Reine Nymphengewässer?

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Flifi-Hüls
Beiträge: 19
Registriert: 22.12.2012, 14:20
Wohnort: Krefeld
Hat sich bedankt: 2 Mal

Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Flifi-Hüls »

Liebe Forums-Mitglieder,

auf der Suche nach neuen Bächen und Flüssen zum Fischen, stoße ich immer wieder auf Hinweise, die manche Gewässer als "reine Nymphengewässer" kennzeichnen, an denen der Einsatz der Trockenfliege sicher nicht zum Erfolg führen würde. Ich habe es dann auch selbst erlebt. Meine wiederholten Besuche z. B. an der Ahr waren nur von Erfolg gekrönt, wenn ich eine Nymphe angeboten habe. Auf Trockfliege ging da gar nichts. Obwohl Insekten auf und über der Wasseroberfläche unterwegs waren, keine Aufstiege! Wie kommt das?

An der Kyll, die nur etwa 50 Kilometer entfernt ist, fange ich mit der Trockenfliege prima! (Selbst wenn keine Fische steigen.) Ein so großen Unterschied sehe ich zwischen den beiden Flüssen jetzt nicht.

Sollte jemand Erklärungen parat haben, ich würde mich freuen ...

Gruß
Bernd
Norman506
Beiträge: 622
Registriert: 26.08.2010, 13:55
Wohnort: Driedorf
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 119 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Norman506 »

Hallo,


auch mein Heimgewässer wird von den alten Hasen im Verein als Nymphen Gewässer bezeichnet...
Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Richtig ist, dass es bei uns zu keinem vermehrtem Schlupf von Insekten kommt(Maifliege etc.). Trotzdem habe ich schon schöne Fische auf Trockenfliege überlisten könne...
Fakt ist doch nun mal wenn Nymphen da sind werden die irgendwann erwachsen steigen auf und schlüpfen... ergo müssten die Fische auf Trockenfliege sehr wohl reagieren. Vieleicht hast du nur nicht die Fliege für das Gewässer gefunden?!?


MfG


Norman
"Eine Fliege, auf die garantiert kein Fisch beißt, an eine Stelle zu werfen, an der sich garantiert kein Fisch befindet. 'Das ist reine Kunst'"
Paul Hochgatterer
AlexWo

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von AlexWo »

Hallo Bernd,

ich würde vermuten, dass es in dem einen Gewässer vielleicht mehr Flohkrebse gibt, bzw. soviel Nahrung vorhanden ist, das sich Steigen für die Fische nicht rechnet.

Schau mal bitte nach dem Vorkommen von Flohkrebsen, würde mich interessieren...

VG

Alex
Zuletzt geändert von AlexWo am 25.10.2013, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.
Bachneunauge
Beiträge: 406
Registriert: 12.04.2010, 21:38
Wohnort: Neunkirchen-Seelscheid
Hat sich bedankt: 23 Mal
Danksagung erhalten: 191 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Bachneunauge »

Hallo zusammen,
bei mir an der Agger im Bergischen Land gibt es a) massenhaft Flohkrebse und b) massenhaft Elritzen. Ergo steigen die Forellen selbst dann sehr selten, wenn es gute Schlüpfe gibt. Einzig sommerabends zu den Köcherfliegenschlüpfen geht mal so was wie regelmäßiges Steigen. Habe auch den Eindruck, dass das Steigen immer weniger wird.
Fische sind genug da und vorallem mit der Nassfliege fange ich auch sehr gut.

Dirk
Lorenz

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Lorenz »

Hallo Bernd,
als erfahrener Ahrfischer habe ich in den letzten Jahren mehr auf Nassfliegen und Nymphen gefangen als wie mit der Trockenfliege. Sehr oft steigen die Fische erst kurz vor der Dunkelheit auf Köcherfliegen oder Eintagsfliegen,Dann lohnt sich auf jeden Fall ein Versuch mit der Trockenfliege .
Bei einem Eintagsfliegenschlupf in diesem Jahr stand ich mitten zwischen fliegenden und auf der Wasseroberfläche treibenden Eintagsfliegen.Kein Fisch fand den Weg an die Oberfläche.
Als die Dunkelheit dann das letzte Licht nahm explodierte das Wasser plötzlich.Auch meine Adams wurde genommen.

Gruß
Peter
Flifi-Hüls
Beiträge: 19
Registriert: 22.12.2012, 14:20
Wohnort: Krefeld
Hat sich bedankt: 2 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Flifi-Hüls »

Hallo zusammen,

ich nehme Eure Meinungen und Anregungen dankend entgegen. Werde bei meinem nächsten Besuch an der Ahr im kommenden Frühjahr noch das eine oder andere mehr ausprobieren und noch mehr die Augen offen halten hinsichtlich des Insektenvorkommens am Wasser. Dann ist es hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch an der Ahr meinen ersten Erfolg auf Trockenfliege verzeichnen kann. :D

Beste Grüße
Bernd
fjorden
Beiträge: 1021
Registriert: 05.02.2007, 13:11
Hat sich bedankt: 48 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von fjorden »

Hallo Bernd,
wenn sie nicht wollen...hochlocken. Ist alles eine Sache der Größe, große Sedge oder Steinfliege, ordentlich schliddern lassen, Daddy Long Leg, tödlich,oder die Tschernobyl Ant, blöder Name. Und wo großen Forellen leben tut es auch mal eine kleine Maus.
Gruß
Fjorden
Benutzeravatar
Hawk
Beiträge: 965
Registriert: 28.03.2010, 22:41
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 253 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Hawk »

Die Frage ist ja , warum sollte man sich die Mühe machen die Fische mit irgendwelchen Fetten Reizmustern an die Oberfläche zu locken wenn sie offensichtlich im Normalfall nicht an der Oberfläche fressen ? Ich dachte eigentlich beim Fliegenfischen ginge es hauptsächlich um Imitation :wink:

Ich habe auch schon festgestellt das es Gewässer (oder einfach nur so bestimmte Tage) gibt wo die Fische nicht auf Oberflächennahrung reagieren obwohl eigentlich viel Oberflächennahrung vorhanden ist. Habe sogar eine Zeitlang ein Gewässer befischt bei dem die Fische selbst ein guter Maifliegenschlupf nicht an die Oberfläche locken konnte. Das heißt aber ja nicht das die Fische diese Nahrung total ignorieren, sondern das sie sich höchstwahrscheinlich einfach auf die aufsteigenden Maifliegennymphen eingeschossen haben, weil diese für sie einfacher zu erbeuten sind.

An der Ahr war ich auch schon ein paar mal aktiv, viel Oberflächenaktivität (mal abgesehen von den allgegenwärtigen Kleinfischen) konnte ich hier leider nicht bemerken.
Gruß
Sven
Benutzeravatar
webwood
Moderator
Beiträge: 3207
Registriert: 04.10.2006, 17:53
Wohnort: Pfaffenwinkel
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 556 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von webwood »

Die Frage ist ja , warum sollte man sich die Mühe machen die Fische mit irgendwelchen Fetten Reizmustern an die Oberfläche zu locken wenn sie offensichtlich im Normalfall nicht an der Oberfläche fressen ? Ich dachte eigentlich beim Fliegenfischen ginge es hauptsächlich um Imitation
Servus Sven,

nach meiner Erfahrung, kann man mit einem fetten Stimulator den man genau falsch, also mit riesen Platsch präsentiert, erstaunliche Erfolge haben.
Die Fische beissen wohl eher aus Wut, weil sie irgendwann genervt sind. Diese Technik hat mich Frank gelehrt und ich kann den Erfolg absolut bestätigen.

Tight Lines

Thomas
Angler sterben nie, die riechen nur so.
Benutzeravatar
Hawk
Beiträge: 965
Registriert: 28.03.2010, 22:41
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 253 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Hawk »

Ich weiß das die Technik funktioniert, ich fische auch gerne mal mit nem aufplatschendem und furchendem Stimultor einfach weils Spaß macht :D
Hat aber meiner Ansicht nach mit normalem Trockenfliegenfischen wenig zu tun sondern ist grade mit Tscherno Ants etc. eher Streamern an der Oberfläche :wink:
Gruß
Sven
Olaf Kurth
Moderator
Beiträge: 3633
Registriert: 28.09.2006, 12:32
Wohnort: Klein-Montana
Hat sich bedankt: 362 Mal
Danksagung erhalten: 342 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Olaf Kurth »

Hawk hat geschrieben:Die Frage ist ja , warum sollte man sich die Mühe machen die Fische mit irgendwelchen Fetten Reizmustern an die Oberfläche zu locken wenn sie offensichtlich im Normalfall nicht an der Oberfläche fressen ? Ich dachte eigentlich beim Fliegenfischen ginge es hauptsächlich um Imitation :wink:

Moin Sven,

vor allem in Sommermonaten fällt von überhängenden Sträuchern so manches "Leckerli" (fette Raupen, Früchte, Käfer, etc.) mit lautem "Platsch" in Wasser und das löst bei manchen Fischen einen regelrechten "Beißreflex" aus. Der große, erfahrene Döbel reagiert z.B. in solchen Situationen besonders gierig, d.h. er verliert seine natürliche Scheu und schnappt zu. Das muss er auch, denn die kleineren und schnelleren Artgenossen stehen dicht unter der Oberfläche und wollen ebenfalls fressen.

Ich kann mir vorstellen, das mit der Zeit eine gewisse "Konditionierung" nach Pavlowschen Muster entsteht: "Geräusch: Klatsch - Ergebins: Futter, bzw. Nahrung", in dieser Reihenfolge tagtäglich wiederholt und irgendwann ist eben ein Haken dran..................... so einfach ist Fliegenfischen. :lol:

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
Royal Coachman
Beiträge: 2886
Registriert: 28.09.2006, 20:06
Wohnort: Oberhausen in Obb.
Hat sich bedankt: 269 Mal
Danksagung erhalten: 479 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo !

Diese zwei Schulen streiten seit ca 350 Jahren und es ist kein Ende in Sicht.

Die Engländer mit Halford und der möglichst genauern Imitation ggen die Schotten um Stewart mit der Reizfliege, die kein bekanntes Insekt imitiert. (Red Tag .z.B).

Ende offen! :mrgreen:

tight lines
Gebhard

PS: bei starkem Bodenbewuchs von Köcherfliegenlarven, wie er in den großen Flüssen vorkommt, haben die Fische keine Notwendigkeit zu steigen um an Nahrung zu gelangen. Es gibt aber ach noch die solunaren Beißzeiten, da ist man mit der Trockenfliege im 7. Himmel.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
Benutzeravatar
gespliesste
Beiträge: 1405
Registriert: 02.01.2008, 23:49
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 56 Mal
Danksagung erhalten: 266 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von gespliesste »

Hallo,
Royal Coachman hat geschrieben: Diese zwei Schulen streiten seit ca 350 Jahren und es ist kein Ende in Sicht.

Die Engländer mit Halford und der möglichst genauern Imitation ggen die Schotten um Stewart mit der Reizfliege, die kein bekanntes Insekt imitiert. (Red Tag .z.B).
das hat nach meiner Meinung auch mit der Beschaffenheit der Flüsse zu tun. In Südengland brauchst du an den extrem nahrungsreichen Kreideflüssen verdammt gute Imitationen um Fische zu fangen und in Schottland kommst du auch sehr gut mit generischen Mustern aus.

Meine persönliche Vorliebe: Ganz klar Halford!
Hawk hat geschrieben:Hat aber meiner Ansicht nach mit normalem Trockenfliegenfischen wenig zu tun sondern ist grade mit Tscherno Ants etc. eher Streamern an der Oberfläche :wink:
Sehr schöner Vergleich - den kannte ich noch nicht :daumen

Auch, oder gerade in Amerika (der Heimat der Tschernobyl Ant) ist man mit ordentlichen Imitationen sehr gut beraten.
Die ersten drei Fliegenfischerurlaube in Amerika hatte ich keine einzige Nmyphe in der Dose und auch keinen Schimmer wie man die fischt ... Wir haben uns da recht wacker mit der Trockenfliege durchgeschlagen.

LG,

Olaf
<< streamstalkin´ 24/7 >>
"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
Royal Coachman
Beiträge: 2886
Registriert: 28.09.2006, 20:06
Wohnort: Oberhausen in Obb.
Hat sich bedankt: 269 Mal
Danksagung erhalten: 479 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Olaf!

Hier spielt wahrscheinlich der Dauerkonflikt England gegen Schottland auch eine Rolle.

tight lines
Gebhard
Der immer auf Seiten der Fische steht!
Flifi-Hüls
Beiträge: 19
Registriert: 22.12.2012, 14:20
Wohnort: Krefeld
Hat sich bedankt: 2 Mal

Re: Reine Nymphengewässer?

Beitrag von Flifi-Hüls »

Hallo zusammen,

der Erfolg auf Trockenfliege an einem vermeintlich "Reinen Nymphengewässer" stellte sich dann doch schneller ein, als ich es erwartet hatte. Vor gut 10 Tagen habe ich bei meiner persönlichen Saisoneröffnung an der Ahr zwei ordentliche Bachforellen von einer kleinen CDC Trockenfliege überzeugen können. Die erste hatte ich nach einem Aufstieg angeworfen. Die zweite habe ich - wohl mehr mit Glück - zufällig im Uferbereich gefangen.

Ich habe in meiner noch jungen Fliegenfischerkarriere (3 Jahre) noch nicht viele Saisonstarts mitgemacht. Dass ich aber meine ersten Fische Mitte März auf Trockenfliege fange und dies auch noch an einem Gewässer, wo ich nie einen Fisch habe steigen sehen, damit hätte ich dann doch nicht gerechnet. Werde die Trockenfliege zukünftig sicherlich häufiger ausprobieren!

Vielen Dank nochmal für Eure Diskussionsbeiträge.

Grüße und tight lines
Bernd
Antworten