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Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 21.06.2021, 11:21
von Harald aus LEV
Hallo,

ein guter Bekannter von mir hat kürzlich mit dem Fliegenfischen begonnen.
Jetzt hat er die Gelegenheit, nach Kamtschatka zu fliegen und dort zu fischen.
Er wird am Kamtschatka-River und an einem kleineren Fluss (für deren Verhältnisse) fischen können.
Laut Aussage des Veranstalters kommen folgende Fischarten vor.
Silberlachs, Saibling, Japanischer Saibling, Dolly Varden Saibling, Kamtschatka-Regenbogenforelle, Äsche.

Zu Regenbogen und Äsche empfiehlt der Veranstalter Fliegenruten in # 4-6 und Rehhaarsedges und Klinkhammer.

Zu den Saiblingen gibt er keine Empfehlungen bzgl. Fliegengerät.
Da ist die Rede von Sbiro-Ruten 3,30m - 4,60m, 30-60gr Wurfgewicht, Hauptschnur 0,18-0,25, Vorfach 0,10-0,20, Haken 6-8.

Zu den Lachsen gibt's gar keine Empfehlung.

Da ich selbst noch nicht in Kamtschatka war und die Verhältnisse nicht kenne, benötige ich Euer Schwarmwissen.
Ist eine Ausrüstung 4-6 für die Saiblinge ausreichend, oder sollte es etwas stärker sein?
Ist für die Silberlachse eine Zweihand angesagt? 12 - 13 Fuß, #8? Oder ganz anderes Zeugs.
Welche Schnüre dürften in den Sommermonaten vorteilhaft sein
und schließlich welche Fliegenmuster sollte er dabei haben.
Ich nehme an, dass er gepäckmäßig eingeschränkt sein wird.

Vielen Dank im voraus.

Gruß
Harald

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 21.06.2021, 14:49
von Harald aus LEV
Das ist der Kamtschatka-Fluss
Zentral-Kamtschatka-1-Jagdgebiet-2.jpg
Zentral-Kamtschatka-1-Jagdgebiet-2.jpg (359.53 KiB) 1205 mal betrachtet

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 21.06.2021, 14:52
von Michael.
Hallo Harald,

sehr viele nützliche Infos für seine Reise kann sich Dein Bekannter aus unseren Russland-Reiseberichten hier ziehen: http://www.fliegenfischer-forum.de/russasie.html

<< Ist eine Ausrüstung 4-6 für die Saiblinge ausreichend, oder sollte es etwas stärker sein? >>

Für "normale" Saiblinge aller Art, also in Gewichtsklassen von 1-5 kg würde ich 9' Ruten #6 (bis 7) empfehlen. Schwimm- und Sinktipschnüre und Vorfächer mit 0,30mm Spitzen. Diverse "bunte" Fliegen. Sollte mit dem "Japanischen Saibling" der Kundsha bzw. "White Spotted Arctic Char" gemeint sein, der bekanntlich Gewichte bis zu 18kg erreichen kann: diesen würde ich mit 9' Ruten nicht unter #8 anfischen.

<< Ist für die Silberlachse eine Zweihand angesagt? 12 - 13 Fuß, #8? Oder ganz anderes Zeugs.>>

Wir haben Hunderte von Silber- und Ketalachsen bis um 10kg mit Einhandruten in '9 und #9 gefangen. Dies wäre auch meine Empfehlung. Bunte Pazifiklachsfliegen aller Art. Um die Drills der sehr starken Fische nicht unnötig in die Länge zu ziehen und um die von uns favorisierte die Handlandung & Release im tiefen Wasser durchzuführen, haben wir mit Vorfachspitzen von 0,45mm gefischt, das gibt Reserven!

<< Welche Schnüre dürften in den Sommermonaten vorteilhaft sein >>

Passende Sinktipschnüre oder auch Vollsinker um 300 grains (die Fliegen müssen bei dieser Art von Lachs- und Saiblingsfischen runter!). Ansonsten für flach stehende Fische und Trockenfliegenfischen Schwimmschnüre.

<< und schließlich welche Fliegenmuster sollte er dabei haben.>>

Bunte Pazifiklachsfliegen aller Art, beschwert und unbeschwert, ein paar normale Forellen-Streamer (gedeckte und knallige Farben) und Trockenfliegen (größere Rehhaarsedges und Klinkhammer sind bestimmt immer eine gute Empfehlung). Auch ein paar trockene Mäuse und Tschnobyl Ants mitnehmen.

Gruß
Michael

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 21.06.2021, 15:04
von Harald aus LEV
Hallo Michael,

vielen Dank. Das sind Super-Antworten = geballte Information kurz und knapp.
Klasse!!

Gruß
Harald

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 21.06.2021, 22:29
von Fliifi-Sepp
Über Kamtschatka und generell über den Osten von Rußland gibt es auch meiner Sicht viel zu wenige Berichte zum Thema Fliegenfischen. Es soll dort ja weltweit die meisten unterschiedlichen Salmoniden geben.
Insofern könnte es ja das Fliegenfischer-Paradies überhaupt sein. Potentiell für mich damit interessanter als abgelegene Gebiete in Nord- oder Südamerika.
Vielleicht berichtest Du mal wie die Erlebnisse Deines Bekannten waren, wenn er wieder zurück ist? Oder er macht das selber?

Aber vorher steht für mich noch Norwegen in der Gegend von Hendrik auf der Agenda. Zu neugierig bin ich darauf, wie die dortigen Fische auf meine bisherigen Fliegenfischer-Erfahrungen reagieren. Werde das aber ohne große Erwartungs-Haltung angehen. Norwegen kenne ich bisher noch gar nicht und es ist ja auch interessant, einen ersten Eindruck von einem Land und den Menschen die dort wohnen, am äußeren nördlichen Rand von Europa zu bekommen.

LG Sepp

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 22.06.2021, 10:12
von Harald aus LEV
Hallo Sepp,
wie ich oben geschrieben habe, war ich auch noch nicht in Kamtschatka oder sonst irgendwo in Russland.
Mein Bekannter wird sicherlich berichten, wie es war. Dann teile ich das gerne hier.

Gruß
Harald

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 22.06.2021, 13:25
von orkdaling
Moin,
war auch noch nicht dort , nur bis Ural gekommen.
Aber generell, die Cohos, die Buckligen, oder generell die Pazifischen møgen es etwas "bunter"
Micha hat gute Erfahrungen mit der #9 EH gemacht.
Ich ziehe oft mit Switch #7/8 los. Von Gewicht der Keulen etwa vergleichbar nur kann ich damit auch Unterhand und længere Køpfe werfen, wenn mal wieder kein Platz zum wedeln ist. Problem ist dabei allerdings die Schnurfuehrung wenn man auf Entfernung fischt, mit einer længeren Rute læsst sich besser fuehren und menden wenn zb die Schnur auf der anderen Seite laufen soll.
Das zweite Problem ist die Stripperei wenn die Montage ausgetrieben ist. Egal ob EH oder Switch oder DH mit Skagit, die Montage ( Kopf+Vorfach und auch Kopf +Poly oder Wechselspitze ist ja viel kuerzer als ein Kopf oder Vollschnur fuer Scandi/Spey oder gar Long Belly.
Im Durchschnitt EH/Skagit um 8m (belly) aber bei Scandi /Spey12 m und LB gehen ab 16m los.
Genau diese Differenz muss ich ja nach dem austreiben erstmal einstrippen. Oder anders gesagt, wenn die Fliege an der langen Leine schon wieder fischt da strippt der mit der kurzen Leine noch.
Man muss halt immer sehen was unter den gegebenen Bedingungen die beste Løsung ist !
Gruss Hendrik

Ach einer geht noch. Als ich mal mit der Switch bei wenig Wasser tiefe Løcher mit S3/S4 angeworfen habe, da fragte mich doch so ein Komiker ob ich keine richtige Lachsrute habe. Nach dem Durchgang gings an die schnellen breiten Reiselbereiche, 16ft Rute, LB mit 18m Kopflænge, 15ft Vorfach (ca 27m).
Austreiben lassen, Cirkle oder Snapp um die Schnur vor zu legen, und ab die post so das die Fliege genau in der Rinne landet ( Dauer 2 sek)
Ich glaube der rætselt heute noch warum mal 11ft und danach 16ft Rute, warum mal S3/S4 und danach Floater.

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 22.06.2021, 15:23
von Harald aus LEV
Hallo Hendrik,
danke für Deine Infos.
Es ist so, dass er gerade mit Fliegenfischen beginnt und wahrscheinlich im Transporthubschrauber der Platz sehr begrenzt ist. Daher kann er höchstwahrscheinlich nicht so viel Tackle mitnehmen.
Ich persönlich hätte auch für die Lachse zur 12# Zweihand getippt. Aber zwei Einhandruten z.B. #7 u. #9 dürften kompakter sein. Die kann er später vielseitig für andere Aufgaben verwenden. Außerdem fängt er gerade mit dem Fliegenfischen an. Er macht seine Sache an der Einhand sehr gut. Von daher finde ich Michaels Setup günstiger.
Werde mich aber mit ihm besprechen. Vielleicht wird's ja doch ne kurze Zweihand, wenn er erst einmal damit geworfen hat ;-).

Das ist das schöne an diesem Forum, dass man kompetente Antworten auf seine Fragen bekommt und nicht mit Infos hinter dem Berg gehalten wird.

Gruß
Harald

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 22.06.2021, 15:54
von DerRhöner
Hallo

(Disclaimer: Ich war noch nicht da, kenne nur Alaska,Yukon & BC)

Also wenn Dein Kollege keine 2Hand werfen und es auch bis dahin nicht mehr lernen kann, soll er sie zuhause lassen. Vermutlich gibt es auf dem Trip genug Kollegen, die ihm mal eine zum Versuchen leihen. Falls er das aber kann finde ich eine #12 viel zu überdimensioniert. Ich kann mir kaum vorstellen, wofür man heute noch im Süsswasser eine 12er Rute braucht. Ich glaube für das was da auf ihn zukommt, sollte eine 7/8 oder max 9er genügen, so um die 12 Fuss. Wobei 2Hand vorrangig Distanzzwecke und Thema Ermüdungserscheinungen hat und nicht so sehr von der grösse der Fische abhängt.

Ich würde für diesem Trip eine 1Hand in #5/6 und 9 Fuss (normale Saiblinge und Äschen) , eine 1Hand in #7/8 und 10 Fuss (grosse Saiblinge und bis mittlere Lachse) und eine 2Hand in #8 und 12 Fuss (Grosslachse bis Schwarzbär) mitnehmen. Wobei ich bei Platzknappheit zuerst auf die 2Hand und dann auf die kleine 1Hand verzichten würde, dafür dann viele verschiedene Schnüre auf diese einzige Rute. Ich hab diese drei Ruten schon mal zusammen in ein einziges Rohr gebracht. Wenn man puzzlet, geht das und man muss ja nur einmal ein- und auspacken.

Ich würde mit einem Schnurkonzept von Floating für die kleine Rute gehen, darauf können auch schwere Hymphen, Streamer und ein kleines Stück T9 gehen. Für die mittlere Rute würde ich eine Intermediate nehmen, die man mit T14 auch noch tiefer bringt. Eventuell auch hierfür ein SK-System. Für die 2Hand ein SK-System, das mit entsprechenden Tips von Float bis fast sinking alles abdeckt. Kann man auf 2 Rollen reduzieren, denn eine 7er Intermediate kann man auch an eine RunningLine einschlaufen.

Was die Fliegenwahl angeht, schliesse ich mich den Vorrednern an.

Gruss

Christian

Re: Kamtschatka zum ersten Mal

Verfasst: 23.06.2021, 14:59
von Harald aus LEV
Hallo Christian,
das mit der 12# war ein Tippfehler von mir, sorry. Das sollte heißen 12' - auf der Tatstatur nicht zwischen Groß- u. Kleinschreibung umgeschaltet :doubt:
Und die dann in #8, genau wie Du es schreibst.
Danke für die weiteren Tipps.

Gruß
Harald