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Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 13.11.2020, 16:22
von Salmo-1
Hallo,
Fahrt ans Wasser – die Vorfreude ist groß. Am Wasser angekommen, das Anlegen der Wathose – stopp erst eine Tasse Tee – der Einstieg in die Wathose mit Reißverschluss der Blase geschuldet und der Einstieg in die Watschuhe ist wegen der altermäßigen Körperspannung ein Balanceakt. Die Rute bespannen ist Routine. Der Watstock ist ein Teil meines Körpers geworden, er soll die fehlende Motorik ausgleichen und für festen Stand sorgen. Am Wasser angekommen glatter Spiegel und zarte Aufstiege. Meine Erfahrung sagt: da muss eine 18er Fliege dran. Aber die Motorik meiner Finger lässt nur noch eine 14er Fliege zu. Meine 16er, 18er und 20er Fliegen fristen ihren Alltag in der Vorratstasche im Auto, gebunden im besten Mannesalter. Also umdenken: dann fische ich eben mit der Naßfliege. Die Passage endet an umgestürzten Bäumen. Dem Biber sei Dank. Mein Innerstes sagt mir, das ist die Passage für jüngere Kollegen und ich trolle mich aus dem Wasser.
War ein schöner Tag. So soll es bleiben!

Gruß Heinz

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 13.11.2020, 21:54
von troutcontrol
Schön geschrieben !! :D

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 13.11.2020, 22:14
von Royal Coachman
Hallo Heinz!

Du sprichst mir aus der Seele, es gibt Stellen, da traue ich mich alleine nicht mehr hin.

Hast Du wenigstens was gefangen?

tight lines
RC

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 13.11.2020, 23:14
von Ralli
Hallo Heinz,
da kommt ja was auf mich zu!
Bin zwar noch nicht ganz beim alten Eisen :lol: , Zarte 56 Lenze,aber mit reichlich zu vielen Gramms, Kilos ,Zentner? auf den Rippen muss auch ich mich auf so manches Dilemma einstellen. :badgrin:
18, oder gar 20 haken gehen schon lange nicht mehr, gibt es eigentlich noch stärkere Lesebrillen als 3.0 ?????
Auch die Watstiefel ziehe ich vor , da viel besser anzuziehen :oops:
Und Fliegen anknoten da brauch ich bald einen Trichter für.
Aber, noch läufts!
Grüße Ralli

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 14.11.2020, 18:53
von Maifliege75
Hallo Heinz ,
sehr schön geschrieben. Auch ich möchte sagen : Da kommt noch einiges auf mich zu. Oder um es mit den Worten des großen Helmut Schmidt zu sagen. ,, Man wird alt und klapprig ,, . Aber tröste dich. Dieses Schicksal wird uns alle irgendwann ereilen.

Gruß
Thomas

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 15.11.2020, 11:15
von JoSi
Danke für den Einblick.
Das Problem mit dem Anknoten der Fliegen kenne ich auch schon - die Lesebrille muss mittlerweile immer mit.
Gruß
Josi

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 15.11.2020, 11:30
von superfredi
Da fällt mir etwas aus "galaxy quest" ein:
https://www.youtube.com/watch?v=Pf2wcn22B5w

Weiter so !
Petri Heil
Fred

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 14:24
von Magellan
...?...

... mal die altersbedingten Verschleißerscheinungen beiseite gelassen:

Ich war/bin mit Fliegenfischern in ihren 70ern! Am Wasser die alle Attribute der Watfischerei in einer Bravour meistern und genießen, die manchen Endzwanzigern ratloses Erstaunen ins Gesicht zaubern!

Fit zu bleiben ist möglich bis ins hohe Alter, da gibt‘s keine Entschuldigung. Wer allerdings Sportlicher Betätigungen gleich welcher Art niemals Beachtung geschenkt hat (es braucht kein Gym!) zahlt seinen Preis in den vorschreitenden Lebensjahren...

Agilität auf funktional körperlicher Ebene ist nicht vom Alter abhängig. Ich kann nur jedem der die Freude an seinem Hobby oder besser am „aktiven Leben“ lange erhalten möchte empfehlen, mindestens tägliche Gymnastik in seine Routine aufzunehmen! Es darf gerne auch als Verantwortung unseren Lieben gegenüber aufgefasst werden...

Noch Besser allerdings ist es niemals mit einem gewissen konstanten Grad an Aktivität aufgehört zu haben, deshalb: die es betrifft: hört auf rum zuheulen das der Wanst stört :wink: , gebt Euch einen Ruck, weg vom Bindetisch und ans Wasser, mit dem Rad, zu Fuß oder virtuell, aber danach ne Runde Gymnastik, aller Anfang ist schwer, aber es zahlt sich aus!

Gruß
Ein alter (fitter) Sack

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 14:35
von Emmo
Danke für die Ermutigung, lieber Magellan. Die Perspektive gefällt mir.

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 17:05
von Royal Coachman
Hallo Magellan!

Es gibt nur leider nicht nur die normalen Verschleißerscheinungen, sondern es treten auch z.T. altersbedingte Erkrankungen oder Schädigungen durch Unfälle auf.
Mir hat man mal den Spitznamen "Gecko" gegeben, heute stehe ich an derselben Stelle und denke: da bist Du ohne Sicherung hinübergeklettert, mit der Rute zwischen den Zähnen und da bist Du dann rücklings abgestürzt über 3m ins Wasser, Mitte Oktober bei 10 Grad Lufttemperatur und hast Dich nicht erkältet, obwohl Du das nasse Zeug nicht ausgezogen, sondern nur die Watstiefel ausgeleert und weitergefischt hast?

Brrrrrrrrrrrrrrrr...!

tight lines
RC

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 17:32
von Henning60
....

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 18:20
von Emmo
Ich sehe nicht, dass Magellan Verschleiß, Krankheiten oder Behinderungen abgewertet hat. Meines Erachtens wurde ein Plädoyer ans gesunde Altern formuliert. Wenn ich mir meinen 38 Jahre alten Wanst so anschaue, gibt mir das zu denken. Ein Gedanke, den ich allerdings gerne habe.

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 16.11.2020, 18:44
von MahiMahi
at all,

wir können uns dem Wasser nicht entziehen, der eine so der andere so!
Wichtig dabei ist, dass wir uns gegenseitig respektieren und achten.

Harry

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 17.11.2020, 19:42
von Michl
Hallo,
naja, Heiko, Fit bis ins hohe Alter ist zwar sicher möglich, aber nicht nur davon abhängig ob man sich immer bewegt hat oder nicht.
Verschleiß kommt ja nicht von Bewegungslosigkeit........
Und ganz andere Sachen die man nicht braucht verschwinden vom Bewegen auch nicht.
Ein fitter Kumpel von mir ist vor ein paar Jahren an einem Gehirntumor gestorben.
Das hast Du nicht in der Hand.
Die Fischer in den 70ern fischen noch weil sie das können, die anderen hast Du ja nie kennengelernt.......
Und, ich kenne auch Leute in den 20ern die sich schlechter bewegen als die meisten 60er, aber das liegt nicht daran das die Alten so gelenkig sind, sondern das diese speziellen Jungen so ungelenkig sind. :mrgreen:

Klar ist aber auch das es nicht schadet, wenn man sich im Rahmen des Möglichen bewegt.
Und wenn die Wampe stört, ist wohl in den allermeisten Fällen Abhilfe möglich. :biggrin:

Ich merke auch das manche Sachen halt mittlerweile nicht mehr so gut gehen, die vor ein paar Jahren noch selbstverständlich waren.
Mach ich halt langsamer, anders, oder lass es.
Und 3.0er Lesebrillen gibt es..........
Pauschal ist gar nix, da muss jeder seinen Weg selber finden, wenn es soweit ist.

Ich find den Beitrag von Heinz übrigens klasse, Humor hat er. =D>

Gruß Michl

Re: Einblick in den Alltag eines älteren Flegenfischers

Verfasst: 19.11.2020, 18:18
von Hans.
Hallo allerseits,
dieses Erlebnis mit einem älteren Fliegenfischer, --es ist viele, viele Jahre her--, hatte ich 2010 für das Fliegenfischer-Forum-Buch, erschienen bei fischüberalles.ch, aufgeschrieben:

Der alte Mann und die Wasserkugel
Die kleine Talsperre ist schon lange ein Fly-Only-Gewässer. Die Fliegenfischer haben ihre Ecken zum Hineinwaten und fischen dicht unter der Oberfläche mit Nymphe und Nassfliege auf die fetten, buckelnden Regenbogenforellen. Wenige Tage im Jahr gibt es richtige Stiege, Ring an Ring, da verschwinden die trocken gefischten, großen Elk-Hair-Caddies in weit aufgerissenen Mäulern.
Die Spinnfischer kommen auch. Sie gehen ans dicht bewachsene Steilufer, da, wo die Fliegenfischer nicht ins Wasser können und die Schnur nicht auf richtige Weite bekommen: Weit schießt die Wasserkugel hinaus und wird mit Nymphe oder Streamer am Vorfach wieder eingekurbelt. So leben beide Fraktionen friedlich nebeneinander, und beide fangen ihre Fische.
Eines Tages aber sah ich einen alten Mann die Wasserkugel werfen, gar nicht so irre weit, wie die anderen das immer taten. Nein, die Wasserkugel, vorsichtig geworfen, flog vielleicht 10 oder 15 Meter und blieb dann liegen, was mich erstaunte und neugierig machte. Also ging ich hin zu ihm, um ein Schwätzchen zu halten und mal zu sehen, was da eigentlich los sei. Ich schlenderte am Ufer entlang und kam in seine Nähe. Seine Kleidung war mit Wathose, Weste und Hut absolut fliegenfischertypisch. Kurz und gut, nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten, stellte sich heraus, dass er sein Leben lang begeisterter Fliegenfischer war, aber aus diversen gesundheitlichen Gründen das Werfen mit der Fliegenrute nicht mehr ausführen konnte. Da behalf er sich nun mit der Wasserkugel, wurde aber nicht zum Spinnangler. Immer wieder auswerfen und einkurbeln kam für ihn nicht in Frage! Die Wasserkugel transportierte nur seine Trockenfliege. Diese ließ er im Film stehen oder auch mit dem Wind treiben, immer in der Hoffnung, eine Forelle würde mal vorbeikommen und danach schnappen. So blieb er auf seine Weise, mit der Wasserkugel als Krücke und einer Träne im Knopfloch, dem Fliegenfischen treu.

Gruß
Hans