Moin zusammen,
hier mein kleiner Korfu-Reisebericht.
Ich war an der Nordwestküste, die insgesamt deutlich schroffer als die Süd- und Ostseite ist. Sprich: Sehr felsige und schwer begehbare Ufer, mitunter auch mit ganz ordentlicher Brandung. Vom relativ strukturreichen Terrain erhoffte ich mir auch gesteigerte Fischdichte. Ich bin vorab mehrmals geschnorchelt, um die Fische zu lokalisieren. Klares Wasser wie im Aquarium, nur passen das Verhältnis von Wasservolumen und Fischdichte nicht zusammen. Sehr dünn besiedelte Felslandschaften und die wenigen Meerbrassen- und Meerbarbenschwärme waren erst 30-40 Meter vom Ufer zu finden, in einer Tiefe von 3-5 Metern. Unmöglich, hier die Fliege zu präsentieren, weil man nicht weit genug einwaten konnte.
Trotzdem versuchte ich mein Glück. Viermal war ich mit der Rute am Wasser, dreimal in der Abenddämmerung und einmal bei Sonnenaufgang, jeweils nur für wenige Stunden.
Mein 8er Setup war wegen Wind, Wellen, beschwerter Fliegen und der benötigten Wurfweite ganz passend. Ich habe mit Schwimmschnur gefischt, besser wäre sicher eine Intermediate oder ein Schusskopfsystem. Letzteres vor allem bei begrenzten Platzverhältnissen, da stößt man am Steilufer mit aufsteigenden Felswänden schnell an seine Grenzen, da zwischen den oft scharfkantigen und seeigelbewährten Felsbrocken das Waten nicht einfach und auch nicht ganz ungefährlich ist. Ich hatte keine Watklamotten mit, es war Wet Wading mit geschlossenen Badeschuhen angesagt. Ich würde aber dazu raten, zumindest Watschuhe mit Füßlingen einzupacken, der Fuß ist einfach besser geschützt. Ebenso sollte man sich emotional darauf vorbereiten, dass die Fliegenschnur leiden wird - also vielleicht besser die zweite Garnitur einpacken...
Während in der Morgendämmerung rein gar nichts ging, war zumindest in der Abenddämmerung ein wenig Aktivität zu verzeichnen. Erster Fischkontakt war mit Hornhechten, die auch bei den nächsten Malen auf die Fliege gingen. Ich konnte allerdings keinen wirklich haken, einer plumpste mir bei der Landung von der Fliege. Das war aber zu verkraften, denn die vorwitzigen Burschen waren selten größer als 30cm. Das hielt sie aber nicht davon ab, sich auf 4er Popper und ähnlich dimensionierte Streamer zu stürzen...
Am ersten Abend konnte ich dann noch einen Schriftbarsch verhaften, der sich zwischen dem Ufergestein auf meinen Flash-Streamer stürzte.
Am zweiten Abend nahmen dann noch ein sehr grimmig dreinschauender Eidechsenfisch...
...und dieser juvenile Räuber, vermutlich aus der Makrelenfamilie, den angebotenen Clouser. Bei der Bestimmung dieses letzten Fisches bin ich für Tipps dankbar, trotz des prägnanten Lidstriches bin ich in den Online-Lexika zu Mittelmeerfischen nicht fündig geworden.
Meeräschen waren am Ufer übrigens erstaunlich wenige zu sehen. Geballt standen sie dann allerdings in einer Flussmündung, wobei dieser Begriff hier nicht mehr wirklich passte. Der Fluss endete einfach ca. 50 Meter oberhalb des Strandes in einem großen Pool, sprich in einem Restwasserbassin. Hier wäre der Fangerfolg ein leichter gewesen, aber das war mir einfach schlichtweg zu doof.
Das Beste hatte sich Petrus sowieso für den letzten Abend aufgehoben und mich mit Fischerglück überschüttet - schweißgebadet und mit zitternden Händen hielt ich nach schier endlosem Drill einen fast mannslangen BARRAKUDA in den Händen...
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Spaß beiseite und Fazit: Die Fischdichte ist nicht hoch, aber wer Platz für eine Rute und eine paar Fliegen hat, sollte sein Geraffel ruhig einpacken. Landschaftlich ist die Küste wirklich sehr schön und ein bisschen Ärmchenschwingen kann ja nicht schaden. Ansonsten ist Korfu optisch deutlich anders als das klassisch blau-weiß getünchte Griechenland, das man sonst so kennt. Das Olivenöl ist großartig, der Wein eher ausbaufähig. Die Hauptstadt erinnert - historisch bedingt - stark an die Gassen italienischer Städte und das Autofahren auf den meist einspurigen Inselstraßen ist - nicht selten mit 30 Prozent Steigung und ohne Leitplanken - oft ein kleines Abenteuer.
Tight lines!
Johannes