pehers hat geschrieben: Gute Frage: Wie viel % der Besatzfische können ein Jahr nach dem Besatz in einem Fließgewässer noch nachgewiesen werden? Egal ob tri- oder diploid...
Maximal 3%! Wenn ich von fangfähigem Besatz ausgehe, dann bedeutet das, dass von 100kg Besatz, 3kg über bleiben. Das bedeutet bei einem Stückgewicht von 0,5 kg (bei Attraktivitätsbesatz wird das im Schnitt hinkommen) also 6 Fische.
pehers hat geschrieben: Wir haben diese Frage untersucht, weil eine Behörde in Oö. eingewendet hat, dass andere limitierende Faktoren die Fischbestände dezimieren, als Prädatoren. Unter anderem eben der innerartliche Fraßdruck durch Besatzfische. Das spielt aber keine Rolle!
pehers hat geschrieben:... ..., aber es ist meines Erachtens ganz klar davon auszugehen, dass die Besatzfische generell ein Problem haben, sich auf Naturnahrung umzustellen, da ein guter Teil der beprobten Fische nicht einmal Anflug- oder sonstige Insektennahrung in den Mägen hatte.
Hallo!
Eine allgemeine Gültigkeit haben die oben genannten Erkenntnisse u. Untersuchungen nicht ….. Dazu muss gesagt werden, fangfähiger Forellenbesatz tut sich nun mal schwer in Fließgewässern oder Fließgewässerstrecken die vom Charakter her einem typischen Hochgebirgsbach oder aufgeräumten und nicht mehr ursprünglich wirkenden Mittelgebirgsbach ähnlich sind. (Kein durch Windbruch aufstauend wirkendes Totholz, dadurch häufig unnatürlich hohe Fließgeschwindigkeiten, oft aufgeweitetes-, flaches bis sehr flaches Bachbett usw.) Fangfähiger Forellenbesatz mag schnelles flaches Wasser ebenso wenig wie die größeren und großen Forellen aus Naturverlaichung! Dies hat unter anderen mit dem geringen Nahrungsangebot im schnellen Wasser zu tun, aber auch mit einem höheren energieverbrauch der Fische beim Schwimmen und einem sehr kleinen Zeitfenster die vorbeitreibende Nahrung aufzunehmen…. (Umso tiefer der Gumpen im Bach, umso größer ist die Forelle darin.)
In den Bächen und Flüssen mit verstärkter Wassertrübung ->
- Verstärkte Wassertrübung im Bach.JPG (130.75 KiB) 5366 mal betrachtet
haben es die Forellen und vor allem der Forellenbesatz besonders schwer ausreichend Futter zu finden, überhaupt mit den Augen wahrzunehmen. Die Forellen magern oft ab, obwohl geeignete Fischnährtiere nicht selten in Überfluss vorhanden sind.
Leider ist es ja schon fast völlig in Vergessenheit geraten, dass das ursprüngliche (!) Gesicht der Mittelgebirgsbäche von Totholz und quer im Bach liegenden (aufstauend wirkenden) Bäumen geprägt ist. Leitbild für kleine Mittelgebirgsbäche ->
- Windbruch kleiner Mittelgebirgsbach.JPG (131.63 KiB) 5366 mal betrachtet
Leitbild für kleine Mittelgebirgsbäche mit mäanderndem Charakter in Richtung eines Flachlandbaches ->
- Mittelgebirgsbach mit mäanderndem Charakter.JPG (234.8 KiB) 5366 mal betrachtet
Auch fast schon völlig in Vergessenheit geraten ist, dass das Gesicht der Äschenregionen in den Mittelgebirgen ursprünglich ebenfalls von Totholz und kleineren Aufstauungen geprägt waren ¬¬->
- Äschenregion.JPG (136.2 KiB) 5366 mal betrachtet
Das Angebot und die arten Zusammensetzung von Fischnährtieren ist in einem urtümlich (urwaldähnlich) wirkenden Mittelgebirgsbach (Zeigerwert der Fischnährtiere von 1,5 bis 3,2 ist alles dabei) deutlich größer als in einem aufgeräumt und ausgeräumten Bachlauf …. (Und die Fische sind auch sehr schwierig zu fangen für uns und auch für die Fischotter…)
Wirklich gut kommt der Forellenbesatz zurecht, in den langsam fließenden Bächen und Flüssen die vom Charakter her den typischen(mäandernden) Flachlandbächen und Flüssen ähnlich sind.
Ich fische unter anderen an so einem kleinen, mäandernden und langsam fließenden Fluss mit typischem Charakter eines Flachlandflusses….
Im Frühjahr gibt es massenhaft Köcherfliegenlarven am Flussgrund zu bestaunen. Diese werden auch durch den Mageninhalt der Fische (Forellenbesatz) wiedergespiegelt….
Anfang Mai gefangen ….
- Mageninhalt RBF Köcherfliegenlarven.JPG (143.61 KiB) 5366 mal betrachtet
Ich sehe Larven der Lepidostoma hirtum (Saprobiewert; Zeigerwert=: 1,8) und Anabolia nervosa (s:2,0), einen Flohkrebs …
Dann kommt die Maifliege Ephemera sp. (s:2,0) ……
- Maifliege Ephemera sp..JPG (128.37 KiB) 5366 mal betrachtet
- Mageninhalt Forelle mit Maifliege.JPG (187.47 KiB) 5366 mal betrachtet
(Der Fluss hat in diesem Bereich überwiegend nur eine Fließgeschwindigkeit von nur 1-5 cm/s……)
Die Forellen wirken bei uns nach der Maifliegenzeit so richtig Übergewichtig …. Und so Schmeken sie dann auch …. (Halt nicht so gut wie eine magere Forelle schmeckt.)
Nach der Maifliege findet man Schnecken, Regenwürmer, Flohkrebse in den Mägen der Fische aus Forellenbesatz. Einige der Forellen spezialisieren sich sogar auf Flohkrebse wie die Mageninhalte eindrucksvoll gezeigt haben. Ich habe im Frühjahr einer großen Bachforelle zuschauen können, wie sie eine Wasserpflanze -> Wasserstern angestupst hat, so dass die anhaftenden (vermutlich) Flohkrebse geflüchtet sind und anschließend als Forellenfutter geendet haben.
Andere Forellen nehmen alles was zu bekommen ist... Einige der Forellen aus dem Frühjahrsbesatz beginnen sich mit Elritzen (die sich dann zur Laichzeit zu größeren Schwärme zusammenfinden) dem Magen vollzuschlagen.
- Elritze +Forelle ....JPG (120.86 KiB) 5366 mal betrachtet
Neben Elritzen findet man häufig Mühlkoppen und auch mal einen Dreistacheligen Stichling in den Mägen.
- Mageni. 3 Fische +Maifliege.JPG (136.02 KiB) 5366 mal betrachtet
Jetzt im September findet man in den Mägen der RBF Anflugnahrung wie große Köcherfliegen aber auch Steinfliegen -> Fam. Perlodidae (s:1,5) usw.
Wenn die Fische aus Forellenbesatz bei uns nicht entnommen werden, überstehen sie nicht selten mehrere Jahre im Fluss und wachsen zu wahrhaften Riesenfischen heran ……
Fazit: Zu oft und viel zu schnell werden hier die „Erkenntnisse und dergleichen“ in Stein gemeißelt …..
Aber wie schon gesagt, was solls!!
LG Christian