Fliegenfischer - Forum

Hallo zusammen,

da ich mir nicht ganz sicher bin, wo ich dieses Thema eröffnen soll, stelle ich es einfach mal in den Allgemein Bereich.

Nun zum Thema:

An einem Gewässer gehen die Fänge seit Jahren zurück, es ist mittlerweile eine Rarität eine Forelle mit über 30cm zu erwischen. Das hat zu einer Diskussion mit dem Gewässerinhaber geführt, wo man anscheinend zu dem Ergebnis kam, dass ab nächster Saison das Spinnfischen verboten wird. Also nur noch Fliegenfischen ist erlaubt. Man muss dazusagen, derzeit darf man nur mit Spinnköder fischen welche 8 cm aufweisen und als Spinnfischer darf nur vom Ufer aus gefischt werden. Auch das Schonmaß der Forellen soll auf irgendwas zwischen 35 und 40 cm angehoben werden. Das ganze soll dazu dienen die Bestände in diesem Fluss wieder aufzubauen. Wobei massiv Fischotter und Co an diesem Gewässer anzutreffen sind.
Was haltet ihr davon, ist solch eine Strategie sinnvoll oder eher nicht?

Obwohl ich begeisterter Fliegenfischer bin, vertrete ich die Meinung, dass man nicht das ganze Problem allein an den Spinnfischern festmachen darf. Ich denke eher, dass hier versucht wird für eine gescheiterte Besatzpolitik einen Schuldigen zu finden, vorallem da die Fliegenfischerlobby an diesem Gewässer sehr stark ist und anscheinend mache Fliegenfischer der Meinung sind ihre Sportart sei was besseres. Wäre es da nicht sehr viel klüger, eine vernünftige Bestandsausfnahme im Gewässer zu machen, und evtl. die Besatzpolitik zu ändern?

Ich danke euch schon für eure Beiträge.

Grüße
Thomas

Hallo Thomas,
um eine bescheuerte Werbung zu zitieren "Ohne meinen Allt... sag ich gar nichts". Das ist ein viel zu komplexes Thema, um das schon allgemein fundiert zu durchleuchten und ohne Kenntnisse der ganz genauen Umstände des Gewässers, den speziellen Fall schon gar nicht. So ist es z.B. einerseits zwar nicht wahrscheinlich, aber u.U. möglich, dass Blinkern dem Bestandsaufbau verändert. Andererseits greifst du auf jeden Fall zu kurz, wenn du Gewässerbewirtschaftung mit Besatz gleichsetzt. Dessen Funktion und Wirkung wird vielfach stark überschätzt und müsste auch im vorliegenden Fall zunächst mal genauer analysiert werden. Nur eines ist ziemlich sicher. Wenn es Koromorane gibt bei euch, dann haben sich alle weiteren Fragen zunächst einmal beantwortet. Die können dann verschoben werden bis das Problem gelöst ist und werden sich voraussichtlich dann als Marginalien erweisen.

Glück auf und light lines

Siegfried

Hallo Siegfried,

danke für deine Meinung, ich sehe das im Prinzip auch so, aber wie soll man das den Leuten näher bringen.
Mittlerweile habe ich mich im Rahmen einer Arbeit eingehend mit dem Fluss beschäftigt, die Ergebnisse will man aber gar ned hören. Es sind nur die Spinnfischer an der Miesere schuld. Was soll man da noch sagen?

Gruß
Thomas

Hallo Thomas,

kann der der Fischereiverband nicht mal eine Elektrobefischung duchführen? Die sind zumindest für so etwas ausgerüstet. Der Verein muss natürlich zustimmen und die Behörden wollen auch gefragt werden. Trotzdem ist das eine recht gute Grundlage, wenn es sich nicht um die Ilz handelt. Die wäre mir zum Elektrofischen etwas zu groß ...

Tight lines und viel Glück

Peter

Hallo Thomas,

wenn auch das Schonmaß heraufgesetzt wird, macht ihr ja nicht das ganze Problem allein an den Spinnfischern fest.
Und ich gebe Deinen Kollegen durchaus recht, wenn sie Fliegenfischen für etwas Besseres halten.
Spinnfischen = Drillinge + Widerhaken = gnadenlose Entnahme aller Grössen
Fliegenfischen = Einfachhaken - Widerhaken = bewusste selektive Entnahme
Die beschlossenen Maßnahmen werden dem Bestand auf keinen Fall schaden, einfach mal 5 Jahre testen.

Tl, Carsten

Hallo,

ich kann mich Siegfried nur anschließen. Sehr komplexes Thema. Weitere Faktoren wie Nährstofrückgang, bauliche Veränderungen können alle eine Rolle spielen. Zu dem Thema Komoran brauch ich ja auch nicht viel sagen. Wir kämpfen mit ähnlichen Problemen. Besatzfische sind kaum für einen nachhaltigen Bestand zu gebrauchen.
Wir haben aber zur Zeit zb auch ein Projekt an einem Gewässer laufen was sowieso nur für Fliegenfischer ist, das dort auch das Fischen mit Streamer verboten ist.
Damit möchten wir versuchen die ganz großen Bestandforellen 50+ zu schonen damit sie reichhaltig sich fortpflanzen können. Es ist halt ein Versuch mit einiger Hoffnung. Besatz habe ich mit Absicht runterfahren lassen. Ich habe Gespräche mit Experten gehalten die mit das auch empfohlen haben weil unser Gewässer gesund sein soll um sich selber ausreichend zu reproduzieren und Besatzfische ehr für Unruhe im Wasser führen und Nahrung bzw Biomasse wegnehmen. Elektroabfischung müssen wir auch noch durchführen. Noch schlimmer ist die Situation was Äschen anbetrifft.

VG
Patrick

Hallo,

ich möchte den Ansatz / die Ausführungen von Siegfried noch um den von Dir im Eingangspost bereits erwähnten Fischotter ergänzen, welcher in einem "geschwächten Gewässer" - also ein Gewässer mit hohem Befischungsdruck und praktizierter "anglerfreundlicher Besatzpolitik" - schon recht stark, im sich natürlich reproduzierenden Stamm, aufräumen kann. Das ist ein wahrer Feinschmecker.

Weiterhin wären Punkte wie veränderte Wasserqualität sowie ggf. Querverbauungen und damit verbundene Fließgeschwindigkeitsminderungen abzuklären.
Allein den Spinnfischer als Argument zu verwenden führt nicht zum Ziel, wobei man auch einen Blinker/Wobbler/Spinner mit Einzelhaken versehen kann und dies, ohne große Probleme per Verordnung auch argumentativ dem geneigten Spinnangler verständlich machen kann.

Abendgruß
René

Moin

Ich muß da mal einhaken.

FlySlave hat geschrieben: Spinnfischen = Drillinge + Widerhaken = gnadenlose Entnahme aller Grössen
Fliegenfischen = Einfachhaken - Widerhaken = bewusste selektive Entnahme

Gegenrechnung:
Spinnfischen = Einzelhaken - Widerhaken + Schonkescher oder (Naß-) Handlandung + nicht jeden maßigen Fisch abschlagen + Untermaßige schonend nzurücksetzen = ?
Fliegenfischen = Tube mit Drilling + Widerhaken + jeden maßigen Fisch abschlagen + jedem Untermaßigen mit trockenen Händen ne Viertelstunde den Drilling wieder rausfummeln = ?

So einfach lässt sich das nicht an der Angeltechnik festmachen, eher schon an der Einstellung des Anglers.
Wenn man sich mühe gibt, kann man auch nur mit Trockenfliege einem Gewässer den Garaus machen.

FlySlave hat geschrieben:Und ich gebe Deinen Kollegen durchaus recht, wenn sie Fliegenfischen für etwas Besseres halten.

Warum?

Gruß, Eckat

Hallo zusammen danke für eure rege Beteiligung. Bei dem Gewässer handelt es sich um die Ilz, also Elektroabfischen wird nicht so einfach. Das macht aber nichts. Querbauten sind in diesem Abschnitt gar keine drin, sprich der Fluss kann ungehindert fließen.

Bei der Nahrung sieht es auch sehr gut aus, Insekten sind eine Menge drin auch Steinfliegenlarven und Jungfische (Weißfische).

Wenn man den Fluss so betrachtet ist es eigentlich ein naturbelassener Fluss.

Nichts desto trotz man sollte das Gesamtsystem im Auge haben und eben nicht nur eine Art des Fischens verbieten. Ich muss zugeben, dass ich auch ganz gerne mal mit der Spinnrute am Wasser bin, wie gesagt man muss ja nicht jeden Fisch entnehmen.


mfg
Thomas