Brassen mit der Fliege

[andiamo]

Am letzten Wochenende war ich an meinem Hausgewässer, der Vechte bei Schüttorf. Ein typischer norddeutscher Niederungsfluss, an dieser Stelle vielleicht 10m breit und bis zu einem Meter tief. Fliegenfischtechnisch eigentlich eher langweilig. Weissfisch und Döbel sind die Zielfische über das Jahr. Diesmal barg der Fluss jedoch eine schöne Überraschung.
Direkt stromauf hinter einer kurzen Rausche standen zwischen den Krautfahnen in kräftiger Strömung große Brassen ( bis zu 60cm !), die stetig weiter stromauf ihrem Laichgeschäft entgegenzogen und durch Neuankömmlinge ersetzt wurden, die mit lautem Platschen die Rausche überwunden hatten.
Kurzerhand meine 5er/8ft Winston Passport mit einer 5er WF Schwimmschnur und einem kurzen 18er Monofil ( 1 Meter) aufgeriggt und eine 16er Pheasant Tail Nymphe angebunden. Aus 5m Entfernung ließen sich die großen Brassen auf Sicht anwerfen und zeigten sich sehr beissfreudig. Die Bisse konnte ich im klaren Wasser direkt beobachten, wobei die Fische direkt und mit Aggressivität auf die antreibende Nymphe losgingen. Jeder Anhieb wurde mit einer heftigen Flucht quer zur Strömung beantwortet und die - vielleicht etwas zu leicht gewählte - Rute bog sich beängstigend. Auch die Bremse der Rolle wurde reichlich beansprucht. Von langweiligem Drill - wie immer wieder für Brassen behauptet - keine Spur. Trotz der heftigen Attacken auf die Nymphe hatten alle Fische, die ich landen konnte nur ganz vorne im Maul gehakt, was mich sehr überraschte und wofür ich nicht wirklich eine Erklärung habe. Folgerichtig habe ich sicher genau so viele Fische verloren, wie ich gelandet und wieder eingesetzt habe.
Alle Fische waren von prächtiger goldbrauner Farbe und mit Laichausschlag übersät.
Insgesamt ein schöner Vormittag mit spannender Fischerei auf Sicht und heftigen Drills, die einem Tag an einem reinen Salmonidengewässer nicht nachsteht.
Mein Tipp: wenn man nicht an einen Forellenfluss kommt, sind Brassen manchmal eine gute Alternative !

[Frank.]

Lieber Uwe,

ich kann mir gut vorstellen, dass das ein spaßiger Angeltag war. Aber ohne dass ich dir jetzt den Spaß verderben will - sondern nur als kleine Anregung: Sollte man die Fische nicht besser in Ruhe lassen, wenn sie dem Laichgeschäft nachgehen? Guck mal - die Fische haben eben viel Kraft dabei verpulvert, die von dir erwähnte Rausche zu überwinden und wollen wohl dringend ein paar Kalorien nachlegen - zumal sie in der kräftigen Strömung stehen und noch ein Stück Wegs vor sich haben – und beißen deshalb auch sehr heftig. Dann werden sie aber gedrillt. Aus Warte der Fische kann das eigentlich nicht sonderlich wünschenswert sein …

Dein Frank

[Robin/Johannisbach]

Hallo,
ich habe vor ein paar Wochen in der Leine ebenfalls einen 55er Brassen an der dreier Rute gehabt.. Das wahr auch aus Versehen, weil ich eigentlich kleinere Weißfische fangen wollte.
Ich muss sagen: da geht die Post ab. Ich kann nur jedem der in der Nähe eines Gewässers mit Brassenbestand wohnt empfehlen, es einmal gezielt auf diese Fische zu versuchen.
Zu dem Fang kurz vor der Laichzeit:
Fangen wir Lachse nicht auch gezielt während des Laichaufstieges? Können wir gewährleisten, dass der von uns zurückgesetzte Lachs noch genug Kraft hat, die nächste Rausche zu überwinden?
Oder kurz: Ich finde das Angeln auf Fische VOR dem Laichgeschäft ok.

Gruß,
Robin

[dreampike]

Lieber Frank,

wie stehst Du dann zum Fliegenfischen auf Lachse und Meerforellen in den Flüssen? Deiner Anregung zufolge müsstest Du das ebenso ablehnen wie ich. Ich finde es jedenfalls nicht fair, Fischen auf ihrer Laichwanderung Fliegen so lange vor der Nase herumtanzen zu lassen, bis sie genervt anbeissen. Bei den Brachsen (Brassen) wäre ich aber wahrscheinlich auch schwach geworden, weil zumindest die hier in der Isar bisher meine Überzeugungsversuche beharrlich ablehnten...
Wolfgang aus Ismaning

[Fliegenbinder]

Aus diesem Grunde werde ich einen Teufel tun und hier schreiben wo, wie, wann und unter welchen Bedingungen ich welchen Fisch gefangen habe.

Hier sind nämlich einige päpstlicher als der Papst.

Du darfst heute diesen Brassen nicht fangen, der hat heute Migräne,

du darfst diesen Lachs heute nicht fangen, der macht gerade Diät und ist geschwächt,

du darfst diese Äsche heute nicht fangen, die hat heute ihre Tage,..........

Waren diese Fische am Fangtag geschont? Nicht? dann sehe ich keinen Grund um nicht darauf zu fischen!

@andiamo,

lass Dir Deinen tollen Angeltag nicht vermiesen, ich gönne Dir Dein Erlebniss

Petri Heil
Torsten

[Bernd Ziesche]

.

[Bernd Ziesche]

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[Maggov]

Hallo Leute,

ich bin bei Frank - auch wenn es mir bei Brassen schwer fällt - denn es ist eine einfache Rechnung:

Wenn ich auf Fische fische die gerade dabei sind ihre Art zu erhalten dann ist das definitiv nicht zu Gunsten deren Arterhaltung. Wenn ich also in Zukunft weiterhin auf diese Fische fischen will ist jeder andere Zeitpunkt aus Sicht des Fischer (!) cleverer da ich nicht an dem Ast säge auf dem ich sitze.

Dazu bedarf es m.M. nach weder gesetzliche noch vereinsinterne Bestimmungen, dazu reicht m.M. nach der gesunde Menschenverstand aus...

@andiamo: Ich gönne Dir den Angeltag von Herzen und denke der Brassenbestand wird es überlebt haben. Ich kann mir auch gut vorstellen dass es ein echt schöner Tag war. Das was Frank anspricht ist für mich eher die Frage wann man "genug hat" angesichts des oben genannten Aspektes.

LG

Markus

[HansAnona]

Hi,

ich gebe euch mal zu bedenken, dass ein laichender Fisch zehntausende wenn nicht hunderttausende Eier ablegt. Nicht die Anzahl der ablaichenden Fische sondern die Qualität der Laichmöglichkeiten sind deshalb entscheidend für den Fischbestand in den Flüssen.

Liebe Grüße,

Alf

[Fliegenbinder]

Hallo Leute,

ich bin bei Frank - auch wenn es mir bei Brassen schwer fällt - denn es ist eine einfache Rechnung:

Wenn ich auf Fische fische die gerade dabei sind ihre Art zu erhalten dann ist das definitiv nicht zu Gunsten deren Arterhaltung. Wenn ich also in Zukunft weiterhin auf diese Fische fischen will ist jeder andere Zeitpunkt aus Sicht des Fischer (!) cleverer da ich nicht an dem Ast säge auf dem ich sitze.

Dazu bedarf es m.M. nach weder gesetzliche noch vereinsinterne Bestimmungen, dazu reicht m.M. nach der gesunde Menschenverstand aus...

@andiamo: Ich gönne Dir den Angeltag von Herzen und denke der Brassenbestand wird es überlebt haben. Ich kann mir auch gut vorstellen dass es ein echt schöner Tag war. Das was Frank anspricht ist für mich eher die Frage wann man "genug hat" angesichts des oben genannten Aspektes.

LG

Markus

Hallo Markus,

Deine Meinung in allen Ehren, aber der Vergleich hinkt leider etwas.

Denn nach dem laichen ist vor dem laichen. Ob ich jetzt einen Fisch vor, wähend oder nach dem Laichgeschäft beangle, kommt im endeffect auf das gleiche heraus. Wenn du so argumentierst, dürftest du keinen Fisch mehr beangeln, egal wann.

Die Brassen waren nicht geschont, also sehe ich keinen Grund sie nicht zu beangeln. Zumal sie ja allesamt releast wurden.

Das ist aber nur meine bescheidene Meinung. Andere werden andere haben. Und das ist auch gut so.

TL
Torsten

[Werbe]

Hallo Bernd,

Unter welchen Umständen ist denn der Fang eines Fisches aus dessen Warte wünschenswert?

danke, dass Du so treffend auf den derzeit um sich greifenden Perspektivenwechsel aufmerksam machst.

Gruß
Werner

[Maggov]

Hi Torsten,

das sehe ich etwas differenzierter. Wenn ich den (Laich-)Fisch nach dem Laichen befische, dann hatte er die Chance sich fort zu pflanzen und somit ein gewisses "Soll" erfüllt, fange ich ihn davor stellt sich für mich die Frage(n)

- ist er Laichfähig (oder einsömmrig)?
- hat er im Vorjahr schon einmal gelaicht?
- Will ich dass er laicht?
- handelt es sich um eine schonenswerte Art im Sinne des Bewirtschaftungszieles an dem Wasser?
- wenn ich k.A. habe was der Bewirtschafter schonen will und was nicht -> wie sind die Bestimmungen? (vielleicht steht da drinnen dass Brassen entnommen werden sollen.

anhand dieser Fragen kann ich dann ein releasen abwägen oder eine Entnahme entscheiden.

Fische ich während der Laichzeit auf Fische die offensichtlich selbiges vorhaben dann macht das für mich nur dann Sinn wenn ich diese Fische aus dem Wasser raushaben will.

Deine Meinung ebenfalls in Ehren aber Frank hat einfach nur freundlich versucht auf diesen Zusammenhang hin zu weisen und gebeten das eigene Handeln zu hinterfragen. Wir beide haben geschrieben dass wir Andiamo das Erlebnis von Herzen gönnen und keiner will ihm das Erlebte in irgendeiner Weise madig machen. Deine erste Antwort in diesem Thread war Grund für mich das Thema überhaupt nochmals auf zu greifen und mein Eindruck ist dass der Blutdruck bei Dir höher ging als bei Frank und mir beim Lesen des Eingangspostings (zumindest wenn ich Deine erste Antwort lese). Für die von uns verbannten Lebensminuten Deinerseits entschuldige ich mich von Herzen

Die Tatsache dass ein Fisch nicht geschont ist entbindet m.M. nach noch nicht davon sich auch mal Gedanken über den Sinn und die Nachhaltigkeit des eigenen Handelns zu machen...

LG
Markus

[Bernd Ziesche]

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[Bernd Ziesche]

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[andiamo]

Hallo Bernd,
danke für Deinen differenzierten Beitrag zu der vorangegangenen Diskussion.
Man kann und darf zu diesem Thema sicher unterschiedliche Meinungen haben.
Von den Diskussionsteilnehmern, die meine Fischerei kritisiert haben, habe ich keine ähnlich gelagerten Kommentare zu Erlebnisberichten in den Foren der lachs- und Meerforellenfischer gefunden.
Ist die "edle" Fischerei auf Lachs und Meerforelle über jede Kritik erhaben oder wird hier mit
zweierlei Maß gemessen ?