonst, da tödlich.
An diesen Stellen wachsen übrigens Wasserpflanzen oft besonders gut. Der Aquarianer kennt auch eine Eisendüngung für seine Pflanzen, allerdings nicht als Salz sondern mit Chelat um die Fische zu schonen.
Für Fische habe ich in meinem älteren Schäperclaus einen Eisengrenzwert von 1 mg/l gefunden. Dieses wird oft überschritten.
Kupfer und Zink 0,01 mg/l.
Zum Vergleich Blei: 0,1 mg/l
Wer übrigens glaubt das sich Blei nicht im Wasser auflöst, dem möchte ich von meinem Experiment erzählen, das ich als Schüler meinen Diskusfischen angetan habe.
Ich hatte eine Wurzel mit Dachdeckerblei beschwert und in den Bodengrund gesteckt. Nach einem halben Jahr war das Blech fast vollständig aufgelöst und hatte sich als weißliche Masse im Boden verteilt!-
Ob ich den Schlamm als Sondermüll deklariert entsorgt habe?
Das alles wäre in Leitungswasser nicht passiert, würde sich aber in einem Gewässer mit weichem Wasser und mit etwas Schlamm wiederholen.
Und da erübrigt sich die Frage, warum es in Dänemark ein Bleiverbot gibt,- na klar damit wir unvernünftigen Deutschen auch in Zukunft noch Meerforellen fangen können!
In diesem Sinne und alles Gute
Dorus
Du hast natürlich recht, Kupfer ist viel giftiger ungefähr hundert mal, aber Eisen kommt in der Natur häufiger vor.
Aber es ist von mir auch etwas missverständlich geschrieben.
Wird Grundwasser als Trinkwasser genutzt, muß es erst enteisent werden, dieses geschieht durch Belüften.
Der Luftsauerstoff oxidiert das gelöste Eisen zu Rost. Würde man dieses nicht tun, könnten wir unseren Tee und Kaffee geschmacklich vergessen, die Wäsche bekäme Rostflecken.
Das Eisen macht aber in vielen Laichbetten der Flüsse Probleme. Tritt sauerstoffarmes, eisenhaltiges Grundquellwasser aus, dann sind in den tieferen Schicht so viele Eisenionen vorhanden, daß sich hier kein Fisch oder Laich halten kann.
Das Eisen oxidiert mit der Zeit, legt sich aber dann als braune Schicht auf die Kiemen.
Ich kann mir vorstellen das der Geruch/Geschmack von Eisen die Fische abschreckt,- es ist ein natürliches Phänomen; aber an diesen Stellen wäre ein Laichen umsonst, da tödlich.
An diesen Stellen wachsen übrigens Wasserpflanzen oft besonders gut. Der Aquarianer kennt auch eine Eisendüngung für seine Pflanzen, allerdings nicht als Salz sondern mit Chelat um die Fische zu schonen.
Für Fische habe ich in meinem älteren Schäperclaus einen Eisengrenzwert von 1 mg/l gefunden. Dieses wird oft überschritten.
Kupfer und Zink 0,01 mg/l.
Zum Vergleich Blei: 0,1 mg/l
Wer übrigens glaubt das sich Blei nicht im Wasser auflöst, dem möchte ich von meinem Experiment erzählen, das ich als Schüler meinen Diskusfischen angetan habe.
Ich hatte eine Wurzel mit Dachdeckerblei beschwert und in den Bodengrund gesteckt. Nach einem halben Jahr war das Blech fast vollständig aufgelöst und hatte sich als weißliche Masse im Boden verteilt!-
Ob ich den Schlamm als Sondermüll deklariert entsorgt habe?
Das alles wäre in Leitungswasser nicht passiert, würde sich aber in einem Gewässer mit weichem Wasser und mit etwas Schlamm wiederholen.
Und da erübrigt sich die Frage, warum es in Dänemark ein Bleiverbot gibt,- na klar damit wir unvernünftigen Deutschen auch in Zukunft noch Meerforellen fangen können!
In diesem Sinne und alles Gute
Dorus






