Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Obi
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Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so?

Beitrag von Obi »

Hallo zusammen,

ich habe mir angewöhnt, konsequent ohne Widerhaken zu Fischen. Fir die Fische ist es sicher besser - zumal ich bei meinen Fängen nur selten die Löseschere einsetzen muss. Meistens finden sich die Haken nämlich schon im Kescher, und nicht mehr im Fischmaul........ Ausserdem finde ch es praktisch, wenn ich mal einen zu kleinen Fisch am Haken habe. Eine Landung ist dann oft gar nicht nötig - es reich dann schon aus, einfach die Leine Locker zu lassen. Der Fisch windet sich dann von selbst los.

Wie gesagt - für den Fisch sicher besser, zumal ich auch noch einen Schonkescher verwende. Andererseits fürt das schön des Öfteren zu intensiven Frustrationserlebnissen. Um das mal in Relation zu setzen:

Im Juni, an der Argen, hab ich geschätzt die Hälfte der gehakten Fische nach kurzem Drill wieder verloren. Ich habe stets drauf geachtet, die Leine auf Zug zu halten, und trotzdem ist es etlichen Fischen gelungen sich loszuwinden. Das war sicher auch der starken Ströhmung nach einem zweitägigen Hochwasser geschuldet. Es hat aber in der Situation gegipfelt, dass ich innerhalb von wenigen Stunden zwei mal ein- und dieselbe Forelle haken konnte und trotz strammer Leine in der starken Stöhmung wieder verloren habe. Der Fisch wand sich zwei mal so geschickt vom Haken, dass mir das Vorfach regelrecht entgegengeschnalzt ist und sich ordentlich vertüddelte.......

Und erst vor zwei Wochen noch mal ein ähnliches Erlebnis mit relativ kleinen, hungrigen Regenbogenforellen in einem Wiesenbach: Ich konnte 13 Fische haken, aber nur 8 Fische landen.

Ich wollte mal von Euch wissen: Deckt sich das ungefähr mit Euren Erfahrungen, was die Verluste anbelangt? Was macht Ihr (außer Widerhaken dranlassen, gell :mrgreen: ) um die Verluste zu minimieren?


Beste Grüße,

der Obi
Bernd Ziesche

Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 10:43, insgesamt 1-mal geändert.
Winston Lover
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Winston Lover »

Hallo Obi,

ich kann das bestätigen, allerdings nur in schnellem Wasser. Ich habe an der Vils das gleiche wie du erlebt, aber die Fische fingen sofort an zu springen. Ich muss sagen ich habe mit der Nymphe gefischt, es kann also auch sein, das ich die Fische einfach nicht optimal gehakt habe.. Aber die Verluste häuften sich.

Gruß,
Vincent
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Frank.
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Frank. »

Lieber Obi,

ich kann mich in jeder Hinsicht Bernd anschließen und habe überhaupt nicht den Eindruck, dass ich durch das Fehlen von Widerhaken wesentlich mehr Fische verliere.
Aber auch andere Erfahrungen würden mich nicht dazu bewegen, die getroffene Entscheidung gegen Widerhaken zu revidieren - für mich ist das in jeder Hinsicht die bessere Methode.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
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Achim Stahl
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

auch ich schließe mich da Bernd an.

Meiner Erfahrung nach verliert man Fische, wenn der Haken nicht richtig sitzt. Das hat nur wenig mit dem Widerhaken zu tun. Es ist bei Fischen mit sehr hartem Maul eher so, dass ein widerhakenloser Haken besser eindringt und mehr gelandete Fische liefert.

Beim Hornhechtfischen an der Küste ist das ganz deutlich spürbar.


Viele Grüße!


Achim
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Obi »

Hallo zusammen!

Das mit dem schnellen Wasser ist noch ein wichtiger Punkt. Hatte ich zwar im ersten Post schon angedeutet - es ist aber richtig dass mir das vor allem in schnellem Wasser passiert. Wenn mir im gemächlichen Wasser mal ein Fisch "auskommt", dann ist das stets auf mangelnde Konzentration zurückzuführen. Da stell' ich mir dann auch nicht die Frage wie das passieren konnte.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen dass ich erst die 2. Saison fische. Mir fehlt es also noch an Erfahrung, was die "gute Strategie beim Hakensetzen" und das "optimale Anbieten" anbelangt. :roll: Ich arbeite 'dran .........

Aber speziell was den Fall mit dem zwei mal gehakten Fisch anbelangt hab ich wirklich keine Idee, was ich hätte besser machen können:

Schöne Präsentation hinbekommen, saubere Drift genau über das Sichtfenster der Forelle, der Take kam mit Nachdruck, Timing beim Anhieb passte auch gut. Ich hatte gleich ordentlich Zug auf der Leine. Der Fisch fing an zu springen und sich selbst in die starke Stömung zu manövrieren. Obwohl ich die Spannung der Leine aufrechterhalten konnte, kam mir nach geschätzt 5 Sekunden die Fliege entgegengeschnalzt ............ :? Speziell beim zweiten Mal dachte ich, ich krieg' 'n VOGEL!

BTW: Wie drillt Ihr eigentlich - Leine mit der Rolle einkurbeln oder Leine "von Hand auf den Boden" einstrippen? Ich praktiziere immer Letzteres - für's Einkurbeln bin ich stets zu aufgeregt :wink:


Beste Grüße,

der Obi
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Frank.
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Frank. »

Lieber Obi,

auch ich drille stets "von Hand" - zum Kurbeln wäre meist auch viel zu viel Schnur außerhalb der Rolle, außerdem geht es manuell auch einfach gefühlvoller. Dass springende Fische sich abschütteln, kann natürlich passieren, und ich glaube nicht, dass solche Fälle beim Fischen mit Widerhaken dramatisch seltener sind. Früher, als ich noch kein Konvertit war, ist mir das ja auch passiert.

Vielleicht ein wichtiger Tipp, gerade beim Drillen im schnellem Wasser: Halte die Rute so schnell als möglich ganz hoch! Ich drille oft buchstäblich mit der Rolle über dem Kopf. Dann ist sehr viel weniger Schnur im Wasser; es fällt leichter, auch beim Sprung den Kontakt zum Fisch zu halten, und er lässt sich auch leichter seitlich aus dem Schnellwasser herausführen. Zum dritten kannst du dann deutlich mehr Zug ausübern, als wenn viel Schnur im Wasser ist. Überleg mal, wie viel Druck ganz ohne Fisch auf der Schnur lastet, wenn 12 Meter davon im Schnellwasser herumtoben ...

Dein Frank
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von webwood »

Hallo Obi,

zum Einen schließe ich mich meinen Vorrednern an, insbesondere was Frank schrieb. Auch ich bin an eine relativ schnellen Gewässer unterwegs und versuche so schnell als möglich die Schnurmenge im Wasser zu minimieren.
Zum Anderen habe ich beobachtet, eine Forelle springt umsomehr, je weiter außen der Haken im Maul sitzt, bei einem tieferen Biss sucht der Fisch eher sein Heil im abtauchen. Ich denke die Aussteiger wären auch mit Widerhaken warscheinlich abgekommen.

TL
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Obi,

ich drille, wie Frank, überwiegend mit der Hand. Des Gefühls wegen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn Fische (insbesondere Rebos) während des Drills springen, man zu viel Druck ausübt. In einem solchen Fall nehme ich etwas Druck raus, aber halte die Leine trotzdem auf Zug. Dann hört das Springen auf und sie können sich im Wasser austoben, was viel sicherer ist. Wenn Sie im Wasser ist, kannst Du den Druck wieder erhöhen. Fängt sie wieder an zu springen, weißt Du, dass es zuviel war. So bekommst Du schnell ein Gespür dafür.
Springende Fische am Band sind immer ein Risiko.

Gruß
Harald
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Hawk »

Was mir auffällt das man insbesonders bei agilen Regenbognern deutlich mehr Aussteiger hat wenn man Nymphen oder Streamer mit schweren Tungstenköpfen benutzt.
denke mal die lassen sich durch das Gewicht besser abschütteln.
Gruß
Sven
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webwood
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von webwood »

Hallo Sven,

ich glaube nicht, das Tungstenköpfe das Abschütteln erleichtern es sei denn, die Schnur steht nicht permanent auf Zug.

TL

Thomas
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Magallan

Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Magallan »

Hallo

Dieses Thema ist komplexer als die bisher kurzen Antworten /Erfahrungen glauben machen und nicht mit ja oder nein abzuschließen. Ich behaupte mal, das man mehr Fische ohne Widerhaken verliert in Anbetracht aller Situationen und entsprechender ( fehlender) Erfahrung. Sicher sind wir uns alle einig niemals den Kontakt zu einem gehakten Fisch zu verlieren, was natürlich je nach geangelter Specie ein anderes Kapitel ist...
Ein ganz entschiedener Faktor bzw. Unterschied machen Fliegenmuster gebunden auf langschenkeligen Haken, die sich aufgrund auftretender Hebelkräfte beim Drill ohne Widerhaken leichter lösen. Da ist auch ein „Gut sitzender Haken“ ohne Widerhaken kein Garant, eher schon ein „Normhaken“

Das Argument das ein Haken ohne Angstbart bei Fischen mit extremer Kieferbeschaffenheit leichter Eintritt vertrete auch ich noch, wenn es auch eine gewisse Entwicklung im „ Hakendesign“ existiert die durchaus einen Widerhaken bestückten Haken mit entsprechender „strike“ Technik eindringen lassen. Aber das ist eher eine Frage der Hakengrösse und des Designs und ist auch wie das Circle hook Thema, hier offtopic

Mein Fazit: Der Erfahrene Flugangler wird mit Widerhakenlosen Mustern weniger Fisch verlieren als der Anfänger.

Pauschal ist dieses Thema wieder nicht abzuhandeln, da sollte man schon auf den jeweiligen Zielfisch eingehen.

Gruss Heiko
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henkiboy
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von henkiboy »

Hallo zusammen,
ich habe das noch nie so differenziert betrachtet. Ich kann mir aber schon vorstellen das der Widerhaken seinen Sinn hat und eher zum gelungenen Fang beitragen kann, wie es ein Haken ohne Angstbart tut........allerdings:
1.) Ist oftmals ein Angelhaken mit Widerhaken am Gewässer einfach nicht erlaubt und
2.) Ist mir ein ausgeschlitzter Fisch lieber, wie einer der letztendlich mit meiner Fliege davonschwimmt - der erstgenannte dürfte zumindest kaum gesundheitliche Probleme durch Altmetall bekommen!
Die Frage, die sich mir daher zunächst einmal stellt, ist folgende: Sollte ich verbittert oder sauer sein, weil ich den Fisch des Lebens durch die widerhakenlose Fischerei verloren habe, oder sollte ich nicht doch eher erfreut sein, weil ich dem Fisch ein künftiges Leben (auch weiterhin ohne Piercing) ermöglicht habe?

Gruss
(ein fast immer widerhakenloser)
Detlef
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen !
Albert Schweitzer
Magallan

Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von Magallan »

Hallo

Vielleicht gelingt es ja diesen thread in seiner Ursprünglichen Form weiterzuführen, Siehe Thema. Und nicht in Offtopic Philosophien.

Gruss Heiko
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dreampike
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Re: Widerhakenlos Fischen - wie viele Fische verliert Ihr so

Beitrag von dreampike »

Hallo Zusammen,

beim Nymphenfischen mit der "Dicken Berta" (= eine 8er-Tungstenbombe) oder mit einem auf Jighaken gebundenen Wooly Bugger habe ich ohne Widerhaken deutlich mehr Aussteiger als mit, insbesondere bei großen Forellen > 50cm. Bei normal gewichtigen Streamern und Nymphen sind es weniger, mit Trockenfliegen verliere so gut wie gar keine Fische. Es scheint also durchaus etwas mit dem Gewicht der Fliege zu tun zu haben, jedenfalls fliegen beschwerte Fliegen ohne Widerhaken leichter raus als unbeschwerte. Wenn ich dringend einen (tiefstehenden) Fisch brauche, habe ich einige Jig-Muster mit Widerhaken im "Giftfach" in meiner Fliegenweste, damit kommt mir kaum einer aus...
Wolfgang aus Ismaning
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