Besatz

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
pehers
Beiträge: 1461
Registriert: 28.09.2006, 11:51
Wohnort: Linz/AUT
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von pehers »

Servus!

Ich schaffe es leider nicht, die Grafiken, die ich aus einem Vortrag eines Boku Fachmanns habe, hier online zu stellen, aber es ist vielleicht auch kurz geschildert, was diese Grafiken sagen wollen.

1. Die Besatzfische, in welcher Form und Größe auch immer sie eingebracht werden, sind nach einem Jahr im Gewässer nahezu nicht mehr nachweisbar. Die einzige Form des Besatzes, die noch als nachhaltig bezeichnet werden kann, ist der Besatz mit Eiern in Brutboxen, artificial nests, o.ä.

2. Je größer die Degradation eines Gewässers, desto der eher ist Besatz zulässig und eine vertretbare Form der Bewirtschaftung. Zuvor sollten sämtliche andere Möglichkeiten versucht werden, eine Verbesserung des Zustandes zu erreichen (Verbesserung des Lebensraums, Schutz vor Prädatoren - soweit zulässig, etc.).

Punkt und Ende! Mehr gibt es zu dem Thema nicht zu sagen - vor allem nicht in allgemein gültiger Form.

Wie mehrere Poster es ja bereits betont haben, ist diese Frage im Einzelfall zu klären.

Liebe Grüße,
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Benutzeravatar
Gammarus roeseli
Beiträge: 983
Registriert: 06.07.2007, 19:52
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 109 Mal
Danksagung erhalten: 105 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Gammarus roeseli »

pehers hat geschrieben: Vor allem hier in Oberösterreich wird an sehr berühmten Gewässern (Gmundner Traun z.B.) durch Besatzmaßnahmen gewaltigen Ausmaßes ein Zustand aufrecht erhalten, der mit der Realität nichts zu tun hat. Es handelt sich um das teuerste Hechtwasser Österreichs...
Servus Hans,
wieso bzw. was genau macht die Gmundner Traun zu einem Hechtwasser??
pehers hat geschrieben: Meines Erachtens gibt es auch einen massiven Trend, Gewässer der Barbenregion als Salmonidenreviere zu bewirtschaften - da werden auch Millionen Euros an Besatz hinein gekippt und man wundert sich, dass daraus nichts wird... Ich möchte mich jetzt nicht darauf festlegen, dass das aus Klimaerwärmung folgt, aber wärmer werden viele Gewässer definitiv... (ich glaube, dass das vielmehr auf die Staue zurückzuführen ist, die eine viel stärkere Erwärmung der Gewässer ermöglichen [wenn es nicht Talsperren sind, die Tiefenwasser ablassen...])
Woran erkennst Du, dass das bewirtschaftete Salmonidenrevier eher zur Barberegion zu zählen ist?
Grüße Christian
Benutzeravatar
pehers
Beiträge: 1461
Registriert: 28.09.2006, 11:51
Wohnort: Linz/AUT
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von pehers »

Servus!

Da das ein wirkliches Herzensanliegen ist, in diesem Bereich Bewusstsein zu schaffen, darf ich Euch noch mal zumüllen:
Die unten stehenden Aufzählungen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber sind als Schlagworte oder Ideengeber gedacht!

Voraussetzungen für eine Bachforellenpopulation:

• Passende Temperaturverhältnisse
• Ausreichend Sauerstoff
• Reichlich Nahrung -> Einzige biotische Komponente
• Geeigneter Schotter zum Laichen
• Einstände für alle Altersstadien
• Möglichkeit zu Wandern

Zusammengefasst: Lebensraum („Wohnung“) und Fressen!

Die durch den Bewirtschafter setzbaren Maßnahmen:

• Lebensraum verbessern (Durchgängigkeit herstellen, Laichplatzdefizite beheben, Strukturen verbessern, etc.)#

Erst wenn klar ist, dass die Maßnahmen unmöglich sind oder dennoch keine Besserung eintritt
• Fische besetzen
- Besatz ist als potentielle Gefahr für die (genetische) Integrität des Wildfischbestandes zu sehen!
- 0-Besatz bietet effektivsten Schutz der Wildfisch-Populationen
- Problem der Domestizierung:
„Domestizierung ist der Prozess, wenn Wildtiere zu Haustieren werden, weil sie an eine vom Menschen geprägte Umgebung angepasst werden.“ (Hatchery Reform, 2004)
„Grundsätzlich bewirkt Domestizierung, dass Zuchtfische unter Zuchtbedingungen sehr fit sind, aber ihre Fähigkeit im freien Gewässer zu (über)leben, reduziert ist.“ (Berejikian, 2004)
- Grundsatz: So klein wie möglich besetzen!!!

• Fischerei regulieren
- Entnahme
- Catch & Release???
- Put & Take
- Art der Befischung
- Widerhakenlos
- Beschwerte Streamer?
- Fischereilicher Druck
- Lizenzzahlen
- Lizenzpreise

L.G.
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Benutzeravatar
pehers
Beiträge: 1461
Registriert: 28.09.2006, 11:51
Wohnort: Linz/AUT
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von pehers »

Gammarus roeseli hat geschrieben:
pehers hat geschrieben: Vor allem hier in Oberösterreich wird an sehr berühmten Gewässern (Gmundner Traun z.B.) durch Besatzmaßnahmen gewaltigen Ausmaßes ein Zustand aufrecht erhalten, der mit der Realität nichts zu tun hat. Es handelt sich um das teuerste Hechtwasser Österreichs...
Servus Hans,
wieso bzw. was genau macht die Gmundner Traun zu einem Hechtwasser??
pehers hat geschrieben: Meines Erachtens gibt es auch einen massiven Trend, Gewässer der Barbenregion als Salmonidenreviere zu bewirtschaften - da werden auch Millionen Euros an Besatz hinein gekippt und man wundert sich, dass daraus nichts wird... Ich möchte mich jetzt nicht darauf festlegen, dass das aus Klimaerwärmung folgt, aber wärmer werden viele Gewässer definitiv... (ich glaube, dass das vielmehr auf die Staue zurückzuführen ist, die eine viel stärkere Erwärmung der Gewässer ermöglichen [wenn es nicht Talsperren sind, die Tiefenwasser ablassen...])
Woran erkennst Du, dass das bewirtschaftete Salmonidenrevier eher zur Barberegion zu zählen ist?
Grüße Christian
1. Frage: Die Gmundner Traun weist viele Staue auf und ist für ein Salmonidenrevier im Sommer (meines Erachtens aufgrund der Erwärmung im Traunsee und darauf folgend im Stau des KW Theresientals) grenzwertig warm. Der Hecht (und Barbe, sowie andere Weißfische, wie Aitel, ...) kommen ohne Besatzmaßnahmen auf und entwickeln sich prächtig. Daneben scheint auch der Huchen gut zu gedeihen.

2. Frage: Siehe oben. Viele Gewässer, die als reine Salmonidenreviere angepriesen werden, hätten ohne Besatz von Salmoniden keine großen Bestände derselben mehr (Ager, Traun vom Traunsee abwärts, Aschach, Pielach, Krems, Antiesen, Mondseer Ache, Ischler Ache, ... um nur einige zu nennen, die mir gerade einfallen). Wenn Du an einem Wasser neben besetzten Forellen riesige Bestände von Barbe, Aitel, vielleicht sogar manchmal Näsling, etc. siehst, brauchst Du für diese Einschätzung kein großer Fachmann zu sein...

L.G.
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Maggov
Moderator
Beiträge: 5536
Registriert: 28.09.2006, 14:21
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 305 Mal
Danksagung erhalten: 395 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Maggov »

Beppo hat geschrieben:Hallo in die Runde,
das Zitat : > Kormoraneinflug, Hitzewellen, Spülungen von Stauseen oder ähnliches sind nur einige davon. < von "Royal Coachman", entspricht nicht ganz der Wahrheit. Der natürliche Ertragswert eines Gewässers ergibt sich aus dem Wasserdargebot, dessen Qualität und der Anzahl an Fischnährtieren. Die von "R...C..." angeführten Punkte können zur weiteren Verschlechterung des Ertragswerts führen sind aber bei nicht mehr Vorhandensein auch nicht mehr ausschlaggebend. Zur Berechnung des Pachtzins eines Gewässers werden aber nur die drei von mir genannten Punkte herangezogen.
Es obliegt einzig und allein dem Pächter, bei einer Verschlechterung des Gewässers durch chemische oder physikalische Einwirkungen, mit dem Verpächter, durch entsprechende Ausgleichsmaßnahmen oder Zahlungen, dem entgegen zu wirken. Dazu gibt es in den jeweiligen Bundesländern und deren Finanzämtern entsprechende Vorgaben die in Verbindung mit den Unteren Wasser - und Naturschutzbehörden erarbeitet wurden. Meist können für die im Bereich der jeweiligen Landratsämter gelegenen Gewässer die Ertragswerte abgefragt werden.
Gruß Beppo
Hallo Beppo,

die Berechnung des Pachtzinses über Deine genannten Parameter ist sicherlich OK aber für mich eher eine allgemeingültige Regel für viele verschiedene Gewässertypen.

RC hat bereits versucht ein zu wenden dass es aber andere Einflüsse gibt die durchaus große Varianz auf die Erhebung bedeuten und nicht berücksichtigt sind. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist eine Strecke die ich auch mit bewirtschaften darf. Dort haben wir große Geschiebemengen an feinem Kies. Das Nahrungsangebot blieb über die Jahre konstant. Ich habe keinen wissenschaftlichen Beleg aber fische an dieser Strecke schon wirklich lange (schätze mal vorsichtig es sind jetzt 8 Jahre). Es handelt sich um einen Oberlauf eines Baches am Alpenrand. Durch die schnelle Fließgeschwindigkeit und das Gefälle sowie das Einzugsgebiet kommt es bei Regenfällen und Schneeschmelze regelmäßig zu einem starken Anstieg des Pegels der aber auch entsprechend schnell wieder zurück geht. Dies hat zur Konsequenz das sich der Bach permanent wandelt und eigentlich kaum echte "hot spots" existieren da diese ebenso verschwinden wie sie anderswo entstehen. Dies hat zur Konsequenz dass die Fische wandern müssen und somit die Bestandsdichte niedriger ist als Wassermenge und Nahrungsangebot indizieren. Dazu kommt dass es m.M. nach an diesen Strecken deutlich häufiger Vorkommen kann dass eine komplette Laichgeneration ausfällt da der Laich entweder mit sehr hohen Kiesschichten überlagert wird oder der Laichabschnitt trocken fällt weil der Bach im Kiesbett "wandert".

In der Realität wird doch der Pachtzins schon lange nicht mehr nach der Produktivität erhoben sondern nach Angebot und Nachfrage. In einer Region die kaum Fliegenfischerstrecken bietet werden sich diverse potentielle Pächter finden lassen - und entsprechend bieten. In Vereinen sicherlich auch die Erwägung wie viele Jahreskarten ich von Mitgliedern abgenommen bekomme das Pachtangebot massiv beeinflussen. Da findet doch vor dem Angebot erst mal eine Abwägung statt was ich an Lizenzen wieder einnehmen muss bevor ich mich in eine langfristige Verbindlichkeit einlasse.

LG

Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
Beppo
Beiträge: 288
Registriert: 25.11.2012, 17:18
Hat sich bedankt: 74 Mal
Danksagung erhalten: 73 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Beppo »

Hallo Markus,
vielen Dank. Im Prinzip genau das bestätigt, was ich angeführt habe Wassermenge, Qualität und Fischnährtiere. Alles andere spielt zwar mit hinein, dass manche mit ihrem Geld nicht wissen wohin und es für einen Normalverdiener kaum noch Möglichkeiten gibt sich da irgendwo einzukaufen. Der Ausgangspunkt dieser Diskussion war aber der Besatz. Und ich bin der felsenfesten Meinung, die auch leicht begründbar ist, wer in einem Gewässer unter Beachtung aller rationalen Umstände über den natürlichen Ertragswert hinaus Fische entnimmt, der MUSS besetzen. Es wird nie eine 100% tige Berechnung über diesen Wert geben, man kann sich aber an einem langjährigen Mittelwert richten und damit wäre schon für manche Gewässer viel gewonnen. Der einzige Unsicherheitsfaktor ist dabei der Angler. Denn richtet man sich an diesem Ertragswert ist das meist mit Einschränkungen verbunden. Und da kann ich nur viel Glück demjenigen wünschen der dies versucht umzusetzen (könnte ein Buch darüber schreiben).
Gruß Beppo
dr-d

Re: Besatz

Beitrag von dr-d »

hallo hans,

ich denke du hast es sehr gut herausgearbeitet.

besatz verschwindet - lt.einer deutschen untersuchung -binnen stunden über kilometer abwärts.boxen bringen v.a. und nur etwas, wenn man im oberlauf
kleine seitengewässer hat und entsprechen habitate hernach.

flug - predatoren und auch andere stehen im gegensatz zu fischen in deutschland wie auch österreich unter dem schutz einflussreicher "fachgruppen", die wahlrelevant sind...

klimaerwärmung verstärkt durch stauhaltung und -versiffung verstärkt z.b. pdk und schwächt das laichen - auch die durchgängigkeit
steht vielerorts nur auf dem papier.

zuchtfische sind schon seit längere zeit oftmals diploide oder triploide füllmasse für dementsprechende
gewässer und auch deren kunden! sie verdrängen auch zunehmend die restauthochtonen.

durch überwigend ökologisch insuffiziente kläranlagen(s.projekt langenargen + uni tübingen) gelangen nach wie vor
gifte ,mikrokunststoffe, hormon- und medikamentencocktails in fliesgewässer ,die die dortige fischpopulation
schädigen und v.a. epigenetisch verändern - zudem gelangt das auch noch in unsere nahrungskette mit langzeitvollwirkung!

unterhalb von konventionellen kläranlagen reduzieren sich fortpflanzungsfähige "männchen" in kurzer zeit
auf < 30% der Population(örtrogenderivate,u.a.)

spülungen von stauseen versiffen nicht nur fliesgewässer und überhitzen diese, sondern verbreiten auch den dortigen
kommerziellen bestand(hechte,karpfen aller spielarten,barsche in tw.exotischen grössen) und vernichten den bisherigen.

unsere ämter sind chronisch unterbesetzt und überfordert.manchmal passiert auch was - dann wird diese
person aber auf druck zumeist nach einiger zeit "hochgelobt" und wegversetzt...man wünscht ruhe.

fischnährtiere (bachflohkrebse,etc.) werden neuerdings massenhaft vernichtet durch direkte und indirekte einbringung
von abfällen aus biogasanlagen.dies hat z.b. ein alteingesessener gewässerbesitzer an der wiesent durch weihenstefan
untersuchen und sichern lassen.direkt=illegale entsorgung,indirekt=legale ausbringung auf gewässernahe felder.



ich weiss ehrlich nicht , wie man es derzeit hinbekommt - ausser man knackt den jackpot,kauft sich einen oberlauf ohne kläranlage
und beschäftigt einen professionellen keeper oder man hat das glück, einen verpächter zu finden, den das geld weniger als
die natur interessiert.

schöne woche und danke für eure interessanten beiträge.


thomas
Benutzeravatar
Gammarus roeseli
Beiträge: 983
Registriert: 06.07.2007, 19:52
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 109 Mal
Danksagung erhalten: 105 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Gammarus roeseli »

Servus Hans (pehers),

das Thema „Maximaltemperatur (Wassertemperatur) & Fischregion“(Salmoniden), „Natürliche Reproduktion von Salmoniden“, „ Eier in Brutboxensystemen“ usw. ist eines meiner Hobbys! Da kenne ich mich bestens aus und bin aktiv!

Nebenbei bemerkt habe ich den Eindruck, dass sich die Barbe schwerer tut in einem künstlichen Kraftwerksstau als die Forelle.
Lieber Hans, schau mal hier ->
(Stauhaltungen in D.!)
http://www.umweltbundesamt.de/sites/def ... tand_0.pdf (Alles nur noch Hechtwasser in Bayern??)

Lieber Hans, um sich ein besseres Bild zu verschaffen ob das Salmonidenrevier noch eines ist oder nicht, macht es Sinn den Sauerstoffgehalt (Flusswasser) im Fokus zu behalten.
Wir haben beispielsweise in einigen der Salmonidengewässer (Urgesteinsflüsse) mit Flussperlmuschelbestand (ich fische in einem in der Oberpfalz) häufiger Maximaltemperaturen (Wassertemperaturen) von 24°C bis 25°C. (Entsprechende Maximaltemperaturen von über 24°C im Wasser, wurden bereits 1961 bis 1963 in sächsischen Salmonidengewässern mit Perlmuschelbestand ermittelt und dokumentiert.)
Der Tagestemperaturverlauf in einem Salmonidengewässer (mit Perlmuschelbestand) kann im Hochsommer schon mal so ausschauen ->

(18.07.2015) http://www.gkd.bayern.de/fluesse/wasser ... l=Download

(01.07.2015 bis zum 31.07.2015)
http://www.gkd.bayern.de/fluesse/wasser ... l=Download

Fakt ist, Bachforellen vertragen hohe Wassertemperaturen sehr gut (eigene Beobachtung), wenn durch die Photosyntheseaktivität der Wasserpflanzen und Algen (viel Globalstrahlung) das Flusswasser mit Sauerstoff ausreichend übersättigt (!!) ist. (Die Sauerstoffübersättigung im Wasser ist abhängig von der Fließgeschwindigkeit. -> Beschleunigter oder verzögerter Gasaustausch mit der Atmosphäre.) Bei Sonnenaufgang ist der Sauerstoffsättigungswert im Wasser am niedrigsten! Ist das Flusswasser stärker als gering belastet mit anorganischen oder organischen Nährstoffen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Forellen unter Atemnot leiden.

Grüße Christian

Hallo in die Runde,
im Zeitalter des Kunstdüngers ist Dünger in der Landwirtschaft (bei uns) keine Mangelware mehr! Über die landwirtschaftlichen Nutzflächen die sich im Bach- Flusseinzugsgebiet befinden gelangt zu viel Dünger in die Bäche und Flüsse. Das Ergebnis kann man sich hier anschauen ->
http://www.umweltbundesamt.de/sites/def ... -09-29.pdf
http://www.umweltbundesamt.de/daten/gew ... textpart-1
Überdüngung führt im Wasser zu Sauerstoffzehrung. Überdüngung führt zu erhöhter Wassertrübung (die Forellen sehen und finden weniger oder kaum noch Nahrung). Fadenalgen machen die Überdüngung im Wasser für uns sichtbar!
Überdüngung fördert übermäßiges Wachstum von Wasserpflanzen und Algen (vor allem in den Sommermonaten). Bei entsprechender Sonneneinstrahlung und Photosyntheseaktivität der Wasserpflanzen und Algen, verbrauchen die Pflanzen die Kohlensäure im Wasser, so dass es in den Bächen und Flüssen mit stark kalkhaltigem Wasser (Region der Kalkalpen, Schwäbisch- Fränkische Alb, mit Oberpfälzer Jura usw.) zur biogenen Entkalkung kommt.
Biogene Entkalkung = der im Wasser gelöste Kalk fällt aus, das Wasser trübt sich ein, mineralischer Schlamm lagert sich auf dem Gewässergrund ab (ist schon bei Gewässern der Gewässergüte II ganz deutlich zu erkennen).

„Verschlammung und Versandung oberfränkischer Fließgewässer“
http://www.bs-umweltberatung.de/downloa ... aesser.pdf

Seite 36 -> Bilder von mineralischer Verschlammung (biogene Entkalkung) …
Seite 37 -> Verschlammungssituation (Biogene Entkalkung) in der Wiesent …
Seite 83 -> Fischsterben an der Wiesent... ... Sauerstoffsättigungswert ….
Die natürliche Reproduktion von Forelle und Äsche ist in der Wiesent mehr als fraglich!
Ist die Wiesent deswegen wie ein Hechtwasser zu bewirtschaften??

Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, den Forellen beim Laichen zuzuschauen.
Mein Eindruck ist, dass bei nicht optimalen Substratbedingungen (Jurafluss und sandiger Bach im Urgestein) bis zu zwei Drittel der abgelegten Forelleneier nicht ins Kiessubstrat eindringen können und mit der Wasserströmung abdriften…
Ein paar Wochen später wollten wir herausfinden, wie gut sich die Forelleneier im kiesigen Substrat entwickeln. Ergebnis im sandigen Urgesteinsbach: Ich konnte nur abgestorbene Eier dokumentieren. Treibender Sand (Bodenerosion) hat die Eier scheinbar erstickt.
Jurafluss: In einer einzigen von 5 Laichgruben konnten neben abgestorbenen Eiern auch ein paar wenige Eier im Augenpunktstadium nachgewiesen werden. In den Laichgruben war sehr viel mineralischer Kalkschlamm zu finden. Die Düngung im Herbst (und auch im Frühjahr, wenn die Äschen laichen) mit Gülle im Flusseinzugsgebiet, sorgte für reichlich Algenwuchs (Fadenalgen) -> biogene Entkalkung -> Entstehung mineralischer Schlämme…

Bodenerosion landwirtschaftlich genutzter Flächen (Schwebstoffbelastung)und Überdüngung der Gewässer bewirken die größten Verluste während der Eientwicklung im Lückensystem!
Ein mit Kies und Schotter gefüllter Kunststoffkorb platziert auf einem Kieslaichplatz, kann in regelmäßigen Abständen kontrolliert (schüttelnd in Bewegung gebracht), wertvolle Erkenntnisse über die Qualität des Laichplatzes geben.

Grüße Christian
Benutzeravatar
pehers
Beiträge: 1461
Registriert: 28.09.2006, 11:51
Wohnort: Linz/AUT
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von pehers »

Servus!

Wir reden hier von Besatz!

LG
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Hickey
Beiträge: 173
Registriert: 06.01.2016, 13:11
Wohnort: Anzing
Hat sich bedankt: 122 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von Hickey »

Servus!

Auch wenn hier von Besatz geredet wird, finde ich den Beitrag von Christian hochgradig interessant. Bevor ihn die Moderatorenschaft oder der Autor wegen Themaverfehlung löscht, würde ich einen Parallelthread zum Thema Habitat vorschlagen.

Allgemein ist dieser Thread ein sehr gutes Beispiel für den hohen Wert dieses Forums. Vielen Dank an alle Diskutanten für ihre spannenden Beiträge aus erster Hand. Soviel Erfahrung und Wissen müsste normalerweise aufbereitet und offline dokumentiert werden.

Gruß
Michael
Maggov
Moderator
Beiträge: 5536
Registriert: 28.09.2006, 14:21
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 305 Mal
Danksagung erhalten: 395 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Maggov »

Servus Michael,

Löschen wird das niemand aber es macht schon Sinn dass wir das Thema eingrenzen.

Ich meine Christian hat dazu schon ein paar Threads gestartet gehabt - falls er keinen Thread dazu aufmachen will und es Dich sehr interessiert dann schau doch mal in die Historie. Ich finde da ist schon viel spannendes unter Natur und Umwelt zusammen gekommen.

Neben Besatz war auch das Thema Entnahme für mich Teil des Threads - was für mich eng zusammen hängt.

LG

Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
Benutzeravatar
pehers
Beiträge: 1461
Registriert: 28.09.2006, 11:51
Wohnort: Linz/AUT
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Kontaktdaten:

Re: Besatz

Beitrag von pehers »

Servus!

Ich finde Maggov hat recht und darum hab ich das auch gepostet - die Themen sind sicher interessant und Christian hat uns sein Wissen schon in vielen Threads vermittelt. Aber manchmal sollte man sich auf Teile konzentrieren und nicht ausufern.

Besatz ist - wie Maggov richtig gesagt hat - vor allem mit der Nutzung der Gewässer durch uns verbunden. Daher sind das Themen die zusammen gehören und vor allem mE jene Schrauben, an denen wir selbst am effektivsten drehen können. Und für mich am allerwichtigsten (neben der Tatsache, dass ich in der Sache meine, recht zu haben): Auf Basis unseres Verhaltens in unserem Bereich als Fischer (Bewirtschaftung und Entnahme) werden wir in der Öffentlichkeit beurteilt! Die Außenstehenden fragen immer, ob das was wir da tun, auch eine sinnvolle Entscheidung ist oder ob wir reinwerfen und rausfangen wollen! Es ist auch in Europa derzeit schwer zu vermitteln, den Fischfang auszuüben und alles wieder auszulassen... mE nicht völlig zu unrecht!

Und das führt mich zu einem negativ Beispiel: Der letzte Bericht in diesem Forum über die Soca zeigt meines Erachtens zu einem hohen Anteil nur Besitzfische (Forellen, bei den Äschen würde ich nicht Wetten darauf abschließen), die deutliche Zeichen der Domestikation tragen. Obwohl dort kaum etwas entnommen wird, kommen die Bestände nicht in die Höhe und daher sollten wir echt überlegen, ob wir nicht mit unseren Ansprüchen, Zustände aufrecht zu erhalten, die möglicherweise früher so waren, nicht viel mehr kaputt machen, als die Selbstbeschränkung verursachen würde. Ich möchte in diesem Zusammenhang einräumen, dass ich die Freude und Begeisterung der Berichterstatter verstehe, aber ich glaube einfach auch, dass das für uns ein Zeichen ist, diese Diskussionen - vor allem betreffend Besatz - weiter zu führen!

Das größte Problem am Besatz ist nämlich meines Erachtens, dass jeder Außenstehende sagt, es ist doch eh alles bestens... er überdeckt zum Beispiel die Probleme, die Christian schildert. Daran sollten wir arbeiten!

Schluss mit dem Besatz!!!!!!!!

L.G.
Hans

P.S.: Besatz ist meines Erachtens dort nachvollziehbar, wo wir natürliches Aufkommen ausschließen können! Ich kenne in Oberösterreich ein Naturgewässer, wo das der Fall ist...
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Kudu
Beiträge: 235
Registriert: 27.10.2016, 08:12
Wohnort: Lennestadt
Hat sich bedankt: 43 Mal
Danksagung erhalten: 95 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Kudu »

Interessanter Faden !
Ich kann nicht viel dazu beitragen, da noch Anfänger. Ich wohnte im Sauerland unmittelbar an der Lenne. Früher, also noch vor 10 Jahren gab es Fische satt.
Von jeder Brücke aus konnte man Forellen, Äschen so um die 30 -45 cm sehen. Entnahme war gering, Fischerdruck auch gering, Besatz alle 3-5 Jahre mal.
Heute, kein Fisch zu sehen! Kormoran derzeit keiner, da nichts mehr da ist. Besatz wird nicht mehr gemacht, seit Jahren.
Angeldruck gleich null, da keiner mehr die Köder wässern will.

Anderes Beispiel 12 km weiter Flussab. Besatz 1x im Jahr, Bestand gut, BF so zwischen 20-50 cm, Äschen geschützt und selten. Kormoran vorhanden!
Andere Welt am gleichen Fluss nur 12 km weiter.
Andreas
dr-d

Re: Besatz

Beitrag von dr-d »

hallo hans,


äschen + marmorata dto. lt einem bekannten guide aus deinem land ("werden nachts in die gumpen gekippt"...). :shock:


schöne Woche.


thomas
Benutzeravatar
Waldläufer
Beiträge: 107
Registriert: 16.02.2011, 22:26
Wohnort: Kuchl/Salzburg
Danksagung erhalten: 16 Mal

Re: Besatz

Beitrag von Waldläufer »

Hallo beisammen!

Erstmal vielen Dank für die kompetenten Kommentare zu diesem interessanten und sehr komplexen Thema.
Es ist eine Freude für mich hier mit Euch diskutieren zu können. Ich kenne aus meinem Umfeld leider anderes - da gibt es Vereinsvorstände da wird Literatur nach dem Heizwert beurteilt.

Nur ist in diesem Faden hauptsächlich von reinen Fliegengewässern die Rede. Doch wie sieht es mit den häufigeren allgemeinen Angelgewässern aus?

Ich kenne Angelgewässer (Vereine, wo der Anteil an Fliegenfischern im einstelligen Prozentbereich liegt - wenn überhaupt) die werden nach gänzlich anderen Gesichtspunkten bewirtschaftet.

Die hohen (teilweise überzogenen) Pachtkosten werden dabei mit sehr hohem fangfähigen Salmonidenbesatz, welcher eine Unmenge Kochtopfangler anlockt, versucht zu kompensieren.
Fangen diese ihre vier erlaubten Fische nicht innerhalb von drei Stunden, so wird wie wild auf den Vorstand bzw. die Bewirtschafter geschimpft.

Dies ist die eine Seite. Andererseits gibt es noch die sehr kleine Menge an Besser-Menschen-Fliegenfischern, die vom Vorstand reines C&R fordern bzw. ein Zurücksetzen aller Fische über 40 cm.
Dabei frage ich mich: Soll ein blöder Besatzfisch ü40 zurückgesetzt werden und ein Wildfisch unter 40 abgeschlagen ??? - Ich weiß nicht, aber blöder geht es, glaub ich, nicht mehr.

Es ist frustrierend - die meisten Angler beurteilen ihren Fang nur nach Kilogramm, die wenigen anderen haben Spaß daran Fische als Drillobjekte zu vergewaltigen und denken dabei noch etwas Gutes für die Natur zu tun.

Wie soll man in diesem Fall bewirtschaften.
Auf Besatz verzichten?
Ein geringes Naturaufkommen ist vorhanden.
Dann können jedoch viel weniger Karten verkauft werden - gut, die reinen Kochtopfangler bleiben dann wohl von alleine weg.
Jedoch, um die Pacht hereinzubekommen, müssten die wenigen Kartenpreise wohl so hoch angesetzt werden, daß bald keine Fischer mehr kommen werden.

Das Thema Besatz bzw. Nicht-Besatz ist wirklich ein sehr komplexes Thema, besonders, wenn man nicht nur auf die reinen Fliegengewässer achtet.

Mit nachdenklichen Grüßen
Thomas
"Die Zeit auf dieser Erde wird nach Tagen genau abgerechnet, nur die Zeiten die wir fischen, die zählen nicht dazu."
Indianisches Sprichwort
Antworten