DerRhöner hat geschrieben:Hallo Alex
Hallo beisammen
Ich glaube wir müssen uns schon bewusst sein, dass für die überwiegende Mehrheit der Fischer die genannten Summen völlig unereichbar sind. Für einen Tag Lachsfischen in Island kann man locker 1 Woche an einem guten Flusssystem in Östereich eine gute Forellenfischerei haben (Bsp. Lachsfischen Island an einer der Rangas vs. Salzach / Bräurup).
Ich kann aus persönlicher Erfahrung berichten, denn ich hatte mal ein paar Jahre lang einen absurd gut bezahlten Job, war zudem Single ohne Verpflichtungen und konnte mir das Lachsfischen in Island leisten. Wobei ich damals zwischen 700 und 1000€ pro Tag gezahlt habe. Die gleichen Gewässer kosten jetzt mindestens das doppelte und sogar das dreifache. Ich habe erst letzte Woche in der Hoffung auf ein paar günstige Corona-Restplätze ein paar Anfragen gestartet, die Preise sind also frisch recherchiert. Dann kommen noch Flug und div. Nebenkosten (Zwischenübernachtungen, Verpflegung, Trinkgelder nach USA-Verständnis, evtl. Mietauto) dazu. Mein Einschätzung ist, dass eine gute Lachsfischerei (gute Fangchancen, Unterkunft, Guiding) in Island derzeit bei Gesamtkosten von 5000 € los geht - ich glaube seeeehr viele unter uns wären froh, wenn dieses Budget für den jährlichen Familiensommerurlaub zur Verfügung hätten. Meine Zeiten als Lachsfischer mit Vollservice in Island sind jedenfalls vorbei, da ich zum einen diesen lukrativen Job nicht mehr habe und zum andern selbst mit diesen finanziellen Möglichkeiten diese Summen nicht mehr zahlen wollen würde.Ich bin nun auch auf der Suche nach Lachsfischen für den "normalen" Lohnempfänger.
Ich unterstütze jede Lohnzahlung an Guides, Köche, Pensionspersonal, denn die müssen oft genug in einer kurzen Sommersaison den Großteil ihres Jahresbudgets erwirtschaften und die liefern bei mir die Leistung ab, die ich spüre. Aber ich glaube wir sind uns einig, dass sich deren Honorare nicht verdreifacht haben. Bleiben die Verpächter der Fischereirechte und die Vermittlungsunternehmen. Für die Grundeigentümer/Verpächter wüsste ich nicht, welche der Fischerei zuordenbaren Kosten in den vergangenen Jahre gestiegen sein sollen. Aber auch denen sei ein moderater Anstieg ihrer Einnahmen als Beitrag zu den Gemeinkosten ihrerer Betriebe vergönnnt. Aber auch hier wieder: 100-200% - nicht im Ernst, oder!? Eher 10-20%.
Bleiben die Veranstalter. Da gibt es sicherlich kleine Anbieter, die auch nur so vor sich hinwursteln, weil sie zu klein sind und in der Regel als Vermittler der Vermittler agieren. Aber mein Eindruck ist, dass die grossen Player, die in der Regel die direkten Geschäftspartner der Landeigentümer sind, enorm gute Margen machen müssen. Das schliesse ich erstens daraus, dass ich von keinem Guide (Koch, Landwirt) weisst, der mit einem vergoldeten Landrover an den Fluss kommt und zum anderen meine ich für den einen oder anderen Inhaber solcher Unternehmen eine Einschätzung dazu haben zu können, dass deren Lebenswandel nicht gerade auf Hungern am Existenzminimum schliessen lässt... Nennt mich einen Sozialromantiker, aber Preiserhöhungen und persönliche Bereicherung ohne nennenswerte Leistung(serhöhungen) kann ich nicht leiden.
Selbst die von mir zunächst als "günstig" genannten 700-1000 € sind enorme Summen für jemanden, der ein durchschnittliches Gehalt hat, ein Häuschen abbezahlt und eine Familie ernährt und respektiere das. Ich finde als Fliegenfischerkollegen, die andere finanzielle und persönliche Umstände haben (oder in meinem Fall hatten), sollten wir uns dessen bewusst sein. Ich finde aus dieser Perspektive sollte man dann entweder dazu beitragen, die Mechanismen zu erklären und zu erläutern, warum etwas so ist, wie es ist und dass in der Tat manche Fischerei für die Meisten von uns unereichbar bleiben wird. Oder natürlich Tipps und konstruktive Vorschläge machen, wie ein Durschnittsverdiener an gute Fischerei kommt (mir fällt leider nichts ein) und welche Leistung man dann für welches Geld bekommen kann. Vielleicht, Alex, magst Du uns hier mal konkrete Vorschläge machen für konkrete Gewässer hinsichtlich Leistungspaket (Unterkunft, Verpflegung, Transport, Guiding), durchschnittliche Fische pro Tag und Fischer (Stichwort: "möglichst viele Lachse, möglichst schnell hintereinander"), Gesamtkosten (inkl. Tips, Flug & sonst. Nebenkosten). Mich würde das für den exklusiven Beat in Schottland bspw. brennend interessieren.
Herzlichen Gruss
Christian
Dein Eindruck täuscht Dich. Wir haben für die West Ranga das zweithöchtste Pachtangebot abgegeben, ca. 1Mio Euro pro Jahr, das höchste Angebot war 1,2 Mio Euro,. DAS WAR DEN GRUNDEIGENTÜMERN ZU WENIG, WESHALB SIE NUN NICHT VERPACHTET HABEN! Schuld an der Entwicklung sind ausländische Firmen, Personen, vornehmlich aus England, die jeden Preis zahlen.
Ich mache natürlich keine Vorschläge wie Du oder irgendwer sein Leben gestaltet, Geld verdient, in Häuser investiert oder Autos fährt, die er normalerweise nicht bezahlen könnte, das sind pers. Vorlieben, das ist reine Privatsache und geht mich nichts an! Aber nur mal so, ich teile mir mit meiner Frau einen VW Polo.
An den schottischen Beat ist für Dich leider kein rankommen, bin zufrieden, dass ich dort fischen darf. Preis ist auch fast wiein Island.
Ich mache auf öffentlich gepostete Anfragen überhaupt keine Angebote, nur soviel ich fische auch für deutlich unter 300 Euro am Tag auf Lachs und es ist für mich die liebste Fischerei in Island, das obwohl ich in gut zwei Wochen wieder einige Tage an der Nordura fische und Ende Juli u.a. an der West.
Alex