Gedanken zwischen den Jahren
Verfasst: 27.12.2012, 23:01
Ich weiß nicht recht zu sagen woran es liegen mag, das ich in dieser Zeit „zwischen den Jahren“ weniger auf das kommende Jahr, als auf das Vergangene hinsehe.
Das derlei nicht „trendy“ ist und nicht zum Geist der Zeit passt, ist mir wohl bewusst. Vielleicht nicht der Geist der Zeit, als vielmehr die gefühlte Geschwindigkeit der Zeit, ist da mal ganz modern, nämlich schnell und schneller folgen und verschwinden die Jahre. Eben noch war es Frühling, war ich das Erstemal wieder am Wasser nun ist in ein par Tagen wieder ein Jahr vorbei...
Hinterherdenken, was sich alles in diesem Jahr getan hat...
Wenn man von den Tagen am Wasser ausgeht, dann war es eine sehr kurze, wirklich auf wenige Tage beschränkte Saison. Das Wetter hat nicht recht mitspielen wollen. Fast immer wenn es mal nicht in Strömen geregnet hat, war Arbeit zu tun (vom Fischen allein lebts sich nicht so gut) oder Anderes hielt mich vom Wasser fern. Die Sommerzeit im Norden war dieses Jahr vor allem vom Terror bestimmt. Als ich im Sommer in Norge war, fand gerade das Massaker auf Utøya statt und wenn es unsere Familie auch nicht direkt betraf, so ist doch Allen die Lust auf Vergnügen vergangen und man saß still und fast wie paralysiert am Wasser. Versuchte zu begreifen was doch nicht begreifbar ist. Gerade für dieses alles andere, als raue Völkchen dort oben, das den Konsens über alles schätzt, war unfassbar was da über sie hereingebrochen war. Im Herbst hatten dann familiäre Dinge den Vorrang und so blieb es bei einem kurzen Anstandsbesuch am Austrevaten und am Karmsund

Dafür brachte der Mai einen ganz persönlichen Höhepunkt. Zum Erstenmal seit 74 Jahren war die ganze Familie zusammen in einem Raum bei einem Fest versammelt, das keiner von uns je wieder vergessen wird. Eine herrliche Ironie sorgte dafür, daß mir bald danach bedeutet wurde, das in meiner Sanduhr des Lebens der größte Teil das Sandes nach unten durchgerieselt sei und es wenig Sinn habe Termine für 2015/16 abzumachen.
Heiteres hatte dieses Jahr auch zu bieten. Allem voran das besondere Glück meines ehemaligen Chefs, die Wäscheleine in den Propeller des eigenen Motorboots zu bringen, und nicht nur Schnur und Stöckchen zu häckseln sondern dabei auch noch einen ungewollten Kopfsprung in den Fjord zu machen. Wir lachen noch heute zusammen darüber. Oder meinen Ausrutscher mit den Watstiefeln im Fluss. Da hab ich die Zuschauer zum Lachen gebracht mit meinem Bemühen wieder hoch zu kommen...
Auch Lächerliches war in der Jahresmischung – nicht zuletzt der ausgefallene Weltuntergang.
Hier im Ländle war ich ein par mal mit dem Stöckchen unterwegs. Oben in den Seen des Rätikon und der Silvretta – von manchen verteufelt und missachtet, von mir heiß geliebt. Zwei echte Höhepunkte waren da dabei. Zum Einen jener, das der Schwiegersohn zum Erstenmal mit mir fischen gehen wollte und ging. So wies aussieht, gibt der Kerl einen prima F.fischer ab und zum Anderen der Fang einer (geschätzt – da nicht aus dem Wasser entnommen) 60cm Bachforelle. Die großen Fische sind da oben in den Seen alt und erfahren und weiß der Himmel nicht leicht an die Nymphe zu bekommen...
Gefangene Fische dieses Jahr: vermutlich um die 20. Entnommene Fische: 2 (aber lasst das nicht die hochlöbliche Fischereiaufsicht wissen - „jeder angelandete Fisch ist zu entnehmen.....“ Wie sagten schon die alten Römer: „Legal, illegal, sch...egal“ Es waren gute, spannende Tage da oben in den Bergen – aber das ist eine eigene Geschichte.. Vielleicht ein anderes mal...
Kurz vor Weihnachten entgingen die Kinder mit viel Glück einer Katastrophe und auch sonst war mir das Glück in diesem Jahr in mancher Weise zugetan. Takk og pris!
Nimmt man all das Drumherum mit in die Jahresrechnung hinein, dann war es ein gutes Jahr. Ich durfte etliche neue Freunde finden. Lacht nicht! In meinem Alter sterben die ersten Freunde weg und man findet nicht mehr so leicht jemanden mit der gleichen Wellenlänge. Das waren die wohl bittersten Tropfen in der Jahresmischung. An offenen Gräber stehen und für lange Zeit von lieben Menschen Abschied nehmen zu müssen.
Bei Heine (?) steht irgendwo: „Herr gib mir ein Liebes und ein Leides. Am besten aber beides, denn in der Mitte von den Beiden, liegt holdestes Bescheiden“
Was kann die Conclusio aus all dem sein...? Gleichviel, wieviel Erfahrungen ich gemacht habe, für wie abgebrüht ich mich halte, das Leben und/oder die Götter stecken mich – wie jeden Menschen, immer wieder in Situationen wo der Mund vor Staunen offenbleibt, ich begreife welch kleines Licht ich bin. Dann empfinde ich Demut und Geborgenheit – fühle mich als Kleines aufgehoben im Großen. In den Sternstunden am Wasser, im Wald oder sonst wo, in denen ich erfasse, welch großes Glück ich habe, meine Leidenschaften ausleben zu dürfen, ein Teil der Natur zu sein, Freunde und Familie zu haben, überkommt mich eine große Dankbarkeit und ich frage mich manchmal: womit hab ich das verdient... Ich frage ich mich dann auch, zolle ich den Wesen den nötigen Respekt? Respektiere ich meinen Mitmensch, meine Beute am Wasser und im Wald, die Natur an sich? Manchmal „im Eifer des Gefechtes“ ist es zu leicht, im Fisch, im Wild das ich zur Strecke bringen will, kein fühlendes Wesen, sondern ein Objekt zu sehen. Oder den Menschen, der ausdauernd seinen (für mich) Blödsinn vertritt, hinter einem Feindbild verschwinden zu lassen. Ich bin mir dessen sehr bewusst und entschuldige mich dafür.
Wenn ich denn drei Dinge mit ins nächste Jahr hinübernehmen darf sind das Demut, Dankbarkeit und Respekt. Das sind auch die drei „Dinge“ die ich Euch für das kommende Jahr wünsche
Euer Elchvieh
Das derlei nicht „trendy“ ist und nicht zum Geist der Zeit passt, ist mir wohl bewusst. Vielleicht nicht der Geist der Zeit, als vielmehr die gefühlte Geschwindigkeit der Zeit, ist da mal ganz modern, nämlich schnell und schneller folgen und verschwinden die Jahre. Eben noch war es Frühling, war ich das Erstemal wieder am Wasser nun ist in ein par Tagen wieder ein Jahr vorbei...
Hinterherdenken, was sich alles in diesem Jahr getan hat...
Wenn man von den Tagen am Wasser ausgeht, dann war es eine sehr kurze, wirklich auf wenige Tage beschränkte Saison. Das Wetter hat nicht recht mitspielen wollen. Fast immer wenn es mal nicht in Strömen geregnet hat, war Arbeit zu tun (vom Fischen allein lebts sich nicht so gut) oder Anderes hielt mich vom Wasser fern. Die Sommerzeit im Norden war dieses Jahr vor allem vom Terror bestimmt. Als ich im Sommer in Norge war, fand gerade das Massaker auf Utøya statt und wenn es unsere Familie auch nicht direkt betraf, so ist doch Allen die Lust auf Vergnügen vergangen und man saß still und fast wie paralysiert am Wasser. Versuchte zu begreifen was doch nicht begreifbar ist. Gerade für dieses alles andere, als raue Völkchen dort oben, das den Konsens über alles schätzt, war unfassbar was da über sie hereingebrochen war. Im Herbst hatten dann familiäre Dinge den Vorrang und so blieb es bei einem kurzen Anstandsbesuch am Austrevaten und am Karmsund

Dafür brachte der Mai einen ganz persönlichen Höhepunkt. Zum Erstenmal seit 74 Jahren war die ganze Familie zusammen in einem Raum bei einem Fest versammelt, das keiner von uns je wieder vergessen wird. Eine herrliche Ironie sorgte dafür, daß mir bald danach bedeutet wurde, das in meiner Sanduhr des Lebens der größte Teil das Sandes nach unten durchgerieselt sei und es wenig Sinn habe Termine für 2015/16 abzumachen.
Heiteres hatte dieses Jahr auch zu bieten. Allem voran das besondere Glück meines ehemaligen Chefs, die Wäscheleine in den Propeller des eigenen Motorboots zu bringen, und nicht nur Schnur und Stöckchen zu häckseln sondern dabei auch noch einen ungewollten Kopfsprung in den Fjord zu machen. Wir lachen noch heute zusammen darüber. Oder meinen Ausrutscher mit den Watstiefeln im Fluss. Da hab ich die Zuschauer zum Lachen gebracht mit meinem Bemühen wieder hoch zu kommen...
Auch Lächerliches war in der Jahresmischung – nicht zuletzt der ausgefallene Weltuntergang.
Hier im Ländle war ich ein par mal mit dem Stöckchen unterwegs. Oben in den Seen des Rätikon und der Silvretta – von manchen verteufelt und missachtet, von mir heiß geliebt. Zwei echte Höhepunkte waren da dabei. Zum Einen jener, das der Schwiegersohn zum Erstenmal mit mir fischen gehen wollte und ging. So wies aussieht, gibt der Kerl einen prima F.fischer ab und zum Anderen der Fang einer (geschätzt – da nicht aus dem Wasser entnommen) 60cm Bachforelle. Die großen Fische sind da oben in den Seen alt und erfahren und weiß der Himmel nicht leicht an die Nymphe zu bekommen...
Gefangene Fische dieses Jahr: vermutlich um die 20. Entnommene Fische: 2 (aber lasst das nicht die hochlöbliche Fischereiaufsicht wissen - „jeder angelandete Fisch ist zu entnehmen.....“ Wie sagten schon die alten Römer: „Legal, illegal, sch...egal“ Es waren gute, spannende Tage da oben in den Bergen – aber das ist eine eigene Geschichte.. Vielleicht ein anderes mal...
Kurz vor Weihnachten entgingen die Kinder mit viel Glück einer Katastrophe und auch sonst war mir das Glück in diesem Jahr in mancher Weise zugetan. Takk og pris!
Nimmt man all das Drumherum mit in die Jahresrechnung hinein, dann war es ein gutes Jahr. Ich durfte etliche neue Freunde finden. Lacht nicht! In meinem Alter sterben die ersten Freunde weg und man findet nicht mehr so leicht jemanden mit der gleichen Wellenlänge. Das waren die wohl bittersten Tropfen in der Jahresmischung. An offenen Gräber stehen und für lange Zeit von lieben Menschen Abschied nehmen zu müssen.
Bei Heine (?) steht irgendwo: „Herr gib mir ein Liebes und ein Leides. Am besten aber beides, denn in der Mitte von den Beiden, liegt holdestes Bescheiden“
Was kann die Conclusio aus all dem sein...? Gleichviel, wieviel Erfahrungen ich gemacht habe, für wie abgebrüht ich mich halte, das Leben und/oder die Götter stecken mich – wie jeden Menschen, immer wieder in Situationen wo der Mund vor Staunen offenbleibt, ich begreife welch kleines Licht ich bin. Dann empfinde ich Demut und Geborgenheit – fühle mich als Kleines aufgehoben im Großen. In den Sternstunden am Wasser, im Wald oder sonst wo, in denen ich erfasse, welch großes Glück ich habe, meine Leidenschaften ausleben zu dürfen, ein Teil der Natur zu sein, Freunde und Familie zu haben, überkommt mich eine große Dankbarkeit und ich frage mich manchmal: womit hab ich das verdient... Ich frage ich mich dann auch, zolle ich den Wesen den nötigen Respekt? Respektiere ich meinen Mitmensch, meine Beute am Wasser und im Wald, die Natur an sich? Manchmal „im Eifer des Gefechtes“ ist es zu leicht, im Fisch, im Wild das ich zur Strecke bringen will, kein fühlendes Wesen, sondern ein Objekt zu sehen. Oder den Menschen, der ausdauernd seinen (für mich) Blödsinn vertritt, hinter einem Feindbild verschwinden zu lassen. Ich bin mir dessen sehr bewusst und entschuldige mich dafür.
Wenn ich denn drei Dinge mit ins nächste Jahr hinübernehmen darf sind das Demut, Dankbarkeit und Respekt. Das sind auch die drei „Dinge“ die ich Euch für das kommende Jahr wünsche
Euer Elchvieh