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Bruchsicherheit
Verfasst: 14.05.2007, 17:43
von hshl
Hallo Leute,
mittlerweile bringen die Rutenbauer (fast) jährlich neue Ruten heraus und versprechen das Blaue vom Himmel.

Die neuen Ruten sollen noch weiter werfen, sich noch leichter laden und werden immer leichter - wenn auch nur 1 - 2 Gramm als das Vorgängermodell. Gerade die Minimierung des Gewichts scheint im Vordergrund der Rutenhersteller zu sein. Und dies geschied nach meiner Beobachtung in ersten Linie durch die Verwendung immer höher modulierten Kolefasers und dünneren Blanks. Der Nachteil kommt beim Fischen: noch nie habe ich so viele Ruten brechen sehen und von Brüchen gehört, wie in der letzten Zeit. Ganz vorne waren dabei hochmodulierten 2- Handruten...
Ich finde diese Entwicklung beunruhigend. Selbst wenn die Markführerer eine umfassende Garantie auf Ihre Ruten aussprechen, möchte ich nicht in der Erwartung eines Rutenbruches meine Zweit- (oder gar Dritt-) Rute mit auf Reisen nehmen. Außerdem kostet das Handling beim Garantiefall auch nicht gerade wenig. Mir ist die Bruchsicherheit lieber als eine um paar Gram leichtere Rute. Auch aus diesem Grunde beobachte ich Innovationen neugierig, wie z.B. das neue Thermoplast- Verfahren von Orvis und das "Generation 5"- Verfahren von SAGE.
Wie ist Eure Erfahrung zum Thema Bruchverhalten ? Bringen die neuen Verfahren von SAGE und Orvis wirklich mehr Bruchsicherheit ?
Grüße, Tobias
Verfasst: 15.05.2007, 20:35
von Heinz
Hallo Tobias,
ich fische nur Einhandruten bis max. Klasse 7 (eine speziell angefertigte RST, nicht auf Gewicht gezüchtet), ansonsten bis Kl 6 (darunter eine Sage SLT), damit hatte ich noch keine Probleme. Vom Grundsatz has du sicher recht, der "Gewichtsreduzierungswahn" ist ein echter Wahnsinn und m.E. nur mehr eine Marketingschlacht. Neben dem Stabilitätsverlust erkauft man sich mit der weiteren Versteifung der Aktion nämlich auch
noch verschlechterte Drilleigenschaften. Auch bei hochwertigen anderen Ruten als Fliegenruten gab es früher im Spitzensegment schon besseres-meine alte Hardy Specialist ist ein gutes Beispiel dafür. Ein bekannter Händler und Fliegenfischer hat anlässlich eines Fliegenfischerkurses bemerkt, dass der Modulationsfaktor (ich hoffe, dieser Ausdruck stimmt) am Anfang der Kohlenstoffära bei 7 lag, nunmehr beträgt er 47.Es wird an den Verbrauchern liegen, ob sie diesen Trend weiter unterstützen und an der Konkurrenz, ob sie Alternativen bietet (weniger steif, bessere Drilleigenschaften, etc.) und diese entsprechend bewirbt (ohne in juristische Fallen zu tappen).
Grüsse
Heinz
Verfasst: 15.05.2007, 21:53
von hshl
Hallo Heinz,
die Problematik ist nicht nur auf die Zweihänder beschränkt. Ein namhafter Rutenhersteller hat seine Graphite IV- Ruten vom Markt genommen, weil die Garantiefälle überhand nahmen. Dieses Kohlefasermaterial war durch die hohe Modulation schon so spröde, dass es keine härteren Schläge mehr verkraften konnte (was bei schwereren Fliegen ja mal vorkommen kann). Aber zurück zu meiner Ausgangsfrage: ist Dir bekannt, ob die neuen Verfahren von Orvis (Thermoplast) bzw. Sage (Generation 5) da Abhilfe schaffen ? Während sich Sage zu Einzelheiten Ihres Verfahrens ausschweigt, klingt die Beschreibung zum Thermoplastverfahren von Orvis zumindest plausibel....
Grüße, Tobias
Verfasst: 15.05.2007, 22:32
von Rattensack
Servus Tobias,
du sprichst die SP Serie an - bricht die tatächlich leichter als andere? Waren nicht die hohen Materialkosten der Grund, die Serie abzusetzen? Das Konzept, eine steife Faser mit einem mittelschnellen Taper zu verbinden, war ja genial ..
Clemens
Verfasst: 15.05.2007, 22:52
von hshl
Hi Clemens,
diese Problematik hat(te) nach meine Informationen alle Rutenbauer mehr oder weniger erfasst

. ich selber fische mit großer Begeisterung die Sage RPL und DS- Ruten und hatte mit diesen noch keine Probleme. Es ist nur auffällig, dass gerade die neueren Modelle - quer durch die Reihen der Herstellen - zu Brüchen neigen. Noch nie habe ich so viele Brüche gesehen und von solchen gehört, wie in den letzten 3 Jahren. Und mich wundert, dass die Rutenbauer dies offensichtlich in Kauf nehmen. Vermutlich werden die Kosten für die Garantieleistungen aus den immer teurer werdenden Ruten der aktuellen Serien bezahlt ?!?! ich selber kann gerade gar nicht sagen, welche Rute ich mir anschaffen würde...
Grüße, Tobias
Verfasst: 16.05.2007, 10:16
von pehers
Servus Leute!
Also ich finde, dass T&T dem Gewichtswahn auch nicht folgt und sehr robuste Ruten baut, die eben vielleicht ein bissl schwerer sind als vergleichbare Ruten anderer Hersteller.
Ich habe allerdings nicht nachgemessen!
Auch bei den Komponenten wird mE massiv gespart bei der Dimensionierung (Grifflängen, Ringdurchmesser,...)
L.G.
Hans
Verfasst: 21.05.2007, 17:04
von hshl
Hallo Hans,
ja es gibt sie noch vereinzelt, die Rutenmodelle denen man die alltäglichen Belastungen am Fischwasser zutrauen kann (Hänger mal unsanft lösen oder Goldkopfnymphe schlägt an usw.). M.E. gehört auch die Loomis Trilogie- Serie mit dazu, die unverständlicherweise auch nicht mehr angeboten wird... aber an meine Ausgangsfrage zu den neuen Herstellungsverfahren von Orvis (Thermoplast, T3) und Sage (G5, Z-Axis) wagt sich so recht keiner, oder ?

Verfasst: 21.05.2007, 17:27
von pehers
Hi!
Dies beiden Rutentypen hat vermutlich noch niemand lange genug, um das beurteilen zu können! Es sei denn jemand hat sie in der Autotüre gekürzt, aber das hilft wohl auch nicht weiter...ich kann eben nur sagen, dass BAFT wirkt (nicht mehr ganz neu...)!
L.G.
Hans
Verfasst: 21.05.2007, 19:08
von hshl
Hi Hans,
naja, die T3 gibt's schon etwas länger... aber was ist BAFT ?
Gruß, Tobias
Verfasst: 21.05.2007, 20:17
von Fyggi
Hai,
(Schlaumeiermodus an) BAFT = Bi-Angular Fiber Technology (SCHLM aus)
Genauere techn. Erklärung siehe Bri.....off Katalog
Also ich habe ja lediglich eine Scierra HM2 und keine SAGE nach dem XY-Verfahren, aber auch diese soll ja nach irgendeinem hochmodernen Verfahren (vermutlich aus einer hochmodernen Geheimküche in Vorder-Hinter-Asien) gefertigt worden sein. Fakt ist, sie hat mich schon teilweise bezüglich ihrer Kraft überzeugt, obwohl ich sie als ausgesprochen leicht, was die Balance anbelangt, empfinde.
Auch die "alten" XP-Ruten lassen m.E. bezüglich ihrer Belastbarkeit keine Zweifel aufkommen, und auch diese sind nicht gerade schwer (Blank Klasse 4, 9 Fuss: XP= 40 Gramm - Z-AXIS 37 Gramm !?)
Inwieweit die ganz, ganz, ganz neuen Verfahren auch auf Dauer haltbare Ruten erzeugen, wird wohl erst die Zukunft zeigen.
Mark
Re: Bruchsicherheit
Verfasst: 11.01.2013, 22:23
von Robin/Johannisbach
Hallo Leute,
ich muss dieses Thema leider noch einmal aus der Versenkung holen,
da ich mich für die Sage TXL - F in Schurklasse 3 210 cm lang
und die Orvis ZG Helios ION ebenfalls Klasse 3
interessiere.
Nun wiegt die Sage 44g und die Orvis 35,4 g
wie bruchsicher sind diese Ruten?
Ich würde mich freuen, wenn jemand die Ruten schon länger im Gebrauch hat und etwas darüber sagen kann!
Gruss,
Robin
Re: Bruchsicherheit
Verfasst: 12.01.2013, 00:43
von Federkiel
Hallo Robin,
ich bin ja ein bekennender Freund der Produkte aus dem Hause ORVIS, auch wegen der Kundenzugewandheit dieser Firma in Garantiefällen, wo andere ja mal gerne kneifen.
SAGE mag ich nicht so. Aber ich finde vom Werfen her die TXL-F viel besser als die HELIOS
ION. Die ION hat ORVIS -ich glaube nach 1,5 Jahren- in den USA auch wieder ganz schnell vom Markt genommen. Ich habe die ION einmal Probe geworfen und fand die Aktion irgendwie komisch. Vielleicht warf sie sich bei verschiedenen Distanzen zu unterschiedlich. Ein Flifi-Kollege hat die TXL-F und die fand ich vom Werfen her sehr beeindruckend. Beste SAGE-Forellenrute in meinen Augen.
Es stimmt, meine alte T&T VECTOR #8 oder eine WINSTON LT #6 fühlen sich schwer an im Vergleich zu den neuen Ruten. Aber die sind robust. Genau wie `ne ältere HARDY ULTRALITE oder WINSTON WT. Die fühlen sich dabei aber überhaupt nicht schwer an!
Wenn Du was sehr Bruchfestes haben willst, schau mal bei der englischen Ausgabe eines großen Internetauktionshauses. Da gibt es manchmal gute ältere HARDY-Ruten (ULTRALITE, FAVOURITE FT, SOUVEREIGN in den kürzeren Längen) oft sehr günstig. HARDY hat auch noch Blanks und repariert auch noch vieles selbst, wann immer die können (kostet dann etwa so je nach Schaden 150 EUR). Oder Du kaufst Dir eine ZENITH SINTRIX (recht kräftige Ruten), oder für einen sehr stolzen Preis eine HARDY SINTRIX ARTISAN (beste Rute überhaupt, muss man geworfen haben, z.B.bei Thomas Dürkop

).
NACHTRAG: Meine SAGE SP5 in Klasse 6 war mit 2 Spitzen ausgerüstet, die dann auch einmal beim Drill eines eher kleinen Fisches brach. Danach wusste ich, wofür die 2. Spitze gleich mitgeliefert worden war. Sonst ist mir noch nie eine Rute beim Fischen kaputtgegangen. Nur beim Drauf treten.
Gruß
Michael
Re: Bruchsicherheit
Verfasst: 12.01.2013, 11:45
von Olaf Kurth
Federkiel hat geschrieben: Sonst ist mir noch nie eine Rute beim Fischen kaputtgegangen. Nur beim Drauftreten.
Lieber Robin,
wie wäre es denn in dieser Rutenklasse mit einer Gespließten?
Wir haben im Forum sehr gute Rutenbauer, die eine gespließte Fliegenrute ganz nach Deinen Wünschen fertigen können. Hinzu kommt, dass diese Ruten den vielen hohlen Kohlefaserruten in Sachen Robustheit haushoch überlegen sind. Du kannst sogar drauftreten und nix passiert. Klingt komisch, iss aber so.
Liebe Grüße,
Olaf
Re: Bruchsicherheit
Verfasst: 12.01.2013, 18:30
von Dietmar0671
Hallo,
ich denke, dass man den Trend einiger Hersteller nicht nachgeben muss...ständig neue Modellreihen, leichter, schneller. Aus diesem Grunde bevorzuge ich im Einhand- und Zeihandbereich Ruten von Burkheimer oder Meiser...dort geht man auf meine Wünsche ein und baut die Ruten wie ich sie möchte...sowohl in Ausstattung und Aktion.
Dort werden nicht ständig neue Serien aufgelegt...warum auch! Gebrochen ist mir bei diesen Herstellern noch nichts!
Schon mal probiert? Und teurer wie bestimmte Hersteller aus den Staaten sind die Ruten meist auch nicht...aber man geht auf Deine Bedürfnisse ein.
Viele Grüsse
Dietmar
Re: Bruchsicherheit
Verfasst: 12.01.2013, 19:13
von tea stick
Hallo @ all!
Dieser Thread zeigt mir mal wieder, wie sehr wir uns doch zum Deppen der Angebotsseite machen lassen!
Bruchsicherheit... Ist das ein anderes Wort für: Glück gehabt, dass meine teure Rute beim letzten Drill nicht in die Brüche gegangen ist? Die Manipulierung der Flugangler durch die Hersteller ("hochmodular, superleicht, Spitzenring am Handteil") geht mir doch ziemlich auf den Geist! Wer braucht das eigentlich?
Die Blütezeit des Bambusrutenbaus erleben wir heute - nicht bis 1951 (Truman-Embargo zeitgleich mit Einführung der Glasfaser). Heute ist die Zahl der Bambusrutenbauer - haupt- oder nebenberuflich engagiert - größer als jemals zuvor und es liegt auf der Hand, dass mehr Pioniergeist in die Herstellung einfließt als jemals zuvor. Mit all' den modernen Technologien wie Verkleben, Stabililisieren, Härten und Lackieren haben wir heute Mittel an der Hand, von denen unsere Väter nur träumen konnten. Mal abgesehen von den verschiedenen Techniken der Hohlbauweise, die die Bambusruten deutlich leichter machen. Ich haue in dieselbe Kerbe wie Olaf:
Wirf Bambus, wenn Du genügend Geld am Flußüberwuchs zerschlagen hast! (Oder besser vorher!)
Aber mach' Dir keine Gedanken um einige wenige Gramm Gewichtsersparnis, die Du teuer wirst bezahlen müssen. (Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich werfe auch Graphite-Ruten!)
Viel Spaß beim Nachdenken bei einem schönen Wochenende
wünscht der Freimut