Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Guzzifahrer
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Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Guzzifahrer »

Hallo zusammen,

ich habe ein Problem beim Werfen von Hechtstreamern. Und zwar geht es dabei um folgendes:

Bedingt durch fehlenden Rückraum (max. 1- 2m Platz nach hinten) versuche ich mittels Rollwürfen und Switchcasts einen Hechtstreamer (z.B. https://marios-fliegendose.de/Redhead-Pikefly_1) zum Fisch zu bekommen. Leider mit sehr mäßigem Erfolg! Ich bekomme den Streamer vielleicht max. 7-8m weit raus, aber dann ist Ende. Dabei achte ich schon stets darauf, dass der Streamer vor dem Werfen an der Wasseroberfläche ist (geringe Adhäsion). Hat hier vielleicht noch jemand einen Tipp, wie ich trotz fehlendem Rückraum den Hechtstreamer rausbekomme? Wenn ich Platz nach hinten habe, werfe ich mit der gleichen Geräte Kombi mit Doppelzug 20m + .

Mein Gerät:

Rute: Shakespeare Agility 2 Kl.8
Rolle: Orvis Turbine IV
Schnur: Guideline Bullet Kl.9

Danke für Eure Hilfe,
Gruß
Marvin

P.S.: Die Verlinkung auf den Shop soll keine Werbung sein! Es geht nur darum zu zeigen, um welche Art Hechtstreamer es geht.
FlyandHunt
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von FlyandHunt »

Hallo Marvin,

ich hatte es in den weiten des Internet gelesen aus einem Erfahrungsbericht.
Die heutigen Hechtruten sind meist darauf konzipiert große, schwere Fliegen gut auf Weite zu bringen.
Nutzt du hingegen eine "normale" Rute der Klasse 8 bis 10, sind diese eher auf das "normale" Werfen mit einer entsprechenden Fliege konzipiert.

Was ich damit sagen will: Kenne deine Rute nicht, aber vielleicht hat diese einfach nicht die Fähigkeit dazu.
Wie sieht es mit Würfen aus, wenn du einen leichten Streamer etc. angeknüpft hast?

Grüße
Ferdinand
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
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Hawk
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Hawk »

Große Hechtstreamer sind generell eher nicht für Rollwürfe gemacht.
Gibt eigentlich nur 2 Möglichkeiten das zu verbessern:
1. kleinere Streamer --> die Streamer sollten möglichst leicht sein, kein Wasser aufnehmen und auf Zug wenig Volumen haben.
2. dickere Schnur --> Je mehr Masse die Schnur hat und je besser die aufgebaute Kraft bis zur Fliege transportiert wird umso besser.

Sprich mit einer #10 lässt sich der gleiche Streamer besser transportieren. Die Schnur sollte keine lange dünn zulaufende Spitze haben.
Als Vorfach nehme ich gere Goßlachs oder Tarpon Polyleader, alternativ geht auch 1mm-1,2mm FC gut, ist aber recht umständlich zu knoten das macht bei Rollwürfen auch nochmal einen riesigen Unterschied im Vergleich zudünneren Vorfächern.
Gruß
Sven
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Joosti
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Joosti »

Guzzifahrer hat geschrieben: Mein Gerät:

Rute: Shakespeare Agility 2 Kl.8
Rolle: Orvis Turbine IV
Schnur: Guideline Bullet Kl.9
Hallo Marvin,

ich würde bei deinem Setup auf Anhieb die Schnur als Problem identifizieren.
Die Guideline Bullet ist, bezogen auf die jeweilige Klasse, eine der leichtesten Schnüre im GL Sortiment!
Eine 8er Bullet hat ein Keulengewicht von gerade mal 17 Gramm, eine 8er Coastal wiegt zum Beispiel schon 20 Gramm.

Ich würde also als erstes mal identifizieren ob das Keulengewicht wirklich zu deiner 8er Rute passt.

Weiterhin ist das Schnurprofil der Bullet nicht wirklich für große buschige Fliegen geeignet.
Die Bullet ist vom Aufbau her eine Kurzkeule (knapp über 9m) mit (meiner Meinung nach) recht feiner Spitze und viel Gewicht am hinteren Keulenende.
Deswegen eignet sie sich für Switch- und Underhandcasts mit kleinen Streamern (Wolly Bugger etc.) auf kurze bis mittlere Distanzen.
So gibt es GL auf seiner Homepage an und für diesen Einsatzzweck hat die Bullet auch schon immer funktioniert.
Das kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen.

Je größer und buschiger die Fliegen werden, die du werfen möchtest, desto weiter muss die Gewichtsverteilung an Spitze der Keule rutschen und gleichzeitig sollte der Spitzendurchmesser stärker werden.
Dann bekommt deine Schnur mehr "Punch" für größere Fliegen, dass hat Hawk auch schon versucht darzustellen.
Diese Eigenschaften sind aber leider ungünstig für Underhand- und Switchwürfe.

Ich würde an deiner Stelle in Richtung Skagit Wurftechnik suchen.
Es gibt Schnüre, die Speziell für Einhandskagit konzipiert sind und deren Anwendungsbereich ziemlich genau in das Fällt was du suchst.
Einhand Skagit gibt es sowohl als Schussköpfe (OPST Commando, Airflo Skagit Scout, Rio Skagit Trout), oder als Integrierte Schnüre (OPST Commando Smooth, SA Spey Lite integrated, Vision Hybrid).
Das Angebot ist mittlerweile sehr vielfältig, es sollte also auf jeden Fall möglich sein ohne Schneiden und Basteln eine fertige Schnur für deine Rute zu finden. Vorausgesetzt natürlich (und das habe ich eingangs erwähne) du weißt welches Gewicht für deine Rute passt. Die Sache mit den Tips (ohne gehts nicht) ergbit sich dann abhängig vom von dir gewählten Schnurmodell.

Grüße Joosti
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Guzzifahrer »

Hallo Joosti,

das Werfen mit der Skagit Technik klingt interessant! Nur ärgerlich, dass ich mir die Bullet extra für mein Problem gekauft hatte (in der Beschreibung stand, die Bullet würde sich bestens für schwere Streamer eignen (!)). Ich werde mal Ausschau nach einer Runnigline und einem entsprechenden Skagit Kopf halten, am besten gebraucht (Fliegenschnüre gehen doch ganz schön auf den Geldbeutel :( ) ).

Viele Grüße und Danke für die Hilfe!

Marvin
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Joosti
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Joosti »

Nabend Marvin,
wenn du keine Runningline zur Hand hast geht zu Testzwecken auch ein Stück Monoschnur (0,50mm +).
Viele Infos rund um das Thema Schussköpfe findest du bei Martin auf der Homepage: http://www.troutcontrol.de/

Du schreibst ja auch dass du Überkopf gut mit dem Setup klar kommst.
Ne Rute die sich Überkopf gut mit einem Gewicht XX gramm werfen lässt, braucht für Skagit Würfe ca. XX gramm + 20%.
Das ist eine Faustformel die sich über die Jahre für mich bewährt hat.
Bevor du (nochmal) Geld für eine Schnur ausgibst, würde ich deine Rute entweder vermessen (15° Methode) oder ggf. über den Hersteller Infos zum optimalen Wurfgewicht einholen.
Alles Andere ist Stochern im Nebel und führt nur zu einem weiteren Fehlkauf.
Auf der o.g. Homepage gibt es eine sehr umfangreiche Tabelle, vllt. ist deine Rute ja dabei.

Viel Erfolg.

Joosti
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Lars_L
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Lars_L »

Stell doch erstmal ein Video von Deinem Switchcast ein, statt über neue Schnüre nachzudenken. :idea:
Gruß
Lars Linden
Forstie
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Forstie »

Hallo Marvin,

noch ein Tip von mir, falls Du tatsächlich Skagit-Köpfe testen willst:

Für mich hatte es sich bewährt, zu Testzwecken mit verschiedenen Polyleadern etc. die billigen China-Schussköpfe zu beschaffen, wenn man eine grobe Vorstellung vom benötigten Wurfgewicht hat. Deren Gewichtsangaben sind erfreulich präzise und man kann, ohne viel Geld auszugeben, das passende Schusskopfgewicht für sein Setup ermitteln. Auch würde es nicht so teuer, um eventuell festzustellen, dass das mit dem Skagit doch nichts wäre. :wink:

Anschließend kann man immer noch "was G'schaits" kaufen und erspart sich hoffentlich teure Fehlkäufe.

Ideal wäre es natürlich, gleich bei einem Händler die richtigen Schussköpfe testen zu können, was aber nicht für jeden so einfach zu realisieren ist.

Viele Grüße

Martin
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dreampike
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von dreampike »

Hallo Marvin,

wenn Du Überkopf mit den Hechtstreamern so weit wirfst, dann wird das Setup so schlecht nicht sein. Klar läßt sich durch die eine oder andere Tackle-Veränderung etwas mehr Weite herausholen. Das Hauptproblem bleiben die Masse und ggf. der Luftwiderstand des Hechtstreamers. Beim Überkopfwurf beschleunigst Du ja nicht nur die Schnur, sondern auch den verhältnismäßig schweren Streamer. Wenn der mal auf Fahrt gekommen ist, dann fliegt der beinahe unabhängig von der Schnur. Beim Switchcast oder Rollwurf kannst Du nur die Schnur beschleunigen und diese muß dann noch den ruhenden schweren Streamer abheben und mitnehmen. Der bremst dann und verhindert große Wurfweiten. Ich selber habe es mit immer schwereren Schußköpfen (bis 750 gr.) versucht, es geht zwar weiter, ist aber mit diesen dicken Stricken sehr mühsam und vor allem sehr laut, mir macht das keinen Spaß. Und gefangen habe ich damit nix, wahrscheinlich weil ich zu sehr mit dem Wurfgedöns beschäftigt war und das Ganze ziemlich viel Beunruhigung in das Wasser bringt. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass es Meister der Zunft gibt, die einen 20cm 6/0 Bunny-Streamer per Switch o.ä. ohne Rückraum 25 m rausbringen. Es gibt auch Menschen, die springen 2,30 hoch oder wuchten 300kg Hanteln.
Aber Du hättest auch eine Alternative: Mache zunächst einen Seitenwurf parallel zum Ufer und bringe die Schnur inkl. Streamer per Doppelzug auf Speed. Beim Ablegen versuche die Rute möglichst weit auszulenken und die Schnur in Richtung Seemitte abzulegen. Damit sollte es Dir peu a peu gelingen, die Schnur in einem Winkel zwischen 45 und 60 Grad zum Ufer auszubringen. Das ist zwar nicht so weit raus wie beim Überkopfwurf, aber so 10-15 m sind da mit etwas Übung schon drin.

Wolfgang aus Ismaning
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Guzzifahrer »

Hallo Lars,

habe gerade leider keine Möglichkeit, mich beim Werfen zu filmen. Aber ich vermute hier nicht den Fehler, da ich den Switchcast, gerade beim Fischen auf Bachforelle und Döbel am Bach, sehr häufig verwende.
Ich werde auf jeden Fall mal meine Rute vermessen, dann sehe ich weiter.
@Forstie: Das hört sich auch nicht schlecht an! Vielleicht mache ich es so!
Ein Fachhändler wäre mir eigentlich auch am liebsten, aber im Umkreis von 100 Km ist leider niemand...
@Wolfgang: So schwer ist der Streamer (trocken) eigentlich gar nicht, aber wenn er aus dem Wasser kommt, wird es schon grenzwertig. Deine Taktik klingt auf jeden Fall sinnvoll, sodass ich sie auf jeden Fall versuchen werde. Früher hätte ich einfach eine Spinnrute genommen, aber mittlerweile macht mir das Fliegenfischen so viel Spaß, da reizt es mich, auch bei schwierigen Situationen weiter durchzuhalten.
Danke für Eure Hilfe, tolles Forum!

Viele Grüße
Marvin
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Michael St.
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Michael St. »

Hallo Marvin,

grds. ist die Bullet schon eine komprimierte Leine, die "alte" Variante war aber schwerer in dern jeweiligen Klasse.
Deine Problematik ist einfach, dass die dicken Kaninchen einen zu großen Widerstand haben um leicht mit
einem Wasserwurf transportiert zu werden.
Hier hilft es, auch dass Vorfach den Gegebenheiten anzupassen und auf KEINEN Fall ein zu langes zu fischen.
Dies ist ein sehr wichtiger Faktor beim Fischen mit großen, buschigen, saugfähigen Streamern.

Bei einer Schnur würde ich mir evtl. einmal die Lee Wulff Ambush anschauen. Die Schnur in #8 wäre mit einer
Keule unter 7 Metern und hätte fast 19 Gramm. Dieses komprimierte Gewicht hilft hier deutlich.
Alternativ sind die OPST-Köpfe klasse, ich fische sie selber, müssen aber genau zur Rute und zu deinem
Wurf passen.

Gruß, Michael
Zitat: "Sch.... auf Keule!"
Trockenfliege
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Trockenfliege »

Guzzifahrer hat geschrieben:
Nur ärgerlich, dass ich mir die Bullet extra für mein Problem gekauft hatte (in der Beschreibung stand, die Bullet würde sich bestens für schwere Streamer eignen (!)).

Viele Grüße und Danke für die Hilfe!

Marvin
Ich möchte jetzt wirklich niemandem zu nahe treten, aber irgendwie scheint mir bei vielen Fliegenfischern ein gewisses Grundverständniss für Fliegenschnüre zu fehlen, bzw. man verlässt sich zu schnell auf irgendwelche Aussagen, sei es die von Bekannten oder der Aufschrift auf Verpackungen.
Ein wenig physikalisches Verständniss hat doch jeder Fliegenfischer, dass ist allein durch den Wurf der Fliegenschnur bedingt.

So kann man zb. sehr unterschiedlich getaperte Schnüre als sogenannte Distanzschnüre kaufen: zB. soll die Airflo Expert 40+ sowas sein - aber auch die SA Expert Distance.
Nun haben die beiden aber sehr unterschiedliche Profile: Die Airflow hat ein Triangle taper mit dem Schwerpunkt am Ende der Keule und einer sehr lang auslaufenden Spitze und eine sehr dünne RL.
Die SA hat den Schwerpunkt weit vorne und eine mittellange Spitze und ein extrem langes reartaper. Also vereinfacht gesagt ein umgedrehtes Triangletaper.
Beide werden als Distanzschnüre verkauft - können beide recht haben? Wenn es um das reine Erreichen langer Schnurlängen in der Luft (unabhängig von einer Streckung) geht, dann vielleicht.
Aber im Praxisalltag hat in dieser Disziplin nur eine die Nase vorne: natürlich die SA Expert Distance, die ja auch in den Wettbewerben oder bei der FFF Prüfung verwendet wird.
Denn bei der Airflo liegt der Schwerpunkt zu weit hinten. Dadurch streckt sich die Schnur viel zu schlecht. So ein Profil ist gut zum rollen und switchen mit nicht zu schweren/voluminösen Fliegen, aber es ist keine echte Weitwurfschnur.

Die Bullet hat im Prinzip auch ein TT Profil - Schwerpunkt hinten, lang auslaufende Spitze.
Wenn da die ganze Keule mal draußen ist, lässt sie sich bestimmt gut weit werfen in Bezug auf "viel Nachschnur schiessen lassen". Wie gut sich das aber dann auch streckt hängt vom Werfer ab - abbremsen der auslaufenden Nachschnur bzw. 3. Zug - um dann vorne eine vernünftige Streckung zu erreichen.

Für Rollwürfe mit großen schweren Fliegen ist dieses Profil weniger geeignet, da fehlt die Masse in der Spitze.

Was ist eigentlich der beste Kompromiss zwischen TT und Schwerpunkt vorne? Na, eine parrallele Keule natürlich! Dann habe ich weder ein Übergewicht vorne - nicht so gut für Roll-/Wasserwürfe noch ein Übergewicht hinten - schlecht zum Weitwerfen. Daher ist für mich eine lange Keule mit parrallelem Taper die beste Allroundschnur, wenn man möglichst vielseitige Techniken werfen möchte - sowohl wassergebundene als auch Überkopfwürfe.

Zu deinem Fall, Marvin. Für ausschliessliche Rollwürfe mit Hechtstreamern mit der 8er Agility würde ich dir eine 8/9er Rio Gold empfehlen.
Die hat eine längere, leicht übergewichtige parrallele Keule mit einem kurzen Fronttaper.
Oder auch eine DT 8/9. Die ist allerdings für einen Rollwurf + Schuss nicht so gut geeignet. Auch die Gold könntest nicht mehr viel schiessen lassen können, denn bis man die Keule + Vorfach draußen hat, sind die 15m schon überschritten.
Willst du also eher noch Schnur schiessen lassen, dann musst du die Keulenlänge reduzieren, kannst dann aber das Schnurgewicht pro Meter = Schnurklasse erhöhen.
Das erleichtert dann den Transport großer Streamer auf die Rollentfernungen.
Möchtest du die Schnur aber auch für Überkopfwürfe nutzen, sollte sie etwas leichter ausfallen, also allenfalls die 8er Rio Gold oder eine 8er DT.

Ein Bekannter von mir hat gerade mit dem Fliegenfischen begonnen und fischt hauptsächlich mit kleineren Streamern ( 5-10cm) auf Barsch, event. mal Hecht. Er hat sich die 6er Agility besorgt und ich habe ihm eine 6er und eine 7er DT von mir gegeben.
Er fischt hauptsächlich die 7er, kommt aber inzwischen in Entfernungsberreiche, wo sie etwas zu schwer wird. Dann kann er auf die 6er wechseln.

LG
Reinhard

Da zeitgleich gerade paar neue Beiträge eingetroffen sind: Das von Wofgang angesprochene parrallele Werfen zum Ufer und dann Umlenkung nach draußen mache ich häufig, ist auf allen fälle einen Versuch wert, aber besser mit einer anderen Schnur als der Bullet.

Die Ambush hat auch ein TT Taper, nur sehr verkürzt, würde ich nicht nehmen, Begründung s.o.
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Michael St.
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Michael St. »

Hallo Reinhard,

die Gold ist ok, aber alles andere als eine Großstreamerschnur. Zu dünnes Fronttaper,
zu lange Keule. Dafür ist sie nicht konzipiert.
Aber siehst du, so unterschiedlich sind die Eindrücke.
Die Ambush hat gerade bei dem gewünschten Wurf durch die kurze
Triangle-Keule genau hier ihre Vorzüge.
Hat sie schließlich auch den Ursprung in der Skagit-Fischerei (jep, kurze Keule!).
Und eine DT für große Streamer, das ist meiner Meinung nach total unpassend.
Gerade bei der Fischerei hat mein Freund mir damals als ich noch blutiger Anfänger war,
die Vorteile einer kurzen Keule gezeigt in der Praxis. Wir haben nur mit großen Streamern
am Rhein gefischt. Damals mit einer Lee Wulff Bass - jep, Triangle-Taper und nach wie vor
einer der besten für diese Fischerei.
Man sollte ja schließlich die Leerwürfe reduzieren und die Schnur den Streamer transportieren lassen,
nicht umgekehrt.
Viele Leerwürfe können bei den besagten Fliegen schon gefährlich sein.

Just my two cents...
Gruß Michael
Zitat: "Sch.... auf Keule!"
Trockenfliege
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Trockenfliege »

Michael, es geht hier ausschliesslich um Rollwürfe!
Und Marvin hat ja schon eine kurze Keule mit TT Taper, mit der er nicht zurecht kommt.

Und für Rollwürfe mit großen/sehr großen Fliegen braucht man genug Masse vorne in der Schnur - und die habe ich bei den TT artigen Schnüren, wie die Bullet eine ist, eben nicht. Da ist eine parrallele Keule deutlich besser.
Das Hauptgewicht sollte aber auch nicht vorne sein - SA Expert Distance - da ich sonst mit dem dünneren/leichten Teil der Keule einen starken Impuls auf die schwere Spitze + dem großen Streamer generieren müsste. Und das funktioniert nicht so gut.

Ich besitze verschiedene TT - artige Schnüre, auch eine Ambush, oder auch die Airflow 40+ Expert. ( aus einem Nachlass, ich würde mir sowas nicht kaufen).
Du hast recht, dass die Gold ein dünneres Fronttaper hat: 8er Ambush 1,21mm - 8er Rio gold 1,05mm.
Allerdings hat die Gold schon nach weniger als einem Meter den Durchmesser der Ambush überschritten, nach weniger als 2 m ist die gold schon bei ihrem max. Durchmesser von 1,61 mm. Nach ein paar Metern verjüngt sich dann die Keule leicht auf 1,55mm.
Ich fische viel auf Hecht, allerdings meist überkopf werfend.
Und dafür benutze ich ganz normale Keulen von ca. 10- 11m, parralleler Keule und kurzem Fronttaper.

Ich weiss nicht, wie ihr am Rhein geworfen habt.
Für Überkopfwürfe sind aber echte Bass/Pike taper ( nicht die Wulff Bass, die hat auch TT) in meinen Augen am besten: Das Hauptgewicht/größte Gewicht pro Meter habe ich im Frontbereich, im Prinzip eine umgedrehte Bullet. Sowas ist aber für Rollwürfe mit großen Streamern (Marvins Frage) nicht das Optimale.

LG
Reinhard
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Re: Rollwurf/ Switchcast mit Hechtstreamern

Beitrag von Michael St. »

Trockenfliege hat geschrieben:Michael, es geht hier ausschliesslich um Rollwürfe!
Und für Rollwürfe mit großen/sehr großen Fliegen braucht man genug Masse vorne in der Schnur - und die habe ich bei den TT artigen Schnüren, wie die Bullet eine ist, eben nicht. Da ist eine parrallele Keule deutlich besser.
Hallo Reinhard,

jetzt haben wir's - zwei vollkommen unterschiedliche Denkweisen... Rollwürfe mit SCHWEREN Streamern gehen am optimalsten mit einer KOMPRIMIERTEN Keule zur Runningline. Irgendwie ja auch logisch,
da mehr Masse zur Rutenspitze. Der Energietransfer ist einfach besser.
Wasserwürfe sind meine Welt und ich habe da viel ausprobieren können, müssen, wollen....
Auf Grund unserer unterschiedlichen Empfindungen werde ich mich jetzt auch ausklinken, um nicht für noch mehr Verunsicherung zu sorgen.
Am besten sollte Marvin selber nach Möglichkeit testen, was ihm am besten liegt.

Viele Grüße, Michael
Zitat: "Sch.... auf Keule!"
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