Hans. hat geschrieben: ↑13.04.2021, 17:27
Hallo allerseits,
habe heute einen kleinen Knotentest durchgeführt: 0,165er Trouthunter FC vs. 0,16er Stroft GTM.
Tragkraftangaben der Hersteller: Trouthunter FC 2,7kg, Stroft GTM 3,0 kg
Drei Knoten: Perfektion Loop, erweiterter Clinch und Orvis Knoten.
Am Vorfachring angeknotet, bzw. die Schlaufe des Perfektion Loop dort eingeschlauft. Dann mit bloßen Händen gezogen. Jeweils 5 X wiederholt.
Das Ergebnis bei allen Knoten gleich: Um den Knoten zu sprengen musste ich beim Stroft GTM wesentlich kräftiger ziehen als beim Trouthunter FC. Der Unterschied ist so groß, den merkt jeder auch ohne irgendein Messgerät. Ich war erschrocken, wie relativ leicht das FC futsch war. Das zur Info!
Vielleicht gibt es ja einen Spezialknoten für FC? So jedenfalls ist das nix.
Grüße
Hans
Hallo allerseits,
Im April 2021 hatte ich mit obigem Text diesen Faden eingeleitet. Ich lasse so etwas aber nicht gerne stehen, wenn sich für mich nach einer gewissen Zeit die Dinge anders entwickeln. Also, Trouthunter Fluorocarbon kommt von mir noch mal auf Tapet, …..um es zu rehabilitieren!
Wie das??? Ich hatte plötzlich Interesse, das Zeug mit ans Wasser zu nehmen. Nicht ohne Grund, denn das Wasser ist z. Zt. klar, die Sonne scheint hell den ganzen Tag. Vielleicht hat FC bei diesen Verhältnissen ja wirklich seine Vorteile. Der liebste Bereich für mich ist dort, wo der Bach sechs Meter breit wird, übers Knie hinaus tief ist, am Rand auch mal bis zum Po. Kiesgrund. Eine einzige Sorte Wasserpflanzen bildet grüne Teppiche und hält das Sediment fest. Da kann man kaum durchwaten, die Watschuhe verschwinden im weichen Untergrund. Also immer schön drum herum, soweit es nur irgendwie geht. Das Ufer durchweg steil und hoch und mit Büschen und Bäumen bewachsen. Die Strömung ist relativ kräftig, aber nicht unruhig, eine typische Äschenregion, wenn es denn Äschen geben würde.
In diesem Bereich fische ich immer wieder mal stundenlang stromauf mit der Trockenfliege, auch wenn kaum Aktivitäten zu beobachten sind. Ein paar Forellen lassen sich immer rauskitzeln, mal mehr, mal weniger. Das Schonmaß liegt bei 35cm. Vor Jahren ist eine 40+ mit nach Hause gekommen. Richtige Trophyfische erwarte ich nicht. Trouthunter FC fürs Tippet erscheint somit ungefährlich. Gesagt, getan. Das Vorfach hat die anderthalbfache Rutenlänge, wobei 120cm auf das Tippet entfallen, welches am Vorfachring mit dem doppelt geschlauften Clinch angeknüpft ist, die 12er Rehhaarfliege mit dem Orvis Knoten. Nun müssen feine Präsentationen her, verdächtige Stellen gibt es zu Hauff an beiden Uferseiten, unter den Büschen und ausladenden Ästen, unter den Traufen der Bäume, und keine Lücke in den Unterwasserpflanzen darf ausgelassen werden. So geht es Schritt für Schritt vorwärts. Durchaus mit kleinem Erfolg: Ein paar Bachforellen lassen sich überlisten, die größte hat um die 30cm. Trouthunter FC hat natürlich gehalten, es waren ja auch keine echten Herausforderungen dabei.
Ein paar Tage später entdecke ich auf Youtube den Norweger Svein Robergshagen, der vom Äschenfischen erzählt. Und was hat er am Lanyard? Zwei Spulen Trouthunter FC, eine davon 4x, bei der anderen kann ich es nicht erkennen. Und darunter eine dritte Spule in Orange, das ist Trouthunter Nylon. Also weißte, wenn jemand im Äschentraumland Norwegen mit diesem Zeug unterwegs ist, wo man tatsächlich mit großen Fischen rechnen muss, verdammt noch mal, so doof kann dieses Fluozeugs von Trouthunter dann doch nicht sein, oder????
Also beim nächsten Fischzug weitergemacht damit. Und dann kam es: In der Mitte des Baches verschwindet die Fliege mit einem feinen Schlürfer, still und leise, ganz unspektakulär, so nehmen eher die Großen als die Kleinen, denke ich. Die Rute gehoben, die Fliege sitzt und eine gewaltige Äsche zischt mit der Strömung flussab. Mit hoch erhobener Rute verhindere ich die Flucht ins Kraut. Jetzt zieht sie nach links ans Ufer, den Strömungsdruck brutal ausnutzend. Mit krassem Seitenzug kann ich sie dort wegbugsieren, wieder geht es über den Bach, Kraut!, Rute hoch!, und schon ist sie am anderen Ufer. Seitenzug in die andere Richtung, und so geht es ein paar Mal heftig, wirklich heftig hin und her. Meine Güte, was für ein Fisch! Und dann dieser Drill auf engem Raum! Ausgerechnet jetzt mit Trouthunter FC als Tippet! Die Rute fast ein Halbkreis, die Schnur gespannt wie nix. Aber dann gewinne ich die Oberhand, kann sie heranholen und keschern, puuhhh… Ich nehme sie heraus und halte sie mit dem Kopf gegen die Strömung. Ganz ruhig bleibt sie eine Weile in meiner Hand. Ich kann das Maßband daneben in der Strömung flattern lassen und glaube es nicht. Sie hat knapp 50cm, was für eine Wahnsinnsüberraschung!!! Und Trouthunter FC hat gehalten!!!
Das hat mich veranlasst, noch einmal in die Materie einzusteigen und ich habe mir den 2012er Tippettest von George Anderson endlich mal genau übersetzt. Neben vielen Aspekten vielleicht folgendes daraus:
Das FC von Trouthunter und Seaguar Grand Max hat als einziges auf dem Markt eine Doppelstruktur. Ein hochdichtes „Innenharz“ (interior resin) verbessert die Zugfestigkeit, während das weichere „Außenharz“ (exterior resin) die Knotenfestigkeit erhöht. Hier verbindet sich das Beste aus zwei Welten.
Der Tippet-Shootout war am Ende auch ein Knoten-Shootout. Die Knotenfestigkeit schwankte von Knoten zu Knoten erheblich, die Festigkeit nahm um 20 – 30% ab, bei manchen FC-Marken sogar um 50%.
Ein Blick in die Knotentabelle zeigt, dass ich mit meinen beiden verwendeten Knoten richtig lag:
Trout Hunter FC 4X: gemessene Zugfestigkeit 7,06 lbs. Der Double Clinch erreicht 5,22 lbs = 74%, der Orvis Knot erreicht 4,92 lbs. = 69,7%.
Bei Stroft GTM 4,5X sieht das so aus: Zugfestigkeit 8,13 lbs. Double Clinch 5,57 lbs = 68,5%, Orvis Knot nur 4,89 lbs. = 60,2%
Dazu kommt noch, das FC weniger Wasser aufnimmt als Nylon. Die Bruchfestigkeit nahm bei nassem FC nur um 3 – 5 % ab, bei Nylon aber um bis zu 20% !
So weit erst einmal. Es lohnt sich, den Test in Gänze anzuschauen.
Wenn ich das alles in einen Topf werfe, die Erfahrung am Wasser, die Ergebnisse des Tests, und, ja klar, auch den netten Norweger, so bleibt das Trouthunter FC in meiner Weste, und ich werde es ohne Schiss gerne und ausgiebig fischen. Das war es von mir nochmal zu diesem Thema.
Gruß in die Runde
Hans
Die Knoten im Test:
https://www.yellowstoneangler.com/gear- ... son-chart/
Der Test selber:
https://www.yellowstoneangler.com/gear- ... -shootout/
Der nette Norweger:
https://www.youtube.com/watch?v=NBpjmwOOitQ