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Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 25.11.2011, 08:46
von Peter Pan
Hallo Mitfischer,

wie sieht es denn an Euren Gewässern aus? Wo ist denn das Wasser??
Schaut mal hier: http://www.mainpost.de/regional/franken ... 27,6466150
Wenn das so weiter geht, haben die Forellen kaum noch Laichplätze, falls sie überhaupt noch da sind.

Tight lines

Peter

@Florian
Danke für den Link!

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 25.11.2011, 09:19
von strikemike
Am Rhein bei MA & LU schauts ja echt mies aus... Am Neckar gehts noch recht gut.

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 26.11.2011, 19:24
von fw77
Hallo.

Wir hatten an der Ilm und auch an der Gera schon das ganze Jahr niedrige Wasserstände. Jetzt sind die Pegel noch niedriger. An einer Mühle an der Ilm geht alles durch die Turbinen und kein Tropfen übers Wehr. Muß der Betreiber nicht irgendwelche Mindestmengen durchlassen?

Mfg
fw77

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 27.11.2011, 11:37
von henkiboy
Hallo zusammen,
tatsächlich scheint es dieses Jahr extrem große Probleme mit niedrigen Wasserständen zu geben. Zumindest für die von mir befischten Gewässer kann ich ähnliche Beobachtungen resümieren.
Nun gut......ich denke aber das für unsere Fische die Wassertemperatur entscheidender ist, wie der Wasserstand (sofern entsprechende Strukturen vorhanden sind). Es nützt ja auch nichts wenn Fische an Abschnitten laichen, die dann wenige Wochen später trockenliegen. Dann lieber bei Niedrigwasser die Frucht des Leibes freigeben und von steigenden Wasserständen profitieren.

Gruss
Detlef

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 27.11.2011, 14:30
von tea stick
strikemike hat geschrieben:Am Rhein bei MA & LU schauts ja echt mies aus...
Bild
... und bei Bingen auch!
Der Maeuseturm ist normalerweise von Wasser umflutet - jetzt kann man ihn zu Fuss erreichen.
Die beiden Kiesbetten im Vordergrund gehoeren zur Nahemuendung = Geschiebe von der Nahe. Normalerweise sind sie nicht zu sehen (schaut mal bei google.maps nach). Wenn man am Rand dieser Kiesflaechen steht, hat man den Eindruck, dass sich die Nahe stromaufwaerts in den Rhein ergiesst. Diesen Eindruck muessen ja auch die anadromen Fische haben - ihnen fehlt - und das nicht erst jetzt - die Reizstroemung, um sie naheaufwaerts zu locken. Das im Rhein errichtete Stroemungsleitwerk (rechts hinter dem Maeuseturm) tut sein Uebriges dazu, den Aufstieg in die Nahe zu erschweren.

Die Rheinschiffahrt hat nur noch Staukapazitaet von 40 %, d.h.: Die Schiffe duerfen nur noch ein gutes Drittel ihrer vollen Kapazitaet laden. Und das wird auch von der WaSchuPo anhand der Ladepapiere kontrolliert.

Ja, der Vater Rhein hat maechtigen Durst...

Nachdenkliche Sonntagsgruesse

vom Freimut

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 30.11.2011, 23:04
von fw77
fw77 hat geschrieben:Hallo.

Wir hatten an der Ilm und auch an der Gera schon das ganze Jahr niedrige Wasserstände. Jetzt sind die Pegel noch niedriger. An einer Mühle an der Ilm geht alles durch die Turbinen und kein Tropfen übers Wehr. Muß der Betreiber nicht irgendwelche Mindestmengen durchlassen?

Mfg
fw77
GutenAbend,

kann mir jemand sagen woher ich Auskünfte über Mindestwassermengen für Wehre an denen Wasserkraftnutzung betrieben wird herbekomme?

MfG
Falk

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 01.12.2011, 00:34
von Siegfried.
Hallo Falk,
grundsätzlich sind die spezifischen Regeln mal wieder Ländersache, der Bund hat aber die Rahmenkompetenz. Ich kenne die aktuellen Regelungen in Thüringen nicht, habe nur Anfang der 1990er Jahre an der Ilm zu tun gehabt, da wurde gerade das damals neue Landeswassergesetz eingeführt. Seit dem ist aber sicher, dass alle neuen und alle Anlagen die auf Grund wesentlicher technischer Anpassungen einen neuen oder auch nur erneuerten Wasserrechtsbescheid bekommen haben, darin auch eine Mindestwasserabgabe festgesetzt bekommen haben. Die wurden zwar zu der damaligen Zeit noch fast frei nach Schnauze ermittelt und waren oft viel zu gering, aber null waren sie sicher nie.

Auch bei alten Rechten sollten sie das eigentlich nicht sein, wurden aber oft nicht festgeschrieben und werden dewegen von den Betreibern als auf null gesetzt betrachtet und leider von den Behörden damit durchgelassen, obwohl das nicht sein müsste, aber das führt von deiner Frage weg.

Konkret weiß ich nicht ob es in Th. so etwas wie ein "Wasserbuch" gibt wie in NRW, das öffentlich zugänglich ist und in dem alle Rechte verzeichnet sind. Das müsste bei der UWB (Kreis s.u.) liegen. Auf jeden Fall ist aber die genehmigende Behörde, d.h. im Allgemeinen der Kreis oder die kreisfreie Stadt (gibts glaube ich an der Ilm nicht, oder ist Weimar etwa?) als Untere Wasserbehörde (UWB) zuständig und auskunftspflichtig. Eigentlich müsste diese bei einem Verstoß gegen ihre eigenen Auflagen auch selbstständig tätig werden, spätestens aber wenn eine Anzeige vorliegt, und sowohl für Abhilfe sorgen als auch mittels Zwangsmaßnahmen (sprich Bußgeld) und regelmäßige Vorlage des Betriebsbuches der WKA gegen Wiederholung vorbeugen. Soviel zur Rechtslage.

Ganz konkret würde ich dir raten einfach mal Anzeige gegen den Betreiber der WKA bei der UWB zu stellen, sowie Auskunft über die ergriffenen Maßnahmen verlangen. Sollte keine Reaktion erfolgen, kannst du Beschwerde dei der Oberen Wasserbehörde (in Th. gibt es glaub ich keine Regierungsbezirke, daher wahrscheinlich direkt das Land) über die UWB führen.

Ich hoffe das hilft erst mal weiter. Wenn du was machst erwarte allerdings nicht, dass du auf Interesse oder auch nur offene Ohren triffst. Da hilft nur eins, bloß nicht sofort abwimmeln lassen, immer weiter bohren. Prinzipiell bist du im Recht und die müssen alles offen legen und auch arbeiten, nur Lust darauf haben sie fast nie.

Siegfried

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 02.12.2011, 18:27
von fw77
Hallo Siegfried,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Außer der Befürchtung, dass ich hier auf den zuständigen Stellen keine offenen Türen einrenne werde, habe ich noch das Problem, dass ich in diesem Ort wohne und hier ggf. "Alteingesessenen" auf die Füße treten würde.

Hier mal ein Foto von Ende September. Schon da war der Wasserstand der Ilm sehr niedrig und es kam, außer durch die Undichtigkeiten, kein Tropfen übers Wehr. Eine Strömung war im Mutterbett nicht wahrzunehmen. :(

Bild

MfG
Falk

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 02.12.2011, 19:07
von Siegfried.
Hallo Falk,
dein Foto könnte man ja auch als schönes Beispiel zum Thema "Öko"strom aus Wasserkraft nehmen. Das sieht ja in der Tat so aus, als ob eskeiner gängigen Regelung entspricht. Eine Anzeige würde also erheblich Sinn machen. Eine andere Frage ist natürlich, ob man sich dadurch bei den Betroffenen beliebt macht. Nicht zu vergessen ist aber, dass ja die zu ihrem eigenen Profit ein regelrechtes Verbrechen am Gewässer und an der Natur begehen. Der Anzeigende mithin nicht so eine Art Petze ist, der jemanden wegen Rauchen auf dem Klo anschwärzt. Im Übrigen muss die Behörde bei der Verfolgung nicht angeben, wer die Anzeige erstattet hat. Angesichts der vorliegenden Situation hätte sie, wie gesagt, eigentlich schon längst selbst tätig werden müssen.

Gibt es denn keinen Pächter oder Fischereiverein der betroffen ist? Dann müsste doch der schon aus Eigeninteresse eine Anzeige machen.

Nur Mut (ist aus der Entfernung natürlich leicht gesagt) und Glück auf

Siegfried

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 02.12.2011, 20:35
von Frank.
Lieber Falk,

hast du dich denn schon mit dem Ilmtal-Fliegenfischer e.V. in Verbindung gesetzt, der sich ja wirklich sehr intensiv um eben diese Strecke kümmert?

Dein Frank

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 05.12.2011, 11:06
von Michael.
@ Hallo Frank,

ist nicht unsere Strecke (Bad Berka), sondern Weimar stromabwärts.

@ Hallo Falk,

da wir jahrelange "Kampferfahrungen" mit einer WKA am Münchner Wehr haben (und drei prall gefüllte Aktenordner mit Unterlagen dazu, auch Gerichtsakten...), biete ich Dir gerne meine Hilfe an. Du weißt ja, wo Du mich erreichen kannst.

Gruß
Michael

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 14.12.2011, 16:21
von Michael.
Hallo Falk,

habe gerade diesen aktuellen Link reinbekommen, der dürfte Dich sicher interessieren:

http://www.tlug-jena.de/de/tlug/umweltt ... irtschaft/

Modellhafte Erarbeitung einer Gesamtbewertung für die Herstellung der Durchgängigkeit am Beispiel der Ilm

Für die Herstellung der Durchgängigkeit an Querbauwerken und Wasserkraftanlagen wurden für Thüringen Mindeststandards zur Herstellung der Durchgängigkeit erarbeitet. Um die erforderlichen Maßnahmen zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes auch für die Fischfauna ableiten zu können, ist neben der Betrachtung der Einzelbauwerke zusätzlich eine Gesamtbetrachtung der jeweiligen Gewässer erforderlich. Dabei vorerst die für die Herstellung der Durchgängigkeit ausgewiesenen Schwerpunktgewässer betrachtet werden.
Für die Ilm wurde ein solches Konzept modellhaft erarbeitet. Es dient als Grundlage für die weitere Betrachtung der Thüringer Gewässer.

zur Ilm-Studie:
http://www.tlug-jena.de/de/tlug/umweltt ... lm_studie/



Quelle: Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, http://www.tlug-jena.de

***

Viele Grüße
Michael

Re: Niedrigwasser im Herbst

Verfasst: 15.12.2011, 23:49
von fw77
Hallo Michael,

vielen Dank für die Links. Wirklich interessant.

Müssen Mindestabflüsse immer erreicht werden oder ist eine Mittelwertbildung über einen Zeitraum, z. B. 24 Stunden möglich?

Ich bin auf meiner Suche bisher nur auf folgendes Dokument gestoßen: http://www.tlug-jena.de/gwrpl/pdf_files ... Ilm_MB.pdf

Hier ist nicht mal ein Foto des Wehres bzw. der Mühle vorhanden, obwohl sonst jede Schwelle enthalten ist. Trotzdem ein gutes Beispiel zur Darlegung der schlechten bzw. nicht vorhandenen Durchgängigkeit unserer Flüsse. :cry:

Wir hören uns. :D

MfG
Falk