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Irland ade...

Verfasst: 25.04.2005, 21:57
von Peter Olbrich
Überlegt's Euch gut, wenn ihr nach Irland wollt.
Vielleicht lohnt es sich ab diesem Jahr eher, den Lachs gleich im Hafen zu kaufen...
Warum?
hier: http://www.lms-online.de/pforum/showthread.php?id=233

Peter

Verfasst: 26.04.2005, 00:29
von Harald aus LEV
Hallo Peter,
habe in der Trout & Salmon bereits über das Thema gelesen.
Auch ich hätte mir eine andere Entscheidung der irischen Regierung gewünscht. Trotzdem ist Irland ein wunderbares Reiseland. Egal, ob zum Fischen oder nicht, und wenn zum Fischen, ob auf Lachs, Brownies in den Loughs oder auf Hecht.
Daher finde ich es nicht gut, wenn Du im Forum solch einen pauschalen Aufruf wie oben startest.
Bitte bedenke, die meisten Irlandfahrer haben Ihre Reisen schon vor Monaten gebucht. Warum sollten Sie jetzt umbuchen? Und die, die zukünftig auf die schöne, grüne Insel fahren wollen, warum nicht?
Ich werde jedenfalls in der nächsten Zeit dort sein und freue mich schon riesig darauf. ...und werde garantiert keinen Lachs im Hafen kaufen!
Gruß Harald

Verfasst: 26.04.2005, 19:45
von hares ear
Hallo Harald,
ich äussere mich ja nicht oft zu "Politik", aber in diesem Fall bin ich mit Peter einer Meinung. Was z.T. in Bezug auf legale wie illegale Wildfänge von Salmo salar abläuft ist ein Skandal. Der einzige Weg Menschen/Minister zum Umdenken zu bewegen ist Geld sprechen zu lassen.
Sicher wird von niemandem erwartet seine Reise umzubuchen. Ein bischen Gezicke vor Ort möglichst sichtbar Hotelbar o.ä. ist ein Anfang. Bei Neubuchungen kann man sich ja dann anders entscheiden. Schön ist wenn das Touristboard das auch mitbekommt
Es ist wirtschaftlich vollständig unnötig den übervollen Lachsmarkt mit Wildlachs zu ergänzen nur um ein paar Snobs den extra Kick zu verschaffen, die wenn man sie vernünftig gefarmten Lachs gegen Wildlachs blind verkosten lassen würde den Unterschied ohnehin nicht feststellen könnten. Fliegenfischer lassen pro Lachs erheblich mehr Geld im Land als am gefangenem Fisch zu verdienen ist, ich bin dafür den Hebel zu nutzen.
TL
Florian

Verfasst: 27.04.2005, 07:39
von Rolf Renell
Es soll und wird weiter nach Irland gefahren werden ,natürlich ist die Entscheidung nicht richtig und beklagenswert,allerdings wer sich für Irland ,seine Struktur und seine Entwicklung interessiert oder verfolgt wird feststellen das dieseses Land mehr positive Entwicklung in vielen Bereichen durchlebt als andere Länder,so habe ich die hoffnung auch durch ständige Präsens und Aufweisen der Problematik das hier auch weitere Veränderungen folgen.Davon unabhänig ist die Vielzahl der Möglichkeiten selbst nur auf Lachs zu fischen in Kombination mit bezahlbaren Permitts wesentlich reizvoller als in Norwegen oder Island.Wenns natürlich wichtig ist grosse Lachse zu fangen ...ok,alles in Allem ein faires ,vielseitiges ,bezahlbares und liebenswertes Reiseziel,
beste Grüsse ,Rolf

Verfasst: 27.04.2005, 19:36
von Harald aus LEV
Hallo Florian,
wie ich oben geschrieben habe, hätte ich mir auch eine andere Entscheidung gewünscht.
Nichts desto trotz kann und muß ich damit leben. Trotz der für den Angelfischer ungünstigen Entscheidung erhält der Löser einer Lachslizenz für 21 Tage soviel ich weiß 5 Tags. Das heißt es dürfen in 3 Wochen 5 Lachse entnommen werden. Wir Fischer sollten bei unserer Argumentation etwas vorsichtig sein. Schnell kann man das in den falschen Hals bekommen, etwa in der Art, daß es uns nur darum geht, möglichst viel Fisch zu verwerten. In Norwegen haben die deutschen Angler (wenn auch zugegebenermaßen nicht die Fliegenfischer) einen solchen Ruf.
Das man auf die Problematik aufmerksam machen sollte, bleibt unbenommen, aber bitte nicht mit erhobenem Zeigefinger. Es wäre schade, wenn die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Iren durch Besserwisser gestört würde. Was mich am Eingangspost stört, sind die polemische Statements wie "Irland ade" oder "Überlegt's Euch gut, wenn ihr nach Irland wollt. Vielleicht lohnt es sich ab diesem Jahr eher, den Lachs gleich im Hafen zu kaufen..."
Gruß Harald

Verfasst: 27.04.2005, 21:26
von hares ear
Hallo Harald,
der post hatte mit Zeigefinger (hoffentlich) weniger zu tun als mit Marktkenntnis. Berufsmässige Fischerei richtet beim atlantischen Lachs erheblichen Schaden an. Es ist dabei relativ unerheblich wem das Netz gehört und ob er eine Lizenz hat oder nicht.
139000 Lachse sind 500 t (wenn die Tiere im Mittel um die 5 kg). Das ist im Verhältnis zu dem was gefarmt wird gar nichts. Die Jungs die professionell rächern ziehen den Farmlachs vor, da der Fettgehalt stabil ist und man die Farbe bestellen kann. Was soll der Wildfang also???
TL
Florian

Auf einen groben Klotz ein grober Keil...

Verfasst: 27.04.2005, 21:31
von Peter Olbrich
Also noch mal zur Klarstellung: natürlich kann jedes Land seine Wildlachsbestände und seinen Angeltourismus so zugrunderichten wie es gerne mag, wenn es einen als Irland-Freund auch traurig stimmt, wie leichtfertig mit dieser unwiederbringlichen Ressource dort zur Zeit offiziellerseits immer noch umgegangen wird. Wenn die Form der dortigen Nutzung der Wildlachse aber - wie es durch Markierungsfänge erwiesen ist - die französischen Restbestände und die gerade mit Millionenaufwand aufgepäppelten Gründerpopulationen der hiesigen Ströme gefährdet (und das seit Jahren), kann ich irgendwann nicht mehr zurückgelehnt in den Sessel zusehen, ob mit Irland-Reiseticket in der Tasche oder nicht. Ich finde es vorsichtig gesagt unfair, zuzusehen, wie z.B. das ehrenamtliche Engagement hierzulande im befreundeten EU-Ausland mit Füssen getreten wird.

Dieser mein Unmut brauchte Luft und dazu stehe ich auch.

Die irische Wildlachsnutzung im Salzwasser steht eindeutig in Gegensatz zu den internationalen Übereinkünften im Rahmen der Europäischen Wasser-Rahmen-Richtlinie, der Fauna-Flora-Habitat-Richtline und dem internationalen Seerecht. Von den irischen Behörden selbst in Auftrag gegebene Untersuchungsaufträge haben eindeutig verträglichere und wirtschaftlich sinnvollere Nutzungsformen der Wildlachsressource empfohlen. Alternativmodelle sind in anderen Ländern mit Lachsbestand längst erfolgreich umgesetzt. Finanziell und sozial tragfähige Alternativlösungen stehen bereit und sind den Verantwortlichen bekannt.

Ich habe niemanden aufgerufen, seine Irlandreise zu stornieren. Wer aber mit Lachsfang-Absichten diese Saison dort hinfährt, sollte einfach wissen, dass in diesem Jahr wieder ca. ¼ des Gesamtbestands an Wildlachs (des gesamten Nordatlantiks) vor der irischen Küste abgeschöpft wird, d.h. mehr as 100000 Fische, die die Angelstrecken im Süßwasser nicht erreichen. Das sind nach fischereiwissenschaftlichen Erkenntnissen der irischen Fachbehörden für viele irische Flüsse mehr, als zum Erhalt der Lokalpopulation notwendig sind. Die verbliebenen Aufsteiger in diesen Flüssen dann mit Angel zusätzlich noch zu befischen, möchte ich moralisch nicht bewerten. Ich persönlich würde davon Abstand nehmen. Wenn ich einen Lachs aus Irland haben wollte, dann lieber gleich einen sowieso toten vom Hafen, zumindest in diesem Sommer.

Ich glaube, die übliche Kommunikation zu den irischen Regierungs-Behörden in Sachen Wildlachsfischerei ist ergebnislos ausgeschöpft. Nun muss man die Argumente auch mit Druck untermauern, und zwar Druck, der dort auch als solcher erlebt wird, so wie es die irischen Initiativen wie FISSTA und STOPNOW in ihrem eigenen Lande tun. Sie verdienen unser Unterstützung aus dem Ausland.

Unter http://www.wandersalmonidenforum.de oder http://www.stopnow.ie kann sich der Interessierte in die Materie einlesen.

Lachse kenne keine Grenzen, deswegen geht Irland an der Stelle auch uns an!

Peter

Verfasst: 28.04.2005, 20:02
von Harald aus LEV
Hallo Peter,
na bitte, es geht doch auch (fast) ohne Polemik.
Gruß Harald

Verfasst: 28.04.2005, 20:22
von Noellgen, H
Hallo Harald,
Ich habe keine Fliegenfischerschule, für die ich im Avatar Werbung
machen muss und bin auch kein "Experte".
Ich bin dreimal hintereinander aus Irland ohne Lachs nach Hause gekommen.
Das war etwas frustrierend, aber nicht wirklich schlimm. Die Fische waren
vor Ort, und fangen muss man sie schon selber.
Wenn ich aber weiss, dass ein Grossteil der Fische industriell vor der
Küste weggefangen wird und man für den Angelfischer neuerdings
Catch and Release propagiert, dann ist das für mich eine Veralberung
der zahlenden Gäste, die ich mir nicht gefallen lasse.
Solange sich die Verhältnisse diesbezüglich nicht ändern trage ich meine
Euros in ein anderes Land und erlaube mir, den Zeigefinger richtung Irland
zu erheben.

Tight lines,
Heiner

Verfasst: 28.04.2005, 21:42
von Peter Olbrich
@ harald
danke für dein ok.
ohne leicht überzogene Impulse keine Wahrnehmung, ohne Wahrnehmung keine Veränderung. Da nehm' ich das schon mal auf mich..

In diesem Sinne: schont unsere gemeinsamen Ressourcen.

Peter

Verfasst: 29.04.2005, 18:28
von Harald aus LEV
Hallo Heiner,
Du schreibst: >>Ich habe keine Fliegenfischerschule, für die ich im Avatar Werbung machen muss und bin auch kein "Experte".<<
.. ob ich im Avatar die Fliegenfischerschule eingetragen habe oder nicht, ist, denke ich, meine Sache, solange es nicht gegen die Regeln des Forums verstößt. Den Titel des Experten habe ich mir nicht selbst gegeben, das wird vom Board aus eingetragen, falls Du es noch nicht bemerkt haben solltest. Ich persönlich würde mich nie als Experten in irgendeinem Gebiet bezeichnen. Zum einen gibt es immer welche, die etwas besser, eleganter, professioneller können als man selbst, zum anderen habe ich schon einige selbsternannte Experten kennengelernt. Man erkennt schnell, wer davon wirklich ein Experte ist und wer nicht. Was das Fliegenfischen betrifft, glaube ich, daß es vielleicht Experten in Segmenten geben kann, aber selten über die gesamte Bandbreite, dafür ist diese zu vielfältig. (Bachfischen, Küstenfischen, Bluewater, Insektenkunde, Fliegenbinden, Rutenbau, Wanderfischprogramm etc). Deshalb ist das Forum toll, da es sehr gemischt ist.
Bis dahin finde ich Deinen Beitrag, sagen wir mal, nicht sehr sachlich.

Ob Du´s glaubst oder nicht, auch ich bin aus Irland - und auch aus anderen Ländern - ohne Lachs zurückgekehrt. Eine Fanggarantie bekommst Du nirgends. Es soll auch niemand gezwungen werden nach Irland zu reisen.
Irland hat jedenfalls wesentlich mehr zu bieten als Lachse.
Gruß
Harald

Verfasst: 29.04.2005, 18:45
von Harald aus LEV
Hallo Peter,
war mir schon klar, daß Du wachrütteln wolltest :-)
>>In diesem Sinne: schont unsere gemeinsamen Ressourcen.<<
.. das kann ich voll und ganz unterschreiben.
Gruß Harald

Verfasst: 29.04.2005, 21:19
von hares ear
Hallo Harald,
Deine klare Aussage zum Thema Experte finde ich echt Klasse. Das war in der Deutlichkeit überfällig und sollte manch Anderem zu denken geben!!
Leider laufen zuviele solcher selbsternannten, ebensolchen herum und umgeben unseren schönen und erlernbaren Zeitvertreib mit fast mythischem Brimborium.
TL
Florian

Verfasst: 01.05.2005, 19:51
von Noellgen, H
Original geschrieben von Harald aus LEV
Hallo Florian,

Das man auf die Problematik aufmerksam machen sollte, bleibt unbenommen, aber bitte nicht mit erhobenem Zeigefinger. Es wäre schade, wenn die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Iren durch Besserwisser gestört würde. Was mich am Eingangspost stört, sind die polemische Statements wie "Irland ade" oder "Überlegt's Euch gut, wenn ihr nach Irland wollt. Vielleicht lohnt es sich ab diesem Jahr eher, den Lachs gleich im Hafen zu kaufen..."
Gruß Harald


Hallo Harald,
Diese Passage aus deinem Post hat mich schon erheblich gestört.
Peter ist gewiss kein Besserwisser und diejenigen, die sich in vielfältiger
Weise für den irischen Lachs eingesetzt haben sind es ebenso wenig.
Es waren allerdings wohl zu wenige, die bei Stopnow mitgewirkt haben,
seitenlange Fragebögen des Fisheries Board ausgefüllt haben um zu beweisen, dass ein rutengefangener Lachs ein vielfaches an wirtschaftlichem
Wert gegenüber einem Trawlerfisch darstellt.
Die gastfreundlichen Iren waren vielfach dankbar für diese Unterstützung,
haben sie doch teilweise viel Geld in die Infrastruktur der Lachsfischerei
gesteckt, und das ist verloren wenn keine Fische mehr da sind.
In diesem Kontext ist das Argument "Wenn keine Lachse da sind, dann
fischen wir halt auf Forelle und Hecht" kontraproduktiv, es unterstützt die
Regierung.
Diese vertritt die Auffassung, die Touristen kommen sowieso, dann können
wir die 500 t Fisch auch noch mitnehmen.
Natürlich entscheidet jeder selbst, ob, wann und warum er nach Irland fährt.
Ich möchte niemandem seine Irlandreise mies machen.
Er sollte aber wissen, was gespielt wird.
Tight lines,
Heiner

Verfasst: 06.05.2005, 21:41
von Peter Olbrich
Hier zwei kürzlich bekannt gewordene Ziffern zur gegenwärtigen Wertschätzung der irischen Sportfischerei im Tourismus:
1994: 184000 sportfischende Gäste
2005: voraussichtlich 30000.

Lange kann das nicht mehr gutgehen.

Peter