Versorgung gefangener Fische: Von Vernunft und Kulinarik

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Emmo

Versorgung gefangener Fische: Von Vernunft und Kulinarik

Beitrag von Emmo »

Moin liebe Leute,

nun bin ich mittlerweile ultraleicht unterwegs. Aus dem noch immer viel zu großen Rucksack ist nun eine kleine Tasche geworden, in der ich bis auf Kescher und Rute alles verstauen kann, was ich brauche. Aber, oh Schreck, sollte ich mal einen Fisch fangen und auch noch entnehmen, wie soll ich den denn jetzt nach Hause bekommen? Eine klein gefaltete Plastiktüte will mir nicht behagen. Eine kleine Kühltasche könnte man im (selten benutzten) Auto oder am (meistens genutzten) Fahrrad hinterlegen. Aber bis dahin? Früher war immer Platz im Rucksack: Eingeschlagen in Folie in einem extra Fach mit kleinem Kühlakku.

Nun bin ich mir sicher, dass auch Andere vor dem Problem standen. Was sind denn eure Ideen dazu? Gibt es da eine stilistisch ansprechende Lösung, eine kleine aber feine Tasche in angemessener Optik, die klein zu falten ist und isoliert, oder ähnliches?
Zuletzt geändert von Emmo am 06.06.2021, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Harald aus LEV
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Emmo,
da gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Stilistisch ansprechend wäre z.B. ein Weidenkörbchen, in dem du Deinen Kleinkram transportieren kannst. Und wenn Dir Fortuna hold ist und Du einen Fisch fängst, kannst Du ihn dort hinein betten.
Entweder in ein Bett aus Gras, oder in ein sehr großes Blatt eingewickelt, oder so wie ich es gerne mache...
In dem genannten Körbchen befindet sich eine kleine Plastiktüte, in der ein Baumwolltuch steckt. Nach Fang und Versorgen des Fisches, kommen Kiemen und Eingeweide in das Plastiksäckchen. Das Baumwolltuch wird ins Wasser getaucht und ausgedrückt, sodass es noch feucht ist. Darin wird der Fisch eingeschlagen und in das Körbchen gelegt. Durch den Schatten des Weidengeflechts und die Verdunstungskälte des Tuches bleibt der Fisch frisch. Wenn Du länger unterwegs bist, solltest Du das Tuch ab und zu erneut ins Wasser tauchen und ausdrücken.

2. Wenn Du kein Weidenkörbchen erwerben möchtest, lege einfach einen Baumwollbeutel in Deine kleine Tasche. Nach dem Fang verfährst Du damit, wie mit o.g. Baumwolltuch.

3. Wenn die Fische größer sein sollten z.B. Meerforellen, Lachs, Hecht... Nehme einfach ein Stück dickere Schnur mit. Ziehe die Schnur durch beide Kiemen, knote die Enden zusammen und trage den Fisch an der Schnur.

4. Hast Du mehrere Fische gefangen, nimm einen entsprechend langen Stock. Nun kannst Du entscheiden, ob Du lieber die Schnur oder den Stock durch die Kiemen der Fische schiebst. Dann knote jedes Schnurende an jeweils ein Ende des Stockes. So kannst Du die Fische Tragen - entweder den Stock oder die Schnur als Griff.

Punkt 3 und 4 eignen sich natürlich auch für kleinere Fische.

Gruß
Harald
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Emmo

Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Emmo »

Moin Harald,

vielen lieben Dank, da fehlt mir wohl tatsächlich die Beobachtung erfahrener Fischer. Das klingt wirklich zauberhaft. Einen Weidenkorb würde ich gerne erstmal vermeiden, aber ja, Baumwollbeutel, super Idee! Das hätte ich mir auch denken können. :)

Die anderen Möglichkeiten klingen auf jeden Fall sehr rustikal, das passt mir gut! Da werde ich mir vielleicht mal einen schönen Riemen für den Kescherstock basteln, das wäre ja die einfachste und multifunktionale Variante.
fjorden
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von fjorden »

Hallo,
ich habe am Forellenbach auch immer Baumwolltücher oder Beutel genutzt. Habe die in einer Art Netzbeutel aus Baumwolle, den ich umhängen konnte transportiert. Tasche oder Rucksack fand ich immer störend. Baumwolltücher und Tasche waren in der Rückentasche der Watweste. Zander und Meerforellen kommen an einen Transportring. Im Auto wartet für ü 60 Fische ein Stoffbeutel, kleinere werden in den Schußkorb gelegt.
Gruß
Fjorden
Trockenfliege
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Trockenfliege »

Ich habe dafür immer ein kleines Keschernetz verwendet, je nach Jahreszeit noch mit Baumwolltuch.
Das kann dann mit einem Karabiner - Watgürtel, Angeltasche ect. - fixiert werden. Das Keschernetz aus Kunststofffäden ist leicht, leicht zu reinigen und nimmt ungenutzt kaum Platz weg.

LG
Reinhard
Emmo

Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Emmo »

Oh, das geht natürlich auch. Gute Ideen, danke euch beiden! :)
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Hans.
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Hans. »

Frank war nie ohne Korb unterwegs.....
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Man muss nicht alles mitmachen...
Emmo

Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Emmo »

Stilistisch auf jeden Fall ansprechend. :) Langfristig sicher eine Option.
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DerRhöner
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von DerRhöner »

Hallo allerseits

Ich plädiere sehr für die Methode mit der Schnur, aus viel Erfahrung, denn ich esse gerne Fisch und ernähre mich auf Reisen mit dem Camper aus den Wassern, die ich befische (meist natürlich dort, wo Fische grösser und zahlreicher sind als in D).

Mein Grossvater - der war Metzger - hat mir immer eingebläut, dass Tiere gut ausbluten müssen wenn man sie mit Genuss essen will. Also hänge ich den Fisch erst am Schwanz auf (Arbeitsablauf: Fisch in Netz - Schlaufe, Priest und Messer bereit legen - Beäubungsschlag - Schlaufe über Schwanz ziehen - Kiemenschnitt - Aufhängen) und nach 15 Minuten fädele ich die Schlaufe für den Transport durch die Kiemen. Die Schlaufe habe ich vorbereitet dabei, ist ungefähr ein "O" das ich mir einmal über Hand und Ellenbogen gelegt habe. Und dann um Schwanzwurzel halt doppeln - weiss nicht wie ich das erklären soll, einfach am Handgelenk der Holden oder Füssen der Kinderlein üben ;-) Die Schnur geht nach dem Einsatz in die Waschmaschine und müffelt auch nicht mehr.

Ausserdem habe ich immer einen Karabiner und mehrere Schlaufen dabei, die aneinander gehängt als Verlängerung dienen können. An heissen Tagen hänge ich den Fisch unter Wasser irgendwo fest oder ziehe ihn bei tiefem Waten am Watgürtel mit der Verlängerung hinter mir her. Das verhindert auch, dass Fliegen dran gehen. Foto wie das mit der Schlaufe aussieht hier: http://www.fliegenfischer-forum.de/island05.html Wobei das mit einer 35 Forelle genauso geht.

Die Sache mit dem nassen Jute-Beutel finde ich minimal weniger elegant, hat aber den Vorteil, dass man den Fisch ausserhalb des Wasser auch gut feucht halten kann und Fliegen (die legen ihre Eier im Sommer schneller in die Kiemen als Du gucken kannst) nicht rangehen.


Herzliche Grüße

Christian
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Harald aus LEV
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Christian,
das mit dem Ausbluten wurde mir auch immer wieder gesagt. Deshalb nehme ich den Fisch direkt nach dem Fang aus - inklusive der Kiemen. Deshalb der Plastikbeutel in den die Innereien kommen.
Das mit dem Anbinden am Gürtel und mitziehen beim Waten habe ich auch schon praktiziert. Ich hatte dabei ein wenig das Gefühl, mit dem Hund Gassi zu gehen :D.
Ich kann bestätigen, dass das bei heißem Wetter eine adäquate Methode ist den Fisch frisch zu halten.

Gruß
Harald
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von DerRhöner »

Hallo Harald

Ich verstehe die Logik mit dem Ausnehmen und die hat ihre Berechtigung. Insbesondere weil sofort mit dem Tod Zersetzungsprozesse starten. Das geht in der Regel zwar nicht soooo schnell, dass bis zum Abend was passieren würde, aber es ist - sofern der Fisch mit offener Bauchhöle dann sauber gelagert wird - sicherlich besser.

Die Sache mit dem Ausbluten ist aber eine andere Baustelle, denn man will das Blut aus der Muskulatur bekommen. Die Innereien haben darauf wenig Einfluss. Vor allem bei grossen Fischen sieht man gut, wenn sie schlecht ausgeblutet wurden, da gibt es dann Blutgerinsel im Filet. Den Gesetzten der Schwerkraft folgend sollte man also die Öffnung des Kreislaufs als untersten Punkt haben, ergo den Fisch am Schwanz halten/hängen. Damit fliesst das meiste gut ab und der Rest sammelt sich in Kiemen und Kopf, da stört es nicht.

So viel von den Weisheiten des Metzgersenkels. ;-)

Das Gassigehgefühl kenne ich. Ich halte es auch nicht für unterhaltsam, aber solange das Wasser tief genug ist, sodass er nicht über den Grund schleift, für vertretbar. Ich hab mal mit einem Guide gefischt, der fand dass in seinen Lachsfluss keine Meerforellen gehören (so um die 4 Pfund waren die). Da wurde jeder abgemurkst und der hat sie sich direkt durch die Kiemen auf den Watgürtel gefädelt, weil es nichts dabei hatte. Am Ende waren es 5! (ja, die Assoziation mit dem Bananen-Röckchen ist nicht verkehrt) Ich fand das gelinde gesagt rustikal... Aber immerhin hat er die später kulinarisch verwertet. Nur das ist sicher nicht, wie wir in der Öffentlichkeit gesehen werden sollten!

Gruß

Christian
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orkdaling

Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von orkdaling »

Moin,
da hat der Metzgerenkel wohl Recht, Fleisch (egal ob Fisch oder Wild) soll ausbluten, darum Kehlschnitt und kopfueber aufhængen.
Ideal wære kuehl im Schatten, feuchtes Tuch wegen der Verdunstungskælte, auch kønnen die ausgebluteten und ausgenommenen Fische unter feuchtem Gras/Moss lagern ohne Schaden zu nehmen.
Wenn die Fische nicht richtig ausbluten ist zumindest die Fleischqualitæt erheblich schlechter.
Ich hab mal einen guten Lachs kuehl gelagert und trotzdem war anschliessend die eine Filetseite (die untere) blutig rot, die andere dagegen normal. (nach knapp2 Std.!)
Die Zersetzung hat natuerlich was mit dem Eiweiss- und Fettgehalt zu tun. So ein Magerfisch wie Dorsch hælt længer durch , eine Makrele oder auch Meerforelle sind dagegen schnell verdorben und bereits nach kurzer Zeit beginnt sich der Magen-Darm-Trakt zu zersetzen. Natuerlich auch wieder temperaturabhængig.

Darum lasse ich kopfueber ausbluten , dann im Schatten aufgehægt mit Tuch oder Laub drueber und nehme den Fisch auf dem Rueckweg mit.
Forellen in der Pfannengrøsse lagern aber sicher sehr gut in einem luftigem Korb mit feuchtem Gras oder Tuch.
Ring oder Schnur durch die Kiemen . ok wenn man in der See watet und nicht gleich raus will, aber nicht gerade hilfreich fuer die Fleichqualitæt.
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Harald aus LEV »

DerRhöner hat geschrieben:Hallo Harald
Die Sache mit dem Ausbluten ist aber eine andere Baustelle, denn man will das Blut aus der Muskulatur bekommen. Die Innereien haben darauf wenig Einfluss. Vor allem bei grossen Fischen sieht man gut, wenn sie schlecht ausgeblutet wurden, da gibt es dann Blutgerinsel im Filet. Den Gesetzten der Schwerkraft folgend sollte man also die Öffnung des Kreislaufs als untersten Punkt haben, ergo den Fisch am Schwanz halten/hängen. Damit fliesst das meiste gut ab und der Rest sammelt sich in Kiemen und Kopf, da stört es nicht.
Hallo Christian,
danke für die Erläuterungen des Metzgerenkels. :) Das war mir so bislang nicht bekannt.
Ich nehme sie halt direkt aus, damit Magentrakt, Niere, Galle, Darm und Kiemen keinen Schaden anrichten können.
Am Bach/Fluss kommen sie dann in den feuchten Baumwolllappen eingeschlagen mit dem Bauch nach unten in den Weidenkorb.
DerRhöner hat geschrieben: Das Gassigehgefühl kenne ich. Ich halte es auch nicht für unterhaltsam, aber solange das Wasser tief genug ist, sodass er nicht über den Grund schleift, für vertretbar.
Für mich war es damals auch die bestmögliche Art und Weise den Fisch frisch zuhalten. Ihn irgendwo abzulegen oder in einen Baum zu hängen wäre wegen reger Frequentierung nicht optimal gewesen.
DerRhöner hat geschrieben:Ich hab mal mit einem Guide gefischt, der fand dass in seinen Lachsfluss keine Meerforellen gehören (so um die 4 Pfund waren die). Da wurde jeder abgemurkst und der hat sie sich direkt durch die Kiemen auf den Watgürtel gefädelt, weil es nichts dabei hatte. Am Ende waren es 5! (ja, die Assoziation mit dem Bananen-Röckchen ist nicht verkehrt) Ich fand das gelinde gesagt rustikal... Aber immerhin hat er die später kulinarisch verwertet. Nur das ist sicher nicht, wie wir in der Öffentlichkeit gesehen werden sollten!
Das Verhalten des Guides finde ich gelinde gesagt fragwürdig. Aber der Vergleich mit dem Bananenröckchen gefällt mir. :badgrin:

Gruß
Harald
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Emmo

Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von Emmo »

Vielen Dank für eure Diskussion, da nehme ich doch gerne was draus mit.

Nur diese Bilder vom Forellenröckchen muss ich jetzt noch aus dem Kopf kriegen. #-o
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DerRhöner
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Re: Transport gefangener Fische bei leichtem Gepäck

Beitrag von DerRhöner »

Würde gerne noch ergänzen:

Was Hendrik schreibt ist der extreme Fall und verdeutlicht sehr gut das Prinzip, dass das Blut der Schwerkraft folgt und sich im Fleisch einlagert, wenn es am tiefsten Punkt keinen Ausgang findet.

Wir kennen das übrigends alle abstrakt aus dem Krimi, wenn der Gerichtsmediziner von Totenflecken spricht. :shock: Und die wollen wir nicht auf unserem Teller.

Gruss, Christian
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