Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

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Bäschwatz
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Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo
Es gab mal einen Beitrag zu selbigem Thema.
Die Suchfunktion hat nicht das ausgespuckt was ich suchte.
Der Starter dieses Themas wohnt bei uns um die Ecke. Wir hatten telefoniert, aber ich habe seine Nummer nicht mehr.
Irgentwo in der Nähe von Höchst im Odenwald. Und ich glaube an der Mümmling . Fließt linksseitig in den Main.
Einladung zum Kurs war rechtzeitig eingegangen. Wurde aber irgentwie verschusselt.
Der nächste ist bei uns hier in Dieburg. Möchte mich da noch mal etwas einlesen.
Falls jemand sich erinnert, und mir auf die Sprünge hilft den Beitrag wiederzufinden, wäre nett.
Gruß Thilo
Zuletzt geändert von Bäschwatz am 03.12.2013, 00:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Frank.
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Frank. »

Meinst du das hier, lieber Thilo?

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Bäschwatz
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Re: Der Kamberkrebs oder auch Amerikanischer Flußkrebs

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo Frank
Sorry das ich zweimal gesendet hatte.
Unsere Leitung hier ist echt lahm.
Selbstgeritzte Steintafeln mit Paketdienst versenden wäre manchmal schneller.
Aber danke für den Hinweis.
Der Herr den ich suche ist da vertreten.
Das biegt noch ein oder zweimal ab , und ich bin da wo ich hinwollte.
Danke nochmals.
Gruß Thilo
Willi Barthel
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Willi Barthel »

Hallo Thilo,
ich habe per mail erfahren dass Du mich suchst.
Ja, wir hatten im September die Krebsschulung des REg. Präsidims Darmstadt
hier im Odenwald und ich habe die Sache vor Ort mit organisiert.
In unserer Mümling zwischen Erbach und Höchst gibt es sehr viele Signalkrebse.
Ich alleine habe in 7 Nächten ca. 800 stck mit 7 Reusen und auch mit selbstgebauten Krebstellern gefangen und anschliessend mit Freunden und Freuden verspeist.
Unser Nachwuchs im Alter von 12-14 Jahren fängt hier die Krebse von Hand und die Kerle versorgen Ihre Eltern.
Natürlich mit meiner Zustimmung, weil die waren beim Kurs auch dabei und kennen sich aus.
Wir sind inzwischen alle Profis in dem Thema Krebsfang Hälterung und Zubereitung.
In einigen wenigen Bächen und Zuflüssen zur Mümling wurde auch noch der Edelkrebs gefunden.
Denn die Beantwortung der Frage. "wo gibt es noch schützenswerte Edelkrebsbestände" ist das eigentliche Ziel der Aktion des RP.
Durch die Schulung will man die Anglerschaft zum Thema Krebsbiologie ausbilden und dazu noch für den Fang der Amerikaner interessieren um die Bestände zu reduzieren.
Dies ist in unserem Bereich teilweise sehr gut gelungen. Die Amerikaner haben viele
Interessenten gefunden und unsere Krebsessen sind mittlerweile eine Attraktion.
Allerdings sehe ich darin auch den verzweifelten Versuch der Fischereibehörden das offensichtlich in den letzten Jahren vernachlässigte Thema "Artenschutz Edelkrebs"zu beleben bzw. die Bestände der eingeschleppten Kamber- und Signalkrebse mit Hilfe der Angler zu reduzieren.Aus meiner Sicht zu spät und nicht mehr umkehrbar.
Zudem gibt es noch einen wichtigen Aspekt in der Sache:
Im Rahmen der Umsetzung der europaweit geltenden Wasserrechtlichen Rahmenrichtlinien (WRRL), die z. Zt. an unserm Teil der Mümling und auch der Nebenbäche sehr erfolgreich und nützlich für den Fischbestand stattfindet, werden die Gewässer durchgängig gestaltet. Querverbauungen werden beseitigt damitdie Fische wandern können...na....und damit auch die Krebse. Die mit der Krebspest infizierten Amerikaner können in der Folge auch die letzten oberen Bachregionen
erreichen wo noch Edelkrebsbestände zu finden sind.
Das Thema wurde während der Schulung natürlich angesprochen. Die Diskussion endete mit der Aussage des Vertreters des RP:
" hier haben wir einen Zielkonflikt" ......sicher ein heißes Thema zum Artenschutz. Natürlich möchten die Krebsaktivisten die Querverbaungen zum Schutz des Edelkrebsbestandes erhalten.
Wir untestützen die Aktion zur Bestandserfassung der Krebse durch die gewüschte detailierte Berichterstattung unserer Fänge. Ein vom RP beauftragter Sachverständiger sammelt die Daten und wertet aus. Anschl. soll eine Kartographierung erfolgen
Ähnlich deinem Ansinnen hatte ich mich vorinformiert und schon vorher Unterlagen zu Thema Krebse zusammengetragen. Ich habe den Ertrag der Aktion in folgender Dropbox für Dich bereitgestellt:
https://www.dropbox.com/home/IG%20M%C3% ... oaustausch
Gut finde ich dabei den sog. Bestimmungsschlüssel für Krebse.
Wenn noch Fragen entstehen ruf einfach an 0171/458720
Im Übrigen finden an unserer Mümling neben der Krebserfassung noch die Wiederansiedlung des Schneider statt und nach dem Abschluss der Arbeiten für die WRRL ein mehrjähriges Projekt zur Wideransiedlung und Bestandserhaltung der Äsche.
Gruss aus Bad König

Willi Barthel
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Bäschwatz
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Bäschwatz »

Hi Willi
Danke für Deine Antwort.
Ich hatte Deinen Nachnahmen vergessen.
So konnte ich lang suchen.
Die Sache wird bei uns aus ähnlichen Gründen durchgeführt.
Reusen bekommt aber nur wer den Kurs mitgemacht und das wesentliche verstanden hat.
Ob es bei uns soviele Amerikaner gibt wie bei Euch kann ich noch nicht einschätzen. Aber das wird sich ändern.
Im Januar soll das stattfinden.
Gruß Thilo
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Bäschwatz
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Bäschwatz »

Hi
Bin beim Rumstöbern auf diese Seite gestoßen.

http://www.landwirtschaft.sachsen.de/la ... _Fotos.pdf

Iss garnicht so einfach die Verschiedenen Arten zu unterscheiden.

Gruß Thilo
Olaf Kurth
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Olaf Kurth »

Für interessierte Fliegenfischer,

gibt es aus Südwestfalen eine kleine, aber radikale Meldung in Sachen "Signalkrebs":

https://www1.wdr.de/nachrichten/westfal ... e-100.html

In der zurückliegenden Saison habe ich die Fanggeräte für den Krebsfang nicht ausgepackt. Vielleicht wieder ab nächsten April, wenn es wieder wärmer wird.....

Liebe Grüße,

Olaf
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von orkdaling »

Moin moin,
hallo Olaf, ich dachte immer die sehen so aus https://media.snl.no/system/images/1758 ... _kreps.jpg
Kleiner Spass!
Ich weiss das die Dænen auch grosse Probleme haben, wie ist den der Stand bei mit dem einheimischen Edelkrebs?
Gruss Hendrik
Olaf Kurth
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Olaf Kurth »

Willi Barthel hat geschrieben: Zudem gibt es noch einen wichtigen Aspekt in der Sache:
Im Rahmen der Umsetzung der europaweit geltenden Wasserrechtlichen Rahmenrichtlinien (WRRL), die z. Zt. an unserm Teil der Mümling und auch der Nebenbäche sehr erfolgreich und nützlich für den Fischbestand stattfindet, werden die Gewässer durchgängig gestaltet. Querverbauungen werden beseitigt damitdie Fische wandern können...na....und damit auch die Krebse. Die mit der Krebspest infizierten Amerikaner können in der Folge auch die letzten oberen Bachregionen
erreichen wo noch Edelkrebsbestände zu finden sind.

Willi hat es hier sehr gut auf den Punkt gebracht, lieber Hendrik,

in einigen kleinen Nebengewässern haben wir noch stabile Edelkrebspopulationen in unseren Bächen. Aber nur deswegen, weil die Einmündung in die nächst größeren Fließgewässer teilweise durch einen unüberwindbares Wehr abgeschnitten sind, oder dadurch, dass die Einmündung der kleineren Bäche innerorts unter Gebäuden verläuft und deswegen über einen sehr glatten, gekachelten Gewässerboden verfügt. Gemeinsam mit dem starken Druck der schnell fließenden Wasserwelle sorgt der glatte Untergrund dafür, dass dort kein Aufstieg stattfinden kann. Für starke Bachforellen mag das möglich sein, doch kein Krebs würde das schaffen, auch nicht bei Niedrigwasser.

Es gibt Überlegungen, eine künstliche, glatte Barriere im Mündungsbereich von Bächen einzusetzen. Die Maße für diese Vorrichtungen müssten individuell angepasst werden, das ist in jedem Fall eine Menge Arbeit und ein großer finanzieller Posten. Wir haben das ebenfalls vor Jahren mit dem Leiter des Edelkrebsprojekts NRW besprochen. Insofern kennen wir den "Zielkonflikt" mit der Wasserrahmenrichtlinie ganz gut .......

Wir haben z.B. im Wittgensteiner Landesteil stehende Gewässer in denen seit Jahren beide Arten vorkommen. Das Verhältnis ist jedoch stark verschoben. Von 100 gefangenen Krebsen hast Du ca. 96 Signalkrebse und 4 Edelkrebse, mal mehr, mal weniger. Die Signalkrebse wurden aus diesem Gewässer schon von einem Labor in München auf Krebserreger untersucht, mit dem Ergebnis, dass die Tiere keine Erreger tragen. Ob das für alle Exemplare gilt, weiß ich nicht. Der invasive Signalkrebs ist jedoch im Verhältnis zu heimischen Krebsen schnellwüchsiger, aggressiver, sie kommen besser mit Verschmutzungen aus und besetzen vorhandene Habitate deutlich schneller und verdrängen so Edelkrebse oder Steinkrebse. Das ist leider so.

Sehr wahrscheinlich stehen die dänischen Freunde vor ähnlichen Problemen. :evil:

Liebe Grüße,

Olaf
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orkdaling

Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von orkdaling »

moin moin,
genau so ist es vielerorts in DK und S.
Auch hier begann das Drama nach der Einfuhr des Signalkrebs 1969 in Schweden. Erst 2006 tauchten die ersten hier auf.
Zum Glueck fuer uns kommt der Signalkrebs bis auf wenige Ausnahmen nur in Suednorwegen vor.
Ich glaube seit 2009 ist die Einfuhr ungekochter Krebse nach N. verboten.
Gruss Hendrik
Olaf Kurth
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Olaf Kurth »

Wie sieht es denn mit den Aquarianern bei Euch aus, lieber Hendrik?

Ein nicht unerheblicher Teil des Signalkrebs-Besatzes ist hierzulande unter anderem durch falsch verstandene Tierliebe verursacht. Wohin mit den Tieren bei einem Umzug oder wenn jemand gestorben ist und sich niemand mehr um die Krebse kümmern will? Der Handel nimmt sie nicht, sie wollen die Tiere ja verkaufen. In diesem Fall werden sie dann "freigelassen" und das Drama nimmt seinen Lauf.

In vielen städtischen Gewässern (auch in Fließgewässern!) schwimmt mittlerweile ein buntes Potpourri aus Goldfisch, Koi-Karpfen, Buntbarschen, etc. neben den heimischen Fischarten. Ich erinnere mich an einen Anruf eines ehemaligen Mitglieds unserer Jugendgruppe. Er habe einen großen, orangefarbenen Koi in der Sieg erwischt und wisse nicht, was er damit machen solle. Als ich nach 30min. zurückrief war das Tier längst abgeschlagen und der Fänger voller Stolz über seinen Fang. Was tun mit dem gut 16 Pfund schweren Fisch?

In Fachkreisen wäre der Fisch lebend einiges wert gewesen, denn seine Farbe war so kräftig, wie die Farbe der Warn-Pylonen im Straßenverkehr, ein kräftig leuchtendes Orange. Ich habe den Fisch mit seinem tiefroten Fleisch (ähnlich wie Rindfleisch) schließlich in Scheiben geschnitten, gesalzen und die Karpfen-Kotelettes geräuchert - ein Hochgenuss!

Liebe Grüße,

Olaf
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orkdaling

Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von orkdaling »

moin moin,
keine Ahnung aber denke mal das es da auch welche gibt die sich ihrer tiere so entledigen. Das ist aber verboten!
Hier mal ein kleiner Abriss ueber die Ausbreitung in Norge
-erster Fund suedlich Kongsvinger/Greze Schweden 1971
-krebspest in der Glomma 1997 und 2003 (Glomma muendet suedlich Oslo)
-2006 Brevik Kommune -Telemark
-2011 Hemne Kommune - Sør Trondelag
-2013 Lierne Kommune - Nord trøndelag

Man sieht wie sich der Signalkrebs nørdwærts verbreitet.
In unserem Fylke Sør Trøndelag (vergleichbar mit Bundesland) wurde der Signalkrebs also 2011 gefunden ,nur im Fjelnavassdrag.
Fjelnavassdrag bedeute Flusssystem, also vom Gebirgsbach ueber die Seen bis hin zur Flussmuenung in den Vinjefjord an der E39 bei Kyrsæterøra.
Fjelna ist einer unsere kleinen Lachsfluesse. Da in keinem anderen Gewæsser Signalkrebse gefunden wurden, das Tal der Fjelna regelrecht abgeschottet liegt, im Winter nur mit Scooter zu erreichen ist, nimmt man an das dort jemand nachgeholfen hat.
Hier mal ein Bild vom Fluesschen Næhe Muendung https://hjfflaksebors.files.wordpress.c ... 010435.jpg
und oberhalb bei den Bergseen
http://www.sovesten.no/wp-content/uploa ... 24x683.jpg

Gruss Hendrik
Willi Barthel
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Willi Barthel »

Guten Abend an die interessierten Fliegenfischer,
mit einer Mail wurde ich benachrichtigt, dass das Thema Signalkrebse in Fließgewässern noch mal aufgegriffen wurde. Eine sehr sinnvolle Einrichtung, die Mail meine ich !!!!

Ergänzend zu meinem Beitrag von 2012 hier die Erfahrungen der letzten 5 Jahre zur Entwicklung der Signalkrebse in der Mümling.
Seit 2012 haben wir jährlich zwischen 2000 und 2700 Stck. (ca. 100-135 kg) Signalkrebse gefangen und sind mittlerweile vertraut mit allen Aspekten zu diesem Thema, von der Gewässerökologie bis zur wirtschaftlichen Verwertung.

Zu Details gebe ich gerne tel. Auskunft (0171-4578720): Ansonsten tippe ich mir evtl. wunde Finger.
Na ja…..wenn ich mal weiß wie man die unterschiedlichen Dateien den Beiträgen im Forum anhängt, kann ich dann effizienter für alle berichten.
Deshalb vorerst hier der Text meines Berichtes 2017 in der Mümling den ich den beteiligten Behörden an unserem Äschenprojekt an der Mümling zugesendet habe:
Bericht zur Signalkrebs Fischerei 2017 im Bereich der Mümling
von Bad König-Zell bis Mümling-Grumbach; Fluß Km 29,5 -19,8


Begonnen wurde mit dem regelmässigen Fang der Signalkrebse Mitte April 2017
● Ausbringung der Reusen alle 10 Tage; zwölf Reusen, bestückt mit Hundefutter-Pellets
● je Ausbringung der Reusen blieben diese normalerweise 1 bis 3 Nächte im Wasser in 3 Fällen auch bis zu 5 Tagen.
● Insgesamt gab es 15 Ausbringungen mit 12 Reusen an ca. 150 unterschiedlichen Stellen

Zum Verlauf:
In der Zeit von Mitte April (ab dauerhaft >10 grad Wassertemperatur) bis Mitte Mai wurden die Nacht nie mehr als ca. 20 bis 30 Krebse gefangen entsprechend 1 bis 2 Kilo
d.h. max. 3-5 Tiere in einer Reuse und das an sehr guten Stellen und nur in tiefem Wasser. (mind.1,20 m)

Ab Mitte Mai wurden je Nacht ca. 60 bis 80 Krebse Nacht gefangen entsprechend drei bis vier Kilo. max. 10-12 Krebse in einer Reuse. Nicht nur in tiefem Wasser

Die Fangrate im August und September stieg auf bis zu 160 Krebse pro Nacht.
Teilweise mit bis zu 15-20 Tieren in einer Reuse, an sehr guten Stellen.

Im diesjährigen sehr milden Oktober fiel die Fangrate auf 80 Krebse pro Nacht selbst bei ausgesuchten guten Plätzen.

In der ersten Woche November (dauerhaft nur noch 10 Grad oder weniger Wassertemperatur) wurden die Fang- Aktivitäten eingestellt bei 20 bis max. 30 Krebsen pro Ausbringung der 12 Reusen.

Insgesamt wurden ca. 130 Kg = ca. 2500-2700 Stck. Krebse gefangen


Erkenntnisse und Festellungen:
Große Fangerfolge( 6 bis 8 kg pro Nacht) wurden erzielt in Bereichen an denen in diesem Gewässer noch nie Reusen gestellt wurden: z.B. Sportplatz und Retention Bauwerk in Zell,

An manchen, sehr geeigneten Stellen wurden bis zu drei Mal pro Jahr Reusen gestellt, dort war festzustellen, dass die Anzahl der gefangenen Krebse von Anfangs ca. 12 bis 15 Stück je Reuse auf ca 5 bis 6 Stück beim dritten Mal zurückging. Jedoch gab es nie einen Totalausfall an diesen Stellen

Insgesamt bleibt festzustellen, dass weniger große Krebse gefangen wurden. In 2015 waren das noch 7 bis 8 Prozent des Gesamtfanges (>12 cm) im 2017 waren das nur noch 5%

In den beiden Anfangs- und Endmonaten war es wichtig die Reusen nur an gut geeigneten, tiefen Stellen mit steiniger Struktur oder Baumwurzeln mit kiesigem Grund auszulegen, um überhaupt Fänge zu erzielen.

Auf sandigem oder schlammigen Grund sind die Fänge geringer, ebenso in zu starker Strömung oder in zu flachem Wasser (< 60 cm)

Insgesamt wurden als Beifang ca.25 Bisamratten und eine Wanderratte gefangen,
speziell dann, wenn die Reusen länger als 2-3 Tage im Wasser geblieben sind.

Der zweimalige Versuch im Juli mit Fischabfällen als Köder brachte, im Vergleich zum Hundefutter als Pellets, keine höheren Fangzahlen.

Anhand der Fangzahlen kann festgestellt werden, dass die Bestandsdichte der Signalkrebse im Bereich Zell - Bad König (Äschenregion noch mit vielen Anteilen Forellenregion)um ca. 30 % höher ist, als in den flussabgelegenen Bereichen von Etzen-Gesäß und Mümling-Grumbach( durchgängig Äschenregion).

Mein Resume zur Bestandsdichte und deren möglicher Reduzierung:

Hierzu eine Aussage aus einem Gutachten von R. Hennings für das RP Darmstadt zum Thema:
Fang und Verwertung von Signalkrebsen (Pacifastacus leniusculus) zum Schutz der bekannten Steinkrebspopulationen im Gewässersystem der oberen Weschnitz/Odenwald im Jahr 2012 Maßnahme zum Schutz von Vorkommen des Steinkrebses (Austropotamobius torrentium) im Bereich des FFH-Gebietes 6318-307 „Oberlauf der Weschnitz und Nebenbäche“ (Kreis Bergstraße)

`"Es wird mit größerer Überzeugung als noch 2011 davon ausgegangen, dass der Wegfang besonders der geschlechtsreifen weiblichen Tiere sich mittelfristig auf die Rekrutierung des Bestandes auswirkt. Die in 2012 ausgesprochen schwächelnden Fangergebnisse in den schon am längsten und intensivsten befischten Strecken im Lörzenbach und in der unmittelbar daran anschließenden Weschnitz-Strecke „Fuchsloch“ ermutigen hierzu. Es wird daher empfohlen, zum Schutz der Steinkrebs-Bestände innerhalb und außerhalb des FFH-Gebietes „Obere Weschnitz und Nebenläufe“, die Bekämpfung der invasiven Signalkrebse auch im Jahr 2013 fortzuführen."

Zu dieser Aussage im Gutachten kann aus meiner Sicht eine ähnliche oder gleiche Aussage im Fall der Mümling in unserem Bereich nicht getroffen werden.
Eine ernsthafte Reduzierung des Bestandes an Signalkrebse in der Mümling (evtl. zum Schutz einheimischer Krebse) kann auch durch den regelmäßigen, intensiven Fang der Signalkrebse nicht erreicht werden. Nach 5 Jahren intensiver Befischung (jährlich 2000-2500 Stück) ist lediglich eine verringerte Dichte der großen Exemplare (> 12 cm) feststellbar.

Ergänzend folgende Info:
In einem Fließgewässer, vergleichbar zur Mümling, in Nordhessen wurde eine mehrjährige wissenschaftliche Untersuchung angestellt zum Einfluss eines Bestandes an Signalkrebsen auf den Fischbestand. Dabei wurde differenziert in geringen, mittleren, dichten und sehr dichten Bestand(ca. 20 Signalkrebse in einer Reuse in einer Nacht).
Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigte keine signifikante Veränderung/Beeinträchtigung des Fischbestandes, speziell der bodennah lebenden Fischarten wie Koppe, Schmerle oder Gründling.
Folgt man dieser Studie liegt bei uns an der Mümling, nach unseren Erfahrungen,derzeit ein dichter bis sehr dichter Signalkrebsbestand vor, der sich wohl nicht mehr rückgängig machen lässt.

Ziel unseres regelmäßigen Krebsfanges kann es daher nur sein, den vorhandenen Bestand auf eine mittlere Dichte zu reduzieren, ähnlich einem ursprünglichen Bestand mit einheimischen Krebsen, der eine Beeinträchtigung der Gewässerökologie bzw. des Fischbestandes ausschließt.
Im übrigen haben wir sehr häufig bis zu 10 cm große !!!! Signalkrebse in den Mägen gefangener Bachforellen festgestellt. Die haben die Nahrungsergänzung für sich entdeckt und gut angenommen. Nachteilige Veränderungen am Fischbestand konnten wir, bei den im Rahmen des Äschenprojektes seit 2013 jährlich durchgeführten Elektrobefischungen in 3 Referenzstrecken a 500 m, nicht feststellen.

Eventuell helfen diese Infos einigen Gewässerverantwortlichen zu geeigneten Schlußfolgerungen.

Gruß
Willi
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Michl »

Hallo Willi,
wir haben ebenfalls einen starken Signalkrebsbestand in unserem Gewässer im badischen Odenwald und befischen diesen seit 4 Jahren.
Ich kann Deine Einschätzungen zu den Auswirkungen der Befischung nur bestätigen.
Starke Befischung sorgt für einen hohen Bestand an kleineren Individuen, das hat sich auch bei uns gezeigt.
Ich gehe davon aus das wir den Signalkrebs nicht mehr aus dem Gewässer bekommen, das ist vorbei.
Was ich erstaunlich finde ist das bei euch die Tiere bei wärmerem Wasser besser gefangen werden.
Wir fangen erst im Oktober an, das hat sich in den letzten 4 Jahren als besser erwiesen.
Bei Wassertemperaturen über 10 ° ist hier kein Krebs zu fangen.
Der beste Köder sind Fischboilies, halten lange und stinken ganz ordentlich.........

Auf Dauer werden wir die einheimischen Bestände an Krebsen nicht halten können wenn sie es nicht schaffen sich gegen die Krebspest selbst zu immunisieren.
Das ist meine Meinung.

Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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Re: Unterscheidung Flußkrebse und eingeschleppte

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo
Den Kurs hatten wir besucht, und Reusen angeschafft.
In der Gersprenz selber wurde kaum was gefangen. Die größeren Signalkrebse die den Stein ins rollen brachten, wurden unterhalb eines Kläranlagenauslaufs gefangen.
Und nur dort. Die Wassertemperatur ist dort etwas höher als im Rest vom Bach. Tief, langsam, Schlamm und reichlich Wurzeln
bieten da gute Bedingungen.
In den Teichen sah das anders aus.
Zerfledderte Krebse in den Reusen lassen den Schluß zu das die Aale einen großen Teil fressen.
Und Aale gibt es im Bach reichlich.
Noch...
Die sind im Schnitt zwischen 80 und 90 cm lang und in absehbarer Zeit auf dem Heimweg.
Dürfen nicht mehr nachbesetzt werden, und das junge Aale aufsteigen wage ich zu bezweifeln.
Eher werden die Grundeln noch hinzukommen.
Mal abwarten wer dann wen frisst...
Gruß Thilo
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