"Natürliche" Fischbestände
Verfasst: 11.09.2013, 14:27
Liebe Gemeinde,
schon länger beschäftigt mich eine Frage, die eigentlich ein Schonzeitthema wäre, dennoch hoffe ich auf ein paar erhellende Aussagen von den Spezialisten hier. Wenn man in eine Zeit vor der Erfindung von Angelhaken und Stellnetzen zurück reisen könnte (vielleicht 10000 v.Chr.) und dann eines der klassischen mitteleuropäischen Salmonidengewässer, z.B. die Wiesent, aufsuchen würde, welchen Fischbestand würde man dort vorfinden?
Wer wie ich – bedauerlicherweise – erst in diesem Jahrtausend zum Fliegenfischen gekommen ist, darf sich von alten Hasen nicht selten Berichte über die „guten alten Zeiten“ anhören - jeder Wurf ein Fisch, so viele Äschen, dass man den Grund nicht sehen konnte, etc. Man kennt das. Aber selbst, wenn man die Tatsache außen vor lässt, dass die Erinnerung immer mit goldenem Pinsel malt und die dem Anglerlatein implizite Übertreibung herausrechnet, bleibt die Erkenntnis, dass die Fischbestände mal deutlich besser waren, als heute. Über die Ursachen des Niedergangs möchte ich hier nicht spekulieren – mich interessiert eher die Frage, was eigentlich der „natürliche Zustand“ wäre. Es gibt ja Modelle, um die natürliche Reproduktion eines Salmonidengewässers je nach Nahrungsangebot und weiterer Faktoren zu berechnen. Lässt sich daraus auch ableiten, wie ein „natürlicher“ Bestand aussehen würde, wenn es keine menschliche Einwirkung gäbe? Immerhin hätte man dann jede Menge natürlicher Predatoren, ich sage jetzt mal pauschal „Wasservögel“, aber wohl eher die ganzjährig präsenten Otter, die ja heute im Vergleich zum schwarzen Vogel noch einigermaßen selten sind. Würden diese den nicht vorhandenen Befischungsdruck nicht zumindest zum Teil ausgleichen? Die Grundfrage also – hätte ein kleiner deutscher Mittelgebirgsfluss in seinem „natürlichen“ Zustand tatsächlich einen Bestand, den wir als gut bezeichnen würden? Und waren die „goldenen Zeiten“ auf die heute zurückgeblickt wird, nicht auch bedingt durch Bewirtschaftung und die weitgehende Ausrottung natürlicher Fressfeinde? Ich bitte, dies nicht als Provokation zu verstehen und freue mich über erhellende Beiträge.
Beste Grüße
Bernd
schon länger beschäftigt mich eine Frage, die eigentlich ein Schonzeitthema wäre, dennoch hoffe ich auf ein paar erhellende Aussagen von den Spezialisten hier. Wenn man in eine Zeit vor der Erfindung von Angelhaken und Stellnetzen zurück reisen könnte (vielleicht 10000 v.Chr.) und dann eines der klassischen mitteleuropäischen Salmonidengewässer, z.B. die Wiesent, aufsuchen würde, welchen Fischbestand würde man dort vorfinden?
Wer wie ich – bedauerlicherweise – erst in diesem Jahrtausend zum Fliegenfischen gekommen ist, darf sich von alten Hasen nicht selten Berichte über die „guten alten Zeiten“ anhören - jeder Wurf ein Fisch, so viele Äschen, dass man den Grund nicht sehen konnte, etc. Man kennt das. Aber selbst, wenn man die Tatsache außen vor lässt, dass die Erinnerung immer mit goldenem Pinsel malt und die dem Anglerlatein implizite Übertreibung herausrechnet, bleibt die Erkenntnis, dass die Fischbestände mal deutlich besser waren, als heute. Über die Ursachen des Niedergangs möchte ich hier nicht spekulieren – mich interessiert eher die Frage, was eigentlich der „natürliche Zustand“ wäre. Es gibt ja Modelle, um die natürliche Reproduktion eines Salmonidengewässers je nach Nahrungsangebot und weiterer Faktoren zu berechnen. Lässt sich daraus auch ableiten, wie ein „natürlicher“ Bestand aussehen würde, wenn es keine menschliche Einwirkung gäbe? Immerhin hätte man dann jede Menge natürlicher Predatoren, ich sage jetzt mal pauschal „Wasservögel“, aber wohl eher die ganzjährig präsenten Otter, die ja heute im Vergleich zum schwarzen Vogel noch einigermaßen selten sind. Würden diese den nicht vorhandenen Befischungsdruck nicht zumindest zum Teil ausgleichen? Die Grundfrage also – hätte ein kleiner deutscher Mittelgebirgsfluss in seinem „natürlichen“ Zustand tatsächlich einen Bestand, den wir als gut bezeichnen würden? Und waren die „goldenen Zeiten“ auf die heute zurückgeblickt wird, nicht auch bedingt durch Bewirtschaftung und die weitgehende Ausrottung natürlicher Fressfeinde? Ich bitte, dies nicht als Provokation zu verstehen und freue mich über erhellende Beiträge.
Beste Grüße
Bernd

