Hallo,
habe lange überlegt, ob ich den Kommentar einstellen soll, mich aber dann doch dazu entschlossen, obwohl mir nicht so ganz eingeht was dieses Thema mit der Fliegenfischerei zu tun hat. Vielleicht kann ich ja einen kleinen Beitrag zur Erhellung der Sachlage beitragen.
Eckat hat geschrieben:Also bis jemand was besseres erfindet bleibt Glyphosat wohl das beste Mittel zum Zweck.
wie wahr, wie wahr! Drum suche ehe du dich ewig bindest ob sich beizeiten nicht was Besseres findet. In der Tat wurde in den 70er und 80er Jahren, ja so alt ist das Produkt schon, weltweit rund um Glyphosat geforscht. Jede größere Firma aus dem damaligen Agro-Business und zahllose Forschungsinstitute stürzten sich auf die Thematik - vergeblich, trotz riesiger Anstrengungen. Glyphosat in seinem Anwendungsbereich war einfach der "Gipfel". Kein anderes Produkt, und es wurden Zigtausende Verbindungen getestet, kam in seiner Wirksamkeit und seinem Umweltverhalten auch nur in die Nähe von Glyphosat. Roundup wurde zur "Cash Cow". Monsanto verdiente sich mehr als nur eine goldene Nase (bis zum Auslaufen des Patents) mit dem Produkt.
Bevor hier noch mehr und wilder über die Toxikologie von Glyphosat spekuliert wird, würde ich gerne ein paar Fakten zu dem Thema in den Ring werfen.
Für Wirkstoffe für die Anwendung in der Landwirtschaft, Pharma oder Kosmetik muss in aufwendigen Untersuchungen die "Unbedenklichkeit" für den Verbraucher nachgewiesen werden, wobei "Unbedenklichkeit" ein relativer Begriff ist. Im Falle der Agrochemikalien spielen u.a. die ausgebrachte Menge, Erntezeitpunkt, Abbau- und Rückstandsverhalten sowie Toxikologie in Relation zu den Rückständen, welche tatsächlich beim Konsumenten ankommen, eine entscheidende Rolle für die Zulassung oder Nichtzulassung eines Produktes.
Soweit das Allgemeine in Kürze, und jetzt zurück zum Thema. Jeder getestete Wirkstoff wird in unterschiedlichen Konzentrationen (welche sich an der im Feld ausgebrachten Menge orientiert) an Labormäuse oder - ratten über ihre gesamte Lebenszeit verfüttert (d.s. meistens zwei oder drei Jahre, falls die Tiere das überleben!). Danach werden alle Organe, Blut, Gehirn, Haut, Knochen usw. "forensisch" auf Veränderungen untersucht. Sollte der Zufall es wollen und in dem praxisnahen Dosierungsbereich kein Effekt gefunden werden, so verpflichtet die Gesetzeslage, die Fütterungsdosierung weiter zu erhöhen bis ein Effekt festgestellt wird, selbst wenn das bis zu absurd hohen, operettenhaften Konzentrationen führt.
Was das bedeutet soll folgendes Beispiel erhellen. Ein Mensch, der gerne Kuchen zum Kaffee verzehrt, bringt es auf vielleicht zwei/drei Stück Kuchen am Tag für eine lange Zeit. Nehmen wir nun an, dieser Mensch wird dann nach Jahren des Kuchengenusses auf mögliche Effekte von Kuchen auf die Gesundheit hin untersucht. Bedauerlicherweise werden keinerlei negativen Effekte festgestellt. Das genügt natürlich dem ängstlichen Nachbarn dieses Menschen nicht, der nämlich schreit laut danach, den Menschen mit so viel Kuchen zu füttern, bis man eine Wirkung sieht, denn Kuchen essen ist doch äußerst ungesund, so ist er, der selbst nur Wurzelgemüse verzehrt, fest überzeugt. Darauf hin muss der arme Probant statt zwei Stücke zehn Kilo Kuchen am Tag essen. Das schafft er natürlich nicht. Deshalb bekommt er eine Magensonde gesetzt und der Kuchenberg wird mittels Druck in seinen Magen gepresst, und das jeden Tag. Nach kürzester Zeit wird unser Mensch wahrscheinlich kollabieren. Bei gründlicher Untersuchung wird man feststellen, dass er schwerer Diabetiker ist, ein Magengeschwür und eine Fettleber hat oder vielleicht schon an einem Herzifarkt verstorben ist. Schlussfolgerung: Kuchen essen stellt eine schwere Schädigung der Gesundheit dar und muss deshalb strikt verboten werden. Alle Konditoren erhalten eine saftige Konventionalstrafe und lebenslanges Berufsverbot.
Genau so läuft es auch an der Wirkstoff-Front ab.
Zurück zum Thema. Nach dem oben Gesagten relativieren sich allgemeine Aussagen über die Giftigkeit bzw. Kanzerogenität eines Wirkstoffes solange, wie kein Dosierungsbereich genannt wird und kein Bezug zur in der Praxis ausgebrachten Menge sowie der Rückstandsmenge im Verbrauchsprodukt hergestellt wurde. Irgendwelche Schlussfolgerungen aus Laborergebnissen sind deshalb unseriös und oft irreführend, wenn sie keine Angabe über die Versuchsbedingungen beinhalten. Solche "Erkenntnisse" sollten immer mit "einer Prise Salz" betrachtet werden.
Ein weiterer Aspekt, der einen bei der Beurteilung der Toxikologie eines Wirkstoffes vorsichtig machen sollte, ist die naturwissenschaftliche Erkenntnis, dass, wenn Tumore oder andere negative Effekte durch einen Wirkstoff an Labortieren auftreten, das noch lange nicht bedeutet, dass die Kanzerogenität auch bei Menschen gegeben ist.
Bleibt mir zum Schluss nur noch der Frage nachzugehen: warum das panische Geschrei um Glyphosat, einem Wirkstoff, der seit Jahrzehnten bekannt ist und all seine Eigenschaften gründlich erforscht sind, und die angeblich Krebs erregende Wirkung angeblich erst kürzlich entdeckt wurde? Wenn ich dazu meine ganz private Meinung äußern darf, so fällt mir auf, dass bei der ganzen Diskussion von gewisser Seite mit Allgemeinheiten und Halbwahrheiten, wenn nicht Schlimmerem, operiert wird. Nachdem diese gewissen Kreise die Einführung des Genmaises (Glyphosat-resistent!) in Europa nicht stoppen konnten, wird jetzt auf das dort verwendete Herbizid geschossen. Die Ausbreitung des Anbaus von Genmais will man verhindern, indem man das dort eingesetzte Herbizid verunglimpft und diskreditiert. Es gibt für solches Verhalten einen alten Spruch: den Hund treten und den Herrn meinen!