Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Wie der Name schon sagt: Vor der Haustür fischt es sich fast immer am besten. In Deutschland gibt es eine Vielzahl großartiger "Fliegenwasser". Habt Ihr Fragen oder wollt Ihr eine Empfehlung aussprechen?

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trutta1
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Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Liebe Fliegenfischer,

endlich konnte ich mal wieder die Saison an den Bächen meiner alten Heimat eröffnen.
Wochenlang fieberte ich dem Tag entgegen und ahnte nicht im geringsten, was ich zum ersten Mal seit 40 Jahren erleben würde.
Am 1. April stand ich am Ufer eines Niederungsbachs in dem seit einiger Zeit sogar Junglachse ausgesetzt werden. Hier gab es früher mal einen ausgezeichneten Bestand an Bachforellen und Äschen.
Ich kenne mich dort wirklich sehr gut aus, hatte aber bis auf eine Ausnahme, keinerlei Fischkontakt.
Die Bachforelle, die ich landen konnte, hatte einen völlig vernarbten Rückenbereich. Die relativ frischen Wunden waren klar vom Kormoran verursacht worden. Ich setzte die gut 40cm Bachforelle zurück, konnte da aber noch nicht ahnen, dass es der einzige Fisch bleiben sollte.
Am Nachmittag fuhr ich noch zu zwei anderen Bächen, mit gleichem Ergebnis.
3 mir bekannte Spinnfischer die ich traf und nach ihren Ergebnissen fragte, hatten gar keinen Erfolg.

Da ich einige Tage Urlaub hatte, fuhr ich am 2.April an die Bode. Es ist schon einige Jahre her, dass ich so frühzeitig die Bode besuchte. Aber ich wollte nicht nur die allen bekannte Bodestrecke zwischen Treseburg und Altenbrak befischen, sondern ganz gezielt die Bode unterhalb von Quedlinburg.
Da ich dort aber völlig erfolglos war, versuchte ich mein Glück doch noch an altbewährter Strecke.
Genug Fliegenfischer waren auch unterwegs.
Aber jeder den ich fragte, hatte die gleiche Antwort parat. Es wurden kaum Forellen gefangen und wenn, dann kleine und viele verletzte.
Ich selbst konnte 5 Bachforellen überlisten, wovon vielleicht 2 knappe das Maß hatten.
3 von den Forellen hatten Bisswunden vom Kormoran.
Natürlich kann man auch den Wetterumschwung für die Beissflaute verantwortlich machen.
Als ich im Harz ankam, waren es lediglich 2 Grad.
Aber Forellen kann man dort immer sehr gut von den reichlich vorhandenen Brücken beobachten.
Nur da war nix!
Also nochmals Standortwechsel. Die Selke war ja auch in Reichweite!
Aber dort angekommen, dass gleiche Bild.
Herrlich klares und vor allem reichlich Wasser, aber völlig Fischlos.
Wo ich vor ein paar Jahren noch viele Forellen, auch Jungfische beobachten konnte, war jetzt Totenstille!
Seit 40 Jahren befische ich diese Bäche und habe noch nie solch einen traurigen Saisonstart erlebt.
Mir geht's hier nicht in erster Linie um den Fangerfolg. Bei mir steht das Naturerlebnis immer an erster Stelle. Nur dazu gehören auch intakte Gewässer!
Wenn diese nur noch durch massive Besatzmaßnahmen zu erhalten sind, läuft einiges falsch. Da nützt auch keine Durchgängigkeit der Bäche und Flüsse!
Die Bemühungen der ortsansässigen Fischereivereine, die einstmals in Massen vorkommenden Äschen wieder anzusiedeln, sind nach einem etwas strengeren Winter, gescheitert!

Wirklich traurig!

TL, Frank
Zuletzt geändert von trutta1 am 12.04.2021, 16:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von Norman506 »

Wenn dann noch der Otter um die Ecke schaut, wird es ganz eng...

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trutta1
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Kann schon sein, dass ein Otter den Bestand an Forellen dezimieren kann.
Auslöschen wird er den Bestand ganz sicher nicht!
Wir haben nicht nur einen Otter, sondern auch ausgebüxte Minke, die den Bestand nie vernichten konnten.
Wir hatten aber einen Bf- Bestand der sich selbst reproduziert und somit auf die Gegebenheiten eingestellt war!
Besatzfische....ja das war ein Festmahl für den Otter!
Dem Angriff der schwarzen Pest sind die Forellen Chancenlos ausgeliefert!
Wenn dann noch der Räumungstrupp am Bach erscheint und die letzten überhängenden Erlenäste absäbelt, wars das!

TL, Frank
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Emmo

Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von Emmo »

Das ist wirklich traurig. Dann bleibt in einigen Jahren wohl nur noch Put and Take in unseren schönen Salmonidengewässern. Aber teils haben wir diese Verhältnisse ja bereits. Unser Vereinsvorstand sagte letztes Jahr, eine Woche nach Saisonbeginn könne man dann ja zeigen, was man kann, wenn der frische Besatz rausgefangen ist...
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von drehteufel »

Hallo Frank,

das klingt nicht gut, was Du da schreibst.
Ich hatte schon befürchtet, dass nach dem Wintereinbruch mit zugefrorenen Seen die Bäche leergeräumt werden und Deine Ausführungen machen nicht wirklich Mut. Wobei die Saisoneröffnung an der Bode schon öfter recht mäßig verlief, was den Fangerfolg angeht.
In welcher Gegend an der Selke warst Du?

Gruß,
Marco
fjorden
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von fjorden »

Hallo,
ich kenne die Bode nicht. Ein extremer Kälteeinbruch in einem Gewässer in ähnlicher Höhe, das ich jahrelang befischt habe, lies jedoch auch den Eindruck entstehen, dass keine Forelle in diesem Bach ist.
Gruß
Fjorden
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trutta1
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Hallo Marco,
an der FF- Strecke bei Hoym.
Eigentlich eine top Strecke, an der ich immer gut gefangen habe. Aber da war nichts, kein flüchtenden Fisch, den ich aufgescheucht hätte, nein rein gar nichts!
Und das war dort mal richtig klasse...und Äschen
...naja das war einmal!


TL, Frank
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trutta1
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Habe soeben eine Nachricht eines sehr gut befreundeten FF aus dem Norden S/A erhalten.
Auch in diesen Niederungsbächen das gleiche.
Kaum einer der Bäche hat den Einfall der schwarzen Vögel gut überstanden.
Wie gerade einmal zwei Wochen mit kälteren Temperaturen ausreichen, komplette Bestände auszulöschen, finde ich sehr bedenklich.
Da passt doch ganz klar die Relation von Beutetieren zu Beutegreifern nicht mehr!
Und da muss man spätestens jetzt ganz einfach eingreifen!
Oder wieviel Steuergelder wollen wir dem schwarzen Vogel in den Schnabel schieben??
Lachs und Meerforellenbesatz hin oder her, wenn's so weitergeht, wird eh kein Smolt die Nord oder Ostsee erreichen!

Traurige Grüße,
Frank
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Absolut richtig, was Du schreibst, Frank.

Das Verhältnis von Fischen und Fischfressern passt nicht mehr. Die Bestände von Kormoran, Gänsesäger, Fischreiher und Otter haben mittlerweile so zugenommen, daß wenn die stehenden Gewässer und Teiche zufrieren, sich alle Fischfresser auf die Fließgewässer konzentrieren und die gefährdeten Bachforellen und noch mehr gefährdeteten Bachforellen-Bestände in vielen Gewässern reduziert oder sogar ganz vernichtet werden.

Hier im Süden, im Grenzgebiet Bayern/Österreich auch ähnliche Situationen. Habe im dieses Jahr zweimal ein einen Bach (Privatgewässer) mit selbst reproduzierenden Bachforellen befischt, der seit Jahren keinen Besatz bekommen hat und trotzdem immer voll von Fischen aller Altersklassen war. Überall konnte man Fische und deren Aktivitäten sehen und auch auch fangen. Der Bach wurde kaum befischt, die Entnahme von Fischen übers Jahr war annähernd null.
An zwei Tagen konnte ich keinen einzigen Fisch sehen, geschweige denn fangen. Nicht in den Gumpen, nicht von den Brücken oder erhöhten Stellen am Wasser und auch keinerlei Aktivitäten feststellen.
Konnte mir nie vostellen, daß es sowas geben könnte!

Ich wohne ganz in der Nähe und man sieht dort auch keine Fischreiher und Gänsesäger mehr, die man früher dort regelmäßig sehen konnte. Leider auch keine Eisvögel mehr, die haben offensichtlich auch nichts mehr zu fressen.
Wasseramseln dagegen sieht man viele, was ein Zeichen ist, daß genug Nahrung für sie und auch für die Fische vorhanden wäre.

Die Bestände der Fisch-Fresser müssen so reduziert werden, daß auch in kalten Wintern, wo Seen und Teiche zufrieren, die Bestände der Fließgewässer eine reelle Chance haben, zu überleben.
Artenschutz muss auch für Fische gelten!

LG Sepp
MarkusZ
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,

wenn man direkt betroffen ist und die Veränderungen live mitbekommt, sieht man das schon anders als NABU und Konsorten.

Die beharren ja felsenfest darauf, dass die Bestandsrückgänge einzelner Fischarten nicht an den Vögeln, sondern an Gewässerverschmutzung und Verbauung liegen. Angebliche Schäden durch fischfressende Vögel etc. können nicht exakt belegt werden und wissenschaftliche Erkenntnisse würden von der Fischerei völlig ignoriert. Alles nur populistische Propaganda.

Bei uns war bis Mitte der 90er die Äsche der Leitfisch im Gewässer und in sehr hohen Stückzahlen und allen Größenklassen vorhanden. Mit dem Auftauchen der Kormorangeschwader nahm der Bestand dann von Jahr zu Jahr rapide ab. Mittlerweile werden gar keine mehr gefangen.

Die Wasserqualität ist im gleichen Zeitraum besser geworden, ein Querbauwerk wurde beseitigt, Fischaufstiegshilfen wurden gebaut und das Habitat wurde durch wasserbauliche Maßnahmen aufgewertet.

Ist aber natürlich nur ne Beobachtung und kein Beweis, was den Bestandszusammenbruch tatsächlich verursacht hat. Dazu hätte man ja detaillierte, wissenschaftlich fundierte Erfassungen der einzelnen Parameter und deren Änderungen über mehrere Jahre betreiben müssen.

Bachforellen werden übrigens mehr gefangen als früher. Allerdings nur von April bis Mitte September und die sind fast alle gleich groß und sehen gleich aus. Erzählen zumindest die Kollegen, ich selber angle dort schon seit Jahren nicht mehr.

Interessant war die Aussage eines Naturschützers: "Wenn die Äschen dem Kormoran nicht standhalten, war der Bestand nicht natürlich." In der Natur pendelt sich ja angeblich imer ein Gleichgewicht ein.
fjorden
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von fjorden »

Hallo,
wenn die Bäche natürlich belassen sind mit entsprechendem Baumbestand und Totholz, dann hat der kormoran auch keine Chance. Ich kenne die Bode nicht, kann mir aber nicht vorstellen, das der kormoran im Oberlauf auftaucht. In den Gewässern, die ich befische und kenne, ist ein Bestandsrückgang eher im Befischungsdruck und den Entnahmeregelungen zu sehen. Die Bode im Oberlauf, die sehr ähnlich dem Bach ist, den ich jahrzehntelang gepachtet hatte, ist m.W. nur mit Besatzmassnahmen, wie an den meisten Bächen, "wirtschaftlich" ergiebig. Im Oberlauf halten sich jedoch in der Regel keine besetzten Fische. Nach dem ersten Hochwasser werden diese abgetrieben. Die Gründe für einen Bestandsrückgang sind vielfältig und meistens leider bei uns selber zu finden.
Gruß
Fjorden
MarkusZ
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von MarkusZ »

Hallo,
fjorden hat geschrieben:Die Gründe für einen Bestandsrückgang sind vielfältig
Man müsste eben den Bestand und die verschiedenen Einflussfaktoren sowie Veränderung regelmäßig messen, dokumentieren und auswerten.

Sonst bleibt eben nur der persönliche Eindruck und Vermutungen.

Ich hab schon gehört, dass in einigen kormorangeschädigten Gewässern manche Fischarten anfangen ihre Verhaltensweisen zu ändern.
Das klappt aber wahrscheinlich nur, wenn es sich überwiegend um Naturbestände handelt, die noch genügend Potential und Rückzugsgebiete im Gewässer haben.

Bäche mit dichtem Baumbestand, Totholz etc. sind da evtl. besser geschützt, als Gewässer die frei durch Wiesen/Kulturlandschaft fließen.
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Hallo Fjorden,
die Quellflüsse Warme und Kalte Bode liegen beide auf einer Höhe von knapp 500m. Also oberhalb der Talsperren!
2006/7 wurden dort die ersten Kormorane gesichtet. 2009 konnte der Oberharzer Fischereiverein keine Laichfische zum abstreifen im gesamten oberen Bodebereich für das Bruthaus in Königshütte fangen.
Dieser Bodebereich, den ich immer sehr gern befischt habe, soll heute nahezu Fischleer sein!
Es handelt sich dort zwar um einen Mittelgebirgsbach, der aber in großen Abschnitten wie ein Wiesenbach in einem Hochtal herrliche Mäander ausgebildet hat. Durch fehlende Deckung und spärlichen Baumbewuchs geradezu einladend für die Kormorane.
Früher kamen dort auch Hasel und Elritze in großen Schwärmen vor!
Und kapitale Bachforellen brauchte und konnte man hier nie erwarten! Dafür war das Fischen in diesem Hochtal immer ein Naturerlebnis in einem intakten Lebensraum.
Der Kormoran kommt überall hin, wenn er hungrig ist! Und wenn's so weitergeht werden selbst die Hochtäler der Alpen nicht ausreichend Schutz bieten!

TL, Frank
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von drehteufel »

trutta1 hat geschrieben:Hallo Marco,
an der FF- Strecke bei Hoym.
Eigentlich eine top Strecke, an der ich immer gut gefangen habe. Aber da war nichts, kein flüchtenden Fisch, den ich aufgescheucht hätte, nein rein gar nichts!
Und das war dort mal richtig klasse...und Äschen
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TL, Frank
Hallo Frank,

die Hoymer Strecke kenne ich nur am Rande, da ich meist oberhalb bei Ermsleben/Meisdorf unterwegs war. Auch dort gab es etwa bis Mitte der 90er Jahre ein sensationelles Äschen-Vorkommen...bis der schwarze Vogel auftauchte.
Selbst einige von uns lassen sich ja mittlerweile gern einreden, dass der Kormoran nicht die Ursache für den Rückgang sei, sondern schlechtere Wasserqualität, Verbauungen etc.. Merkwürdig ist dabei nur, dass das Verschwinden der Äschen quasi über wenige Tage an mehreren Bächen gleichzeitig auftrat und nicht etwa ein schleichender Prozess war. Ich habe Selke, Thyra, Helme jahrelang befischt und an keinem einzigen Gewässer gab es neue Verbauungen, Verunreinigungen etc.. Für mich ist auch sehr schwer vorstellbar, dass solche Veränderungen zeitgleich an mehreren Gewässern aufgetreten sein sollen.
Der Kormoraneinfall im Winter, als die Seen zugefroren waren, ist hingegen nachweisbar belegt. Das war die einzige Variable, die sich geändert hatte. Die Vögel sind in Mengen selbst in Ortschaften gesichtet worden, weil sie vor Hunger jegliche Scheu verloren hatten und haben auch die Ortsstrecken der Bäche geplündert. Ich persönlich kannte den Kormoran als Bewohner des Binnenlands bis etwa Mitte der 90er gar nicht und hatte auch vorher nie welche an den Gewässern in Sachsen-Anhalt gesehen.
Für mich reicht das als Nachweis aus, dass der Kormoran die Äschen auf dem Gewissen hat, zumindest an den Bächen, die ich befische.
Das zutrauliche Wesen der Äsche und ihre Neigung, auch in freien Gewässerabschnitten zu leben, hat den Vögeln natürlich in die Karten gespielt.

Gruß,
Marco
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Re: Saisonstart an der Bode und den Niederungsbächen in S/A

Beitrag von trutta1 »

Hallo Marco,

auch ich kannte den Kormoran aus den 70- und 80-ern nur als Küstenvogel, der vor allem an den Boddengewässern heimisch war.
Wohl so Mitte der 80-er wurden die ersten Exemplare an den mecklenburgischen Seen gesichtet. Was damals als positive Entwicklung unserer Fauna für alle Ornitologen mit offenen Armen entgegengenommen wurde, hat sich in den Jahren danach zur Katastrophe für alle Fischarten entwickelt!
Jahr für Jahr bewegte sich der schwarze Vogel weiter südwärts!
Selbst die großen Seen Mecklenburgs konnten die immer wachsenden Kolonien nicht mehr ausreichend ernähren.
Was im Sommer kein Problem war, entwickelte sich in kalten Wintern zur Katastrophe. Um nicht zu verhungern, verließen die Kormorane ihre angestammte Heimat( die Seen waren ja zugefroren) und entdeckten zb. in der Elbe-Saale- Mulde Region perfekte Bedingungen.
Also blieben und vermehren sie sich reichlich!
Bis auch diese Flüsse an ihre Grenzen kamen.
Dies belegen Funde von toten Kormoranen an der Elbe. Erstickt an maßigen Zandern, die sie natürlich kaum hinunter bekamen. Beim Versuch sie wieder hervorzuwürgen erstickten sie!
Ganz schlimm wird es in den Jahren, wenn sich auf den großen Flüssen Treibeis bildet. Dann meiden die Kormorane auch diese und die Reise geht weiter zu den schnellfließenden Bächen!

Und die Ornitologen und der NABU freuen sich über die Neuankömmlinge im Süden der Republik!

TL, Frank
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