troutcontrol hat geschrieben:Moin,
ich kann zur eigentlichen Frage nichts beitragen, hab aber bei einigen Ausführungen
Trockenfliege hat geschrieben:Die Fliegenschnur kann nur dann einen nennenswerten Impuls auf die Fliegenrute ausüben, wenn ich vorher die Fliegenrute ( und dadurch die Schnur) durch die Rutenhand beschleunigt habe.
oder
... damit ich die Rute möglichst stark aufladen/biegen kann
das Gefühl, dass hinsichtlich der Bedeutung der Rutenladung ein grundlegendes Mißverständnis vorlegen könnte.
Beim Fliegenfischen werfen wir die Schnur - und nicht die Rute.
Es kommt daher
immer auf die "Ladung" (Zugspannung) der Schnur an.
Es gibt lediglich einen einzigen Wurf, bei dem Rute
und Schnur "geladen" sein müssen (Bow & Arrow).
Aus dem Video von T. Hinzmann What the load of a fly rod can perform
Andererseits gibt es alle anderen Würfe (Skagit, Scandi, Overhead etc), bei denen mir eine flexible Rute zwar eine große Hilfe ist, die ich aber vom Prinzip her (= Schnurladung !!!!!) auch mit einem dünnen, unbiegsamen Metallrohr als Verlängerung meines Armes oder sogar gänzlich ohne Rute - also aus der Hand - ausführen könnte. "Rutenladung" eher Fehlanzeige....
Wenn ich auf diesem Bild
jetzt voll durchziehe, hab ich hingegen eine phantastische Rutenladung - und mit etwas Glück komm ich unverletzt aus der Nummer raus, frei nach dem Motto: Rutenladung gelungen, Patient tot.
Rutenladung ist nett, vielleicht werf ich dann sogar noch etwas weiter, ist aber kein Wert an sich.
Grüsse
Ich möchte nochmal kurz auf den eigentlichen Ausgangspunkt meines Threads hinweisen: Es ging um die Behauptung, dass die Rute je nach Wurfart einmal von oben und einmal von unten geladen wird.
Inzwischen waren einige wie auch ich der Ansicht, dass dies nicht zutrifft. Um zu beschreiben, warum ich das als falsch erachte, habe ich paar Dinge angesprochen, die vielleicht mißverständlich rüber kamen oder auch unpassend formuliert waren.
Zum Bow and arrow Wurf und diesem schönen Bild:
Hat da die Schnur wirklich eine eigene Ladung? Ok, die Längsspannung innerhalb der Schnur ( da diese elastisch ist), stellt meiner Meinung nach die einzige Ladung dar, die in der Schnur gespeichert ist.
Alle anderen wirkenden Kräfte sind zum einen die Fixierung der Rute am Boden und zum anderen die Hand, die hinten die Schnur hält.
Wobei in diesem Beispiel die Rute ausnahmsweise mal wirklich von der Spitze her geladen wird, denn hier wirkt nur von dieser Seite eine aktive Kraft!
Ohne diese Bewegung der Hand, bzw. der Beine des Schnurhalters gäbe es auch keine Biegung in der Rute.
Die Schnur ist dabei zum allergrößten Teil nur der Kraftüberträger von der Hand auf die Rutenspitze/Rute.
Warum ich das so sehe?
Was würde denn bei der Situation im Bild passieren, wenn ich absolut gleichzeitig die Schnur an der Fliegenrutenspitze und an der Hand abschneiden würde?
Die in der Schnur gespeicherte Dehnungkraft - "Ladung" würde die Schnur wieder zusammenziehen und wahrscheinlich etwas schlängeln - und dann würde sie einfach zu Boden fallen, oder?
Denn wenn der "Schnurhalter" in seiner Endposition steht und die Hand ruhig hält ist die Schnur genau 2 Kräften ausgesetzt, die an beiden Enden gleich stark ziehen, die beiden "Ladungen" heben sich auf.
Die Schnur ist in der Hauptsache ( + geringe Eigendehnung) nur ein Kraftüberträger.
Und die in diesem System wirklich wirkenden Kräfte sind das Widerlager der Rute im Boden ( das ist in dem Fall der passive Anker) und der Typ, der an der anderen Seite zieht.
Die Fliegenschnur wird beim Wurf erst dann geladen, wenn ich sie in Bewegung setzte - dann verpasse ich ihr kinetische Energie.
Und diese Energie kommt von der Rutenhand.
Zur Frage, warum wir mit einer biegsamen Rute und nicht einem starren Stab werfen.
1. Wir wollen nicht nur werfen, sondern auch drillen, also abfedern.
2. Kürzere, nicht auf max. distanz zielende Würfe sind durch ein mitgehen der Rute besser zu dosieren?
3. Wäre ein komplett starrer Stab, der aber genauso leicht wäre wie eine Fliegenrute nicht besser zum Weitwerfen?:
Das einzige Problem hierbei wäre es, einen weiten, aber geraden Arbeitsweg zu erreichen. Denn um den gleichen max. Arbeitsweg (entsprechend einer Fliegenrute und ca. 180°sind das grob 7m ) und einem linearen Arbeitsweg zu erreichen, dürfte ich die starre Rute nicht winkelig wedeln, sondern müsste diese Distanz per laufen/rennen überbrücken.
Denn die Starrheit des Stabes würde mir bei einem normalen Winkelwurf einen deutlichen Bogen in meinen Arbeitsweg werfen. Die Fliegenrute bügelt das durch biegen aus.
Je kürzer meine starre Rute wäre, desto geringer Würde dieser Bogen ausfallen, desto geringer wäre aber auch der Arbeitsweg.
Aber letztendlich geht es beim (max.) Fliegenwurf um die Geschwindigkeit, die ich der Schnur verpassen kann. Dies kann durch eine schnelle Bewegung der Rutenspitze und durch eine schnelle Bewegung der Schnurhand geschehen.
Jetzt ist die Frage: Was bringt mir die max. Geschwindigkeit der Rutenspitze: Ist es die Rückstellung der Rute durch die Biegung/Ladung der Rute oder wäre eine schnelle Winkelbewegung der Rutenhand mit der starren Rute noch schneller?
Martin, wie kommst du darauf, dass man einen starren Stab nicht laden könne? Natürlich wird der geladen - mit Kinetischer Energie - und da er sich nicht biegt, überträgt er diese kinetische Energie direkt auf die Schnur. Bedeutet die Biegung der Rute nicht eigentlich etwas Energieverlust?
Wie weit spielt hier das Schnurgewicht eine Rolle?
Wir wissen alle, dass eine zu schwere Schnur eine Rute langsam macht, weil ihre Rückstellkraft nicht mehr her gibt.
Im Umkehrschluss kann man sagen, eine zu leichte Schnur macht die Rute schneller, bzw. OHNE Schnur ist die Rute am schnellsten. Ist ja klar..
Die Sache ist nur, dass wir lieber der Rute die Arbeit überlassen.
Um nämlich eine zu leichte Schnur werfen zu können, muss ich den Bewegungsablauf beschleunigen, schnellere Rutenhand und schnellere Zughand - und dadurch bekomme ich letztendlich die schnellere Schnur - nichts anderes ist TTL ( der italienische rasante Wurfstil).
Jo, soweit meine Ausführungen, jetzt haut rein.
LG
Reinhard