Ein Testberichtchen zur IMAGO IPT 8# fast action
Verfasst: 04.10.2014, 15:49
Hier mal ein Rutentest der etwas anderen Art – zu einem Rutenkauf, wie man ihn so eigentlich nicht machen sollte
Nach dem ich zunächst einige sehr vielversprechende Geschichten über die ersten Ruten der Fa. IMAGO gehört hatte, wurde es sehr schnell wieder sehr ruhig um das Unternehmen.
Allerdings war mein Interesse nachhaltig geweckt und ich versuchte – vergeblich – eine der Ruten zur Probe zu werfen.
Also ging ich hier den anderen Weg und legte mir blind über das Internet eine radikal um 70 % reduzierte Rute der Klasse 8, 9,6 Fuss zu. Genauer gesagt eine IMAGO IPT (steht für Imago Performance Tool, eine etwas großsprecherische Bezeichnung, aber wer eine Bude hat muss auch klingeln wollen), fast action.
Vor drei Tagen kam sie an. Nach dem Auspacken erstmal die optische Qualität in Augenschein genommen. Die Rute ist eine etwas bizarre Mischung aus High end und Hinterhofniveau.
Der Blank ist für eine 8er schlank, aber nicht sonderlich leicht. Er kommt komplett unlackiert und im Großen und Ganzen unbehandelt daher, gesandet ist er, aber nicht poliert. Was ihm eine praktische matte Optik verleiht. Die Bindungen sind ganz und gar unauffällig. Schwarz ohne Firlefanz, so kurz wie es eben geht ausgeführt.
In Zeiten, in denen sich andere Hersteller mit aufwendigen Lackierungen und Zierbindings überbieten, eine extrem ungewöhnliche Aufmachung – raw, oder positiver: puristisch. Allerdings kann man am Lack sparen – und zwar Ausgaben, was für den Hersteller interessant ist, und Gewicht, was mich als Nutzer anspricht. Diese Ausführung muss bei einem Performance Tool wohl so sein, sach ich mir also, auch bei Rennwagen wird ja alles, was nicht der schnellen Fortbewegung dient, weggelassen.
Nicht so schön ist dagegen die Qualität, in der die Lackierung der Bindungen ausgeführt wurde. Die sind nämlich eher diletantisch ausgeführt und hätten bei SAGE keine Qualitätskontrolle überstanden.
Der Korkgriff und der Rutenhalter sind dagegen wieder hervorragend. Der Kork ist bestens verarbeitet und der ordentlich dimensionierte Griff fast frei von Kittstellen. Findet man so in dieser Qualität nicht mehr häufig. Die Ringe dagegen fallen wieder ab, witziger Weise vom Griff zur Spitze. Die beiden Stripping Guides sind noch allererste Sahne: Titanium Recoil – wie bei meinen Loomis CC. Die Schlangenringe, die dann auf dem Weg nach Oben folgen, scheinen allerdings eher aus dem Billigteileregal und für meinen Geschmack für eine Rute der Klasse 8 zudem zu klein (na gut, da befindet sich IMAGO in guter Gesellschaft). Beim Spitzenring scheint der Firma dann aber das Geld ausgegangen zu sein, der könnte auch aus einer namenlosen Gesenkschmiede sein.
Die eigentlich spannende Frage ist aber natürlich: wie performt das Performancetool?
Meine Versuchsanordnung sieht heutzutage so aus:
Ich entwende meiner Tochter die kleinen Hulla hoop ringe (Durchmesser rd. 60 cm) und lege die auf ca. 15, 20 und 25 Meter aus. Dann wird die Wurfgenauigkeit geprüft – und zwar auch, ob die Rute ohne viele Leerwürfe so zügig wie möglich die Fliege ins Ziel bringt.
Dann kommt der obligatorische Weitenversuch.
Abschließend geht es ein paar Meter zum Fluß hinunter, um zu sehen, ob und wie sich die Rute switchen läßt. Das ganze mit mind. 2 verschiedenen Schnüren.
Test beendet.
Das „Performance Tool“ wurde mit einer Guideline Bonefish, einer RW Triangle Taper und einer Vision Big Mama verprobt.
Erste Überraschung. Die Rute arbeitet recht geschmeidig. Bis gut ins Mittelteil hinein, angenehm progressiv. Nicht die befürchtete extra harte Wurfkanone also, vielmehr läßt sich das Laden der Rute gut fühlen, während man das Ziel fest im Blick hat.
Das Rückstellvermögen des Blanks ist sehr gut - und die Präzision der Rute ist überragend und zwar über den gesamten Entfernungsbereich, der für mich in der Praxis eine Rolle spielt.
Ganz hin und weg war ich dann von der erzielten Weite: Die immerhin 31 Meter lange Guideline Bonefish legt sie ohne größere Anstrengungen praktisch komplett raus. Beim dritten Versuch hing der Backing-Knoten in den Ringen –mit Hilfe leichten Rückenwinds allerdings. Auch die Big Mama wirft sie gut, nur mit der TT von Wulff erscheint sie mir etwas unterpowert. Keine wirkliche Überraschung, denn die Guideline rangiert eher auf der schweren Seite, während die Wulff sich strikt an die Aufmaße der AFTMA hält.
Am Wasser hat die Rute ebenfalls überzeugt: Switchcasts scheinen ihre eigentliche Stärke zu sein. Meine andere zum Vergleich mitgeführte 8er tut sich mit dem Switchen eher schwer und so fiel das Potential der IPT umso deutlicher auf.
Allerdings ist dies mE eine 8er mit Tendenz zur 9er. Entsprechend anstrengend dürfte es sein, mit ihr zB an der Ostsee einen ganzen Tag per blind casting den Meerforellen nachzustellen. Wo es aber eher taktisch zugeht und daher die Anzahl der Würfe nicht in den Himmel wächst, dürfte das keine so große Rolle spielen.
Unterm Strich: Eine Rute mit gewöhnungsbedürftiger Optik, verbesserungswürdiger Verarbeitung aber sehr, sehr überzeugenden Wurfeigenschaften! Leute, wenn ihr Spass an engen Schlaufen und lebendigen Ruten habt – das ist Euer Gerät!
Schade, dass IMAGO wohl mehr oder weniger die Geschäftstätigkeit eingestellt hat.
Tobe
(PS: .. und für mich ist der Blindkauf gut ausgegangen - das Teil könnte Eingang in den Kreis meiner Lieblingsruten finden!)
Nach dem ich zunächst einige sehr vielversprechende Geschichten über die ersten Ruten der Fa. IMAGO gehört hatte, wurde es sehr schnell wieder sehr ruhig um das Unternehmen.
Allerdings war mein Interesse nachhaltig geweckt und ich versuchte – vergeblich – eine der Ruten zur Probe zu werfen.
Also ging ich hier den anderen Weg und legte mir blind über das Internet eine radikal um 70 % reduzierte Rute der Klasse 8, 9,6 Fuss zu. Genauer gesagt eine IMAGO IPT (steht für Imago Performance Tool, eine etwas großsprecherische Bezeichnung, aber wer eine Bude hat muss auch klingeln wollen), fast action.
Vor drei Tagen kam sie an. Nach dem Auspacken erstmal die optische Qualität in Augenschein genommen. Die Rute ist eine etwas bizarre Mischung aus High end und Hinterhofniveau.
Der Blank ist für eine 8er schlank, aber nicht sonderlich leicht. Er kommt komplett unlackiert und im Großen und Ganzen unbehandelt daher, gesandet ist er, aber nicht poliert. Was ihm eine praktische matte Optik verleiht. Die Bindungen sind ganz und gar unauffällig. Schwarz ohne Firlefanz, so kurz wie es eben geht ausgeführt.
In Zeiten, in denen sich andere Hersteller mit aufwendigen Lackierungen und Zierbindings überbieten, eine extrem ungewöhnliche Aufmachung – raw, oder positiver: puristisch. Allerdings kann man am Lack sparen – und zwar Ausgaben, was für den Hersteller interessant ist, und Gewicht, was mich als Nutzer anspricht. Diese Ausführung muss bei einem Performance Tool wohl so sein, sach ich mir also, auch bei Rennwagen wird ja alles, was nicht der schnellen Fortbewegung dient, weggelassen.
Nicht so schön ist dagegen die Qualität, in der die Lackierung der Bindungen ausgeführt wurde. Die sind nämlich eher diletantisch ausgeführt und hätten bei SAGE keine Qualitätskontrolle überstanden.
Der Korkgriff und der Rutenhalter sind dagegen wieder hervorragend. Der Kork ist bestens verarbeitet und der ordentlich dimensionierte Griff fast frei von Kittstellen. Findet man so in dieser Qualität nicht mehr häufig. Die Ringe dagegen fallen wieder ab, witziger Weise vom Griff zur Spitze. Die beiden Stripping Guides sind noch allererste Sahne: Titanium Recoil – wie bei meinen Loomis CC. Die Schlangenringe, die dann auf dem Weg nach Oben folgen, scheinen allerdings eher aus dem Billigteileregal und für meinen Geschmack für eine Rute der Klasse 8 zudem zu klein (na gut, da befindet sich IMAGO in guter Gesellschaft). Beim Spitzenring scheint der Firma dann aber das Geld ausgegangen zu sein, der könnte auch aus einer namenlosen Gesenkschmiede sein.
Die eigentlich spannende Frage ist aber natürlich: wie performt das Performancetool?
Meine Versuchsanordnung sieht heutzutage so aus:
Ich entwende meiner Tochter die kleinen Hulla hoop ringe (Durchmesser rd. 60 cm) und lege die auf ca. 15, 20 und 25 Meter aus. Dann wird die Wurfgenauigkeit geprüft – und zwar auch, ob die Rute ohne viele Leerwürfe so zügig wie möglich die Fliege ins Ziel bringt.
Dann kommt der obligatorische Weitenversuch.
Abschließend geht es ein paar Meter zum Fluß hinunter, um zu sehen, ob und wie sich die Rute switchen läßt. Das ganze mit mind. 2 verschiedenen Schnüren.
Test beendet.
Das „Performance Tool“ wurde mit einer Guideline Bonefish, einer RW Triangle Taper und einer Vision Big Mama verprobt.
Erste Überraschung. Die Rute arbeitet recht geschmeidig. Bis gut ins Mittelteil hinein, angenehm progressiv. Nicht die befürchtete extra harte Wurfkanone also, vielmehr läßt sich das Laden der Rute gut fühlen, während man das Ziel fest im Blick hat.
Das Rückstellvermögen des Blanks ist sehr gut - und die Präzision der Rute ist überragend und zwar über den gesamten Entfernungsbereich, der für mich in der Praxis eine Rolle spielt.
Ganz hin und weg war ich dann von der erzielten Weite: Die immerhin 31 Meter lange Guideline Bonefish legt sie ohne größere Anstrengungen praktisch komplett raus. Beim dritten Versuch hing der Backing-Knoten in den Ringen –mit Hilfe leichten Rückenwinds allerdings. Auch die Big Mama wirft sie gut, nur mit der TT von Wulff erscheint sie mir etwas unterpowert. Keine wirkliche Überraschung, denn die Guideline rangiert eher auf der schweren Seite, während die Wulff sich strikt an die Aufmaße der AFTMA hält.
Am Wasser hat die Rute ebenfalls überzeugt: Switchcasts scheinen ihre eigentliche Stärke zu sein. Meine andere zum Vergleich mitgeführte 8er tut sich mit dem Switchen eher schwer und so fiel das Potential der IPT umso deutlicher auf.
Allerdings ist dies mE eine 8er mit Tendenz zur 9er. Entsprechend anstrengend dürfte es sein, mit ihr zB an der Ostsee einen ganzen Tag per blind casting den Meerforellen nachzustellen. Wo es aber eher taktisch zugeht und daher die Anzahl der Würfe nicht in den Himmel wächst, dürfte das keine so große Rolle spielen.
Unterm Strich: Eine Rute mit gewöhnungsbedürftiger Optik, verbesserungswürdiger Verarbeitung aber sehr, sehr überzeugenden Wurfeigenschaften! Leute, wenn ihr Spass an engen Schlaufen und lebendigen Ruten habt – das ist Euer Gerät!
Schade, dass IMAGO wohl mehr oder weniger die Geschäftstätigkeit eingestellt hat.
Tobe
(PS: .. und für mich ist der Blindkauf gut ausgegangen - das Teil könnte Eingang in den Kreis meiner Lieblingsruten finden!)