Bestand- und Besatzmaßnahmen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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FlyandHunt
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Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von FlyandHunt »

Hallo zusammen,

ich greife hier mal das Thema von Hendrik auf, aus der Rubrik "Purist".
Thema war die Verbuttung und die Bestandsregulierung.

Da ich mit seit letztem Jahr mit 2 Angelfreunden ein Privatstück habe, würde ich dieses gerne in den nächsten Jahren effektiv "aufbauen" - "nutzen".
Auch über den Sommer gibt es genügend und vor allem kühles Wasser.

Rohdaten:
3,5km lang
3-6m durchschnittliche Breite
Tiefe Gumpen bis 1,5m.
Fischarten gefangen: Bachforelle, Döbel, Barsch (Vermute noch Elritze, Koppe, Aal)
Fischbestand: In jedem kleineren "Pool" kann man 2-3 Forellen fangen, lange "Pools" (10-15m) mit einer Tiefe über 1m auch mal gut 7-10 Forellen.
Durchschnittsgröße: 25cm, größte Forelle 45cm.
Besatz: Nur Brutfische jedes Jahr (Gewässer gehört zu einem Förderprogramm, somit Besatzverpflichtung)

Mir scheint, dass es im Durschschnitt sehr viele Forellen gibt. Im letzten Jahr haben wir nichts entnommen, um den Bestand zu sichten, da es das erste Jahr war.
Dieses Jahr würde ich gerne, ggfalls relativ "radikal" viel entnehmen. Dazu schwebt mir im Kopf alles zwischen 30-35cm zu entnehmen.

Was haltet ihr davon, wer hat Erfahrungen?

Viele Grüße
Ferdinand

PS: Falls im falschen Unterforum, bitte verschieben.
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Hawk
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Hawk »

Ich habe hierzulande noch von keinem Forellengewässer gehört in dem sich der Bestand durch starke entnahme besser entwickelt als mit geringer :roll:
Im hohen Norden mag das anders sein, aber da sind die bedingungen auch komplett anders...
Gruß
Sven
MarkusZ
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,

vielleicht solltest Du noch genauer schreiben, was Du unter :
FlyandHunt hat geschrieben: effektiv "aufbauen" - "nutzen".
konkret verstehst.

Da gibt es ggf. unterschiedliche Ansichten zu.
orkdaling

Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von orkdaling »

moin,
Sven, ich musss zugeben das ich keine Ahnung habe von einem norddeutschen Forellenbach, aber schon in meiner Kindheit haben mein Grossvater und seine Kameraden regulierend eingreifen muessen. Das waren zwar Mischgewæsser mit Bafo, Døbel, Æsche, Pløtze, Aland, Barsch, Hecht, Barbe, und die Bestænde haben sehr geschwankt. Teils durch Eingriffe wie teilweise Begradigung, teils andere wasserbauliche Verænderungen (Sperrwehr und Umfluter) aber auch durch gezielte Befischung oder aber Schonung einer Art.
Und das war bereits in den 60iger und 70iger Jahren in Bæchen, Fluessen, Altarmen von Unstrut, Helme, Wipper (Harzer Vorland)
Wir als Kinder wussten immer aus erster Hand wo es nur verbuttete Bestænde gab, besonders in Altarmen. Wir wussten auch wo es kaum noch Døbel oder Barben aber wieder mehr und grosse Forellen gab.
Was danach erfolgte in der sozialistischen Landwirtschaft, das die Gewæsser total vernachlæssigt wurden, darueber brauchen wir nicht diskutieren.
Was spæter erfolgte, da war ich allerdings nicht mehr im Harz und Thueringen unterwegs, war aber auch nicht viel besser.
Ueberduengung, Pflanzenschutz,... die Agrarlobby siegte, auch alles kaputt. Das war dann nach 1990.
Dann ab 2000 keinen Einblick mehr weil es mich in andere Breiten zog, also nordwærts.
Ab und an besuche ich mal Freunde in meiner alten Heimat oder in Berlin/Brandenburg und man geht auch mal fischen.
Gewæsser auf Umsatz getrimmt, mit Rebo und Størhybriden besetzt, Angelkarte guenstig aber Fisch bezahlt nach Gewicht. Natuerlich kann man gleich dort uebernachten und in der angeschlossenen Ræucherei kaufen. Es gibt nur den Zielfisch und davon reichlich.
Ich hatte aber auch die Møglichkeit Strecken zu besuchen wo Otto Normalverbraucher keine Karte bekommt.
Auch da spielte der Artenschutz, Økologie eine Alibifunktion, eigentlich sind es økonomische Gruende die zum Handeln zwangen, wird aber alles unter Pflege verkauft.
Bestands- und Besatzmassnahmen kønnen also die verschiedensten Hintergruende haben. Sicher gibt es auch viele Vereine, Regionen wo das viel besser læuft, wo es saubere Bæche gibt, wo fachgerecht besetzt wird, wo es nicht um Kohle machen geht.

Hier wird generell nicht besetzt, Ausnahme nach Behandlung gegen Krankheiten/Bekæmpfung fremder Arten.
In so einem Lachsfluss ist das wichtigste das "Gytebestansmål" was uebersetzt Laichbestandsziel bedeutet.
Das Laichbestandsziel ist was an weibl. Fischen zur Laichzeit im Fluss ist um soviel zu produzieren das der Bestand gesichert ist.
Je nach Gewæsser ( Einstænde/Wasserstand Sommer und Winter) und Nahrungsangebot liegt das bei 2-4 Eiern auf dem m2 und wird auf die Flussflæche sowie Lachsstamm hochgerechnet.
Hier bei mir geht man von Durchschnittslaichner 4,4kg aus, und das ergibt dann fuer die Orkla 18900kg die nach der Saison im Fluss sein muessen.
Namsen, auch ein bekannter Fluss der viel længer ist sind es 3kg und 15000kg. Grund, die Nebenarme bieten andere Bedingungen und da laichen nur kleinere Fische.
Dieses Laichbestandsziel wird fuer alle Lachsfluesse (ca 450) errechnet, jæhrlich ueberprueft ( Kamera Fischtreppen, Taucher auf den Laichplætzen) und das ergibt dann auch die Entnahmequote fuer die næchten Jahre. Wird das Ziel zb nur zu 2/3 erreicht, weil ein geringer Aufstieg der ja auch jæhrlich schwankt oder weil wenig releast aber mehr entnommen wurde, dann ændert sich die Entnahmequote oder es wird auch gesperrt.
(Das Thema hatten wir vor einiger Zeit - von den aktuell 1361 Fluessen (mit lachs/mefo/saibl.) werden deshalb ca 500 von 2021-2015 nicht frei gegeben.
Gruende sind verschieden, oft wegen mangelnder Angaben zur Bewirtschaftung/Entnahme)
Dem Laichbestandsziel wird also alles untergeordnet, es wird jæhlich ueberprueft, durch Umweltministerium und Inst. fuer Naturforschung berechnet.
Ein Fluss, besonders die nahrungsarmen , kann natuerlich nur eine bestimmte Produktivitæt haben.
Nicht nur Nahrungsangebot, auch Einstænde, die Kollegen Mink und Otter aber auch die Anzahl der Smolts muss beruecksichtigt werden.
Selbst wenn das Laichbestandsziel erreicht wird kann es sein das (was selten vorkommt) zu viele Smolts im Fluss sind und Eier und Bruetlinge dezimiert werden. Oder einem gutem Mefojahr folgt ein schlechtes Lachsjahr, die haben auch Hunger.
Es gibt auch Glueckliche, zb in meiner Nachbarkommune wo nun 2 oder 3 Jahre ein Laichbestand von 200% gezæhlt wurde .
Quote 10 statt 4 Fische/Saison wie an Gaula und Orkla.
Oder , einer meiner Lieblinge nørdlich des Trondheimfjords - Steindalselva/Osen Kommune.
Die haben ( nicht die Behørden sondern die Bewirtschafter) festgelegt das alle weiblichen Fische ab 3kg geschont sind.
Mehr grosse Laichner , mehr Eier und zusætzlich gute Bedingungen fuehrte dazu das du 2 Fische/Tag entnehmen kannst.
Die haben aber auch festgelegt das zwischen 12 und 16 uhr nicht gefischt werden darf.
Warum? Damit in der Zeit (Juni/Juli) wo die Sonne nicht untergeht die Smolts und auch Lachse nicht stændig beunruhigt werden, ihre Einstænde verlassen muessen, der Sonne (UV) ausgesetzt sind. Auch Smolts kønnen "verbrennen".

Wie man sieht, auch ein Ueberbestand (Frassdruck), nicht nur Verbuttung, hat negative Folgen.
Gruss Hendrik
Olaf Kurth
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Olaf Kurth »

Lieber Ferdinand,

vermutlich kenne ich Euer Gewässer, aber das nur am Rande....... 8)
Was meinst Du genau mit "Bestandsregulierung"?

Auch wenn Ihr zu Dritt dort regelmäßig angelt, könnt Ihr nur einen groben Überblick über die reale Populationsdichte verschiedener Fischarten bekommen. Bessere Einsicht bekämt ihr nur durch sehr aufwendige E-Befischung mit mehreren Geräten. Das lässt der Gesetzgeber aber nur in Ausnahmefällen (z.B. Giftunfall, Gewässerumbau) zu. Ich würde an Eurer Stelle sehr regelmäßig Buch führen über eure Fänge, dazu andere Parameter wie Wassertemperatur, Wasserhöhe, Sichtigkeit, etc. für jeden Angeltag genau festhalten und am Ende des Jahres vergleichen und auswerten. Welche Fischnährtiere gibt es in eurem Gewässer? Du könntest das Sohlsubstrat untersuchen, ggfs. den Saprobienindex an unterschiedlichen Bereichen und Jahreszeiten erstellen. Habt ihr geeignete Laichplätze?

Das alles braucht Zeit und viel Geduld, das ist ein längerfristiges Projekt, aber es lohnt, wenn Du dranbleibst.
Warum willst Du gerade die mittleren Tiere von 30-35cm entnehmen?
Das sind doch potentielle Laichfische. Ich würde mein Entnahmefenster in Wildbächen oberhalb von 40cm und unterhalb von 30cm ansetzen. Alles dazwischen würde ich schonen. Mit einer verstärkten Entnahme bewirkst Du bzw. Ihr gor nix.
Ihr vernichtet nur Euren natürlichen Bestand, der sich langsam wieder neu aufbauen muss......

Liebe Grüße

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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trutta1
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von trutta1 »

Hallo Ferdinand,

wir hatten vor längerer Zeit, nach einem Erstbesatz mit Äschen, unseren Bach 3 Jahre komplett gesperrt.
Jedes Jahr wurden alle Veränderungen des Salmonidenbestands dokumentiert. Nach diesen 3 Jahren hatten wir bei den Bachforellen eine sehr hohe Bestandsdichte und insgesamt eine perfekte Alterspyramide.
Die besetzten Äschen wuchsen auch hervorragend ab!
Das ist natürlich auch vom Nahrungsangebot abhängig!
Und in unseren Niederungsbächen gibt es reichlich!
Wie Olaf schon schrieb, ist eine Entnahme der Bachforellen von 30-35cm sicher die schlechteste Lösung.
Meist sind die Bachforellen zwischen 30-40cm die Grundlage für einen stabilen Bestand.
Ich entnehme z.B. im Jahr nicht mehr als 3-5 Bachforellen!
Das sind dann alles Bachforellen über 45cm!
Ich versuche auch immer Milchner zu entnehmen, da große Rogner für die Fortpflanzung wesentlich wichtiger sind!
Dies konnten wir in der Laichzeit des öfteren beobachten.

TL, Frank
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von FlyandHunt »

Guten Morgen
Hawk hat geschrieben:Ich habe hierzulande noch von keinem Forellengewässer gehört in dem sich der Bestand durch starke entnahme besser entwickelt als mit geringer :roll:
Im hohen Norden mag das anders sein, aber da sind die bedingungen auch komplett anders...
Stichwort Verbuttung: meines Erachtens ist in unserem Bach die Alterspyramide nicht gegeben. Warum sollte das hier nicht so sein?
MarkusZ hat geschrieben:FlyandHunt hat geschrieben:
effektiv "aufbauen" - "nutzen".
Eine ordentliche Altersstruktur, die auch selbst den Bestand reguliert und für eigene Nachkommen aufkommt. Dazu auch die Möglichkeit mal einen Traumfisch zu fangen.
Ggfalls auch Äschenbestand wieder ermöglichen.
Olaf Kurth hat geschrieben:Lieber Ferdinand,

vermutlich kenne ich Euer Gewässer, aber das nur am Rande....... 8)

Olaf
Hallo Olaf, ggfalls kennst du es. -> PN

Da es zu einem Förderprogramm gehört, haben wir dei Möglichkeit zu einer E-Befischung. Hoffe wir können die April/Mai mal machen. Da bin ich definitiv gespannt.
Deinen Hinweis mit der genauen Buch-Führung greife ich mal auf. Hat jemand eine gute App?
Laichplätze dürften vorhanden sein, habe aber nicht genau danach geguckt. Es gibt aufjedenfall Kiesstellen.
Dann vielleicht eher die zwischen 25-30 zu entnehmen. Danke für den Hinweis, genau deshalb hatte ich mal hier geschrieben.
Vielleicht dann so 20-30 Forellen aufs Jahr?
trutta1 hat geschrieben: Das sind dann alles Bachforellen über 45cm!
TL, Frank
Ich hätte halt auch gedacht, dass genau die Fische ab 35cm besonders wichtig sind. Daher dachte ich eher dass ich Fische unterhalb entnehme.

Grüße
Ferdinand
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Seymore Trout
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Seymore Trout »

Moin,
ohne solide Fischbestandserhebung - hier mittels Elektrofischerei - können keine belastbaren Aussagen getroffen werden.. insbesondere zur Altersstruktur. Den Punkt
Besatz: Nur Brutfische jedes Jahr (Gewässer gehört zu einem Förderprogramm, somit Besatzverpflichtung)
verstehe ich nicht ganz. Grundsätzlich ist jede Besatzverpflichtung (in Pachtverträgen) überholt und nicht mehr zeitgemäß. Welches Förderprogramm verpflichtet zu Besatz?

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass bei ausreichender Laichplatzqualität die natürliche Reproduktion gegeben und damit Euer Besatz überflüssig bzw. eher schädlich ist. Wenn Ihr das Projekt halbswegs unter Kontrolle habt, würde ich den Besatz einstellen und Ihr merkt vermutlich keinen Unterschied.

Viel Erfolg bei der E-Befischung und viele Grüße,
jens
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Seymore Trout
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Seymore Trout »

Ansatz wäre meiner Einschätzung nach:
1. Struktur des Fischbestandes verstehen (über E-Befischung)
2. Defizite herausarbeiten (z.B. Laichplatzdegradierung, keine/zu wenige Unterstände, etc.), gerne auch immer mit Synergien zur fischereilichen Attraktivität (Stichwort Befischbarkeit)
3. Kontakt zum Träger der Unterhaltungspflicht und Wasserbehörde aufbauen, sachlich argumentieren und auf Wasserrahmenrichtlinie verweisen
4. Bei Problemen Fischereiverband um Unterstützung bitten
5. Maßnahmen ggf. selber in die Hand nehmen

Machen wir recht erfolgreich seit einigen Jahren, kein Besatz, nur über Renaturierung.. alle in der Nähe meckern und bei uns im Verein läuft es rund.. keine falschen Erwartungen, ehrliche Beziehung zur anvertrauten Fischereistrecke.
Zuletzt geändert von Seymore Trout am 15.01.2021, 16:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Hawk »

FlyandHunt hat geschrieben:Guten Morgen
Hawk hat geschrieben:Ich habe hierzulande noch von keinem Forellengewässer gehört in dem sich der Bestand durch starke entnahme besser entwickelt als mit geringer :roll:
Im hohen Norden mag das anders sein, aber da sind die bedingungen auch komplett anders...
Stichwort Verbuttung: meines Erachtens ist in unserem Bach die Alterspyramide nicht gegeben. Warum sollte das hier nicht so sein?
Bei einem Verbutteten bestand gibt es idr. kaum größere Fische. Das scheint hier nicht der Fall zu sein.
Aus dem was du bis jetzt geschrieben hast lese ich folgendes viele Fische im Schnitt 25cm. --> Breiter bestand an ein und zweisömmrigen Fischen.
Genug Fische im Bereich 30-35cm um davon 25-30 Stück zu entnehmen --> mittlere Altersklasse vorhanden.
Große Fische bis 45cm vorhanden (vermutlich auch noch größere da es keine E-befischung gab, mit der Angeln bekommt man ja grade die großen Ausnahmefische nicht unbedingt zu sehen...) --> Spitze der pyramide vorhanden.

Liest sich für mich erstmal nach einem für einen guten Bestand mit normaler Alterspyramide. Eine E-befischung würde ggf. noch genaueren infos geben.

Ich frag mal sorum, was erwartest du denn für einen bestand in einem 3-6m breiten Bach?
Gruß
Sven
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Seymore Trout »

Für die Begründung von Renaturierungsvorhaben immer hilfreich - WebGIS zur Gewässerstrukturgüte. Fokus Bewertungsparameter Sohle z.B... angenommen Euer Gewässer wäre in NRW
https://www.elwasweb.nrw.de
Ansonsten sollte jede Umweltverwaltung der Bundesländer einen ähnlichen Dienst anbieten
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Olaf Kurth »

FlyandHunt hat geschrieben:Deinen Hinweis mit der genauen Buch-Führung greife ich mal auf. Hat jemand eine gute App?
Ich kenne keine App für diese Bereiche, lieber Ferdinand,

aber es kann sie in irgendeinem Landesverband natürlich geben. In meinen Unterlagen habe ich bestimmt noch einen offiziellen Bestandserfassungsbogen unseres Landesfischereiverbandes. Dort sind alle Gewässer-Parameter in einer Tabelle aufgeführt und können bei jedem Besuch ausgefüllt werden. So erhälst Du und Deine Mitpächter am Ende des Jahres aussagekräftige Infos. Erfassungsbögen für Fließgewässer muss es aber auch im Netz geben.......

Der oben von Jens aufgeführte link zu Elwas Datenanwendung für Gewässern in NRW ist sehr informativ. Vielleicht findest Du ja etwas vergleichbares für Dein Gewässer.
Bleib gesund.

Liebe Grüße

Olaf
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Norman506 »

Hallo,


Ihr solltet euch mal mit dem Thema biologische Gewässeruntersuchung einlesen, anhand der Nahrung kann man den Ertrag recht gut abschätzen.
Dein Verein macht das für seine Gewässer schon lange, und zufällig kenne ich jemanden der das für die Schelde seit Jahren macht ich habe ne Excel Tabelle dazu, die dir sowohl die Gewässer Güte als auch den geschätzten Ertrag auswirft...



Tl

Norman

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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von trutta1 »

Hallo Ferdinand,

natürlich sind das zumeist auch die besten Laichfische.
Aber da muss man schon Schaden/Nutzen gegenüberstellen.
Ab einer gewissen Größe sind Bachforellen ausgesprochene Räuber, die auch den eigenen Nachwuchs dezimieren.
Deshalb auch die Schonung größerer Rogner!
Größere Milchner sind für die Fortpflanzung nicht allzu wichtig!
Kleinere geschlechtsreife Milchner können das ebenso!⅝
Komisch was man hier so alles schreibt!!!
Die Entnahme einiger dieser Fische ist bei uns kein Problem,
so lange die Alterspyramide stabil bleibt.
Das setzt natürlich Kenntnis über den Nährtier- und Fischbestand voraus.

TL, Frank
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Re: Bestand- und Besatzmaßnahmen

Beitrag von Michl »

Moin,
kann nur dazu raten die E-Befischung abzuwarten und dann zu entscheiden.
In der Regel kommen da Dinge zum Vorschein die man nicht erwartet........
Gerade das Aufkommen von Elritzen ist wichtig für eine Einschätzung des Potentials, das ist Winternahrung für größere Forellen.
Genauso wichtig ist die Bestandsaufnahme der verfügbaren Insekten.

Warum Du über eine gesteigerte Entnahme nachdenkst erschließt sich mir nicht, eine Verbuttung ist nach Deinen Angaben für mich nicht erkennbar.
Im Endeffekt liest sich das für mich als hättest Du da ein großes Los gezogen, da solltest Du eher sehr maßvoll entnehmen.
(10 Forellen bis 45 in einem Gumpen, da wären viele Fischer auf den Knien.......)

Zum Thema große Fische entnehmen, wurde hier ja auch schon des öfteren thematisiert, die größeren produzieren auch vitaleren Laich und sind genetisch wertvoll, sonst wären sie nicht groß geworden.
Und Forellen sind wie alle anderen Fische auch Opportunisten, eine schnelle Jungforelle jagen ist anstrengender als vorbeitreibende Nahrung aufzunehmen, ich bin der Meinung Kannibalismus wird diesbezüglich überschätzt.
Wenn nix anderes da ist sieht das anders aus, ab 60 cm möglicherweise auch.
Daher also eher schonen.
Wenn überhaupt, dann einen Milchner entnehmen, das sehe ich wie Frank.

Wir bewirtschaften seit etwa 20 Jahren einen Bach ähnlicher Breite, aber nicht so tief, und reltiv nahrungsarm, weil im Sandstein.
Restriktive (nicht keine!) Entnahme hat defintiv da nicht geschadet.


Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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